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BLKÖ:Rubeš, Franz Jaromiř

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 206. (Quelle)
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Rubeš, Franz Jaromiř (čechischer Poet, geb. zu Čižkow im Taborer Kreise Böhmens am 19. Jänner 1814, gest. am 10. August 1853). Von seinem Geburtsorte Čižkow, wo sein Vater als Bräuer lebte, nahm er den Pseudonym Čižkowsky an, dessen er sich öfter bei seinen Arbeiten bediente. Die Normalschule besuchte er zu Čerhenic, im Jahre 1826 kam er auf das Gymnasium nach Deutschbrod, wo er insbesondere die deutsche Sprache erlernte. Im Jahre 1832 bezog er die Prager Hochschule, beendete daselbst die philosophischen Studien und betrat schon damals mit poetischen[WS 1] Arbeiten das Gebiet der čechischen Literatur. Dem Wunsche seiner Eltern, die ihn zum Geistlichen machen wollten, entsprechend, trat er nun in das Prager Priester-Seminar, welches er aber, da ihm dieser aufgedrungene Beruf widerstrebte, nach zwei Jahren wieder verließ, worauf er bei dem Postmeister in Bystritz eine Erzieherstelle übernahm. Zwei Jahre versah er diese Stelle und dann begab er sich nach Prag, wo er das Studium der Rechte begann, zugleich aber im Hause eines Herrn Borecki eine Hofmeisterstelle übernahm. Nachdem er im Jahre 1845 die Rechtsstudien beendet, trat er als Accessist bei dem Prager Magistrate ein. Im nämlichen Jahre [207] noch wurde er Actuar beim Prager Oberlandesgerichte und im Jahre 1847 Syndycus in Načerad; bei der im Jahre 1850 stattgehabten neuen Organisirung erhielt er eine provisorische Adjunctenstelle bei dem Kreisgerichte in Kuttenberg, von wo er als Adjunct zum Prager Landesgerichte und im Jahre 1852 nach Skutsch kam. Aber schon seit längerer Zeit, seit 1849 lungenleidend, entwickelte sich nun seine Krankheit immer stärker und raffte ihn im J. 1853 im Alter von erst 39 Jahren hin. Als Beamter war R. pflichtgetreu, fleißig, so daß er selbst seine literarischen Neigungen seinem amtlichen Berufe zum Opfer brachte; aber nicht in dieser Eigenschaft erscheint er in diesem Lexikon. Wie schon bemerkt worden, versuchte er sich frühzeitig auf belletristischem Gebiete, und schon im Jahre 1834 schrieb er für die čechische Zeitschrift „Die Blüthen“ (Květy) mehrere poetische Kleinigkeiten, wie z. B. die Pilgerfahrt des Lebens (pout života), eine Elegie auf den Tod Kamaryt’s u. dgl. m., woraus eine schöne poetische Begabung sprach. Mehrere Declamationsstücke, die er bisher nur in Freundeskreisen vortrug, fanden so entschiedenen Beifall, daß ihn seine Freunde überredeten, sie im Drucke herauszugeben; so veröffentlichte er zuerst im Almanache „Der Frühling“ (vesna) 1837 seine Dichtung: „Der Blumenkrieg“ (květinovalka) und gab 1837 das erste Heft seiner Declamationsstücke [die Titel seiner Schriften folgen auf der nächsten Spalte] heraus, welchem bis 1847 noch fünf andere folgten. Auch arbeitete er noch an den belletristischen Zeitschriften „Die Biene“ (Včela, an den schon erwähnten „Blüthen“ und am „Vaterlandsfreund“ (Vlastimil) mit, in welch letzterem von ihm der Aufsatz: „Der Mensch, das kleine Räthsel“ (Člověk malá pohádka) als Gegenstück zu einem von Amerling verfaßten Aufsatze: „Der Mensch das große Räthsel (člověk veliká pohadká) erschien. Auch versuchte sich R. auf dramatischem Gebiete und schrieb ein Drama, betitelt: „Marie“, das sich gut lesen ließ, aber bei der Aufführung abfiel, so daß R. beschloß, es umzuarbeiten. Aber dieser Vorsatz, wie die Vollendung mehrerer begonnenen Arbeiten kam, da der Tod ihn vor der Zeit überraschte, nicht zur Ausführung. Auch entzog ihn in den letzten Lebensjahren sein amtlicher Beruf seinen literarischen Arbeiten, so daß er wohl Manches anfing, aber nicht mehr vollendete. Die Titel der von R. herausgegebenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Deklamovanky a písně. Šest svazků“, d. i. Declamationsstücke und Dichtungen. Sechs Hefte (Prag 1837–1847, Pospišil, 8°.), sie sind in den ersten Band seiner Gesammelten Schriften (Spisy) aufgenommen, überdieß aber in 2. Auflage in 6 Heften, 1841–1854, erschienen; – „Paleček, milovník zertu a pravdy“, d. i. Der Däumling, ein Liebhaber von Scherz und Wahrheit (Prag 1842–1847, Johann Spurny), 18 Hefte in Gemeinschaft mit Fr. Hajniš und Wenzel Filipek herausgegeben; – „Pan amanuensis na venku aneb: Putovani za novelou. Obrazky ze živobyti lidu“, d. i. Der Herr Amanuensis auf dem Lande u. s. w. (Prag 1842, J. Spurny; neue veränderte Aufl. ebd. 1843, Jar. Pospišil; dritte Auflage in den Gesammelten Schriften); – „Harfenice. Obrázky ze života“, d. i. Die Harfenistinen. Bilder aus dem Leben (Prag 1844, Neureuter, 8°.), die zweite Auflage erschien in den vorgenannten gesammelten Schriften; – „Povidky, obrazy ze života, národní pověsti a báchorky. První svazek“, d. i. Erzählungen, [208] Bilder aus dem Leben. Volksgeschichten und Märchen, 1. Heft (Prag 1847, Haase, 12°.). Seine Gesammtwerke erschienen in der ersten Abtheilung der von Kober in Prag in den Jahren 1860 u. d. f. herausgegebenen „Spisy výtečných českých básníků novověkých“, d. i. Schriften der bedeutenderen čechischen Schriftsteller der Neuzeit, in Heft 1–15. oder in 3 Bänden; die zweite Ausgabe ebenda im Jahre 1862. Rubeš nimmt als humoristischer Schriftsteller einen ehrenvollen Rang in der čechischen Literatur ein. Der Humor erfreute sich vor ihm keiner Pflege im Schriftthume seines Vaterlandes. Er schuf diese Gattung der Erste und traf so glücklich den Ton, daß seine Schriften rasche Verbreitung fanden, so wurde z. B. die humoristische Zeitschrift „Paleček“ in kurzer Zeit mehrere Male aufgelegt und stieg bis zu einer Auflage von 4000 Exemplaren, eine für die damaligen Verhältnisse in der čechischen Lesewelt überraschende Höhe. Auch in seinen lyrischen Dichtungen schlug er den rechten Ton an, dafür spricht der Umstand, daß mehrere in kurzer Zeit Volkslieder wurden und als solche sich bis heute erhalten haben, wie z. B. seine „Jugenderinnerungen“ (Zpominky jinošické); – „Beim Mondschein“ (při měsíčku); – „Die Thränenblümchen“ (Slzičky) u. m. a. Am glücklichsten aber war er mit seinen Declamationsstücken, welche er mit besonderem Geschicke niederschrieb und welche bald unentbehrliche Lückenbüßer jeder Abendunterhaltung oder in Concerten wurden. Einzelne derselben. wie z. B. das „Ich bin ein Čeche“ (Já jsem Čech), übten namentlich auf die Jugend nachhaltige Wirkung, während andere, wie z. B.: „Vertheidigung des schönen Geschlechts“ (Obrana krásného pohlaví), „Heirathen oder nicht heirathen“ (Ženít nebo neženit), ,,Das Lob der Kleinen“ (chwála malych), „Einst und Jetzt“ (Jindy a nyni) zu den besten Arbeiten der čechischen humoristisch-satyrischen Muse zählen. Was endlich seine Schreibart betrifft, so rühmt die čechische Fachkritik, die Reinheit seiner Sprache und die Eleganz des Styles, so daß er in der čechischen National-Literatur zu ihren Musterschriftstellern gezählt wird. Schon im Jahre 1840 hieß es in einer deutschen Darstellung der neueren čechischen Literatur von Rubeš: keiner der jüngsten böhmischen Dichter hat es unter dem böhmisch-slavischen Publicum zu einer solchen Popularität gebracht wie R. Seine Gedichte werden in Böhmen, Mähren und in der Slovakei häufig gelesen, memorirt und öffentlich vorgetragen, eine Anerkennung, die mehr ausspricht als alle Kritik.

Jordan. Slavische Jahrbücher (gr. 8°.) 1845, S. 349. – Oesterreich im Jahre 1840. Von einem österreichischen Staatsmanne (Leipzig 1840, Otto Wigand, gr. 8°.) Bd. II, S. 329. – Prager Zeitung 1863, Nr. 215, über die Rubeš-Feier“. – [[BLKÖ:Wenzig, Joseph|Wenzig (Joseph)], Blicke über das böhmische Volk, seine Geschichte und Literatur u. s. w. (Leipzig 1855, Brandstetter, 8°.). – Wiener Zeitung 1863, Nr. 79; Nr. 209, S. 677, in der Mittelspalte. – Po desíti leteh. Zpominka na Frant. Jaromira Rubesze, d. i. Nach zehn Jahren. Erinnerung an Franz Jar. Rubeš (Prag 1863). – Časnik. Narodni česko slovanský obrazkový kalendař pro ... rok 1856, d. i. Das Zeitbuch, Čechisch-slovenischer Volks-Bilderkalender auf 1856. Herausg. von Daniel Lichard (Wien, Zamarski, 8°.) S. 231. – Lumír (čechisches Unterhaltungsblatt, gr. 8°.) 1863, Nr. 15, S. 359. – Pokladnice česka, d. i. Böhmisches Schatzkästlein. Kalender für 1856 (Prag, bei Bellmann, 4°.). – Sojka (Jan Eraz.), Naší mužové. Biografie a charakteristiky mužův slovanských, d. i. Unsere Männer. Biographien und Charakteristiken slavischer Männer (Prag 1862, Ant. Renn, 12°.) S. 366 bis 388. – Světozor (Prager illustrirtes [209] Blatt, kl. Fol.) 1869, Nr. 39. – Porträte. 1) Unterschrift: Frant. Jar. Rubeš (Druck und Verlag von L. Donath in Prag und Böhmisch-Kamnitz, 4°.); – 2) im Světozor 1869, Nr. 39, Zeichnung von Jos. Scheiwl. – Medaille auf F. J. Rubeš. Anläßlich der im Jahre 1863 abgehaltenen Rubešfeier wurde eine Medaille auf ihn geprägt, welche auf der Aversseite sein Brustbild, auf der Reversseite den böhmischen Löwen zeigt. – Grabdenkmal. Schon im Jahre 1856 wurde dem Dichter R., vornehmlich über Veranstaltung des Caplans Bezdiček, auf dem Friedhofe in Skutsch ein eigenes, im gothischen Style ausgeführtes Denkmal mit der einfachen Inschrift: Frant. Rubeš zemřel dne 10 srpna 1853, věnováno od jeho ctitelů 1856 (d. i. Franz Rubeš, gestorben am 10. August 1853, gewidmet von seinen Verehrern 1856) errichtet. Im Jahre 1863 wurde nun der Leichnam aus seinem früheren Grabe in die neue Gruft, wo eben das Denkmal errichtet stand, übertragen. Es fand aus diesem Anlasse an dem Sterbetage des Dichters, am 10. August, eine eigene Rubešfeier Statt, bei welcher an seinem Grabe Lieder gesungen und Reden gehalten wurden, in welch letzteren man seine Verdienste als čechischer Schriftsteller feierte. Nachmittags wurde auch auf dem Marktplatze des Städtchens Skutsch an dem Hause, wo R. vor zehn Jahren gestorben, eine Gedächtnißtafel angebracht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: poetidien.