BLKÖ:Słowacki, Eusebius
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 35 (1877), ab Seite: 160. (Quelle) | |||
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[161] Welt, und nun erst erkannte er, daß er bisher nicht auf dem rechten Wege sich befunden, denn mit dem ganzen Feuereifer einer jugendlichen, zudem reich mit Talenten begabten Seele stürzte er sich in Lecture und Studium verschiedener Werke, die ihm zunächst zusagten und worin theils die Familie seines Brodherrn, noch mehr aber ein bedeutender Gelehrter und Staatsmann, der in der Familie desselben viel verkehrte und dem sich S. genähert, ihm als Rathgeber zur Seite standen. Dieser Gelehrte war niemand Geringerer als Thaddäus Czacki, der selbst für den jungen Mann bald solche Theilnahme empfand, daß er ihm die Professur der Beredsamkeit an der Schule zu Krzemieniec verlieh. Czacki war nämlich eben damals mit der Organisirung des Gymnasiums in Krzemieniec und jener der Schulen dreier Gouvernements in Polen betraut worden. Das war nun das Gebiet, auf welchem Słowacki ganz seinen Neigungen leben und mit dem Unterrichte der Jugend die ihm zum Bedürfniß gewordene eigene Fortbildung in jenen Fächern, die ihm am meisten zusagten, verbinden konnte. Eine ansehnliche Zahl trefflicher Werke, welche er in den Bibliotheken von Krzemieniec und des nächstgelegenen Poretzk vorfand, ermöglichten es ihm, sich mit den Schätzen der heimischen und ausländischen Literatur bekannt zu machen. So war er denn auch in die Lage versetzt worden, als im Jahre 1800 der Concurs für die Lehrkanzel der Rede- und Dichtkunst an der Universität zu Wilna war ausgeschrieben worden, sich um dieselbe zu bewerben. Seine aus diesem Anlasse verfaßte Abhandlung: „O sztuce dobrego pisania“, d. i. Von der Kunst in polnischer Sprache gut zu schreiben, welche er an die Wilna’er Universität abgeschickt, fand dort auch verdiente Würdigung, und S. wurde im Jahre 1811 zum Professor an derselben berufen. Es war dieß keine geringe Anerkennung seiner Leistung, denn durch die Verleihung dieses Postens wurde Słowacki der Nachfolger von Männern wie: Sarbiewius, Naruszewicz, Pilchowski, Golański, welche vor ihm zu den Zierden dieser Hochschule gezählt hatten. Mit allem Eifer hielt er seine Vorträge, zu welchen sich bald die jugendlichen Zuhörer, unter denselben sei Ignaz Chodzko erwähnt, von der Gediegenheit und der Begeisterung derselben gefesselt, hinzudrängten. Im folgenden Jahre übernahm S. noch die Redaction des in Wilna erscheinenden Journals: „Kuryier Wileński“ welche er aber nur etwas über ein Jahr führte. Das anstrengende Lehramt, verbunden mit dem aufreibenden Redactionsgeschäfte hatten die ohnehin schwankende Gesundheit S.’s so erschüttert, daß ihn bald darauf, im schönsten Mannesalter von erst 42 Jahren, der Tod dahinraffte. Słowacki’s Arbeiten bestehen theils aus Originalien, theils aus Uebersetzungen. Die Titel seiner, im Drucke erschienenen Schriften sind: „Henryjada Woltera przekład z francuzkiego wierszem“ d. i. Voltaire’s Henriade aus dem Französischen in Versen übersetzt (Warschau 1803), eine Arbeit, die wohl manche sehr gelungene Stellen enthält und so S.’s Uebersetzungstalent bekundet. jedoch durch die Uebertragung Dembowski’s in den Hintergrund gestellt wird; – „Mowa przy rozpoczęciu popisów rocznych w Gymnazyjum wolyńskim“, d. i. Rede, gehalten bei Beginn der Jahresprüfungen am Gymnasium in Volhynien (Krzemieniec 1808); – „O potrzebie doskonalenia języków narodowych i używania mowy ojczystej [162] w wykładzie nauk“, d. i. Von der Nothwendigkeit der Vervollkommnung der nationalen Sprachen und des Gebrauchs der Muttersprache im wissenschaftlichen Unterrichte (1809, 4°.); – „O życiu i pracach uczonych Józefa Czecha“, d. i. Von dem Leben und den gelehrter Arbeiten des Joseph Czech (Wilna 1811, 8°.) [über Joseph Czech vergleiche dieses Lexikon im III. Bde., S. 92]. – Mehrere Jahre nach seinem Tode erschienen aus seinem handschriftlichen Nachlasse seine gesammten Schriften unter dem Titel: „Euzebiusza Słowackiego dzieła z pozostałych rękopismów ogłoszone“, vier starke Bände (Wilna 1824–1826, gr. 8°.). Diese Bände enthalten außer den oben genannten Arbeiten noch Materialien zu einer kritischen Geschichte der polnischen Literatur; verschiedene Uebersetzungen von Dichtungen fremder Nationen; Uebersetzungen einzelner Dichtungen der Classiker, wie des Horaz, Virgil, Properz und Ovid; zwei fünfactige Tragödien: „Mendog“ und „Wanda“, und verschiedene ästhetische Arbeiten. Bald nach dieser Ausgabe seiner Schriften veröffentlichte J. Szydlowski das Werk: „Prawidła wymowy i poezyi wyjęte z dzieł E. Słowackiego“, d. i. Grundregeln der Rede- und Dichtkunst, aus E. Słowacki’s Werken ausgezogen (Wilna 1826; zweite Ausgabe ebd. 1833; dritte Wilna 1843; vierte ebd. 1847). Vieles Andere ist ungedruckt geblieben, darunter eine nicht ganz vollendete Uebersetzung des Lucanus, und die bei weitem wichtigeren Denkwürdigkeiten seines Lebens, für seinen Sohn niedergeschrieben. Ueberhaupt trug sich S. mit weitausgehenden Plänen, so unter anderen mit einer Uebersetzung der Geschichte der italienischen Literatur von Tiraboschi, in vierzehn Banden, u. dgl. m., aber der Tod unterbrach ihn mitten in seiner Thätigkeit. – Sein Sohn Julius[WS 1] aber, nach seiner Geburt in Krzemieniec (23. August 1809, gest. 3. April 1849), außerhalb dem Rahmen dieses Lexikons fallend, steigerte durch seine Dichtungen den Ruhm seines Namens, den er bereits von seinem Vater ererbt, und bildet mit Mickiewicz und Sigmund Krasinski die schöne weitleuchtende Trias polnischer Poeten unserer Zeit.
Słowacki, Eusebius (poln. Schriftsteller, geb. zu Podhorce in Galizien 15. December 1772, gest. am 24. October 1814). Sohn adeliger Eltern, erhielt er eine sorgfältige Erziehung. Auf der Schule zu Krzemeniec, wohin er zu weiterer Ausbildung geschickt worden, entfaltete er eine seltene Begabung, durch welche er sich vor seinen Mitschülern vortheilhaft unterschied. Nach mehrjährigen Studien, mit einem Male aller Mittel beraubt, um dieselben fortzusetzen und an irgend einer Hochschule die letzte Feile an seine Ausbildung zu legen, gelang es ihm durch seine Freunde in Warschau, die Stelle eines königlichen Geometers zu erhalten. Bald darauf erfolgte aber die dritte und letzte Theilung Polens, durch welche S. seinen Posten verlor und zunächst genöthigt war, seinen Lebensunterhalt durch Vermessung einzelner Güter volhynischer Edelleute zu verdienen. Aber seine schwächliche Gesundheit, vornehmlich aber ein durch diese Arbeit sich steigerndes Augenleiden nöthigten ihn, die bisherige Beschäftigung aufzugeben, worauf er sich dann dem Erziehungsfache zuwendete. In Folge dessen trat er bei einem Edelmanne als Erzieher in’s Haus. Die ansehnliche, an classischen und sonst vortrefflichen Werken aller Sprachen und Fächer reiche Bibliothek des Edelmannes erschloß dem jungen Erzieher eine neue- Chodynicki (Ignacy), Dykcyonarz uczonych Polaków etc., d. i. Lexikon der gelehrten Polen (Lemberg 1833, Milikowski, 8°.), Bd. III, S. 129 [nach diesem geb. im J. 1772, gest. 29. October 1814]. – Rycharski (Lucyan Tomasz), Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Die polnische Literatur im historisch-kritischen Grundriß (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.), Bd. I, S. 5; Bd. II, S. 96. – Wojcicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen (Warschau 1845, Sennewald, gr. 8°.), Bd. III. S. 398 [nach diesem geb. im Jahre 1752, was unrichtig ist, und gestorben am 28. October 1814]. – Encyklopedija powszechna, d. i. Allgemeine (polnische) Encyklopädie (Warschau 1866, S. Orgelbrand, gr. 8°.), Bd. XXIII, S. 622 [nach diesem geb. 15. December 1772, gest. 24. October 1614].
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Juliusz Słowacki (Wikipedia).