BLKÖ:Sternberg, Leopold Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 38 (1879), ab Seite: 291. (Quelle)
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Sternberg, Leopold Graf (k. k. General der Cavallerie und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. in Wien 22. December 1811). Sein Vater, gleichfalls Leopold, bekleidete außer der Kämmererwürde keine öffentliche Stellung. Anfänglich war er wohl im Staatsdienste u. zw. als supernumerärer Kreiscommissär, und 1798 als dritter böhmischer Kreiscommissär gestanden, später jedoch gab er den Dienst auf. Die Mutter Karolina war eine geborene Gräfin Walsegg. Graf Leopold der Sohn trat im August 1828, also 17 Jahre alt, als Cadet in das damalige 7. Chevauxlegers-Regiment. Als Officier kam er zu Wallrnoden-Cürassiere, in welchem Regimente er die Officier- und Staabsofficiergrade durchmachte. Am 16. Mai 1849 wurde er Oberst im 3. Dragoner-Regimente Kaiser Franz Joseph. Im October 1850 rückte er bereits zum General-Major vor und erhielt eine Cavallerie-Brigade, am 2. October 1858 wurde er Feldmarschall-Lieutenant. Zur Zeit ist er General der Cavallerie a. D. Schon vor Wien im Jahre 1848 bewährte der Graf seine militärische Tüchtigkeit. Dann kam er nach Ungarn, wo er in der Cavallerie Brigade Ottinger, im Armee-Corps des Banus Jelačić eingetheilt und bald als ebenso einsichtsvoller wie kühner Reiteroberst gerühmt wurde. Seine erste bedeutendere Waffenthat vollführte er im Treffen bei Moor am 30. November 1848 gegen das Insurgenten-Corps Perczel’s. Dasselbe hatte an 8–10.000 Mann stark mit zwei Batterien, etwa 300 Schritte vor Moor Stellung genommen. Graf Sternberg befehligte die Oberstlieutenant-Division. Ihm gegenüber stand zum Schutze des feindlichen rechten Flügels eine der Batterien, welche eine Division Huszaren und ein Bataillon Infanterie als Bedeckung hatte. Sternberg erhielt nun Befehl, mit seiner Division auf die erwähnte so günstig aufgestellte Batterie eine Attake zu machen. Durch das heftige Geschützfeuer des Feindes unbeirrt, traf Graf Sternberg seine Anordnungen und führte sie mit solcher [292] Raschheit durch, daß er, nur von 14 Cürassieren gefolgt, der Erste die Batterie erreichte und sich mit dem, dem Generalstabe zugetheilten Hauptmann, Grafen Pimodan [Band XXII, Seite 314], der bei dieser Gelegenheit schwer verwundet wurde, einer Kanone bemächtigte. Seine Division war ihm nachgerückt und obgleich sie sich im wirksamsten Bereiche des feindlichen Kartätschenfeuers befand, überdies auch schon von den feindlichen Huszaren energisch angegriffen wurde, warf sie sich doch, von ihrem Anführer angefeuert, auf die Insurgenten, nahm die übrigen Geschütze, drängte die Huszaren zurück, sprengte das Bataillon und durchbrach das Centrum der feindlichen Stellung. Nun floh der Feind in Unordnung durch Moor und der Sieg war glänzend entschieden. Der Graf wurde damals für seine Waffenthat mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. – Wieder zeichnete sich der Graf im Gefechte bei Szolnok am 22. Jänner 1849, als die Brigade Ottinger von einem weitüberlegenen Gegner angegriffen wurde, und bei Tapio Bicse am 4. April aus. Darauf kam er als Oberst des 3. Dragoner-Regiments zur Süd-Armee. Am 7. Juni überschritt Perczel mit 13 Bataillonen, 14 Schwadronen und 39 bis 40 Geschützen, im Ganzen mit einem Corps von 10.000 bis 12.000 Mann die Römerschanzen. Unsere Cavallerie-Vorposten hatten sich, nachdem zwischen 4 und 5 Uhr Morgens Perczel seine Batterien gegen den Kaacser Wald hatte auffahren und ein heftiges Feuer eröffnen lassen, hinter dem Kaacser Walde auf unsere Haupttruppe zurückgezogen. Dabei wollte Perczel die Unseren in der rechten Flanke umgehen. Feldmarschall-Lieutenant Ottinger schritt nun, um dem Feinde keine Zeit zu lassen, ungesäumt zum Angriffe, worin er von dem General-Major Fejérváry auf das wirksamste unterstützt wurde. Der Feind, von allen Seiten angegriffen, floh gegen die Römerschanze zu, wo er nun wieder feste Stellung nahm und die Unseren durch ein heftiges Feuer abzuwehren suchte. Feldmarschall-Lieutenant Ottinger war bei seiner Verfolgung des Feindes bis nahe an die Römerschanzen vorgedrungen. Nun griff Oberst Graf Sternberg aus eigenem Antriebe in das Gefecht ein. Er drang mit seinem Regimente gegen die Römerschanze vor, mußte sie aber, da es an Durchgängen fehlte, mit seinen Leuten sozusagen überklettern, fiel nun den Insurgenten in die linke Flanke und führte diesen Angriff mit solcher Bravour aus, daß der Gegner alsbald seine vortheilhafte Stellung aufzugeben gezwungen war. Dann jenseits der Schanze mit der ersten Division aufmarschirt, griff er sofort das bei einer Kirchhofmauer aufgestellte 8. Honved-Bataillon an. Kaum hatte er diese Attake begonnen, ging ihm von Feldmarschall-Lieutenant Ottinger der Befehl zu, den Kampf einzustellen und sich mit dem Regimente zurückzuziehen, da die feindliche Cavallerie zur Unterstützung der feindlichen Infanterie im Vorrücken begriffen sei. Graf Sternberg aber ließ von seinem Angriffe nicht ab, weil nach seiner Berechnung die rasch ausgeführte Attake eher beendet sein mußte, ehe die feindliche Reiterei zu Hilfe kam, dann aber weil die Vernichtung dieses Bataillons im Centrum der feindlichen Stellung, den Unseren die wichtigsten Vortheile im weiteren Verlaufe des Gefechtes bot. Er stellte also den Kampf nicht nur nicht ein, wie [293] ihm befohlen worden, sondern erneuerte vielmehr nach Detachirung seiner zweiten Division, mit der ersten die Attake auf das Bataillon und mit so glänzendem Erfolge, daß alle Mannschaft desselben, bis auf 19 Honveds, niedergehauen wurde. Als nun der darüber bestürzte Feind die Flucht ergriff, dirigirte der Oberst rasch die dritte Division, um den in der Richtung der Straße gegen Neusatz fliehenden Feind zu verfolgen und zu verhindern, wieder eine Aufstellung zu nehmen. Der Erfolg dieser gelungenen Attaken war in jeder Hinsicht ein entscheidender. Erstens hatte der Feind seine Stellung aufgeben müssen, dann hatte er sehr empfindliche Verluste erlitten und war in Folge derselben so entmuthigt, daß die Honveds sich laut äußerten, gegen die Reiterschaaren Ottinger’s [Bd. XXI, S. 132] nicht mehr kämpfen zu wollen. Der Hauptantheil an diesem Siege bei Kaacs fiel aber dem Oberst Sternberg zu. Die Folgen desselben waren wesentlich, erstens die Räumung der Bacska von den Insurgenten, zweitens die enge Blokade von Peterwardein. Das 157. Capitel (vom 26. März 1850), in welchem Windischgrätz und Haynau das Großkreuz des Maria Theresien-Ordens erhielten, erkannte dem Oberst Grafen Sternberg das Ritterkreuz desselben zu. Nachdem Oberst Graf S. im Jahre 1850 zum General-Major befördert worden, erhielt er zunächst eine Cavallerie-Brigade im 8. Armee-Corps, im Jahre 1854 eine solche im 9. Armee-Corps (Wien); wurde im Jahre 1858 Brigadier im 1. Cavallerie-Corps, in welchem er schon im folgenden Jahre zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär vorrückte. Im Jahre 1861 trat der Graf in Disponibilität. Seit 1859 ist der Graf zweiter Inhaber des berühmten Cürassier-Regiments Dampier, heut 8. Dragoner-Regiment Karl Prinz von Preußen. Der Graf hat sich am 4. August 1863 zu Wien mit Luise, geborenen Prinzessin Hohenlohe-Bartenstein-Jaxtberg (geb. 21. August 1843) vermählt, aus welcher Ehe drei Söhne und eine Tochter, aus der Stammtafel ersichtlich, stammen.

Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1851, Nr. 44: „Ehrenhalle XXVIII.“ – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1875, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1684 und 1754. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) Bd. I, Cürassiere und Dragoner. S. 163, 165, 174, 175, 211, 286 und 290
Porträt. Lithographirt von Kriehuber (1850, Fol.).