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BLKÖ:Szent-Mártony, Ignaz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 42 (1880), ab Seite: 100. (Quelle)
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Szent-Mártony, Ignaz (Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Kotiri in der Agramer Diöcese Croatiens am 28. October 1718, gest. in Croatien, nach Stoeger bereits 1793, nach Šafařik erst am 13. Februar 1806). Im Jahre 1735 trat er zu Wien in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, sich auf das Lehramt vorbereitend, in welchem er später zu Graz als Professor der Philosophie, dann als solcher der Mathematik wirkte. Als 1749 König Johann V. von Portugal von dem damaligen Jesuiten-General Franz Retz [Bd. XXV, S. 342] sich aus dem Orden einige der Mathematik besonders kundige Mitglieder erbat, welche mit der Aufgabe betraut werden sollten, die Grenzen der spanischen und portugiesischen Besitzungen in Süd-Amerika endgiltig festzusetzen, fiel die Wahl auch auf Szent-Mártony, der nun an seinen neuen Bestimmungsort abging, wo er unter Oberleitung des königlichen Astronomen seine Arbeiten nach zehn Jahren ordnungsmäßig zum Abschluß brachte. Da laut des bei seiner Anstellung ihm eingehändigten Decretes nach beendeter Aufgabe seiner Rückkehr in die Heimat nichts im Wege stehen sollte, so schickte er sich auch im Jahre 1760, als er von seinen Ordensoberen zurückberufen worden war, zur Heimreise an. Aber bei Vorweisung seiner Zurückberufung nach Europa wurde ihm das Decret entrissen, und sofort verhaftet, mußte er mit noch anderen Missionären 17 Jahre lang in den Kerkern von Ulyssipon schmachten. Erst durch Vermittlung der [101] Kaiserin Maria Theresia aus dieser langjährigen mit Leiden und Mißhandlungen aller Art verknüpften Gefangenschaft befreit, kehrte er nach Europa zurück. Als er nach Wien kam, beschied ihn die Kaiserin vor sich, um sich von ihm die Schicksale und Bedrückungen, die er im fremden Welttheil erlitten, berichten zu lassen. Nach Aufhebung seines Ordens erhielt er eine Professur der Humanitätsclassen am Gymnasium zu Agram, später eine Pfarre zu Sobotica auf der Murinsel. Er starb als Vice-Diakon, nach Einigen 74, nach Andern 88 Jahre alt. Während er zu Agram als Humanitätslehrer wirkte, gab er anonym eine „Einleitung zur croatischen Sprachlehre für Teutsche“ (o. O. [Varasdin] 1783, 8°., 118 S.) heraus in deren Vorrede er bemerkt, daß er der Erste sei, welcher die croatische Sprache in sichere Regeln zu bringen versuche. Insofern es sich um ein gedrucktes Werk in dieser Richtung handelt, stimmt seine Behauptung allerdings zu, denn mit einer derartigen Arbeit, welche Manuscript geblieben ist, war ihm der Jesuit Vitkovics vorangegangen, dessen Werk in der akademischen Bibliothek zu Agram aufbewahrt wird. Uebrigens erfreute sich Szent-Mártony’s Schrift einer so beifälligen Aufnahme, daß innerhalb eines Monats die ganze Auflage vergriffen war und zur Zeit Exemplare in den Bibliotheken Croatiens selten sind. Szent-Mártony stand auch durch seine in lateinischer Sprache geschriebenen Dichtungen in großem Rufe.

Paul Joseph Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Joseph Jireček (Prag 1865, Friedrich Tempsky, 8°.) II. Illyrisches und croatisches Schriftthum, S. 290, 308. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 353. – Šafařík (Paul Joseph) Geschichte der slavischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten. Zweiter Abdruck (Prag 1869, Friedrich Tempsky, 8°.) S. 269.