BLKÖ:Türkheim, Ludwig Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Türckheim, die Freiherren, Genealogie |
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Band: 48 (1883), ab Seite: 88. (Quelle) | |||
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Familie, über welche in den Quellen S. 89 Näheres berichtet wird. Sein Vater Karl Ludwig, einer der verdienstvollsten Staatsbeamten Oesterreichs, stand lange Zeit beim Hofkriegsrathe als Hofrath in Verwendung und wurde 1796 zum Staatsrathe ernannt. Die „Oesterreichische Biedermanns-Chronik“ schreibt über denselben: „daß er nebst seinen vielen scientifischen Kenntnissen einen unbändigen Fleiß besitze, mit dem er bei dem Hofkriegsrathe gleichsam alle Geschäfte durchdringen und erschöpfen will. Dem Monarchen hat er durch ausgezeichnete Thathandlungen im letzten preußischen Feldzuge Proben von seiner Geschicklichkeit abgelegt und sich deshalb der höchsten Gnade und des Vertrauens würdig gemacht. Sein moralischer Charakter ist vortrefflich und mit patriotischen Gesinnungen und wahrer Menschenliebe vergesellschaftet“. Dieses ausgezeichneten Mannes Sohn, unser Ludwig, wollte sich den naturhistorischen Studien widmen, für welche er seit früher Jugend besondere Neigung zeigte. Aber auf den Wunsch seines Vaters wendete er sich der Rechtswissenschaft zu, und in der Folge überraschte er nebst den juridischen Zeugnissen denselben auch mit jenen über die zu gleicher Zeit zurückgelegten medicinischen Studien. Und so stand seiner Berufswahl nichts mehr im Wege. Im Jahre 1800 erlangte er das Doctorat der Medicin und wurde Mitglied der Facultät. Er wirkte nun längere Zeit als praktischer Arzt und machte sich als solcher einen so ausgezeichneten Namen, daß seine Berufung in den Staatsdienst erfolgte. In demselben bewährte er die bekannte Türkheim’sche Gediegenheit, und wie bisher am Krankenbette, so that er sich jetzt auch am Rathstische durch [89] energischen Willen und rasche, scharfblickende Einsicht in wichtigen Fällen hervor. Er wurde nun wirklicher Hofrath und Sanitätsreferent bei der k. k. vereinigten Hofkanzlei, dann Beisitzer der k. k. Studien-Hofcommission und Vicedirector des medicinisch-chirurgischen Studiums, in welch beiden letzteren Eigenschaften er nicht geringen Antheil hat an der Entwickelung der eben in der Zeit seines Referates zum höchsten Glanze gelangten Wiener medicinischen Schule. Besonders in der Wahl der leitenden und lehrenden Kräfte besaß er einen Scharfblick ohne Gleichen, und verstand er es, seine Anträge, welchen nicht selten Zunftneid und alter Schlendrian Widerstand entgegenzustellen versuchten, zur Ausführung zu bringen. So sind namentlich Skoda und Türck geradezu als seine Objecte zu bezeichnen. Er war zuletzt Leibarzt der Familie des Erzherzogs Franz Karl. In den Jahren 1817 und 1829 bekleidete er die Würde des Rector magnificus an der Wiener Hochschule. Seine Thätigkeit in den verschiedenen Zweigen seines Berufes als Sanitätsreferent war unermüdlich, und dieselbe erhielt durch den Schatz seiner reichen Kenntnisse auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Wissens, durch die unbeirrbare Humanität seines Charakters, wie durch die Bereitwilligkeit, mit der er alles Schöne, Nützliche und Gute in seinem Wirkungskreise zu fördern suchte, eine ganz besondere Weihe. Er war ein Freund seiner Freunde, ein wohlwollender Förderer des Talentes und im geschäftlichen Verkehre durch seinen geraden Sinn, seinen Freimuth und seine Herzensgüte allgemein beliebt und verehrt. Als Schriftsteller ist er nie aufgetreten, dazu fehlte ihm bei seiner ausgedehnten Praxis und amtlichen Wirksamkeit die erforderliche Zeit. Daher ist auch der Ruf seines Namens nicht ins Ausland gedrungen, aber in Wien stand Türkheim unter den praktischen Aerzten obenan, und es ist Thatsache, daß, als die Kunde von seinem Hingange sich verbreitete, die medicinische Facultät der Wiener Hochschule den Beschluß faßte: für den Verstorbenen in corpore Trauer anzulegen, ein Vorgang, der sich unseres Wissens selbst bei den Koryphäen der Wiener Hochschule, wie Oppolzer, Rokitansky, Skoda nicht wiederholt hat. Türkheim starb eines plötzlichen Todes. Am Vormittag des 14. April befand er sich noch vollkommen wohl. Er nahm nun ein Bad, und sein langes Verweilen in demselben fiel auf. Man sah nach und fand ihn entseelt. Die Berstung der Aorta hatte sein Ende herbeigeführt. Dem verdienstvollen Freiherrn wurden für sein Wirken mannigfache Auszeichnungen zutheil. Der Kaiser verlieh ihm das Ritterkreuz des St. Stephansordens, auch Bayern und Baden schmückten ihn mit ihren Decorationen; naturwissenschaftliche, ärztliche und andere gelehrte Vereine zu Padua, London, Erlangen, Venedig u. s. w. ernannten ihn zu ihrem wirklichen, correspondirenden oder Ehrenmitglied. Aus seiner Ehe mit Angelica Freiin Dubaine-Mallechamps überlebten ihn drei Söhne und zwei Töchter, sämmtlich aus der Stammtafel ersichtlich.
Türkheim, Ludwig Freiherr von (Arzt und Sanitäts-Referent der k. k. vereinigten Hofkanzlei, geb. zu Wien 1777, gest. ebenda am 14. April 1846). Der Sproß einer altadeligen kurmainzischen, zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts nach Oesterreich übersiedelten- Allgemeine Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 39. Jahrg. (1846), Nr. 94: Nekrolog von Weidmann. – Frankl (Ludwig August). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) V. Jahrg. (1846), S. 376 und 455.
- Porträt. Lithographie von Kriehuber (Wien 1841, Fol.).