BLKÖ:Taubner, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 133. (Quelle)
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Taubner, Karl (ungarischer Schriftsteller, geb. zu Velegh im Stuhlweißenburger Comitate am 15. October [134] 1809). Der Sohn eines reformirten Geistlichen, besuchte er die Schulen in Oedenburg, wo er später als Erzieher in den Familien Vecsey und Zsolnay zugleich die Stelle des Secretärs eines ungarischen Vereins versah. Von 1831 bis 1834 wirkte er als Erzieher in Temesvár, im Jahre 1837 aber begab er sich nach Berlin, wo er namentlich philologische und naturwissenschaftliche Studien trieb. Nachdem er daselbst die philosophische Doktorwürde erlangt hatte, machte er mit einem Grafen Radzinski Reisen durch Galizien, Rußland, Schweden, Dänemark, Preußen und mehrere andere Länder Deutschlands. In seine Heimat zurückgekehrt, erhielt er 1837 ein Lehramt am reformirten Gymnasium zu Pesth und kam um diese Zeit auch als Hausgeistlicher zum Hofstaat der Palatinsgattin Erzherzogin Maria Dorothea. Im Jahre 1840 unternahm er eine Reise durch Süddeutschland nach Frankreich. 1844, nach Anderen 1846 wurde er, wie Kertbeny berichtet, „wegen Fatalitäten k. k. Garnisonsprediger in Italien“. Lange Zeit war er der einzige evangelische Feldprediger der ganzen kaiserlichen Armee. Nach obiger Quelle im Jahre 1861 wegen Unglück in der Liebe aus Verona desertirt, hätte er, steckbrieflich verfolgt, in Turin Zuflucht gefunden. Er kehrte dann wohl in Folge einer der mehreren von Sr. Majestät erlassenen Amnestien in sein Vaterland zurück. Schon im Jahre 1849 war er von der ungarischen Akademie der Wissenschaften zum correspondirenden Mitgliede der mathematischen Classe gewählt worden, in welcher Eigenschaft er noch heute, 71 Jahre alt, unter den Mitgliedern dieses Institutes aufgeführt ist. Taubner war auf philosophischem, philologischen und mathematischen Gebiete schriftstellerisch thätig. Die Titel seiner Schriften sind: „Bírálati vizsgálat Hegel bölcselkedése felett“, d. i. Kritik der Hegel’schen Philosophie (Pesth 1838); – „A lélekeszme bölcsészeti történet-bírálati szempontból különös tekintettel Hegelre“, d. i. Die Idee der Seele, vom philosophisch-historisch-kritischen Gesichtspunkt mit besonderer Rücksicht auf Hegel (Pesth 1839); – „Anacreon dalai“, d. i. Die Lieder Anakreon’s (ebd. 1839); – „Archimedes körmérése.... a görög eredeti szerint egészítve és alkalmazva“, d. i. Die Kreismessung des Archimedes… ergänzt und erläutert nach dem griechischen Original (Pesth 1840); – „Plutarch Parallelai“, d. i. Die Parallelen Plutarch’s. Diese Uebersetzung wurde zugleich mit jener des Predigers Joseph Székács [Bd. XLII, S. 9] von der ungarischen Akademie der Wissenschaften zur Herausgabe angenommen; – „Tiszta mennyiségtan kézikönyvül 2. javított kiadás. I rész. Számtan, II. rész. Mértan“, d. i. Reine Mathematik. Zweite verbesserte Auflage. 1. Theil: Arithmetik; 2. Theil: Geometrie (Pesth 1843, Trattner, 8°.), die erste Auflage erschien 1841. Im Jahre 1840 hatte die ungarische Akademie die Preisfrage gestellt: „Welches sind die Curven der ersten und zweiten Ordnung? Zu denselben sind die Coordinaten zu ziehen und zugleich deren Haupteigenthümlichkeiten anzugeben“. Taubner machte sich an die Beantwortung dieser Frage und erhielt auch den Preis von hundert Ducaten. Von anderen in den Sitzungsberichten der ungarischen Akademie und sonstigen wissenschaftlichen Sammelschriften enthaltenen Arbeiten Taubner’s sind anzuführen: „Parallele [135] zwischen Aristoteles und Hegel“; – „Fourier’s Methode über die Auflösung höherer Potentialgleichungen“; –,Die Lehre von den Kegelschnitten“; – „Wie wurde die Größe unserer Erde berechnet?“ u. m. a. Längere Zeit hat Taubner auch bei der Redaction des „Protestans Egyházi és Iskolai lap“, d. i. Des protestantischen Kirchen- und Schulblattes mitgewirkt. Man rühmte ihn als ausgezeichneten Kanzelredner. Zur Zeit ist er Feldcaplan zweiter Classe in Pension und Consistorialrath beider evangelischer Confessionen, ferner Mitglied der königlich ungarischen Gesellschaft der Naturforscher in Pesth, Ehrenmitglied des tirol-vorarlbergischen Radetzky-Vereins, Mitglied des philologischen Seminars in Berlin und mehrerer gelehrten Vereine in Italien und Deutschland. Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde er mit der kleinen goldenen Civilehrenmedaille ausgezeichnet.

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1855, gr. 8°.) Band VI, S. 314. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1858, kl. 4°.) Bd. I, S. 575. – Kertbeny (K. M.), Die Ungarn im Auslande. I. Namenliste ungarischer Emigration seit 1849. 2000 Nummern mit biographischem Signalement (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling und Comp., kl. 8°.) Seite 66, Nr. 1707. – Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, O. Wigand, kl. 8°.) Bd. I, S. 166.