BLKÖ:Székács, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 42 (1880), ab Seite: 9. (Quelle) | |||
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Berzsényi [Bd. I, S. 344] ihn anzog. Auch versuchte er sich schon um diese Zeit in kleineren rhythmischen Arbeiten in ungarischer Sprache. 1826 ging er zur Fortsetzung seiner Studien nach Oedenburg. Dort lernte er im Hause der Frau von Ihász, einer Schwester seines Gönners, des Predigers Szigeti, die Werke Goethe’s und Schiller’s; kennen, und durch Vermittlung des Superintendenten Joh. Kis [Bd. XI, S. 310], [der ihm die Erlernung der französischen Sprache besonders ans Herz legte, erschienen in Kisfaludy’s „Aurora“ zum ersten Male seine poetischen Versuche. Nachdem er 1829 die theologischen Studien beendet und sein Candidatenexamen bestanden hatte, wurde er zunächst Erzieher in der Familie des Johann Nikolics de Rudna und lebte mit seinen Zöglingen längere Zeit der Reihe nach in Karlowitz, Pesth und Eperies. Keiner dieser Orte blieb ohne Einfluß auf des Jünglings geistige Entwickelung. So erlernte er in Karlowitz neben der griechischen auch die serbische Sprache, und als er dann die Originalausgabe der serbischen Lieder von Karadschitsch [Bd. X, S. 464] erhielt, begann er sofort die Uebersetzung derselben ins Ungarische. In Pesth befreundete er sich mit dem Poeten Joseph Bajza [Bd. I, S. 127], der damals an der Spitze der jüngeren ungarischen Dichterschule stand. Von Bajza aufgefordert, griechische Musterstücke ins Ungarische zu übertragen, ließ er solche in den Jahren 1833–1837 in der vorerwähnten „Aurora“ erscheinen. In Eperies aber besuchte er auch die juridischen Vorträge, lehrte gleichzeitig an dem Lyceum ungarische Sprache und Literatur und in Folge des literarischen Einflusses, den er bald gewonnen hatte, gelang es ihm, die Auflösung der dortigen ungarischen Gesellschaft zu verhindern, die sonst wohl erfolgt wäre. Um sich für eine Professur vorzubereiten, begab er sich mit Schluß des Schuljahres 1833/34 nach Berlin, wo er unter Twesten und Neander Dogmatik und Kirchengeschichte, unter Michelet Philosophie, bei Erdmann Anthropologie, bei Böckh und Becker Philologie hörte. Im folgenden Jahre machte er eine Reise über Hamburg nach London, von [10] da nach Holland und über Bonn und Jena nach Leipzig, wo er die Vorlesungen Hermann’s besuchte. Als aber dieser bald darauf starb, kehrte Székács, der sich indessen die philosophische Doctorwürde erworben hatte, in seine Heimat zurück, um die Erzieherstelle in der Familie Nikolics wieder zu übernehmen. Auf den Besitzungen derselben in Rudna und Temesvár widmete er die Muße seines Erzieheramtes besonders der Uebersetzung der serbischen Volkslieder und Heldensagen. Diese und auch eigene lyrische Dichtungen und Epigramme veröffentlichte er in Journalen, und sie erregten in solchem Grade die Aufmerksamkeit der ungarischen Akademie der Wissenschaften, daß dieselbe den 27jährigen Poeten am 10. September 1836 zum correspondirenden Mitgliede erwählte. Wenn auch seine Pflichten als Erzieher nichts weniger denn schwer auf ihm lasteten und ihm in der Familie, in welcher zu wirken er berufen war, Alles mit Achtung und Vertrauen entgegenkam, so war seine Stellung doch nicht eine derartige, daß er sich hätte versucht fühlen können, seine Laufbahn auf dieselbe zu begrenzen. Bald sollte eine Wendung in seinem Geschick eintreten. Im Jahre 1837 trennten sich die magyarischen Mitglieder der Pesther evangelischen Gemeinde von ihren anderssprachigen Glaubensgenossen und gründeten eine selbständige Gemeinde. Als es zur Predigerwahl kam, entschied sich die Mehrzahl für Székács, und an dem Tage, an welchem die evangelische Gemeinde das fünfzigjährige Jubiläum ihres Bestandes feierte, am 11. November 1837, trat er auch sein neues Kirchenamt in Pesth an. Seine auf dem Erzieherposten geschulte Rednergabe kam ihm auch in seiner neuen Sphäre wirksam zu Statten, und bald verbreitete sich der Ruf seiner ausgezeichneten Kanzelberedtsamkeit. Schon im folgenden Jahre betraute ihn der Montandistrict mit dem Superintendential-Schriftführeramte, welches er durch zehn Jahre, bis 1848, ununterbrochen führte. In diese Zeit fallt seine Reise nach Italien, die er bis Neapel ausdehnte; auf der Rückkehr durch die Schweiz wohnte er in Frankfurt a. M. der Generalversammlung des daselbst sich constituirenden Gustav Adolph-Vereines bei, in welchem er durch eine in Sandhof gehaltene Rede die Aussöhnung der feindlich sich gegenüberstehenden Rationalisten und Pietisten bewirkte und so wesentlich dazu beitrug, daß das durch den Zwiespalt derselben gefährdete Unternehmen trotz alledem zu Stande kam. Zu pädagogischen Zwecken, welche dem langjährigen praktischen Erzieher stets nahe lagen, besuchte er im Jahre 1846 die Salzmann’sche Schulanstalt in Schnepfenthal. Die Wirren des Jahres 1848 gingen auch an ihm nicht spurlos vorüber; als Patriot trat er für die Interessen der Bewegungspartei entschieden ein, und als Priester kämpfte er für die Autonomie seiner Glaubensgenossen mit Wort und Schrift. Diese seine decidirte Haltung würde für ihn vielleicht verhängnißvoll geworden sein, wenn nicht der Senior der evangelisch-deutschen Schwestergemeinde M. Lang, sozusagen der Hofgeistliche der verewigten, noch heute im Herzen der Ungarn lebenden Erzherzogin Maria Dorothea [Bd. VII, S. 43, Nr. 229], Gemalin des Erzherzogs Palatin Joseph, durch seinen Einfluß bei dieser hochsinnigen Fürstin alles Unheil, von welchem sein Amtscollege bedroht war, abzuwenden gewußt hätte. Im Uebrigen entfaltete [11] Székács als Priester seiner Gemeinde eine so segensreiche Wirksamkeit, daß die Seelenzahl derselben, die im Anbeginn nur ein winziges Häuflein ausmachte, mit jedem Jahre steigend, bei dem Ableben des Würdigen an 12.000 Personen betrug. Seinen Bemühungen nämlich verdankt die Gemeinde, daß sie heute eine vollständige Volksschule und ein achtclassiges Gymnasium besitzt; auch an dem Gedeihen des protestantischen Landes-Waisenhauses und des Tabitha-Vereins hatte er wesentlichen Antheil. Erwähnenswerth erscheint es uns, wie durch ihn die evangelische Kirche und Schule in Ofen zu Stande kam. So wenig der tolerante Erzherzog Palatin Joseph etwas dagegen hatte, so planmäßig wußte die einflußreiche Umgebung desselben das Project jedesmal, wenn es der Verwirklichung schon ganz nahe war, zu Fall zu bringen. Sobald nämlich ein passendes Gebäude ausfindig gemacht war und es zum Ankäufe desselben kommen sollte, war es über Nacht auch schon an einen neuen Besitzer übergegangen. Niedergeschlagenen Gemüthes klagte eines Tages die Erzherzogin diesen Umstand dem Doctor Székács. „Auf diese Art, kaiserliche Hoheit, werden wir es in Ofen nie zu einer Kirche bringen, wollen kaiserliche Hoheit das anzukaufende Haus dem Herrn Erzherzog nicht mehr bezeichnen, so werden wir zum Ziele gelangen“. Und in der That, es währte nicht lange, so konnte Erzherzogin Marie Dorothea dem erlauchten Gemal mittheilen, daß ein Haus erworben worden, welches den Ofnern zur protestantischen Kirche dienen werde. Der Erzherzog nahm die Thatsache lächelnd hin, und seitdem feiert die evangelische Gemeinde in Ofen ihren Gottesdienst im Gebäude Nr. 11 in der Festung. Das Unterrichtswesen seiner Gemeinde förderte Székács mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln, er wohnte den öffentlichen Prüfungen der evangelischen Schulen fast immer bei, und in den Presbyterial-Sitzungen der Schulcommission, in denen er regelmäßig zu erscheinen pflegte, waren seine Worte meist ausschlaggebend. In seinem öffentlichen Auftreten schlicht und doch würdevoll stand er, obgleich sich die protestantischen Slovaken nicht eben seiner besonderen Sympathien rühmen konnten, in Achtung bei allen Confessionen, und der tolerante Erzbischof Scitovßky erhob bei einem Festmahle, an welchem neben vielen Notabilitäten auch Székács Theil nahm, den Becher auf die Gesundheit des „Országos pap“, d. i. des Landespriesters, wie er den Prediger der evangelischen Gemeinde der Hauptstadt nannte. Wir haben noch einen Blick auf Székács’ schriftstellerische Thätigkeit zu werfen. Dieselbe zweigt nach zwei Richtungen ab, nach der geistlichen und nach der ästhetischen. Was die erstere betrifft, so veröffentlichte er folgende Werke: Zwei Andachtsbücher, ein größeres und ein kleineres, von welch beiden wiederholte Auflagen erschienen; ersteres unter dem Titel: „Imádságok és buzgólkodások. Evangyélomi prot. keresztényék számára. Harmadik kiadás“, d. i. Gebete und Andachtsübungen. Zum Gebrauche für evangelische Christen. 3. Aufl. (Pesth 1866, Kilian, 8°.), letzteres unter dem Titel: „Kisebb imakónyv evangy. keresztények számára“, d. i. Kleines Gebetbuch für evangelische Christen (ebd. 1868, G. Kilian, kl. 8°.); dann in ungarischer Sprache eine Bearbeitung des Dr. Ziegenbein’schen Katechismus der christlichen Religion“, der unter dem [12] Titel: „A keresztény vallástan katéchismusa. Dr. Ziegenbein müve ellen“ (ebd. 1866, G. Kilian, 8°.) bereits in 4. Aufl. erschien; ferner besorgte er eine Sammlung der Gesetze, betreffend die freie und öffentliche Religionsübung der Protestanten in Ungarn, unter dem Titel: „A magyarhoni ágostai és helvét hitvallású evangyelikusok szabad és nyiIvános vallásgyakorlatát biztositó törvények“ (ebd. 1860, Osterlamm, 8°.). Mehrere seiner zahlreichen Grabreden, so unter anderen jene auf Joseph Grafen Teleki und auf die Erzherzogin Maria Dorothea, sind im Druck erschienen, und Toldy zählt sämmtliche in dem in den Quellen bezeichneten Werke [Bd. II, S. 742, Anmerkung Nr. 3] auf. Von 1842–1848 wirkte er auch als Mitredacteur des „Protestáns egyházi és iskolai lap“, d. i. Protestantisches Kirchen- und Schulblatt. Um hierbei Székács’ Standpunkt in Fragen seiner Confession zu kennzeichnen, sei bemerkt, daß er einer der beredtesten Gegner der von dem damaligen Unterrichts- und Cultusminister Leo Grafen Thun im Jahre 1856 veröffentlichten Erlässe, sowie des Protestantenpatentes vom 1. September 1859 war, was ihm auch das Vertrauen seiner Glaubensgenossen in so hohem Grade erwarb, daß er am 19. Juni 1860 zum Superintendenten des Bergdistrictes gewählt wurde, welchen mühevollen Posten er durch zwölf Jahre in ausgezeichneter Weise versah. Im Zusammenhang mit Vorstehendem steht auch seine von Joh. Hunfalvy in deutscher Sprache herausgegebene Flugschrift: „Unmaßgebliche Ansichten über den Ministerialentwurf zu einer Kirchencoordination der Evangelischen beider Bekenntnisse in Ungarn“ (Pesth 1856, 2. Tit. Ausg. 1860, Lauffer und Stolp, 8°.). Für weitere Kreise wirkte Székács auf schöngeistigem Gebiete. Vor allem ist da zu nennen sein Werk: „Szerb Népdalok és Hősregék. Az eredetiből fordítá Székács József, Kiadta Kunoss Endre“, d. i. Lieder und Heldengesänge der Serben. Aus dem Original übersetzt von J. Székács und herausgegeben von Andr. Kunoss (Pesth 1836). Seine eigenen lyrischen Gedichte und Epigramme, von denen insbesondere letztere zu dem Besten dieser Dichtungsart gezählt werden, veröffentlichte er in der „Aurora“ 1835. im „Athenäum“ 1837 bis 1840, im „Árvízkönyv“, d. i. im Ueberschwemmungsbuch II, 1839 und im „Nemzeti Almanach“, d. i. National-Almanach, 1841 und 1842; im Buchhandel kamen seine Uebersetzungen der „Biographien Plutarch’s“ unter dem Titel: „Párhuzamos Életrajzait Plutarchból“ (Pesth 1847) heraus. Von seinen übrigen in akademischen und anderen Zeitschriften erschienenen Arbeiten nach dieser Richtung nennen wir noch seine Uebersetzung des „Jon“ von Plato, welche in den Jahrbüchern der Kisfaludy-Gesellschaft zum Abdrucke gelangte; seine Blüten aus der griechischen Anthologie, mehrere Satiren Lucian’s, im „Neuen ungarischen Museum“, und Anderes im „Vasárnapi ujság“ 1856, d. i. Sonntagsblatt, im „Protestáns Naptár“, d. i. Protestanten-Kalender, und in den Jahrbüchern der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Manches von seinen Arbeiten ist ungedruckt geblieben, so eine Erziehungslehre, ferner eine Gesundheitslehre und die Uebersetzung der Oden des Horaz, die sich im Besitz der Kisfaludy-Gesellschaft befinden soll. An Würdigung seiner mannigfaltigen Verdienste hat es Székács [13] nicht gefehlt. Daß er correspondirendes Mitglied der ungarischen Akademie war, wurde bereits erwähnt, 1870 er hob ihn dieselbe fast einstimmig zu ihrem Ehrenmitgliede; die Kisfaludy-Gesellschaft besaß an ihm einen ihrer thätigsten Förderer; die Universität Jena schickte ihm das theologische Doctordiplom. Seine Majestät der Kaiser zeichnete ihn durch das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens aus.
Székács, Joseph (Prediger der Pesther ungarischen evangelischen Gemeinde, geb. zu Orosháza am 2. Februar 1809, gest. zu Pesth 29. Juli 1876). Der Gerbermeister Székács besaß eine so zahlreiche Familie, daß er wohl wünschen mußte, an seinem Sohne Joseph eine künftige Stütze in seinem Gewerbe zu finden. Indeß den Bemühungen des Gemeindegeistlichen Johann Szigeti, welcher die Talente des Knaben erkannt hatte, gelang es, den Vater zu bewegen, daß er denselben studiren lasse. So kam denn Joseph auf die Lateinschule zu Mezö-Berény. Um aber in der Folge weiter studiren zu können, mußte er sich um eine Hauslehrerstelle umsehen, und es gelang ihm auch, eine solche zu finden. In seinen Mußestunden vertiefte er sich in den Geist der lateinischen Classiker und nächst diesen in die Werke der ungarischen Dichter, von denen vor allen- Allgemeine evangelische Kirchenzeitung. Herausgegeben von C. E. Luckhardt, 1876, Nr. 38. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1876, S. 3308. – Borbis (Johannes). Die evangelisch-lutherische Kirche Ungarns in ihrer geschichtlichen Entwicklung nebst einem Anhange über die Geschichte der protestantischen Kirchen in den deutsch-slavischen Ländern und in Siebenbürgen (Nördlingen 1861, C. S. Beck, gr. Fol.) S. 213, 356, 383, 384, 386, 388, 389, 390, 399 und 425. – Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, Otto Wigand,, kl. 8°.) S. 165 [charakterisirt ihn kurz: „Berühmter lutherischer Kanzelredner und Philolog“]. – Literarische Berichte aus Ungarn. Herausgegeben von Paul Hunfalvy (Budapest, gr. 8°.) Bd. III (1879), S. 734–756; „Denkrede in der Plenarsitzung der ungarischen Akademie am 1. Juli 1878“. Von Dr. Moriz Ballagi. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragender Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser. 12°.) S. 292. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.). Zweiter (den ersten ergänzender) Band, S. 541. – Toldy (Ferencz), A Magyar költészet kézikönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungarischen Dichtung von der Schlacht bei Mohács bis auf unsere Tage (Pesth 1857, Gust. Heckenast, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 737 u. f.
- Porträt. Dasselbe befindet sich auf dem ersten von Barabás lithographirten Blatte in „Magyar irók életrajz arczképcsarnoka“, das 1856 in Pesth in Folio erschienen ist.