BLKÖ:Tvrdy, Franz Xaver

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Tverdich, Marcus
Band: 48 (1883), ab Seite: 171. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Xaver Tvrdy in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Tvrdy, Franz Xaver|48|171|}}

Tvrdy, Franz Xaver (Rechtsgelehrter, geb. zu Nepomuk in Böhmen um 1760, gest. zu Prag 24. April 1827). Der Sohn eines Bürgers und Lohgerbers zu Nepomuk, widmete er sich nach gründlicher Vorbildung dem Studium der Rechte, nach dessen Abschlusse er im October 1784 als Conceptspraktikant bei dem Prager Fiscalamte in den Staatsdienst trat. 1786 Ingrossist, im folgenden Jahre Actuar und 1794 Adjunct, kam er 1801 als Rath zum Prager Stadt- und Landrechte. In allen diesen Stellungen zeigte er sich als tüchtiger gediegener Beamter, so daß er 1806 zum Rath und Referenten im böhmischen Gubernium berufen wurde. Im nächsten Jahre erfolgte seine Ernennung zum Studienreferenten und Landescommissär bei der philosophischen Facultät der Prager Hochschule. Endlich Anfangs 1827 zum Vicepräsidenten des Stadt- und Landrechtes in Prag ernannt, wirkte er in dieser Eigenschaft bis zu seinem noch im Frühlinge desselben Jahres erfolgten Tode. Auch als Schriftsteller war Tvrdy thätig, und erschien von ihm die „Pragmatische Geschichte der böhmischen Freisassen“ (Prag 1804, 8°.), eine diesen bisher dunklen Gegenstand mit großer Sachkenntniß und Gründlichkeit behandelnde Monographie, und „System der Verlassenschaftsabhandlung für den Civilstand“, erster Theil (ebd. 1805, Scholl, 8°.), wovon aber nur dieser erste Band erschienen ist. Tvrdy, ein Sohn čechischer Eltern, und zu einer Zeit lebend, in welcher Männer wie Pelzl, Prochaska, Tham, Kramerius, Tomsa, Rulik und Andere für die Wiederbelebung der nahezu vergessenen nationalen Sprache mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln thätig waren, machte sich auch nach seiner Weise, namentlich in Beamtenkreisen, für die Förderung seiner Muttersprache auf das eifrigste verdient. Mit Pavlovský, Hněvkovský, Nejedly, ja selbst mit Jungmann im engeren Verkehre, gewann er immer mehr und mehr Interesse für die heimische Literatur. Als er noch Fiscaladjunct war, 1794–1802, arbeitete er darauf hin, daß im Amts- und Intelligenzblatte der „Prager Zeitung“ die gerichtlichen Erlässe und Kundmachungen in der Muttersprache erschienen; sowie er während seines Dienstes beim Landesgerichte und Gubernium darauf Bedacht nahm, daß Leuten, welche der deutschen Sprache nicht mächtig waren, die Bescheide in ihrer Muttersprache ertheilt und in derselben auch die Unterhandlungen mit ihnen geführt wurden. So bewährte sich denn Tvrdy, wie es in einem der ihm gewidmeten Nachrufe heißt, bis an sein Lebensende „als echter Altčeche und wahrer Förderer der čechischen Sprache“.