BLKÖ:Unkhrechtsberg, Eduard Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 76. (Quelle)
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Unkhrechtsberg, Eduard Ritter von (Astronom, geb. zu Buchberg in Oberösterreich 1790, gest. bei den Redemptoristen zu Leoben in Steiermark am 30. März 1870). Er hatte sich bereits der Rechtsgelehrsamkeit gewidmet, als er mit dem berühmten Redemptoristenpater Clemens Hoffbauer [Band IX, S. 154] bekannt wurde, welcher ihn bald für den Priesterstand und speciell für die Congregation des allerheiligsten Erlösers gewann. In derselben wirkte er längere Zeit als Rector in Mautern, wo er sich durch sein glänzendes Rednertalent so hervorthat, daß er noch lange danach als Kanzelredner im Gedächtnisse des Volkes lebte. Eine zufällige Verkettung von Umständen, über welche Näheres anzugeben wir außer Stande sind, führte ihn aus der Congregation, von welcher er Dispens für seinen Austritt erhielt, wieder zurück in die Welt. Er trat zur Säculargeistlichkeit über und wirkte als Caplan in Oesterreich, bis er 1837 an das Metropolitancapitel zu Olmütz kam. In demselben wurde der vielseitig gebildete Priester in mannigfacher Weise in Anspruch genommen, und zwar fungirte er bis 1843 als Vorsteher des Alumnates und von da ab als Stadtpfarrer zu St. Mauritius in Olmütz. Durch 25 Jahre war er auch Assessor der Wirthschaftsdirection und seit 1853 Forstreferent, in welchen Eigenschaften er manches wichtige Oekonomiegeschäft durchführte. Nach dem Tode des Cardinal-Fürsterzbischofs Maximilian Joseph Freiherrn von Somerau-Beeckh [Bd. XXXV, S. 265] auch zum Vertreter des Capitels bestellt, wickelte er als Curator und Testamentsexecutor durch vier Jahre eine Menge ebenso schwieriger als verantwortlicher Geschäfte ab. Da bat nun der bereits siebenzigjährige Mann um Entlassung aus den verschiedenen Aemtern und Würden, um den Rest seiner Tage fern von weltlichem Getriebe in klösterlicher Einsamkeit zu verleben. Nur mit Bedauern willfahrte man seinem Verlangen, und er nahm seinen Aufenthalt als gewöhnlicher Weltpriester bei den Redemptoristen in Leoben. Im letzten halben [77] Jahre aber erwachte der alte Drang in ihm, das Kleid des heiligen Alphons zu tragen, und noch auf dem Todtenbette ließ er sich in die Congregation wieder aufnehmen. Dies sind die Umrisse eines einfachen Priesterlebens; aber der schlichte fortschrittliche Priester, welcher in Olmütz zu jener Partei der Prälaten zählte, die das Capitel den Nichtadeligen öffnen wollte, war auch ein Gelehrter, der auf das eifrigste astronomische Studien betrieb, und zwar nicht als Dilettant, sondern mit dem ganzen Eifer eines Mannes von Fach. Ziemlich spät, in der Mitte der Vierziger-Jahre, als Vorstand des Olmützer Clerikerseminars, faßte er Vorliebe für Mathematik und praktische Astronomie. Der nachmalige Finanzminister Dr. Brestel, zu jener Zeit Adjunct der höheren Mathematik an der Olmützer Hochschule, war der Erste, der den wißbegierigen Geistlichen in dessen Selbststudium unterstützte. Tag und Nacht saß der würdige Vorstand des Seminars bei seinen Instrumenten, die er an demselben aufgestellt hatte. Später, als Domherr und Propst von St. Mauritius, errichtete er auf dem Alumnatsgebäude den astronomischen Thurm und stattete ihn mit den erforderlichen Instrumenten aus. Daselbst studirte er unter Leitung des Professors der höheren Mathematik an der Universität Dr. Franz Mocnik [Bd. XVIII, S. 408] die „theoria motus corporum coelestium“ von Gauß, die „mécanique celeste“ von Laplace, Littrow’s und anderer Astronomen Werke, welche alle seine reiche astronomische Bibliothek zierten. Aber nicht blos für sich trieb er dieses ernste Studium, er war auch für dessen Verbreitung bestens besorgt, indem er durch mehrere Jahre populäre Vorlesungen über Astronomie an der Olmützer Universität hielt. Um sich über den Stand seiner eigenen Kenntnisse auf diesem Gebiete des Wissens völlig zu orientiren, berief er 1852 von Rom den in der Beobachtungskunst anerkannten Astronomen Julius Schmidt [Bd. XXX, S. 274, Nr. 63] zu sich und stellte ihn als Observator seiner Sternwarte an. Unter dem fünfjährigen Wirken dieses Gelehrten gelangte dieselbe im In- und Auslande zu einem ehrenvollen Rufe. In diese Zeit fällt auch Unkhrechtsberg’s umsichtige Untersuchung des Metallbarometers; zwei solcher Instrumente brachte er nach anhaltenden Beobachtungen und Versuchen in vollständigste Uebereinstimmung mit seinem Normalbarometer und versuchte dieselben bei einer Messung der Höhe des Schneeberges. Da, im Jahre 1867, gab er plötzlich seine ebenso einflußreiche, als einträgliche Stellung auf, verzichtete zum größten Theile auf seine Einkünfte, löste die Sternwarte auf, veräußerte die vorzüglichsten Instrumente derselben und begab sich, wie bereits erwähnt, zurück ins Redemptoristenkloster zu Leoben. Ueber die Ursachen dieser plötzlichen Wandelung hat man nie etwas Positives erfahren. Doch auch als Mönch entsagte er seiner Lieblingswissenschaft nicht ganz, er stellte ein kostbares astronomisches Instrument im Kloster auf, brachte im Garten desselben eine treffliche Sonnenuhr an und unterhielt seine Correspondenz mit großen Sternwarten. Als Priester wie als Gelehrter ehrwürdig in seinem Charakter, war er als Mensch voll Liebe und Güte gegen die Armen und Bedrängten und widmete einen großen Theil seiner Einkünfte wohlthätigen Zwecken. Als Pfarrer während einer 23jährigen Wirksamkeit verwendete er über 40.000 fl. auf Restaurationen in der Kirche, auf Anschaffung [78] von Paramenten u. s. w., und damals betrug sein Einkommen nicht ganz 2000 fl. ö. W. fürs Jahr. Später als Prälat mit reicherem Einkommen that er unendlich viel für Bedürftige, besonders für seine verarmten Anverwandten, überdies aber ließ er Kirchenaltäre restauriren, bereicherte die Bibliothek durch Anschaffung kostbarer Werke u. s. w. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß sich Unkhrechtsberg schon in den Fünfziger-Jahren zur Vornahme correspondirender meteorologischer Beobachtungen an seiner Sternwarte, um naturwissenschaftliche Bestrebungen möglichst gemeinnützig zu machen, bereit erklärte, daß er eine interessante Suite Petrefacten von Rittberg der Wiener geologischen Reichsanstalt schenkte, und daß seine Höhenbestimmungen für Mähren im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt [Bd. LX, S. 24] mitgetheilt sind.

d’Elvert (Christian). Zur Culturgeschichte Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens [18. Theil der Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues u. s. w. (Brünn 1868, Lex. 8°.) S. 174, 250, 258, 260, 290.