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BLKÖ:Verhovácz zu Rakitovecz, Maximilian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 117. (Quelle)
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Verhovácz zu Rakitovecz, Maximilian (Bischof von Agram, geb. zu Karlstadt in Croatien am 23. November 1752, gest. zu Agram 26. December 1827). Er wird bald Verhovácz, bald Verhovec, dann wieder mit dem Prädicate Rakitovecz und Rokitovec geschrieben. Herausgeber dieses Lexikons hält sich an die unter den Bildnissen des in Rede Stehenden befindliche Schreibung. Maximilian, der Sohn eines Hauptmannes in der kaiserlichen Armee aus dessen Ehe mit Antonie geborenen Zinka, genoß im Elternhause eine sorgfältige Erziehung, und in den Schulen, welche er in seiner Vaterstadt besuchte, machte er sich ebenso durch guten Fortgang, wie tadellose Sitten bemerkbar. Von Karlstadt zog er mit seinen Eltern nach Graz, wo er die Universität besuchte. Zunächst erwählte er als Lebensberuf das Waffenhandwerk seines Vaters, trat in kaiserliche Militärdienste und wurde auch in kurzer Zeit Fähnrich. Aber bald erkannte er, daß er als Soldat sich nicht auf der richtigen Fährte befinde, und seinem inneren Drange, Geistlicher zu werden, folgend, legte er die Fähnrichstelle nieder und reiste, von seinen Eltern und Verwandten begleitet, nach Agram, wo er um Aufnahme in das Priesterhaus bat, die man ihm auch gern zugestand. Daselbst übte er sich zunächst in der Redekunst und bildete sich, von natürlicher Beredtsamkeit unterstützt, zu einem ausgezeichneten Redner, wie dies in der Folge nicht minder seine Kanzelvorträge, als die in den Reichstagssitzungen gehaltenen Reden bewiesen. Von Agram begab er sich nach Wien, hörte an der Universität die philosophischen Vorträge und erhielt die Würde eines Baccalaureus. Bald fanden sich Gönner, die sich dem Candidaten des Priesterstandes theilnahmsvoll zuwandten, und deren Fürwort es dahin brachte, daß er zur Beendigung der theologischen Studien auf die Hochschule zu Bologna, deren theologische Facultät einen glänzenden Ruf hatte, geschickt wurde. In Folge seines großen Eifers und seiner ausgezeichneten Verwendbarkeit erhielt er auch die Erlaubniß, Lehrsätze aus allen Theilen der Theologie an der Universität öffentlich zu vertheidigen, und nachdem er glänzend bestanden, ward ihm die Würde eines Doctors der Theologie verliehen. Neben der theologischen Wissenschaft hatte er aber mit nicht minder großem Eifer das Studium der lateinischen, ungarischen und slavischen Sprache betrieben, so daß er deren jede im reinsten Dialekte sprach. Nun kehrte er nach Agram zurück, wo er am 1. Jänner 1776 die Priesterwürde erlangte. Zunächst wurde er an die theologische Facultät daselbst als Supplent berufen, zugleich aber auch mit dem Predigtamte betraut. In Würdigung seiner Erfolge als Lehrer und Prediger ernannten ihn seine kirchlichen Oberen zum Vice-Rector [118] in der Bildungsanstalt für junge Weltgeistliche. Dann erhielt er noch die Professur der Rhetorik am Seminar zu Agram und zugleich die Supplentur der Theologie an der Akademie daselbst. Als Kaiser Joseph bald nach seinem Regierungsantritte alle Bildungsanstalten für junge Geistliche in den einzelnen Diöcesen auflöste und in den Hauptstädten General-Seminarien zur Heranbildung der jungen Cleriker errichtete, ward auch in Agram 1784 ein solches ins Leben gerufen und Verhovácz vom Kaiser zum Rector desselben bestellt. Im Jahre 1786 wurden dann alle Zöglinge der Seminarien von Erlau, Agram, Fünfkirchen und aus Siebenbürgen in das Hauptseminar, welches für sämmtliche Diöcesen Ungarns, Croatiens, Slavoniens und Siebenbürgens in Pesth errichtet worden war, übersetzt, und Verhovácz trat an die Spitze der neuen Anstalt. Schon vorher zum Domherrn an der Collegiatkirche zu Agram und zum Notar am bischöflichen Consistorium ernannt, erhielt er nun noch das Directorat der theologischen Facultät an der Pesther Hochschule. Nur ein Jahr versah er diese Stelle, denn schon am 21. August 1787 erhob ihn Kaiser Joseph zum Bischof von Agram. Erst 35 Jahre war Verhovácz alt, als er diese hohe Kirchenwürde übernahm, und 40 Jahre, bis zu seinem Tode, bekleidete er dieselbe zur Zufriedenheit dreier Monarchen und des Landes, dessen Magnaten ihn auf den Landtagen der Jahre 1790 und 1792 den Spiegel aller Bischöfe nannten. Er trug Sorge für die wissenschaftliche und sittliche Bildung seines Clerus, versammelte, um die kirchliche Disciplin zu ordnen, denselben (1803) um sich, bereiste, um das Wort Gottes zu verkünden, um die Gläubigen seiner Diöcese in jenen Tagen voller Drangsale selbst aufzurichten und zu ermuntern, seinen ausgedehnten, bis in den Banat sich erstreckenden Sprengel. Im Pfarrhofe angekommen, begab er sich sofort in die Kirche und verweilte, seines geistlichen Amtes waltend, den Tag über in derselben. Er trug das Wort Gottes in den Landessprachen, deren ihm jede geläufig war, mit hinreißender Beredtsamkeit vor und erzielte oft wunderbare Wirkungen. Bei der Visitation entging nichts seinen Augen; er half, wo und wie er konnte, den Mängeln des Gottesdienstes und Schulunterrichtes ab; erbaute auf seine Kosten Kirchen, Schulen, errichtete mehrere Pfarren, verschönerte die Domkirche zu Agram und stellte daselbst das Seminar zur Bildung des jungen Clerus neu her. Er vermehrte in ansehnlicher Weise und mit kostspieligen Werken die Diöcesanbibliothek. Was die von ihm gespendeten Wohlthaten betrifft, so entziehen sich dieselben zum größten Theile der öffentlichen Kenntniß, weil er Unsummen im Geheimen spendete. Er gründete ein Waisenhaus für 24 elternlose Knaben, welche fähig waren, sich den Studien zu widmen. In seinem Testamente noch bedachte er, um die Fortdauer dieser Anstalt zu sichern, dieselbe mit dem ansehnlichen Capital von 55.000 fl. Für die in der Seelsorge ergrauten und gebrechlich gewordenen Priester baute er auf eigene Kosten ein Versorgungshaus, in welchem sie den Rest ihrer Lebenstage in gemächlicher Ruhe sorgenlos zubringen konnten, und legirte letztwillig für diese Anstalt, sowie für das von ihm erbaute Seminar 55.000 fl. 1804 führte er den Orden der barmherzigen Brüder in Agram ein, und 1819 machte er eine Stiftung von 10.000 fl. für das Hospital desselben. Den Kriegen seiner Zeit welche die Kräfte [119] des Staates über alle Maßen in Ansprach nahmen, stand er nicht theilnahmslos gegenüber. Im Jahre 1794 spendete er zu Kriegszwecken 4000 fl., 1795 stellte er von seinen Prädialisten und Freisäßlern eine ganze, 206 Mann zählende Escadron, die auf kaiserlichen Befehl keinem Regimente zugetheilt werden durfte, sondern stets für sich zu bestehen hatte. Reiche Gaben wieder brachte er dar in den Jahren 1805 und 1809. Als dann 1813 die Franzosen aus Italien vorzudringen drohten, wählte Kaiser Franz zum Vertreter des Banus von Croatien, welcher zur Armee berufen wurde, den Bischof, der dies weltliche Amt auch bis zur Rückkehr des Banus versah. Verhovácz führte in jenen sturmbewegten Jahren einen ausgebreiteten Briefwechsel, um sich von allen Kriegsvorfällen schnell Kunde zu verschaffen und die erforderlichen Maßregeln danach zu treffen. Auf diesen Umstand mag auch die Stelle in den „Lebensbildern aus dem Befreiungskriege“ (2. Abtheilung, S. 502) hindeuten, wo es heißt: „Die geheimen Verständnisse, Stimmungsberichte, militärischen Nachrichten im Veltlin, in der Schweiz, in Tirol, in Illyrien wurden von dem unsichtbaren Ministerium, in welchem der energische Baldacci besonders thätig war, und vom Kaiser selbst eifrig betrieben ... in Illyrien durch den Agramer Bischof Verhovácz und seine vielen Getreuen, durch die Herren von Ulm, Kotter, Türk u. s. w.“. Verhovácz rief die Insurrection zu den Waffen und organisirte in kürzester Zeit ein Aufgebot von 18.000 streitfertigen Kriegern, er selbst stellte auf eigene Kosten eine Schwadron Huszaren und 700 Mann Fußvolk, rüstete sie vollständig aus und gab außer einer beträchtlichen Summe Geldes und Lebensmitteln zur Bestreitung der Kriegsbedürfnisse noch tausend Loth von seinem Silbergeräth. Für die im Kampfe für das Vaterland verwundeten Krieger ließ er sofort ein Spital herrichten und das Versorgungshaus für gebrechliche Priester und auch mehrere Klöster räumen, um die Verwundeten und Kranken der k. k. Armee darin unterzubringen; die obdachlosen Priester und Mönche aber nahm er in seine bischöfliche Residenz und versorgte sie mit allem Nöthigen, um ihnen den vorläufigen Verlust ihrer Wohnungen minder fühlbar zu machen. Auch alle Flüchtlinge, die vor dem Feinde sich retteten, nahm er gastlich in seiner Residenz auf, und so beherbergte er längere Zeit Herzoge, Fürsten, Grafen und sonst hohe Personen mit ihren Gemalinen, Bischöfe und Priester, meist Fremde, die bei ihm eine Zufluchtstätte suchten. Seiner Umsicht und Energie hatte es damals Croatien zu danken, daß es von dem Einfall des Feindes verschont blieb. Noch erlebte am 1. Jänner 1827 der fromme Kirchenfürst sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, welches in der Domkirche zu Agram in Gegenwart einer unermeßlichen Menschenmenge auf das festlichste begangen wurde. Aber als das Jahr seinem Ende nahte, da schloß der 75jährige Greis, an dem die Zeichen körperlichen Verfalls sich immer bemerkbarer gemacht, seine Augen. Einiger seiner letztwilligen Verfügungen wurde schon gedacht; ansehnliche Summen hatte er noch in seinem Testamente für Kirchen, Pfarren, Waisen- und Krankenhäuser, 60.000 fl. und 3050 Ducaten für die Domkirche in Agram, den Rest seines Vermögens aber für die Armen seiner Diöcese bestimmt. Kaiser Franz würdigte die Verdienste des edlen Kirchenfürsten zu wiederholten Malen, so er theilte [120] er ihm 1792 die geheime Rathswürde, 1808 das Commandeurkreuz des St. Stephansordens, und 1810 belehnte er ihn mit dem adeligen Gute Rakitovecz, dessen Namen Verhovácz als Prädicat seinem Familiennamen beifügte; endlich, 1815, schmückte er ihn mit dem goldenen Civil-Ehrenkreuz, einer damals geschaffenen, nur den Wenigsten verliehenen Auszeichnung. Wenden wir noch einen kurzen Blick auf des Kirchenfürsten literarische Thätigkeit. Daß er die bischöfliche Bibliothek reich und mit kostbaren Werken ausgestattet, wurde bereits erwähnt, außerdem unterstützte er gemeinnützige literarische Unternehmungen auf das freigebigste. Viele croatische Schriften sind auf seine Veranstaltung und seine Kosten erschienen. Eine von ihm beabsichtigte croatische Bibelübersetzung kam leider nicht zu Stande. Er selbst dichtete anmuthige Lieder und schrieb in croatischer Sprache mehrere religiöse Bücher; so sind von ihm bekannt: „Kerztanski novuk z molitvami“ (Catechismus parvus cum praecibus pro populo), etwa um 1810 geschrieben und im Manuscript vorhanden; – „Rede an die Soldaten vor dem Feldzug“, in Kristianović’s [Bd. XIII, S. 234] „Blagorecza za vse celega leta nedelja“ erschienen; – „Dictiones et homiliae latine et croatice“, gleichfalls Manuscript; – „Ljubitely naroda i jezika, obogatio je akademičku i biskupsku biblioteku u Zagrebu izvrstnimi spisi različne vrsti“, d. i. Die Lieblinge des Volkes und der Sprache ... (Agram 1804, 8°.); – „Vodvučavanja vu najpoglavitešeh vere istinah i najosobitešeh kerstjauskéh dužnostjah“, d. i. Unterweisung in den wichtigsten Glaubenswahrheiten und in den vorzüglichsten christlichen Obliegenheiten (Agram 1822); – „Pobožnost k božanskemu serdcu Ježuša odkupitelja našega kakti zjedinjenje s všemi pravoverniki na duhovnu hašen živeh i měrtveh“, d. i. Andacht zum göttlichen Herzen Jesu unseres Erlösers u. s. w. (Agram 1827, Zupan; auch Warasdin im nämlichen Jahre, Sangilli, 8°.). – Auch ist ein Festgesang in croatischer Sprache mit beigefügten Musiknoten unter dem Titel: „Pleszopeszem pri dosheztju vu Zagreb Nyik Velickanztvi FerenczaI. y Karoline 27. den klaszna 1818“ (Agram 1818, Fol.) im Druck erschienen. Der Bischof schrieb dieses Kolo-Lied anläßlich der Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers Franz und der Kaiserin Karoline auf dem Ihnen zu Ehren gegebenen Balle in Agram, und wurde dasselbe von einer Anzahl in Nationaltracht gekleideter croatischer Adeligen beiderlei Geschlechtes während der Ausführung des nationalen Kolo-Tanzes gesungen. Dasselbe ist croatisch und serbisch in Davidovic’s „Serbischer Zeitung“ 1818, Nr. 55 als Beilage zu finden. Šafařík charakterisirt Verhovácz mit wenigen, aber inhaltschweren Worten, indem er ihn „einen Prälaten und Mäcen unvergänglich ruhmvollen Andenkens“ nennt.

Kunitsch (M.). Empfindungen im Jubeljahre Sr. Excellenz des Herrn Bischofs Max Verhovácz von Rakitoveč (Warasdin 1826, 4°.). – Miklousic (Th.). Luctus Ecclesiae Zagrabiensis in obitu Exc. D. Max Verhovácz de Rakitovecz Episcopi Zagrabiensis (Zagrabiae 1828, 4°.). – Sermage (J. Graf). Trauerrede bei Exequien für M. Verhovácz … Bischof von Agram (Agram 1828. 4°.). – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrg., 1824. Nr. 13, S. 76. – Dasselbe. XVII. Jahrg., 1826, S. 91. – Paul Jos. Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Joseph [121] Jireček (Prag 1865, Tempsky, gr. 8°.). III. Illyrisches und croatisches Schriftthum, S. 291 u. f., S. 323, 357, 360 und 365.
Porträte. 1) Gürtelbild. Im Gürtel: „Maximilianus de Verhovácz. Episcopus Zagrabiensis“. Unter dem Wappen im Quaderstein: „– de quo male tunc fortuna meretur, cum post vota venit. Lucan. Ant. Tischler pinx. et sculp. Pest 1788“ (8°.). – 2) Unterschrift: „Maximilianus Verhovácz de Rakitovecz | Eppus Zagrabj. et Excelsi Banalis Officii | Locumtenensen. Brustbild. Unter den Wolken, aus welchen das Brustbild hervorsteht: 1827 (4°. und sehr selten).