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BLKÖ:Visconti Fürst von Beaumont, Julius Borromeo Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 51 (1885), ab Seite: 49. (Quelle)
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Visconti Fürst von Beaumont, Julius Borromeo Graf (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des goldenen Vließes, der letzte österreichische Vicekönig in Neapel, geb. in Mailand 1664, gest. daselbst 20. December 1751). Ein jüngerer Bruder Hannibals [siehe den Vorigen], diente er von jungen Jahren in der kaiserlichen Armee, in welcher er allmälig zu den höchsten Ehren gelangte, so daß er 1713 bereits wirklicher geheimer Rath, Grand von Spanien, Ritter des goldenen Vließes und kaiserlicher Feldzeugmeister war. Im [50] selben Jahre auch zum Fürsten von Beaumont erhoben, wurde er dann Obersthofmeister und Premierminister der Erzherzogin Maria Elisabeth, einer Tochter Kaiser Leopolds I., welche Kaiser Karl VI. 1725 zur Statthalterin der österreichischen Niederlande einsetzte. Durch Visconti’s Hände gingen die meisten Staats- und Regierungsgeschäfte des Brüsseler Hofes, und darin stand ihm sein Secretär Heinrich Krumpipen, ein geborener Westphale, der ein großes Geschick in Führung der Staatsangelegenheiten besaß, mit besonderem Erfolge hilfreich zur Seite. Ein schwerer Schlag traf den Fürsten, als in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1731 im königlichen Palast zu Brüssel Feuer ausbrach, welches denselben mit der ganzen kostbaren Einrichtung innerhalb zwölf Stunden völlig niederbrannte. Die Statthalterin und des Grafen Gemalin, eine geborene Cusani, retteten sich mit genauer Noth in Nachttoilette. 1732 trat in Brüssel Friedrich August Gervas Graf von Harrach [Bd. VII, S. 374, Nr. 13] an die Stelle des zum Vicekönig von Neapel ernannten Visconti. Am 30. Mai hielt dieser in Rom, am 11. Juni in Neapel seinen öffentlichen Einzug. Während einer längeren Unpäßlichkeit sollte er schon 1734 durch Johann Basil Grafen von Castelvi-Cervellone vertreten werden, und reiste auch Letzterer, ausgestattet mit den nöthigen Verhaltungsmaßregeln und begleitet von dem Secretär und Agenten des spanischen Rathes Peralta, von Wien an seinen Bestimmungsort ab, fand aber bei seiner Ankunft daselbst den Fürsten Visconti bereits so weit hergestellt, dass es zu einer Uebernahme der provisorischen Regierung durch Castelvi Cervellone gar nicht kam. Neues Ungemach aber traf den Fürsten, als bald darauf die spanische Armee unter Don Carlos[WS 1] in Neapel einbrach. Nun war das Verhalten Visconti’s nichts weniger als musterwürdig. Daß er seine Gattin nebst den Kindern und den bedeutendsten Kostbarkeiten sofort nach dem Kirchenstaate in Sicherheit brachte, ist selbstverständlich; er selbst aber blieb auch nicht länger in Neapel. Als nämlich die Spanier der Stadt Aversa sich näherten, ergriff er, in Begleitung mehrerer Tausend Mann Truppen des Kaisers und zahlreicher Anhänger desselben, über Nocera nach Carletta in Apulien, von den Spaniern verfolgt, die Flucht, denn er hatte die ansehnliche Summe von Zweihunderttausend Ducaten mitgenommen. Von Carletta setzte er die Flucht über Torento nach; Brindisi fort, schiffte sich von da nach Ancona ein und machte erst in letzterer Stadt Halt. Julius Borromeo Visconti war der letzte kaiserliche Vicekönig in Neapel. 1736 ernannte ihn Kaiser Karl zum Obersthofmeister seiner Gemahlin Elisabeth Christine, aber schon 1738 legte der Fürst dieses Ehrenamt nieder und zog sich auf seine Güter im Mailändischen: zurück, wo er auch im hohen Alter von 86 Jahren starb. An den Namen Visconti knüpft sich für Oesterreich das etwas zweideutige Andenken des Verlustes von Neapel, welcher für den Kaiserstaat wohl leicht zu verschmerzen war, aber dem Urheber eben keinen Glorienschein verleihen konnte.

Thürheim (Andreas Graf). Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensberg und Traun. 1677–1748 (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) S. 34, 39, 57, 64 und 314.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Karl III. (Spanien) (Wikipedia).