BLKÖ:Waldstein, Max

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Walenta, Joseph
Band: 52 (1885), ab Seite: 240. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Max Waldstein in der Wikipedia
Max Waldstein in Wikidata
GND-Eintrag: 130172596, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Waldstein, Max|52|240|}}

Waldstein, Max (Schriftsteller, geb. zu Dörzbach im Königreich Württemberg am 30. December 1834, nach Anderen 1835). Sein Großvater und Vater – Letzterer, mit Vornamen Jacob,[WS 1] starb zu Wien am 21. September 1876 – waren Optiker und hatten in München ein bedeutendes Geschäft. Als Max neun Jahre zählte, siedelte sein Vater nach Wien über und gründete da seine bald in guten Ruf gelangte optische Anstalt; auch gab er das Büchlein heraus: „Die Brille. Anleitung zur Unterstützung und Erhaltung des Sehvermögens, nach einer von allen Autoritäten dieses Faches anerkannten... Methode“ (Wien 1867, Gerold’s Sohn, 8°.). – Im Sohne entwickelte sich frühzeitig Lust und Neigung zur Poesie und eine große Leidenschaft für das Theater. Schon in seinen Knabenjahren, noch während seines Aufenthaltes in München, durch den Verkehr mit Franz Trautmann, dem berühmten Dichter des „Herzog Christoph“, angeregt, schrieb Max seine ersten Verse. Indessen wollte der Vater von dergleichen [241] poetischen Phantastereien nichts wissen, bestimmte seinen Sohn für den Kaufmannsstand und wendete nicht selten große Strenge an, um ihm die poetischen Schrullen aus dem Sinn zu schlagen. Unter solchen, immerhin vergeblichen Kämpfen beendete Waldstein die Normalclassen, die Realschule und einige Curse am Wiener polytechnischen Institute und trat dann, wie es bestimmt war, in das Geschäft seines Vaters ein. Indessen dichtete er heimlich weiter, und er zählte noch nicht neunzehn Jahre, als seine erste Sammlung „Gedichte“ (Wien 1854, Hügel) erschien. Diese unfertigen und durch grammaticalische Fehler entstellten Arbeiten fanden nichts destoweniger eine nachsichtige Aufnahme. Bald aber wurde der Jüngling selbst von der Unfertigkeit seiner bisherigen Bildung, von den Mängeln seines Wissens überzeugt, und da es ihm an einem Führer fehlte, unter dessen leitender Hand er an seine Ausbildung hätte gehen können, so verlegte er sich selbst mit Ernst und emsigem Fleiße auf das Studium, das freilich immerhin noch ungenügend blieb und diese Mangelhaftigkeit in den verschiedenen von Zeit zu Zeit veröffentlichten Arbeiten verrieth. Das theatralische Gebiet schien ihm unter so bewandten Verhältnissen am meisten zuzusagen, und schon 1856 betrat er mit einem Schwanke, an welchem Nestroy[WS 2] und Scholz mitwirkten und der den Titel führt „Austoben“, zum ersten Male im Carl-Theater die Bretter, welche die Wett bedeuten. Darauf folgte im Josephstädter Theater bei dem Gastspiele der Sennora Pepita de Oliva das Lustspiel „Der Ehevermittler“, aber erst mit dem Lustspiel „Er liest den Livius“ gelang es ihm, durchzudringen. Dasselbe ging zuerst auf dem Carl-Theater mit Fräulein Delia, nachmaliger Frau Friedländer, in die Scene, gefiel, machte die Runde über alle deutschen Bühnen, wurde deutsch in Paris gespielt, auch ins Ungarische und Čechische übersetzt. Nun ließ er in ziemlich kurzen Zwischenräumen zahlreiche Stücke vom Stapel, theils Lustspiele, theils Dramen, deren meiste in Wien mit wechselndem Erfolge gegeben wurden. Wir theilen weiter unten ihre Titel mit. Im Jahre 1859 vollendete er sein Drama „Die Bürger von Hannover“, welches auf ausdrücklichen Befehl des Königs in Hannover gegeben wurde und dessen Aufführung der Dichter persönlich beiwohnte. Im Jahre 1860 trat Waldstein aus dem Geschäfte seines Vaters in den Staatsdienst, in welchem er jetzt in der k. k. statistischen Centralcommission die Stelle eines Rechnungsrevidenten bekleidet. Außer dem bereits erwähnten Bändchen „Gedichte“ gab er selbständig heraus: „Hochzeitslieder“ (Wien 1858); – „Ein deutscher Lied“ (ebd. 1860); – „Lustspiele“ (ebd. 1860); – „Volkslieder der Portugiesen und Catalonen“ (München 1864); es sind dies Bearbeitungen und Nachbildungen der Prosaübersetzungen des Philologen Ferdinand Wolf; – „Theatergeschichten“ 1. und 2. Theil (Wien, Pesth, Leipzig 1876, Hartleben, 12°.); während der erste Theil mehr theatralische Anekdoten enthält, bietet der zweite in seinen Abschnitten: „Von Holbein bis Dingelstedt“ und „Erinnerungen aus dem alten Wiener Opernhause“ nicht unwesentliche Beiträge zur Theatergeschichte Wiens; – „Bekenntnisse eines Hoftheaterdirectors. Roman“ 2 Bände (Wien 1880, Hartleben, 8°.) und „Aus Wiens lustiger Theaterzeit. Erinnerungen an Josephine Gallmayer. Mit dem Porträt der Künstlerin“ (Berlin 1885, R. Jacobsthal, 8°.). [242] Außerdem hat Waldstein eine ganz stattliche Reihe Theaterstücke geschrieben, welche als Manuscript gedruckt sind, und deren Titel wir hier anführen: „Locusta oder ein verlorenes Weib“, Drama in 5 Acten; – „Frau Bieberich“, Lustspiel nach dem Französischen in 3 Acten; – „Der Trovatore“, Lustspiel in 1 Act; – „Ein verzogenes Kind“, Lustspiel in 2 Acten; – „Das Feuerpiquet“, Lustspiel in 1 Act; – „Das Herz der Gräfin“, Lustspiel in 1 Act; – „Ist das Fräulein zu Hause?“ Lustspiel in 1 Act; – „Ein Schwarzseher“, Lustspiel in 1 Act; – „Orangenwasser“, Lustspiel in 1 Act; – „Maria Regina“, Drama in 5 Acten; – „Die Papageien“. Lustspiel in 1 Act; – „Ein geprüfter Ehemann“, Lustspiel in 2 Acten; – „Lady Florence“, Schauspiel in 5 Acten; – „Deutsche Treue“, Schauspiel in 5 Acten; – „Helmine“, Schauspiel in 5 Acten; – „Ein Windstoß“, Lustspiel in 1 Act; – „Nach dem Krach“, Lustspiel in 1 Act; – „Der Janustempel“, Lustspiel in 1 Act; – „Ein schweres Geständniß“, Lustspiel in 1 Act; – „Ein Mädchen, das allein steht“, Lustspiel in 1 Act; – „Sie geht zum Ballet“, Lustspiel in 1 Act; – „Madame Cleopatra“, Lustspiel in 1 Act. Bayern, Hannover, Nassau haben dem Dichter die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft, Sachsen-Coburg und Portugal Orden verliehen.

Deutscher Literaturkalender auf das Jahr 1884. Herausgegeben von Joseph Kürschner. (Berlin und Stuttgart, Speemann, 32°.) VI. Jahrg., S. 278.
Porträts. 1) Ein Gruppenbild, auf welchem der Wiener Maler Franz Gaul die Wiener Schriftsteller in meist ähnlichen Caricaturen darstellt, zeigt den Verfasser der „Bürger von Hannover“ auf einem Pegasus, der natürlich auch in eine Caricatur umgewandelt wurde. – 2) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners. Waldstein kommt mit einem Quartband, überschrieben: „Lustspiel von Waldstein“, herbeigeeilt, vor ihm im flüchtigen Umriß die flüchtende Menge. Unterschrift: „Alles rennet, rettet, flüchtet“ im „Floh“ (Wiener Spott- und Witzblatt) 1869, Nr. 17.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jakob Waldstein (Wikipedia).
  2. Vorlage: Nestroj.