BLKÖ:Wernischek, Johann Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Werschauer, Johann
Band: 55 (1887), ab Seite: 105. (Quelle)
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Wernischek, Johann Jacob (Arzt und Naturforscher, geb. im Thuróczer Comitate Ungarns 1743, gest. [106] zu Wien 18. Juli 1804). Die Studien beendete er in Wien, wo er nach Erlangung des philosophischen und medicinischen Doctorates practicirte. Als geschickter denkender Arzt gelangte er zu Ruf und ansehnlicher Praxis und wurde Leibarzt des Erzbischofs und Cardinals Grafen Migazzi. Dabei war er in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig, beschäftigte sich in seinen Mußestunden mit dem Studium der Naturwissenschaften, vornehmlich mit Botanik, und gab folgende Schriften heraus: „Dissertatio inaug. med. de homine interno“ (Wien 1759, 8°.); – „Genera plantarum cum characteribus suis essentialibus et naturalibus“ (ebd. 1763, Gerold, gr. 8°.); – „Genera plantarum ad facilius consequendarum earum notitiam secundum numerum Laciniarum Corollae disposita“ (Wien 1764; 2. Ausg. ebd. 1766, Trattner, gr. 8°.] – „Tractatus physicam astrorum notitiam ex principiis mechanicae proponens“ (ebd. 1765, Trattner, gr. 8°.); – „Frage: Woher entstehen die Faulfieber: Warum sind die Frieselfieber so selten? Sammt der aus Erfahrungen gezogenen Antwort“ (ebd. 1789, gr. 8°.); – „Regulae venaesectionis secundum ipsas morborum causas effectrices sive secundum suam medendi normam dispositae“ (ebd. 1783, Beck, gr. 8°.); – „Systema medendi naturale“ (ebd. 1777, Trattner, gr. 8°.); – „Medendi norma ad dignoscendas evellendasque ipsas morborum causas“ Tomi 2 (ebd. 1780–1786, Beck, gr. 8°.); – „Beschreibung des rheumatischen Fiebers, welches gegenwärtig allgemein herrscht“ (ebd. 1789, 8°.). Was nun Wernischek als Botaniker betrifft, so ging er als solcher seinen eigenen Weg und versuchte die Pflanzengattungen nach der Zahl der Blumenblätter zu bestimmen; doch griff dieser Versuch nicht durch, und sein Werk, obgleich in zweiter Auflage erschienen, ist heute vergessen; bedeutsamer aber war er als Arzt, da er als solcher die Erkenntniß und Heilung der Krankheiten auf die Ursachen derselben zu begründen suchte. Das empirische Verfahren, das leider immer noch so viele Aerzte einschlagen, indem sie bald nur die äußeren Erscheinungen beachten, bald nur specifischen Mitteln vertrauen und die Behandlung einer Krankheit mehr von deren Namen als dem eigentlichen Heilobjecte abhängig machen, genügte ihm keineswegs, sondern er war ein sorgfältiger Beobachter und wollte die Ursachen eines Leidens theils als vom Organismus oder Mechanismus, von der Seele, von fremden Körpern und von der Natur herrührend, erkennen, mit welch letzterer Benennung er den Grund der selbständigen Lebensregungen, d. h. Alles bezeichnete, was von jeher in den Begriff der Naturheilkraft zusammengefaßt worden ist. Doch meint die Fachkritik, daß er in seinem Werke: „Medendi norma“ (Richtschnur der Heilung), welches 1776 erschien, nicht über das Allgemeine hinausgekommen und nur in neuer Zusammenstellung das zusammengefaßt habe, was vor ihm Boerhave und andere hervorragende Aerzte seinerzeit gelehrt hatten. Auch in seinem allgemein therapeutischen Werke „Systema medendi naturale“ (über das natürliche Heilverfahren) schlägt er die betretenen Pfade ein und verläßt sie auch dann nicht, wenn bereits neue mit Erfolg eingeschlagen worden. Doch aber zeichnen sich seine Schriften durch eine ungemeine Klarheit der Darstellung aus, welche ebenso seine gründliche Kenntniß und sein ausgebreitetes Studium bekunden, [107] als sie für Aerzte, die nicht Zeit noch Lust haben, selbständig vorzugehen und zu forschen, gediegene und zuverlässige Handbücher und Leitfaden waren.

(De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch u. s. w. I. Bandes 2. Theil (Wien 1778, von Trattner, 4°.) S. 251. – Horány (Alexius). Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Posonii 1777, A. Loewe, 8°.) tomus III, S. 558. – Bibliotheca hungarica historiae naturalis et matheseos. Edidit Szinnyei Jozsef et Dr. Szinnyei Jozsef (Vater und Sohn) (Budapesth 1878, 4°.) Sp. 836. – Hirschel (Bernhard). Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit und der Wiener Schule. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage (Wien 1802, Braumüller, gr. 8°.) S. 282.