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BLKÖ:Demeter, Demetrius

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dembiński, Heinrich
Band: 3 (1858), ab Seite: 233. (Quelle)
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Demeter, Demetrius (croatischer Dichter, Doctor der Medicin und Translator, geb. zu Agram 21. Juli 1811). Sein Vater, ein Grieche aus Macedonien, wanderte nach Ungarn aus und vermälte sich zu Groß-Kanisa ebenfalls mit einer macedonischen Griechin. In Agram ließ er sich als Kaufmann nieder und erwarb ein bedeutendes Vermögen. Sein Sohn Demetrius besuchte die untern Schulen und das Gymnasium in Agram, erhielt Unterricht im Italienischen, Deutschen und Neugriechischen, welch’ letzteres nebst dem Croatischen die Umgangssprache im väterlichen Hause bildete. Sein Hang zur Schriftstellerei wurde früh geweckt, und schon als Grammaticalschüler beschäftigte er sich mit Uebersetzungen von größeren Werken. Die dramatische Richtung, welche Demeter später entschieden einschlug, wurde durch ein eigenthümliches Ereigniß veranlaßt. Bei Spielen auf einem Platze vor einem einsam gelegenen [234] Hause vernahmen mehrere der Spielenden klagende Laute. Sie traten näher und begannen mit dem unsichtbaren Sprecher, der in diesem Hause sich befand, eine Unterredung, aus welcher hervorging, daß der Sprecher von seinem Onkel, einer bedeutenden Persönlichkeit, als todt ausgegeben und seit ein Paar Jahren in dessen Hause heimlich gefangen gehalten und unmenschlich behandelt werde. Die fast fabelhaft klingende Kunde kam unter die Bevölkerung, welche sogleich von der Stadtbehörde eine Hausuntersuchung verlangte; diese wurde auch vorgenommen, blieb aber erfolglos, denn kein Gefangener fand sich vor. Die aufgeregte Jugend, damit unzufrieden, drang nun selbst mit Gewalt in das Gebäude, durchsuchte es und fand endlich den Armen, den sie, ein wahres Bild des Jammers, gleichsam im Triumphe unter dem Jubel der Bevölkerung auf die Akademie brachte; dann kehrte sie wieder in das Haus seines Peinigers, der indessen entflohen war, zurück, ein großer Theil der Bevölkerung aus allen Ständen schloß sich ihr an, alles Hausgeräthe wurde zerschlagen und das Haus würde den Flammen übergeben worden sein, wenn nicht das über Ansuchen der Civilbehörde ausgerückte Militär den Gewaltstreich verhindert hätte. Dieser Vorfall machte auf D.’s jugendliche Phantasie einen so gewaltigen Eindruck, daß er ihn in wenigen Tagen in lateinischer Sprache dramatisirte. Seit dieser Zeit pflegte er mit großer Vorliebe die dramatische Poesie. In Graz, wo er seine Studien fortsetzte, schrieb er zwei Trauerspiele: „Virginia“ und „Dion“; beide noch in der neugriechischen Sprache. In Graz war es auch, wo die Vorlesungen über Aesthetik des Professors Dr. Muchar auf die ästhetische und poetische Richtung D.’s wesentlichen Einfluß übten; und in diese Zeit fällt D.’s Befreundung mit Ljudevit Gaj, der in Graz Philosophie studirte. Gaj war es, der Demeter bestimmte, sich der croatischen Literatur ausschließlich zu widmen und der neugriechischen für immer zu entsagen, welchen Uebertritt D. durch eine croatische Ode an seinen erwähnten Freund feierte. In Wien, wohin sich D., um die Medicin zu studiren, begeben hatte, wirkte der fleißige Besuch des Hofburgtheaters in seiner Art auf Demeters Phantasie. In dieser Zeit studirte er auch die deutschen dramatischen Dichter. In Padua erhielt er (1836) die medicinische Doctorwürde. In’s Vaterland zurückgekehrt, trat er 1838 mit dem ersten Bande seiner dramat. Versuche auf. Er enthält zwei Dramen in Versen: „Ljubav i dužnost“, d. i. Liebe und Pflicht (dram. Gedicht in 3 Act.) und „Kérvna osveta“, d. i. Die blutige Rache. Diese ersten, nach westlichen Mustern gearbeiteten Versuche erhielten freundliche Aufnahme; im zweiten Stücke wendete D. statt des allgemein üblichen Jambus den zehnsilbigen Nationalvers an und gab damit die Initiative zur Annahme dieses Verses von Seite aller späteren vaterländischen Dramatiker, dessen sich noch heut alle bedienen, die metrisch schreiben. Der gute Erfolg dieser Erstlingsarbeit bewog D., die medicinische Praxis aufzugeben und sich ganz der dramatischen Dichtung zuzuwenden, welcher Schritt dadurch ausführbar wurde, daß D. nach dem Tode seiner Eltern in den Besitz eines Vermögens gelangt war. Zur Verwirklichung seiner nunmehr gefaßten Absicht scheute D. keine pecuniären Opfer. Im J. 1841 übernahm er für zwei Jahre die Leitung der vom Agramer Lesevereine aus Neusatz nach Agram berufenen illyrischen Schauspielgesellschaft; füllte die großen Lücken eines Repertoirs in illyrischer Sprache durch mehrere Uebersetzungen deutscher Theaterstücke aus, welche in dem von Ljudevit Gaj herausgegebenen Repertoire des illyrischen Theaters abgedruckt [235] sind; sorgte, da die Gesellschaft aus lauter Anfängern bestand, auch für deren artistische Ausbildung und setzte dabei große Summen aus Eigenem zu. Im Jahre 1844 erschien als zweiter Band der dramatischen Versuche [auf Kosten der Matice in Wien bei den Mechitaristen gedruckt] die große historische Original-Tragödie „Teuta“. Sonst schrieb D. noch ein größeres episch-lyrisch. Gedicht „„Grobnicko polje“, d. i. Der Friedhof [in der zu Agram herausg. Monatschr. „Kolo“ abgedruckt], mehrere lyrische Gedichte, theils Originalien, theils Uebersetzungen aus dem Deutschen, Italienischen, Neugriechischen, Polnischen und Russischen, u. z. fast aller lyrischen Gedichte des Italieners Vitorelli , des Banus Jellaćić, des Russen Puschkin und endlich der „Freude“ von Schiller. Viele dieser Dichtungen und viele historische und ästhetische Aufsätze stehen in der „Danica“, einem Beiblatte der croatischen Zeitung „Narodne Novine“, welches D. über ein Jahr redigirte. Im J. 1846 schrieb D. den Text zur ersten croat. Oper, betitelt: „Ljubav i zloba“, d. i. Liebe und Bosheit, wozu Viekoslav Lisinski die Musik componirte. Sie wurde von einer guten Dilettantengesellschaft mit Erfolg dargestellt; der Sänger Stazić, der später unter dem Namen Steger als deutscher Tenor einen Namen errang, sang darin. Gleichfalls für Lisinski (mittlerweile gestorben) schrieb D. den Text einer zweiten 5actigen Oper, betitelt „Porin“, die noch nicht aufgeführt worden. In dem von Joh. Havliček herausg. illyr. Taschenbuche“ „Iskra“, d. i. Der Funke, dessen Redaction D. zwei Jahre (1844 u. 1846) führte, befinden sich von D. mehrere aus dem Neugriechischen übersetzte Volkslieder und vier Original-Novellen: „Ivo i Neda“; – „Metež“, d. i. Der Aufstand (1844); – „Otac i Sin“, d. i. Vater und Sohn; – „Jedna noć“, d. i. Eine Nacht (1846). 1848 übernahm D. den Verlag des von Praus in deutscher Sprache redigirten, durch seine extrem-slavische Richtung bekannten Journals „Südslavische Zeitung“, für welches er große pecuniäre Opfer brachte. Ueberdieß litt Demeter durch ein Falliment so große Verluste in seinem Vermögen, daß er gezwungen war, eine Anstellung zu suchen. Im J. 1849 wurde er Mitglied der beim k. k. Justizministerium niedergesetzten Commission zur Verfassung einer slavischen juridisch-politischen Terminologie, dann Translator bei der k. k. Banalregierung in Agram und seit dem 1. Jan. 1856 Redacteur des Amtsblattes „Narodne Novine“. Diese Arbeiten ließen seit 1849 D. wenig Zeit zu literarischer Beschäftigung. D. hat die officielle österreichische Volkshymne in’s Croatische übersetzt; sonst beschränkt sich sein literar. Wirken in der Gegenwart auf Kritiken über Darstellungen der croatischen Bühne in der Zeitung „Narodne Novine“ und auf die bühnengemäße Einrichtung der croat. zur Aufführung bestimmten Stücke.

Truska (Heliodor), Oestr. Frühlings-Album 1854 (Wien, Braumüller, 4°.) S. XLIX. [Einige – nur 3 oder 4 – Exemplare dieses Albums enthalten bei jedem der Dichter, von denen Beiträge darin enthalten sind, biographische und literarische Notizen. Das Geburtsdatum daselbst: 17. September 1811 ist unrichtig und jenes der vorstehenden Biographie das richtige.]