BLKÖ:Klinkowström, Friedrich August von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 103. (Quelle)
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Klinkowström, Friedrich August von (Maler und Pädagog, geb. zu Ludwigsburg, dem bei Stralsund gelegenen Landgute seines Vaters, 31. October 1778, gest. zu Wien 4. April 1835). Entstammt einer im Jahre 1684 geadelten protestantischen Familie schwedisch Pommerns. Der Vater Sebastian von K. diente als Oberstlieutenant in der k. schwedischen Armee, die Mutter, eine geborne von Rosenberg, war eine fromme und gläubige Frau. Nachdem er bis zur Wahl der Berufsstudien im Elternhause erzogen worden, begab er sich auf die Hochschule nach Greifswalde, wo er ein Studiengenosse Arndt’s wurde. Die Kriegsverhältnisse der damaligen Zeit riefen ihn jedoch vor der Zeit von seiner literarischen Laufbahn ab und führten ihn dem Waffenhandwerke zu. Nachdem aber der polnische Feldzug beendet und am 24. Februar 1793 das preußische Manifest über die Besetzung Danzigs durch Preußen proclamirt war, begab sich K., aber immer noch im militärischen Verbande verbleibend, in’s Elternhaus zurück. Das Vorhaben, den Feldzug gegen die Franzosen mitzumachen, mußte er der Familienverhältnisse wegen aufgeben, da ihn dieselben nöthigten, an der Seite seines Vaters zur Führung der häuslichen, theils durch ungeregeltes Gebahren, theils durch die Lasten des Krieges gesunkenen Wirthschaft zu bleiben. Hier fand K. Muße, eine Kunst zu üben, zu der er in früher Jugend schon ein ungewöhnliches Talent an den Tag gelegt hatte, nämlich die Malerei. Auch hatte er bereits in Greifswalde unter Quistorp die nöthige technische Fertigkeit sich angeeignet. [104] Im Jahre 1802 begab er sich zur weiteren Ausbildung nach Dresden, wo er sich mit dem Maler Runge befreundete und mit seiner ungemein lebendigen Phantasie in dessen Idee der Darstellungen durch Symbole und Allegorien auf eine fast maßlose Weise einging. Aber auch auf seine künstlerische Ausbildung wirkten die mißlichen Verhältnisse im Elternhause störend ein, weil er öfter genöthigt war, seine Kunststudien zu unterbrechen und wegen Mangel ausreichender Mittel sich nach Hause zu begeben. Aus diesem Umstande dürfte wohl auch der häufige Wechsel seines Aufenthaltes in der Zeit von 1804–1812 zu erklären sein, denn zu Ende 1804 hielt er sich zu Hamburg auf. im Herbste 1805 wieder in Dresden, im Herbste 1806 auf der Besitzung seiner Eltern, im Spätjahre 1808 in Hamburg und Paris, 1809 in Rom und im Herbste 1811 bereits in Wien, wo er schon damals einen längeren Aufenthalt nahm. In Paris hatte K. den Grafen, nachherigen Fürsten und Staatskanzler Metternich kennen gelernt und trug sich mit der Hoffnung einer Anstellung an der Akademie der bildenden Künste in Wien, denn seine treffliche Copie der „Nacht“ von Correggio, jetzt Altarbild in der Marienkirche zu Greifswalde, eine lebensgroße Copie des Bildnisses von „Karl V.“,eines kleineren von „Rudolph von Habsburg“ hatten ihn in weiteren Kreisen bekannt gemacht; aber seine Hoffnungen verwirklichten sich nicht. Um diese Zeit öffneten sich ihm auch Aussichten auf eine Anstellung in preußischen Diensten, denn im Jahre 1813 schickte ihn Minister Stein nach Dresden, um als Adjutant des dort commandirenden preußischen Generals demselben bei Organisirung eines Freicorps behilflich zu sein. Von dort aber kam K. nach Paris, wo ihn Pilat kennen lernte, mit nach Wien nahm und wo nun K. seine bleibende Stätte aufschlug. Bald nach seiner Ankunft in Wien trat K. zum Katholicismus über und hatte an diesem Religionswechsel der berühmte Redemtorist Clemens Maria Hoffbauer [Bd. IX, S. 154][WS 1], dessen Seligsprechung eben im Werke ist, wesentlichen Antheil. Auch wurde um diese Zeit von Hoffbauer die von Adam Müller angeregte Idee der Errichtung einer Erziehungsanstalt für adelige Knaben mit der ihm eigenen Energie erfaßt, und Klinkowström, der eben vor Kurzem mit seiner Gemalin und deren beiden Schwägerinen in seine Hände das katholische Glaubensbekenntniß niedergelegt, als derjenige ausersehen, der dieses Institut in’s Leben rufen und demselben als Leiter vorstehen sollte. Wie diese Idee in Erfüllung ging, erzählt Sebastian Brunner in seiner Schrift: „Clemens Maria Hoffbauer“. Dieses Institut, dessen Protectorat der (1863 verstorbene) Erzherzog Maximilian Este angenommen, trat aber erst im Jahre 1818 in’s Leben und wurde die Pflanzschule des jungen österreichischen Adels. Aus dieser Schule gingen Ludwig Graf Batthyany, Anton Alexander Graf Auersperg, Alexander Baron Hübner u. A. hervor. Ein Jahr vor K.’s Tode, im Herbste 1834, wurde diese Anstalt aufgelassen, nachdem sie 16 Jahre bestanden und mehrere hundert Zöglinge gebildet hatte. Der gegen sie erhobene Vorwurf, daß die Zöglinge von K. zur geistlichen Wahl gedrängt wurden, widerlegt sich einfach durch die Thatsache, daß von allen während der 16 Jahre in diesem Institute gebildeten Zöglingen nur fünf dem geistlichen Stande sich gewidmet haben. Was Klinkowström’s Methode [105] als Erzieher und den Zweck betrifft, den er sich bei dieser wichtigen Lebensaufgabe vorgesteckt, so waren religiöse Momente vorherrschend, und wie in seiner Kunstrichtung die Verherrlichung des Christenthums in seiner Alles vereinigenden und durchdringenden Kraft und Schönheit ihm das Höchste war, so war auch sein Erziehungswerk wesentlich auf Gläubigkeit und Hervorkehrung der Gefühlsmomente gegründet. Auch außerhalb seiner Anstalt war K. nach dieser Richtung hin thätig, denn es ist eine in Brunner’s Schrift über Hoffbauer nur allgemein angedeutete, aber einer weiteren Begründung gewiß würdige Thatsache, daß mit K.’s Uebertritte zum Katholicismus die Elemente der Bildung und Erweiterung einer ausgeprägten – wenn gleich namenlosen – katholischen Gesellschaft in Wien deutlich bemerkbar werden, zu welcher u. A. Adam Müller, [BLKÖ:Schlegel, Friedrich von|Friedrich Schlegel]], Pilat, Baron Penkler, Graf Széchényi gehörten und welche in Clemens Hoffbauer den geistlichen Mittelpunct begrüßte. Es war nach den Wirren so langer und entsetzlicher Kriegsjahre, nach den schweren Bedrängnissen, welche im Gefolge derselben sind, nach dem Jammer über die mächtige Verwüstung allenthalben, das Bedürfniß nach einer Heimkehr des Geistes in sein Reich lebendig geworden. In Preußen entstand um jene Zeit der nachmals eben nicht am besten beleumundete Tugendbund; und auch in Oesterreich schien man die Bildung eines ähnlichen Vereins zu versuchen. Die Geschichte früherer Zeiten hat nach dergleichen Drangsalen ähnliche Erscheinungen aufzuweisen. Von dem Momente als K. seine pädagogische Mission zu erfüllen begann, nahm wohl seine künstlerische Thätigkeit keine andere Richtung, aber es blieb ihr nicht Muße genug zu größerem eindringlichen Schaffen. Daher sind es meist Bildnisse in Aquarell, welche K. ausgeführt, die aber ziemlich zahlreich sind. Auch schriftstellerisch thätig ist K. gewesen. So sind mehrere naturhistorische, zu jener Zeit in Pilat’s „Beobachter“ abgedruckte Aufsätze aus seiner Feder geflossen. Außerdem gab er heraus: ein seiner Bilder wegen merkwürdiges, heute schon höchst seltenes „ABC-Buch“ (Wien, bei Müller); – „Vater Heinz. Sammlung von Märchen und Erzählungen. Herausgegeben von einem Erzieher“ (Wien, Mechitharisten); diese Schrift hat mehrere Auflagen erlebt. Vom Jahre 1818 redigirte er unter dem Pseudonym Friedrich Kindmann die bei Wallishausser in Wien erscheinende Zeitschrift „Sonntagsblätter“, mit bildlichen Darstellungen von ihm selbst, von der zwei Jahrgänge erschienen sind. Endlich übersetzte er mehrere geistliche Werke, darunter jene von Fraissinous und Groux aus dem Französischen. Bald nachdem K. seinen bleibenden Aufenthalt in Wien genommen, vermälte er sich mit Louise von Mengershausen, einer Schwägerin Pilat’s, mit welcher er sich bereits in Paris verlobt hatte. Als sie viele Jahre vor ihrem Gatten (7. März 1821) starb, beweinten die Armen, denen sie Alles war, den Verlust einer Wohlthäterin und Mutter.

Hinterlassene Schriften von Philipp Otto Runge, Mahler. Herausgegeben von dessen ältestem Bruder (Hamburg 1841, Perthes, gr. 8°.) Bd. I, S. 171, 172, 173, 206, 367; Bd. II, S. 260, 264, 268, 271, 277, 281, 283, 292, 295, 298, 300, 305, 308, 314, 322, 341, 344, 351–359, 364, 368, 372–385, 380, 406, 412, 421, 428 [alles Briefe Klinkowström’s an Runge aus den Jahren 1803–1810], S. 493 u. f. [in der Anmerkung]. – Clemens Maria Hoffbauer. Miniaturen zur Kirchengeschichte von 1780 bis 1820. Von [106] Sebastian Brunner (Wien 1858, Braumüller, 8°.) S. 128–130. – Nagler in seinem „Allgemeinen Künstler-Lexikon“, Bd. VII, S. 64, gedenkt eines Friedrich von Klinkowström, „Lithographen, der um 1821 in Wien lebte“. Dieß ist Alles, was Nagler weiß, offenbar ist aber unter dem Lithographen (!) Klinkowström unser obiger Künstler Friedrich August von K., der treffliche Copist der berühmten „Nacht von Correggio“, gemeint. – Die Klinkowström sind ein altes schwedisches, später nach Preußen übersiedeltes Geschlecht, dessen ein Zweig im Jahre 1798 in den preußischen Grafenstand erhoben wurde. Der in Oesterreich blühende Zweig der Klinkowström führt das nämliche Wappen, welches im Herzschilde der preußischen Grafenlinie vorkommt, nämlich drei schwarze, quer neben einander gestellte Adlerköpfe mit goldenen Schnäbeln. Wie schon bemerkt, hatte sich Friedrich August K. in Wien mit Louise gebornen von Mengershausen vermält, aus welcher Ehe vier Söhne und eine Tochter entstammen; diese letztere, Maria (geb. 1816) ist Klosterfrau zu Gleink bei Stadt Steyer; von den Söhnen sind Joseph (geb. zu Wien 30. August 1813) und Max (geb. 21. October 1819) Priester des Ordens der Gesellschaft Jesu [s. die Folgenden], Clemens (geb. 6. Juni 1815) Concipist im k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchive und Alphons (geb. zu Wien 25. Jänner 1818) zur Zeit Statthaltereirath in Triest, der sich durch seine Tüchtigkeit im Staatsdienste bereits den Orden der eisernen Krone erworben hat.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. IX, S. 155].