Beytrag zur Consumtions-Berechnung der in dem Fränkischen Kreise entbehrlichen Waaren
Im 3 Hft. des II B. ihres Journals las ich S. 305 (in dem patriotischen Aufsatz über die Ursachen der Theuerung aller Lebensmittel) daß Beyträge dieser Art in dasselbe mit Vergnügen aufgenommen werden sollten. Ich mache hiemit den Anfang zu einer Arbeit, die, wenn sie von mehrern Freunden des Vaterlandes fortgeführet wird, gewiß demselben großen Nutzen verschaffet.
| Ich gebe Ihnen nur eine Probe; denn in die Urquellen einzudringen, ist mir als einem in die Staatsgeschäffte uneingeweihten, – unbesoldeten – Mitglied des Staates nicht erlaubt, und ich kann daher meine Beobachtungen über diesen Gegenstand nicht für kameralistisch sicher angeben; indessen bin ich sehr gewiß, daß Kenner meines Vaterlandes ziemlich damit zufrieden seyn werden.Ich wähle mir zu meinem Ziele die Residenzstadt Wirzburg. Nach dieser kann man ungefähr das ganze Wirzburgische Land abmessen; denn nach den Sitten des Hofes oder der Residenzstadt bildet sich auch das übrige Land. Jedoch muß ich auch bekennen, daß wenn man jedem Wirzburgischen Amte, besonders den von der Residenz entferntern, eine Viertels-Consumtion von nachfolgenden entbehrlichen Waaren zurechnen wollte, man sich im Ganzen etwas zu viel irren würde. Mit einem Achtel der Wirzburgischen Resistenzstadts-Consumtion auf jedes Amt, die man in dem Staatscalender leicht nachsehen kann, wird man gewiß nicht weit irre gehen; und so wäre also schon ein großer Theil des Fränkischen Kreises – beyläufig – berechnet.
|- 1) rechne ich die Residenzstadt Wirzburg auf 20,000 Seelen, und nehme
- 2) für diese, 4000 Haushaltungen, und
- 3) von erstern 20,000 Seelen nur 16,000 als Consumenten von Caffe, Zucker, Tabak, fein Gewürz und dergleichen Artikeln, von andern, als Rosinen, Weinbeeren, Mandeln, Stockfischen, Heringen, Bückingen, Laperdan, aber gegen 18,000 Consumenten an.
- 4) gehet meine Rechnung allein auf die Einwohner Wirzburgs, nicht aber auf die fremden, oder ausser Wirzburg wohnenden Käufer, und zwar
- 5) der nachfolgenden Specereywaaren, die, wenn man die eigenen Landesproducte, oder des ländlichen Bodens Fähigkeiten zur Hand nimmt, am leichtesten entbehrlich sind.
- 6) Die Preise dieser nach meiner Meinung entbehrlichen Waaren setze ich zugleich bey, um Männern, die mehr als ich zum Wohl des Vaterlandes thun können, einen leichtern Weg zur Erkenntniß der vaterländischen Gebrechen zu bahnen. Ich nehme aber|
- 7) die Preise besagter Waaren nur im dermahligen Mittelmaaße, und in runden Zahlen, um Rechnungsbrüchen auszuweichen. Und um die Gemüther der bangern Patrioten, in Rücksicht des jährlichen Geldausflußes nicht zu sehr zu betrüben, erkläre ich, daß für den Durchschnitt auf 10 Jahre bis dieses 1791ste Jahr einschlüßig, für jedes 1/12 oder 1/8 von der nachfolgenden Consumtions-Summe abgekürzet werden könne.
Dieses vorausgesetzt denke ich nun, nach meinen mehrjährigen Überlegungen und stillen Beobachtungen die Consumtion der entbehrlichen oder luxuriösen Waaren, die in Wirzburg von den Einwohnern jährlich allein verzehret werden, ungefähr, also bestimmen zu können:
fl. | fl. | kr. | |
1000 ct. Caffe aller Sorten zu | 50 | 50,000 | -– |
2000 ct. Zucker | 52 | 104,000 | –- |
250 ganze Tonnen Heringe | 36 | 8,000 | –- |
50 ganze Tonnen Laperdan | 36 | 1,400 | –- |
250 ct. Stockfisch | 13 | 3,250 | –- |
Latus | 166650 |
fl. | fl. | kr. | |
Transport | 166,650 | –- | |
200 Fäßlein Bicklinge | 18 | 3,600 | –- |
[1] Sardellen, Anquillotti, geräucherten Salm Platteis, Längling, Austern |
–- | –- | |
50 ct. Pfeffer | a fl. 90 | 4,500 | –- |
40 ct. Ingwer | a fl. 25 | 1,000 | –- |
40 ct. Piement | 60 | 2,400 | –- |
500 lb. Gewürznelken | 3 | 1,500 | –- |
200 lb. Zimmet ostind. u. englische | 4 | 800 | –- |
100 lb. Macis | a fl. 15 | 1,500 | –- |
300 lb. Muscat-Nüsse | 14 | 4,200 | –- |
100 lb. Thee aller Sorten | 4 | 400 | –- |
50 ct. Honig aus Frankreich etc. etc. | 15 | 750 | –- |
300 ct. Rosinen, Smyrn. und Span. | a fl. 16 | 4,800 | –- |
200 ct. Weinbeere | – | 3,200 | –- |
Latus | 195,300 |
fl. | fl. | kr. | |
Transport | 195,300 | –- | |
[2]150 ct. Mandel | 36 | 5,400 | –- |
5 ct. Cakau u. Chokolad | 40 | 200 | –- |
5000 ct. Rauch u. Schnupftaback | 20 | 100,000 | –- |
Summa fl. | 300,900 | –- |
- ↑ Seitdem im Erzstift Mainz an Freytagen und Samstagen Fleisch zu essen erlaubet ist, erspart dasselbe jährlich wenigstens fl. 15,000, und wird also jährlich um so viel weniger geldarm.
- ↑ Will man auch nur 2000 Haushaltungen annehmen, die Rosinen, Weinbeere und Mandeln in ihren Küchen gebrauchen, so trifft jede derselben ein jährliches Quorum von 15 Pf. Rosinen, 10 Pf. Weinbeere und 71/2 Pf. Mandeln. Es sind adeliche und unadeliche Haushaltungen, wo in mancher Woche so viel verbraucht wird. Wer Wirzburgs Geschmack nur halbwegs kennet, wird meinen Ansatz gewiß billig finden: denn wie sollten sich 8 bis 10 Pastetenbäcker nähren können, wenn die Backereyen nicht so beliebt wären? Ich glaube, daß täglich 15 Pf. von diesen Früchten nur von den Studenten verzehret werden, in deren Kosthäusern, dergleichen Leckerbißchen nicht auf den Tisch kommen.