Zum Inhalt springen

Die Chronik des Thietmar von Merseburg/Sechstes Buch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<<
Sechstes Buch
>>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Die Chronik des Thietmar von Merseburg
Seite: {{{SEITE}}}
von: [[]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wikisource-Indexseite
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[181]
Sechstes Buch.



1. Als seit der heilbringenden Geburt der unbefleckten 1004 Jungfrau die Tausendzahl erfüllt war, und darüber in der fünften Stelle der Hauptzahlen, und zu Anfange der vierten Woche desselben[1], im Monat Februar, welcher der Reinigungsmonat heißt[2], brach der Welt ein heller Morgen an, und Heinrich, von Gottes Gnaden König, der seiner Vorgänger Fehler zu bessern und sich die ewige Barmherzigkeit zu verdienen bemüht war, begab sich, nachdem er seinem Vorsatze gemäß alles dahin gehörige angeordnet hatte, nach seiner Pfalz, wo er seinem Körper in der Regel Erholung zu gewähren pflegte, um dort durch die lang entbehrte Geistesnahrung nun auch die Seele ein wenig zu erfrischen. Und indem er hieher dann alle Fürsten des Reiches berief, verlieh er das Bisthum der heiligen Kirche von Merseburg einem seiner Caplane, Namens Wigbert, vermittelst des Stabes des Erzbischofes Tagino [von Magadaburg], womit derselbe dieser Kirche, deren Wiederherstellung er gern begünstigte, alles ihr von seinem Vorgänger ungerecht entrissene wieder zustellte, eine Maßregel, in welche sowohl Bischof Arnulf [von Halberstadt], als Bischof Eido [von Meißen] und Hildeward [von Zeiz], unter welche der Merseburger Sprengel [182] 1004 vertheilt war, einwilligten und wozu das ganze Volk Beifall rief. Wigbert ward nach seiner Erwählung unter kirchlicher Freudenfeier zu seinem bischöflichen Stuhle hingeführt und am selbigen Tage von Tagino, seinem Erzbischofe, und seinen geistlichen Brüdern Hillerich und Wigo [Bischof von Brandenburg] und den genannten Mitbischöfen eingesegnet.


2. Unterdeß übte Bolizlav, getrieben von eigener Wuth und den Anreizungen des Grafen Heinrich, große Gewaltthat an den Baiern und an allen seinen Mitvasallen. Deshalb machte der König in Folge vorher angesagter Heerfahrt einen feindlichen Einfall ins Milziner Gebiet, und wenn nicht starker Schnee, der schnell aufthaute, ihn gehindert hätte, so würde jenes ganze Land wüst und menschenleer geworden sein. Zornerfüllt von da zurückkehrend, unterstützte der König dann den Markgrafen Guncelin [von Meißen] und die übrigen Vertheidiger des Vaterlandes durch Einlegung von Besatzungen; dann kam er nach Merseburg. Hier erfuhr er durch zuverlässige, von Graf Heinrich an ihn abgesandte Fürsprecher, sein Bruder Bruno sei zum Könige der Ungarn geflohen, um von da aus Begnadigung nachzusuchen, und er selbst fühle große Reue. So schenkte er, obwohl mit Widerstreben, den dringenden Bitten dieser Vermittler und besonders seines überaus lieben Tagino und Herzog Bernhards [von Sachsen] Gehör, und gewährte dem Grafen Heinrich unter der Bedingung Gnade, daß er ihm und seinen Anhängern zwar ihre Güter und deren Bewohner wieder verleihen wolle, dagegen aber ihn selbst, so lange es ihm beliebe, in Haft halten könne; worauf sich der Graf im Aufzuge und Benehmen eines Büßenden dem Könige überantwortete, indem er weinend bekannte, daß er in jeder Beziehung nur allzu strafbar wäre. Auf des Königs Geheiß ward er darauf vom Erzbischofe nach Burg Ivicansten [Giebichenstein] zur Haft abgeführt, und dort von den Kriegsleuten desselben Tag und Nacht sorgfältig bewacht. Hier verrichtete er unter anderen guten Werken [183] auch dasjenige, daß er eines Tages 1004 das Psalterium mit 150 Kniebeugungen[3] absang.


3. Indeß forderte der König, eingedenk der Kränkung seiner Rechte in Italien, alle seine Getreuen auf, dieselbe zu ahnden, und beschloß, in der bevorstehenden Fastenzeit mit Heeresmacht dahin zu ziehen. Indem er dann von Merseburg nach Magadaburg sich begab, flehte er dort zum heiligen Mauritius um seine Fürbitte bei Gott und um glückliche Reise. Von da durch das Gebiet von Thüringen und Ostfranken ziehend, kam er nach Regensburg. Hier hielt er eine königliche offene Sitzung, und verlieh am 21. März seinem Vasallen und Schwager Heinrich[4] mit dem Beifalle aller Anwesenden vermittelst der Fahnenlanze das Herzogthum Baiern. Als er dann auf dem Wege Augsburg erreichte, ward er vom Bischofe Sigifrid ehrenvoll eingeholt und bewirthet. Hier verweilte er nur zwei Nächte, und gab der Königin, von der er umständlich Abschied nahm, Erlaubniß, sich nach Sachsen zu begeben, indem er sie der Obhut des ihm so theuren Tagino anvertraute. Er selbst aber zog mit dem Heere weiter bis zu einem Orte Namens Tinga[5]. Hier stellte sich Herr Bruno[6], sein Bruder, begleitet von den sich seiner annehmenden Ungarn ihm vor und ward von ihm aus Barmherzigkeit zu Gnaden aufgenommen. Nach Augsburg kam übrigens auch ich, auf Verlangen des Erzbischofs Tagino, mit dem ich dann ebenfalls wieder zurückkehrte[7]. Auf dieser Reise kamen wir nach Gernerode, wo wir mit der ehrwürdigen Aebtissin Hathui den Palmsonntag feierlich begingen. Am Mittwoch kam die Königin nach Magadaburg und feierte dort den Gründonnerstag und das nächstfolgende Fest der Auferstehung Christi [16. April].


4. Der König aber gelangte unter vielen Beschwerden der [184] 1004 Reise nach der Stadt Trident, wo er den Palmsonntag beging und dem von der nöthigen großen Anstrengung erschöpften Heere verstattete, an diesem hohen Feiertage sich ein wenig zu erholen. König Hardwig aber, der seine Ankunft vorher wußte und sie sehr fürchtete, sandte nach den obenerwähnten Befestigungen Boten hin; er selbst aber lagerte sich mit seinen versammelten Schaaren in der Ebene von Verona und hoffte, die nächste Zukunft werde der Vergangenheit an Glück entsprechen. König Heinrich bekam darauf gewisse Kunde, daß jener gesperrte Durchgang kaum oder gar nicht zu erkämpfen sei, und indem er sich deshalb nach einer andern Richtung hinwandte, berieth er sich mit seinen Vertrauten, ob er nicht mit Hülfe der Kärnthener die weit von dort entfernt liegenden Clausen vorwegnehmen könnte. Dies ward denn auch, obwohl es vielen schwer vorkam, mit kluger Umsicht ausgeführt. Die Kärnthener gehorchten sofort den Befehlen des Königs, und theilten sich in zwei Abtheilungen. Von diesen besetzte die eine, aus Fußvolk bestehend, vor Tages Anbruch das über die Clausen emporragende Gebirge, die andere aber folgte derselben, so wie es Morgen ward, nach und erhielt dann von ihren voraufgesandten Kampfgenossen die Losung zum Angriffe, die so laut gegeben ward, daß die im Hinterhalte verborgen liegenden Feinde sie vernehmen mußten. Diese eilten, im Rücken, wie sie meinten, sicher, den Ausrückenden mit den Waffen in der Hand entgegen. Die Unseren aber griffen sie von der Seite an, und schlugen sie theils in die Flucht, theils zwangen sie sie, sich von der Höhe oder in die übergetretene Brenta hinabzustürzen und so den Tod zu suchen. Also siegreich, bewachten sie sorgfältig die Clausen bis zur Ankunft des Königs. Als derselbe dies von den Boten erfuhr, ließ er alles Gepäck zurück und zog, indem er seine besten Ritter entbot, mit großer Schwierigkeit durch die Pässe, worauf er am Ufer des genannten Flusses in einem angenehmen Gefilde Lager schlagen ließ, um daselbst den Gründonnerstag und die Weihe des heiligen Oels nebst dem Leiden und der Auferstehung des Herrn nach [185] Kräften zu feiern [8].1004 Allen aber wurde vom Pfalzgrafen[9] bei Strafe des Königsbannes[10] verboten, heimlich davon zu gehen; denen dagegen, die mannhaft widerständen, ward der Lohn der Zukunft verheißen. Der König ging am Dienstag über die Brenta, und ließ wiederum die Zelte errichten und das Heer ruhen, indem er Kundschafter voraus schickte, die sich sorgfältig nach dem versteckten Aufenthaltsorte Hardwigs umsehen sollten.


5. Der bisher im Bösen einige Sinn der Langobarden ward nun vermöge der heiligen Fügung des allgerechten Gottes zur Uneinigkeit gebracht, und indem sie sich von dem frevelhaften Thronräuber trennten, eröffneten sie durch ihre Flucht dem von Gottes Gnaden gekrönten König Heinrich den sichern Eintritt ins Land. Zuerst empfing ihn Verona, und freute sich in dem Herrn, ihrem Gotte, daß der Beschützer des Vaterlandes gekommen, der Urheber alles Elendes aber hinweggegangen war. Nun eilte ihm, dem langersehnten, Markgraf Thiebold mit den obenerwähnten Hülfsgenossen entgegen, indem er sich freute, daß die Zeit gekommen sei, wo es ihm verstattet wäre, seine bisher verborgene gute Gesinnung dem Könige kund zu thun. Darauf kam der König mit diesem Gefolge nach Brixna[11], wo er vom Erzbischofe von Ravenna und vom dortigen Bischof Ethelbero sammt den Landgenossen empfangen wurde. Indem er darnach Pergama [Bergamo], welche Stadt einst Kaiser Arnulf erobert hatte, auf seiner Reise erreichte, empfing er den Erzbischof von Mailand, und ließ sich von ihm eidlich Treue geloben. Hierauf besuchte er Papia [Pavia], wo er von jenem Erzbischofe und den Ersten des Landes empfangen, mit außerordentlichem Jubel in die Kirche geführt und [186] 1004 nach einstimmiger Wahl erhöht und auf den königlichen Thron gefegt wurde.


6. Am selbigen Tage aber ward offenbar, wie unbeständig der veränderliche Lauf dieser Welt stets dem Untergange zueilt. Denn mitten unter all den Freuden begann plötzlich des Friedens Feindin, die Zwietracht, zu wüthen, und der im Uebermaß genossene Wein führte um einer geringen Veranlassung willen zum Bruch der Treue und des Eides. Die Bürger rüsteten sich gegen ihren neuerwählten König und eilten nach dessen Palast hin, und zwar besonders die, denen Heinrichs Gerechtigkeitsliebe mißfiel und Hardwigs schlaffe Nachsicht behagte. Als der König das Getöse vernahm, befahl er eiligst nachzusehen, was es sei, und bekam sofort zur Antwort: der gemeine Mann habe, von plötzlicher Wuth ergriffen und erfüllt von beschränkten Vorurtheilen, diesen Aufstand zuerst begonnen, und so sei denn auch die ganze übrige Bevölkerung zu eigenem Schimpf und Schaden dazu gekommen. Wie sie nun bereits heranstürmten, versuchte Heribert, der treffliche Erzbischof von Köln, sie zu besänftigen, indem er vom Fenster aus nach der Ursache eines solchen Auflaufes fragte; allein er wurde durch einen Hagel von Steinen und Pfeilen zurückgetrieben. Der von den Feinden hart angegriffene Palast aber ward von den leicht zu zählenden Hausleuten des Königs mannhaft vertheidigt. Denn während die Unseren an verschiedene nothwendige Punkte vertheilt waren, nahm die Gewalt der Feinde immer zu, bis die Unseren, das ungeheure Getöse von fern vernehmend, allesammt zum Könige eilten; sie trieben nun zwar die noch wüthend andringenden Feinde etwas zurück, wurden aber doch, da die Nacht herein brach, durch Pfeilschüsse und Steinwürfe aufgehalten. Um sich dagegen zu schützen, steckten sie darauf die Gebäude der Stadt in Brand. Diejenigen von den Unseren aber, die vor der Stadt lagen, erstiegen tapfer kämpfend die Bollwerke derselben, durch welche jene größeren Widerstand leisteten. In diesem Kampfe ward der treffliche Jüngling Gisilbert, der Bruder der Königin, von den [187] Langobarden tödtlich getroffen und starb,1004 was den Schmerz und Grimm seiner Gefährten gewaltig vermehrte. Ihn rächte sofort Ritter Wulferam, indem er sich mitten in den feindlichen Haufen stürzte und einem von ihnen durch den Helm das Haupt bis zum Rumpfe spaltete, dann aber unverletzt wieder zurückkam. Also wandelten sie in schnellem Wechsel die allen liebe Ruhe des Friedens in das Ungemach des Krieges. Einige Feinde, welche den Unseren lebendig in die Hände fielen, wurden vor den König geführt. Plötzlich stürzte ein Haus, welches die Unseren, die bereits ermattet waren, schützte, von den Langobarden angezündet, zusammen, was aber unsere Krieger, die nun auf keine Zuflucht und Sicherung mehr rechnen konnten, zum Kampfe nur desto eifriger machte. Während deß drangen die Alemannen sammt den Franken und Lothringern, als endlich auch zu ihnen die Kunde des Unheils gedrungen war, die Mauern erstürmend, in Pavia ein, und setzten den Bürgern so zu, daß nicht ein einziger aus seinem Hause, worin sie allein noch Schutz fanden, herauszukommen wagte. Von den Dächern herunter warfen jene nun die Geschosse zur Beschwerde der Unsern; allein nach Anzündung der Häuser kamen sie um. Es ist schwer zu schildern, wie groß die Niederlage war, die daselbst auf verschiedene Weise angerichtet wurde. Die nun siegreichen Krieger des Königs plünderten, ohne irgend Anstoß zu finden, die Erschlagenen. Heinrich, über diesen Anblick erschüttert, befahl, der Ueberlebenden zu schonen, und indem er sich in die St. Petersfeste[12] begab, gewährte er den fußfällig flehenden Feinden gnädig Verzeihung. Darauf kamen alle, die bisher noch nicht erschienen waren, auf die Kunde vom Siege des Königs, um ein ähnliches Geschick abzuwenden, entweder selbst, oder schickten Geiseln, indem sie Treue, Hülfe und die dem Könige schuldige Unterwerfung gelobten.


7. Nachdem darnach das Unheil zu Pavia beseitigt war, [188] 1004 kam der König nach Pontelungo[13] und empfing die Huldigung der übrigen Langobarden, und nachdem er dort mit allen eine Unterredung gehalten und die hauptsächlichsten Angelegenheiten mit Klugheit geordnet hatte, begab er sich, dem hochheiligen Bischof Ambrosius zu Liebe, nach Mailand. Sofort kehrte er dann nach der Umgegend von Pontelungo zurück, und als er auch von da plötzlich aufbrach, tröstete er das versammelte, über seinen Abzug klagende Volk, durch das Versprechen, wieder zu kommen und durch manche andere Trostgründe. Das nächste Pfingstfest [4. Juni] feierte er dann an einem Orte Namens Grommo[14]. Von da weiter vorwärts ziehend, nahm er die ihm entgegenkommenden Tusker[15] in die Genossenschaft seiner ihm treuen Unterthanen auf. Weil er dann die Heimat wieder zu sehen eilte, betrat er das Gebiet von Alemannien, um die Regierung daselbst einzurichten und zu befestigen, denn die Unterthanen hatten kurz vorher die Obhut ihres Herzogs Heriman durch den Tod desselben eingebüßt und standen nun unter der Herrschaft des noch unmündigen Sohnes gleiches Namens. Von da nach Straßburg im Elsaß sich begebend, feierte er daselbst am 24. Juni die Geburt des Vorläufers Christi. Am Vorabende dieses Tages aber that Gott an ihm ein Wunder, das ich nicht übergehen darf, weil das den Frommen zur Erbauung, den Gottlosen zum Schrecken gesagt wird. Das Haus, in welchem der König dem Volke Recht sprach, stürzte plötzlich zusammen, und niemand nahm Schaden, als nur ein Priester, der mit dem Eheweibe eines Excommunicirten unerlaubter Weise heimlich zusammen lebte. Dieser, durch dieses Verbrechen schuldiger, als alle übrigen dort versammelten, büßte mit dem Tode, nachdem ihm die Beine zuvor gebrochen waren, seine Missethat. Wie lieblich sind doch die Schilderungen von den Thaten der Frommen! wie erheben sie unser Gemüth! wie erfreuen sie [189] uns, wenn Ohr und Auge sie empfängt! und doch bleiben wir 1004 Unglückseligen mit verstocktem Herzen bei unserer Thorheit und lassen uns durch die gewissen Strafen der Bösen nicht abbringen von unsrer eingewurzelten Schlechtigkeit und finden keinen freudigen Antrieb in den unschätzbaren Belohnungen der Gerechten. Von da aufbrechend, kam der König nach Mainz, wo er die Schwelle der Kirche des heiligen Bischofs Martin als ein Gnadebedürftiger betrat und die Geburt der Apostel[16] ehrfurchtsvoll beging.


8. Darnach durch Ostfranken seines Weges ziehend, besuchte er einmal wieder Sachsen, das er so oft, was Sicherheit und jegliche Fülle des Lebens anlange, einen blumenreichen Paradiesesgarten nannte. Hier nun befreite er sein sonst so gütiges Herz von einem geheimen und lange verborgen gehaltenen Zorn und entbot, um Bolizlav, des anmaßenden, Wuthgier zu zähmen, alle seine Vasallen, die ihm und Christo treu wären, auf Mitte August zur Fehde. Zur festgesetzten Zeit fand also in Merseburg eine Heeresversammlung Statt und dann endlich ein heimliches Vorrücken gegen den Feind. Heinrich stellte sich nämlich, als ginge es nach Polen, und ließ deshalb die Schiffe zu Boruz [Boritz] und Nisani[17] zusammenbringen, damit diejenigen unter den Seinigen deren gute Gesinnung nur eine erheuchelte war, dem Feinde nicht[WS 1] verrathen möchten, daß er umzingelt werden sollte. Indeß verursachten heftige Regengüsse dem Heere im Uebergange über die Flüsse eine außerordentliche Verzögerung, und der König zog zu einer Zeit, wo man es am wenigsten vermuthen konnte, schnell nach Böhmen hinein. Der brüllende, die Weichen mit dem Schweife schlagende Löwe aber mühte sich, das Eindringen desselben zu hindern, und besetzte in dem Walde, welcher Miriquidui[18] genannt wird, einen Berg mit Bogenschützen so, daß jeder Zugang verschlossen war. Als der König das erfuhr, schickte er heimlich auserlesene [190] 1004 geharnischte Krieger voraus; diese stürzten, der widerstrebenden Feinde nicht achtend, in den steilen Weg hinein und bahnten den Nachfolgenden einen leichten Zugang. Wie nun während dieser Zeit Bolizlav einstmals zur Tafel saß, sprach einer unserer Landsleute, ein Caplan des Bischofs Reinbern[19], von der Ankunft unseres Heeres, und als Bolizlav, der das hörte, ihn fragte, was er da sage und er antwortete, was ihm erzählt war, da äußerte jener: „Freilich, wenn sie durchschlüpften wie die Frösche, so könnten sie bereits hier sein.“ Und das war wahr; denn hätte den König nicht die Liebe des Herrn beseelt und den Herzog nicht Stolz und Uebermuth erfüllt, so wäre uns das Glück des Sieges nicht so plötzlich zu Theil geworden. Auch förderte des Königs Sache der Umstand, daß der vertriebene Herzog Jaremir, der Name bedeutet fester Friede, in seinem Gefolge war und die erwünschte Ankunft dieses Fürsten änderte die Gesinnung der Böhmen zu Gunsten des Königs. Auf den Rath und die Aufforderung der Böhmen selbst eröffnete daher Jaremir dem Könige die Zugänge zum Gebiete und übergab ihm freiwillig eine Burg, welche recht eigentlich an der Thür des Böhmerlandes lag. Der König erschien dann, nachdem wegen der zu spät ankommenden Baiern sein Marsch etwas verzögert war, vor einer Stadt Namens Satzi[20], und erkannte die Bürger derselben, welche ihm auf der Stelle die Thore öffneten und die polnische Besatzung erschlugen, als seine Freunde. Als der König das große Blutbad sah, ward er von Mitleid ergriffen und befahl, die Uebriggebliebenen in eine Kirche zusammen zu treiben. Damals meldete auch einer für gewiß, daß Bolizlav von seinen Landsleuten erschlagen sei. Deß freuten sich die Anhänger des Königs in Gott und die verführten Genossen des falschen Herzogs trauerten. Diese aber verbreiteten, unter einander murrend, in der Tücke ihres Herzens heimlich die verläumderische Lüge: wenn der König sich erst einmal in guter Sicherheit befinden werde, dann würden sie völlig machtlos ihm preis gegeben sein [191] und zur Vergeltung viel von ihm auszustehn haben. Darum glimmte 1004 das Feuer unter der Asche fort, und sie zogen schlimmer als unvernünftige Thiere, auf diesem Zuge und späterhin den Feind aller Gläubigen ihrem Könige vor, indem sie gänzlich verkannten, daß Gott, der Vater von Ewigkeit her, von seinem Himmel herab, aus dem er hernieder schaut auf die irdische Welt, seinen Stellvertreter auf Erden aus ihren Fallstricken erretten würde.


9. Darauf ward Herzog Jarimir mit den besten Kriegern des Königs und mit den ihm anhängenden Eingebornen nach Prag voraufgeschickt, um die giftige Schlange zu fangen oder zu tödten. Ihm aber kamen Boten der ebengeschilderten Feinde des Königs zuvor, und zeigten dem Bolizlav, der eine solche Gefahr gar nicht ahnte, die ganze Sache umständlich an. Dieser also rüstete sich in Folge dieser Aufforderung heimlich, und zog in der Mitte der nächsten Nacht, als er in der nächstgelegenen Burg Wissegrodi[21] die Glocken die Bürger zum Streite rufen hörte, mit der ersten Heerschaar ab und entkam in seine Heimat. Ihm nachsetzend, fiel Zebizlovo, der Bruder des Bischofs und Märtyrers Aethelbert, indem er auf einer Brücke auf den Tod verwundet ward; dies verursachte den Feinden große Freude, den Unseren unaussprechlichen Schmerz. Am anderen Tage aber erschien Jarimir und gelobte dem Volke der Stadt, welches ihn um gesetzlichen Schutz und um Verzeihung des Geschehenen bat, beides, vor dem Thore der Stadt stehend, worauf er sogleich eingelassen und unter großem Frohlocken mit altüblichen Ehren auf den Thron erhoben und dann nach Ablegung seiner einfachen täglichen Kleidung mit kostbaren Gewanden geschmückt wurde. Ihm ward darauf dargebracht, was ein jeder der Krieger einem flüchtigen oder erschlagenen Feinde an Beutestücken abgenommen hatte. So mit sehr zahlreichen Gaben erfreut, ward Jarimir wieder nach Wissegrodi eingeführt und daselbst zum Herrscher ausgerufen und verhieß allen des Königs Gnade, [192] 1004 denen aber, die bis hierher bei ihm verharrt hatten, versprach er einen so langer Mühen würdigen Lohn. Von allen Seiten strömte nun eine unbeschreibliche Menge Vornehmer und Geringer zusammen, um dem neuen Herzoge zu huldigen und des ruhmgekrönten Königs Ankunft zu erwarten. Und als er nun endlich erschien, da ward er vom Bischof Thieddeg von Prag und von Herzog Jarimir unter ungeheurem Jubel des Volks und der ganzen Geistlichkeit empfangen und in die St. Georgskirche geführt. Darauf wurden dem Jarimir vor sämmtlichen zusammenberufenen Eingebornen des Landes alle Würden seines Vaters verliehen.


10. Als der König nun zu Wissegrodi das Fest der Geburt der heiligen Mutter Gottes beging[22], befahl er Godescalk, dem ehrwürdigen Bischofe von Freising, der den Namen in der That besaß[23], die Messe zu halten und die Versammelten zu lehren; wozu der dortige Bischof denn auch die Erlaubniß gab. Nachdem er also das Evangelium verlesen hatte, ermahnte er die Anwesenden zur Gottesfurcht und zur Bewahrung des Bandes gedoppelter Liebe gegen Gott und Menschen, zum Gehorsam gegen Gott und ihre Oberen und Vorgesetzten. Zuletzt aber legte er auch dem Könige Milde ans Herz, ermahnte ihn, auch sich selbst zu erkennen, und alles was er an Ehre und Gewinn irgend welcher Art von Kindesbeinen an jemals empfangen habe, der Güte Gottes, nicht aber seinem eignen Verdienste zuzuschreiben. Ferner gedachte er der Barmherzigkeit, welche ein vornehmliches Mittel des Heils sei und eine hochzuhaltende Zier des Glaubens und eine große Förderung der Vergebung der Sünden. In Ausübung der Werke der Barmherzigkeit aber seien jedem wahren Christen drei Stücke zu wünschen: das Können, das Wollen und das Vollbringen. Dies alles müsse nun zwar ein Jeglicher erfüllen, zumeist aber die, welche niemand kränkend, wünschen, daß der Herr ihnen gleiches mit gleichem vergelte, und auf daß ihr Gebet von Gott [193] erhört werde,1004 so müsse von ihnen jegliche Gabe von Herzen dargebracht werden, und müßten sie allen ihren Schuldigern vergeben, damit sie nicht, wie jener schlechte Knecht, Pein litten und Qual [Matth. 18]. Und also schließend, sprach er zuletzt zum Könige: „Dich beschwöre ich im Namen und bei der Liebe dessen, der seinem Schuldiger die zehn Tausend Pfund erließ [Math. 18, V. 24], d. h. der den Beschnittenen, den Juden, die Uebertretung seiner Gebote erlassen hat: erbarme dich, theuerster Herr, Heinrichs, des ehemaligen Markgrafen; er ist, so hoffe ich, von wahrer Reue erfüllt; löse seine Bande, verleih ihm Gnade, damit du mit um so reinerem Gemüthe heute zu Gott beten kannst mit dem Gebete: Vergib uns unsere Schuld u. s. w.“ Der König, erschüttert von dieser unter Thränen vorgebrachten Ermahnung, versprach, zuverläßig also thun zu wollen und vollzog auch, als er heim kam, voll Barmherzigkeit sein Versprechen.


11. Als er dann dort alles angeordnet hatte, sandte er die Baiern heim. Er selbst aber zog, begleitet von dem neuen Böhmenherzoge, in einem unsäglich mühseligen Marsche in das ihm zunächst gelegene Milziener Gebiet und belagerte die Burg Budisin[24]. Hier wäre er, als er eines Tages seine Getreuen zum Sturme auf die Mauern ermunterte, beinahe von einem Schützen von den Zinnen herab verwundet worden, hätte ihn die göttliche Vorsehung nicht behütet. Dieser letztere Umstand aber wurde dem, der neben ihm stand, verderblich, indem so das Geschoß des Feindes an einem andern sein Ziel erreichte. Der König aber erhob preisend und dankend sein Herz zum Herrn, der ihm seine unwandelbare väterliche Liebe und Obhut unverdientermaßen aufs neue offenbart hatte. Die Burg aber wäre – das Feuer war schon herangetragen – in Trümmer zusammengestürzt, hätte nicht ein unglückseliger[25] Befehl des Markgrafen Gunzelin es verhindert. [194] 1004 Dort wurden viele verwundet, einige erschlagen. Darunter war von den Unseren ein Mann von edler Abkunft und ritterlichem Wandel, Namens Hemuza. Als dieser die Belagerten zu wiederholtem Kampfe herausgefordert hatte und ihnen dann bis fast an die Ringmauern der Stadt nachsetzte, traf ein halber Mühlstein sein mit dem Helme bedecktes Haupt, so daß er todt niederstürzte, worauf die Feinde frohlockend seinen Leichnam in die Burg schleppten. Denselben aber löste mein Bruder, Graf Heinrich[26], dessen Lehensmann er war, und brachte ihn heim. Ein zweiter aber, der wegen seines beständigen Jagens der wilde Tommo genannt wurde, glitt, indem er am Ufer der Sprewa [Spree] den Feinden tapfer widerstand, wegen der Glätte des Gesteins im Wasser aus und fiel; noch aber schützte ihn lange sein trefflicher Harnisch, bis eine Wunde ihm doch den bitter zu beklagenden Tod brachte. Als einer seiner Knappen nun verhindern wollte, daß er vom Feinde hinweggeschleppt würde, stürzte derselbe, von einer Lanze durchbohrt, über ihm zusammen. Wie nun das eben geschilderte Ungemach des Krieges beinahe schon überwunden war, wurde auf Bolizlav’s Geheiß – indem eine Botschaft von ihm an die Bürger gelangte – die Burg dem Könige übergeben; die Besatzung zog unangetastet ab und eine neue Schaar von Vertheidigern ward in derselben hinterlassen.

Darauf kehrte der König mit dem vom langen Marsche und spärlicher Nahrung ermatteten Heere heim, indem er unterwegs die Markgrafen, wo es Noth that, in gewohnter Weise durch hinreichende Verstärkungen unterstützte.


12. Während er sich darnach zu Merseburg der ersehnten Ruhe hingab, erfuhr er, daß der ehrwürdige Graf Esico nach langer Krankheit zu Liubizici[27] verschieden war. Die Leiche desselben nahm er, als sie ankam, selbst in Empfang und ließ sie [195] neben der Kirche St. Johannis des Täufers an der Nordseite ehrenvoll bestatten; zum Heile seiner Seele schenkte er ein ihm gehöriges Gut Uppusum[28] nebst zwei silbernen Leuchtern dem heiligen Altare und der Geistlichkeit dieser Kirche. Ueberdieß verlieh er dem Bischof Wigbert wieder die Einnahme von den Kaufleuten und den ungläubigen Juden[29], welche Erzbischof Gisiler zwar ursprünglich zuerst erworben, dann aber seit langer Zeit gegen andere Vortheile vertauscht hatte. Die Grafschaft Merseburg und das dahingehörige Lehen verlieh er dem Burchard, und vier Burgen an der Mulde übertrug er dem Thiedbern zu Lehen. Das ganze Eigengut des Esico aber behielt er nach Richterspruch für sich. Den Grafen Heinrich befreite er von der Haft und entließ ihn in Gnaden.


13. Gleichwie jegliches Glück, welches der heiligen Mutterkirche zu Theil wird, den frommen Kindern derselben mitgetheilt werden muß, zu größerer Verherrlichung Christi: so müssen auch alle Verluste und Leiden, welche dieselbe treffen, ihnen geschildert werden, auf daß eine heilsame Zerknirschung entstehe; denn sie müssen jenes mit einmüthiger Freude empfinden, dieses aber mit eben so großer Trauer beklagen und mit Demuth und Ergebung ertragen. In Pathelbrunnun [Paderborn] verzehrte die Flamme, 1005 zur Strafe unserer Gottlosigkeit das Münster mit sämmtlichem Zubehör, und bewegte die Herzen vieler Gläubigen, welche die Liebe des Herrn und die Hoffnung auf seine Vergeltung zu dem Entschlusse entzündete, das Verlorene mit vereinten Kräften wieder herzustellen. Auch ward an einem Orte, Throtmunni [Dortmund] genannt, eine große Synode gehalten, wo der König den versammelten Bischöfen und allen andern Anwesenden sehr viel Uebelstände der Kirche klagte, und beschloß, durch gemeinsame Berathung derselben jene Mängel abzuwenden, und durch folgende verordnete treffliche neue Einrichtung die schwere Last seiner eigenen Sünden [196] 1005 zu erleichtern: „Im Jahre 1005 der Menschwerdung Christi, im vierten Jahre der Regierung Herrn Heinrichs II, am siebenten Juli, ist zu Throtmunni erlassen diese Verordnung desselbigen glorreichsten Königs und seiner Gemahlin, der Königin Kunigunde, nicht minder der Erzbischöfe Heribert von Köln, Lievizo von Bremen, des dritten Erzbischofs Dagino von Magadaburg; ebenso der Bischöfe Notker von Lüttich, Suithger von Münster, Ansfrid von Utrecht, Thiederich von Metz, Thietmar von Osnabrück, Berenhari von Verden, Berenward von Hildesheim, Burchard von Worms, Rethari von Paderborn, Wigbert von Merseburg, Ekkihard von Schleswig, Othinkerd [von Ripen]. Bei dem Tode eines Jeden der Vorbenannten soll jeder Bischof in Zeit von dreißig Tagen, wenn nicht Krankheit ihn hindert, eine Messe für den Entschlafenen halten, und jeder Priester am Münster soll ein gleiches thun; die Priester an den Landkirchen aber sollen drei Messen lesen; die Diakonen endlich und die übrigen Geistlichen niederen Ranges sollen zehn Psalterien absingen. Ferner werden der König und die Königin in Zeit von dreißig Tagen fünfzehnhundert Pfennige zur Lösung der Seelen vertheilen und eine gleiche Anzahl von Armen speisen. Jeder Bischof aber wird dreihundert Arme speisen und dreißig Pfennige erlegen und dreißig Kerzen anzünden. Herzog Bernhard aber wird fünfhundert Arme speisen und fünfzehn Schillinge erlegen. Am Vorabend St. Johannis des Täufers und der Apostel St. Peter und Paul, so wie am Vorabend des Festes des heiligen Laurentius und Aller Heiligen beschließen wir bei Brod, Salz und Wasser zu fasten; am Vorabende von Mariä Himmelfahrt und an allen Vorabenden der übrigen Apostel fasten wir wie in der Fastenzeit. Mit den Quatembertagen halten wir es wie mit der Fastenzeit, ausgenommen den Freitag vor Weihnachten, an dem wir mit Brod, Salz und Wasser zu fasten beschließen.“


14. Darnach suchte der König die Friesen mit einer Flotte heim und zwang sie, ihre aufrührerischen Unternehmungen aufzugeben [197] und den heftigen Unwillen der Schwester der Königin, 1005 der Liudgarda[30] zu besänftigen. Auch erließ er in seiner Pfalz und in allen Grafschaften des Reichs ein Aufgebot, bei Strafe der Acht sich zu einem Zuge nach Polen und zur Versammlung in Liezca[31] einzufinden. Das Heer kam denn auch zur bestimmten Zeit, nämlich am 15. August, am bestimmten Orte zusammen. Der König aber, welcher zu Magadaburg Mariä Himmelfahrt feierte, setzte am selbigen Tage nach der Messe und dem Festmahle in Begleitung der Königin zu Schiff über die Elbe.


15. In diesen Tagen wurde, nachdem Ricdag, Abt zu St. Johannisberg[32], wegen einer gewissen Anklage seiner Würde vom Erzbischof Tagino von Magadaburg entsetzt war, Alfker, der Vorsteher der Mönche, welche zu Palithi [Pölde] Christo dienten, an seine Stelle gesetzt; jedoch ward die festgesetzte Ordnung des kirchlichen Dienstes auf eine bejammernswerthe Weise vernichtet, indem aus dieser Abtei eine Propstei gemacht wurde; ein Umstand, woraus sich schon das Elend folgern ließ, das noch kommen sollte. Und auch dies, was im Laufe der Zeiten hereinbrach, hätte es doch die rechte Hand des Höchsten verändert! [Psalm 77, 11]. Was also die Gründer dieser heiligen Stiftung, welche in jeglicher Frömmigkeit die Menschen von heutzutage gar weit übertreffen, mit aller Anstrengung eingerichtet und nach ihrem bestem Ermessen zur Ausführung gebracht und angeordnet hatten, das ist nun zu unserer Zeit auf Antrieb der Bösen nicht zum Guten, sondern – das befürchte ich – zum Bösen verändert worden. Wäre doch das unseres besonderen Nutzens wegen nicht geschehen! – Es ist leider eine Wahrheit, daß diejenigen, welche wegen ihrer äußeren Haltung und Lebensweise, und der neuen blendenden Art ihres Auftretens gepriesen werden, in Wirklichkeit oft nicht das sind, was sie zu sein vorgeben. Und die Schrift lehrt: Erheuchelte Gerechtigkeit ist nicht Gerechtigkeit, sondern doppelte Ungerechtigkeit[33]. Jegliche menschliche [198] 1005 dem Herrn wohlgefällige Frucht der Tugend besteht in einem guten Herzen: aber dies gute Herz ist bisweilen bei manchen wahrhaft Frommen unter schönem Kleide verborgen und trotz mäßigen Lebensgenusses vorhanden. Was nun aber denen, welche nach Anordnung ihrer Oberen ungewöhnliche Enthaltsamkeit üben und in grober Kutte einhergehen müssen, entzogen wird, wem kommt das zu Gute? Wird es zum Vortheile der betreffenden Kirchen verwandt, so nützt es doppelt, sowohl den Seelen der Brüder, weil sie jene Entbehrungen um Gottes willen leiden, als auch dem Besitzthum und Vermögen der Kirche, welches durch ihre guten Werke gewinnt. Wenn aber alles der Außenwelt zufließt, mit welcher Sicherheit gedeiht dann dasjenige, wegen dessen Zunahme viele über Verkümmerung und Entziehung seufzen müssen? Gewiß wird so etwas nicht fest begründet und in die Höhe gebracht, sondern es wird einmal auf eine traurige Weise verfallen und herunterkommen. Verschweigt man auch die Wahrheit, welche Christus selbst ist, und öffnen auch alle Verkündiger seines Wortes nicht ihre Lippen, so ist doch dadurch eine solche Einrichtung noch nicht in jeder Beziehung gerechtfertigt. Die Posaune des Evangeliums tönt: Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde [Matth. 10, 26]. Nachdem wir unserm Willen in jeglichem Genüge gethan haben, so haben wir gar oft durch Verhehlung der Missethat unsägliches Leid zu erdulden gehabt. Wir Sterblichen sind allesammt hinfälliger Natur und wissen gar wohl, das alle Gewichte vermöge ihrer Schwere sich der Erde zuneigen. Lasset uns besseren Entschlüssen uns zuwenden, guten Rath nicht verachten, und die allen Gläubigen verheißenen Belohnungen durch Befolgung der göttlichen Gebote erwerben. Lasset uns uns nicht besser dünken, als unsre Vorgänger, denn wir greifen ohne Unterschied bei mannigfachem Scheine des Rechts häufig fehl und sind ihnen nur allzu unähnlich. Niemand zürne, wenn er um Gottes willen vertraulich von jemand eines Fehlers geziehen wird. Solche Beweise der Liebe nehme ein Jeder gütig auf und ertrage auch die reine Wahrheit um himmlischer Vergeltung willen. Auf ihren Knieen flehe die [199] Schaar der Gläubigen zum Herrn um Gnade und Vergebung, 1005 deren alle bedürfen, sowohl für die Dinge der ebenerwähnten Art, als für andre Vergehungen. Jetzt aber lenke ich nach langer Abschweifung wieder ein in die Bahn meiner begonnenen Darstellung.


16. Nachdem der König das Heer geordnet hatte, rückte er von Leiskau aus weiter vor, die Königin aber kehrte schnell zurück und erwartete in Sachsen angelegentlichst die Heimkehr des geliebten Eheherrn. Unser Heer aber gelangte glücklich an einen Ort Namens Dobraluh [Dobrilugk] in der Landschaft Luzici[34] [Lausitz]. Hierher eilten die Herzoge Heinrich [von Baiern] und Jarimir mit Verstärkungen und erfüllten die Unseren mit Freude und ließen größere Erfolge hoffen vermöge der Erwartung, die man von ihrer Klugheit und Tapferkeit hegte. Indeß ward das Heer, indem die Wegweiser bestochen waren und auch das Ihrige zu schützen strebten, durch Einöden und Sumpfgegenden umhergeführt und litt gar viele Beschwerden, ward auch durch die scheelsüchtige Bosheit jener Menschen so aufgehalten, daß es nur langsam dazu kommen konnte, dem Feinde Schaden zuzufügen. Darauf erreichten sie auf ihrem Zuge die Provinz Nice [Neiße] und lagerten an der Sprewa [Spree]. Als hier nun der treffliche Ritter Graf Thiedbern erfuhr, daß der Feind von einem Hinterhalte aus den Unseren Abbruch zu thun beabsichtigte, so unternahm er es, nachdem er heimlich seine besten Kriegsgefährten zusammenberufen und ausgewählt hatte, den Feind mit List zu fangen, um so für sich allein Ruhm zu erwerben. Die Feinde aber flohen, um so den Nachsetzenden leichter beikommen zu können, zwischen einen Haufen gefällter Hölzer, und indem sie von da aus nach ihrer Gewohnheit ihre Pfeile zurückschossen, tödteten und plünderten sie zuerst unerwarteter Weise den ebengenannten, dann den Bernhard, Isi und Benno, berühmte Vasallen des Bischofs Arnulf von Halberstadt, nebst vielen anderen Kampfgenossen. Dies geschah am 6. September[35], und erfüllte [200] 1005 nicht blos den König und seine Begleiter mit Schmerz, sondern ging selbst, wie mehrere glaubwürdige Zeugen berichten, dem Herzog Bolizlav sehr nahe.

Darauf vereinten sich die Liutizen mit den Unsrigen den Tag bevor man an die Oder kam. Sie folgten ihren Göttern nach, die ihnen vorangingen. Obwohl ich nun fast Abscheu davor empfinde, dieser Heiden zu gedenken, so will ich doch, damit du, geliebter Leser, ihren eitlen Wahnglauben und den noch nichtigeren Götzendienst dieses Volkes kennen lernst, in kurzem entwickeln, welcher Art sie sind und woher sie einst in diese Gegenden kamen.


17. Es liegt im Gau Riedirierun [der Redarier][36] eine Burg, Namens Riedegost [Rethra], von dreieckiger Gestalt, mit drei Thoren versehen, welche von allen Seiten ein großer, von den Eingebornen gepflegter und heilig gehaltener Hain umgiebt. Zwei dieser Thore stehen jedem in die Burg hineingehenden offen; das dritte im Osten gelegene, kleinste, weist hin auf einen Pfad zum Meere und gewährt einen gar furchtbaren Anblick. An diesem Thore steht nichts, als ein künstlich aus Holz gebautes Heiligthum, welches anstatt des Fundamentes die Hörner verschiedener Thiere zur Grundlage hat. Die Außenseiten dieses Heiligthums sind mit verschiedenen Bildern von Göttern und Göttinnen, die, so viel man sehen kann, mit bewundernswerther Kunst in das Holz hineingemeißelt sind, verziert; inwendig aber stehen von Menschenhänden gemachte Standbilder von Götzen, mit ihren Namen am Fußgestell, furchtbar anzuschauen; denn sie stehen da in voller Rüstung, mit Helm und Harnisch angethan. Der vornehmste derselben heißt Zuarasici und wird von allen Heiden vornehmlich geehrt und angebetet. Hier befinden sich auch ihre Feldzeichen, welche nur im Falle des Bedürfnisses, wenn es zum Kampfe geht, von hier fortgenommen und dann von Fußkämpfern getragen werden. Um dies alles sorgfältig zu hüten, sind von den Eingebornen besondere Priester angestellt, welche, wenn die Leute hier [201] zusammenkommen, 1005 um den Bildern zu opfern und ihren Zorn zu sühnen, allein sitzen bleiben, während die andern stehen. Indem sie dann heimlich unter einander murmeln, graben sie zitternd in die Erde hinein, um vermittelst geworfener Loose nach Gewißheit über zweifelhafte Dinge zu forschen. Nachdem dies beendigt ist, bedecken sie die Loose mit grünem Rasen, und führen ein Roß, das für das größte von allen gehalten und als heilig von ihnen verehrt wird, mit demüthigem Flehen über die Spitzen zweier sich kreuzender, in die Erde gesteckter Speere weg, und suchen, nachdem sie vorher die Losung angestellt haben, durch welche sie die Sache vorläufig untersuchten, vermittelst dieses als eines gottgeweihten Thieres wiederum nach Vorbedeutungen für die Zukunft. Und wenn durch diese beiden Mittel ein gleiches Vorzeichen erfolgt, so handelt man darnach; wo nicht, so wird von den betrübten Eingebornen die ganze Angelegenheit aufgegeben[37]. Ebenso bezeugt das durch mannigfachen Irrthum betrogene Alterthum, daß, wenn ihnen einmal die grause Wuth eines langwierigen inneren Krieges droht, dann aus dem erwähnten Meere ein großer Eber mit weißen, glänzenden Hauern aus den Wogen hervorkommt, und sich vor Vieler Augen unter einer furchtbaren Erderschütterung im Moraste wälzend ergötzt.


18. So viel Gaue es in jenem Lande giebt, so viel Tempel hat man und so viel einzelne Götzenbilder werden von den Ungläubigen verehrt, unter welchen allen die genannte Burg einen ausgezeichneten Vorrang behauptet. Denn diese begrüßen sie, ehe sie in den Kampf eilen, sie ehren sie mit schuldigen Gaben, wenn sie glücklich heimkehren, und sorgfältig wird vermittelst der Loose und des Rosses, wie ich es eben geschildert habe, nachgeforscht, welch ein Opfer den Göttern als ein wohlgefälliges von den Priestern darzubringen sei. Der unsägliche Grimm der Götter aber wird durch das Blut von Menschen und Thieren besänftigt.

Ueber alle diese aber, die zusammen Liutizen genannt werden, [202] 1005 herrscht kein einzelner Gebieter. In vereinter Berathung unterhandeln sie über nothwendig zu nehmende Maßregeln in ihrer Volksversammlung, und stimmen überein zu gemeinsamer That. Widerspricht aber eines von den Mitgliedern in der Volksversammlung den gefaßten Beschlüssen, so wird er mit Schlägen gezüchtigt, und wenn er gar außerhalb der Versammlung offene Widersetzlichkeit übt, so verliert er entweder unabwendbar Haus und Hof durch Brand und Plünderung, oder er erlegt vor dem versammelten Volke eine ihm nach seinem Stande vorgeschriebene Summe Geldes.

Obwohl selbst treulos und wankelmüthig, verlangen sie doch von Anderen die größte Treue und Unwandelbarkeit. Frieden schließen sie, indem das oberste Haupthaar abscheiden, und dieses nebst etwas Gras mit der Rechten darreichen. Leicht aber lassen sie sich auch durch Geld bewegen, denselben zu brechen.

Diese Krieger also, welche vormals unsere Knechte, nun ob unserer Gottlosigkeit frei waren, kamen in so gräuelvoller Begleitung[38], dem Könige zu helfen.

Fliehe, mein Leser, den Verkehr mit ihnen und ihrem Götzendienste; vernimm und befolge die göttlichen Gebote, und wenn du das Glaubensbekenntniß, welches der Bischof Athanasius ausgesprochen hat, lernst und im Gedächtniß behältst, dann wirst du in Wahrheit beweisen können, daß alle diese Dinge, die ich eben erwähnt habe, nichts sind.


19. Also gelangten, von schlechten und verschiedenartigen Wegweisern geführt, bald größere, bald kleinere Schaaren der Unseren an die Oder. Sie schlugen aber ihre Zelte am Boberfluße auf, der auf Slavisch Pober, auf Lateinisch Castor heißt. Bolizlav aber, der die Ufer desselben befestigt hatte und mit einem großem Heere bei Crosno[39] lag, hinderte sie auf alle Weise am Uebergang. Als aber der König, nachdem er dort sieben Tage [203] lang sich aufgehalten, 1005 schon Schiffe und Brücken bauen lassen wollte, zeigte die göttliche Fürsehung den ausgesandten Kundschaftern desselben einen trefflichen Uebergangspunkt. In diese Untiefe begaben sich sofort auf Befehl des Königs sechs Schaaren mit Tagesanbruch hinein und kamen wohlbehalten durch dieselbe. Bolizlav’s Wachtposten aber, die das aus der Ferne sahen, meldeten ihrem Herrn schnell die traurige und unglaubliche Mähr. Dieser sandte drei und mehr Boten hin, und als er sich der Sache vergewissert hatte, brach er schnell sein Lager ab und entfloh mit den Seinigen, indem er viel Gepäck dort zurückließ. Der König aber, der mit bedächtigem Herzen das geschehene wohl erwog, stimmte mit der Geistlichkeit und der ganzen Gemeinde dem Herrn Lobgesänge an und setzte ungefährdet über den Fluß. Die Voraufziehenden hätten, wenn sie nicht auf die lange zögernden Liutizen gewartet hätten, die Feinde in ihrem Lager überraschen und überwältigen können. Die Unseren setzten freudigen Muthes dem Heere Bolizlav’s nach; da sie aber die wie flüchtige Hirsche davoneilenden nicht erreichen konnten, so kehrten sie zu ihren Genossen zurück.


20. Als der König von da aufgebrochen und bis zu einer Abtei, Namens Mezerici[40], gekommen war, beschloß er daselbst mit größter Andacht und Feierlichkeit das Jahresfest der Thebaischen Legion [Sept. 22.][41] zu begehen. Dabei war er bemüht, zu verhindern, daß weder dem dortigen Münster, noch den Wohnungen der abwesenden Mönche von den Seinen irgend ein Schaden zugefügt würde. Von da verfolgte er, immer die nächstgelegenen Gegenden verheerend, den Feind weiter, so daß derselbe in keiner seiner Burgen zu übernachten wagte, und machte auf Bitten seiner Großen nicht weiter, als zwei Meilen von der Burg Posnani [Posen] Halt. Das Heer aber, welches sich vertheilte, um Früchte [204] 1005 zu sammeln und andere nothwendige Bedürfnisse zu holen, erlitt durch einen Hinterhalt der Feinde einen großen Verlust. Indeß bat Bolizlav durch treue Vermittler um des Königs Gnade, die er denn auch bald sich zu erwerben wußte. Erzbischof Tagino von Magadaburg begab sich auf Bolizlav’s Verlangen nebst andern Vertrauten des Königs in die ebengenannte Burg, und schloß unter Eidschwüren und gegen angemessene Entschädigungen einen festen Friedensbund mit ihm ab. Freudig kehrten nun die Unseren heim, weil sie durch die Länge des Weges und den allzugroßen Hunger, verbunden mit dem schweren Ungemache des Krieges, große Anstrengungen auf sich genommen hatten.


21. Nach diesen Thaten suchte der König in unserem Lande auf das eifrigste das Glück eines erwünschten Zustandes der Ordnung und Sicherheit fest zu begründen, indem er die Urheber aller Schlechtigkeit ausrottete. Darum ließ er den Bruncio, einen bedeutenden Vasallen, in Merseburg, von den Slaven aber zwei ihrer besten Männer, den Boris und den Nezemuiscle, mit den übrigen Anhängern derselben zu Welereslevo[42] aufknüpfen. In häufigen Zusammenkünften mit den Slaven zu Wiribeni[43] an der Elbe verhandelte er über die Bedürfnisse seines Reiches, und setzte, die Slaven mochten wollen oder nicht, seinen Willen mit kräftiger Hand durch. Arnaburg[44], welches vordem zerstört war, ließ er zum Schutze des Vaterlandes wieder aufbauen, und was seit langer Zeit ungerechter Weise von dort entwendet war, wieder herstellen. In einem Synodalgericht, welchem er persönlich beiwohnte, verbot er, unter kanonischer und apostolischer Autorität, daß hinfort nicht Ehen widerrechtlicher Art geschlossen und Christen nicht an Heiden verkauft werden dürften, und befahl, die, welche Gottes Gerechtigkeit verachteten, mit dem geistlichen Schwerte zu treffen.


[205] 22. Währenddeß ließ sich Balduin, Herzog der Wlandarier,1006 [Flandern], durch Jugend, Ueberfluß und durch die Einflüsterungen böser Rathgeber verleiten, sich gegen den König zu rüsten und die Burg Valentina[45] zu besetzen und seiner Herrschaft zu unterwerfen. Als der König das erfuhr, begab er sich sofort mit Heeresmacht vor die Burg und versuchte sie in wiederholten Stürmen zu erobern, zog aber unverrichteter Dinge ab, indem er jedoch den östlichen, wie den westlichen Insassen des Reiches die feste Weisung gab, daß er im nächsten Sommer den Balduin selbst mit Heeresmacht heimsuchen werde. Und diese ersehnte Zeit kam denn auch. Alsbald sammelte der König ein großes Heer und kam mit demselben an die Scella[46]. Am Ufer derselben erschien Balduin an der Spitze seiner Krieger und suchte den König durch täuschendes Hin und Herlocken am Uebergange zu verhindern. Die Unseren aber fuhren, auf den Rath gewisser Leute, heimlich zu Schiffe hinüber und vernichteten, indem sie plötzlich über ihn herfielen, seine allzu große Anmaßung. Als er floh, freute sich der König des Sieges in Christo, ging über den Fluß hinüber und verheerte das benachbarte Land. Als er aber an eine Abtei, Namens Gent[47] kam, ward er von den Geistlichen jener Kirche empfangen, und verschonte deshalb den Ort und alle dazu gehörigen Ländereien. Zuletzt flehte Balduin, durch die große Noth gezwungen, um Verzeihung des Geschehenen, welche er erlangte, worauf er bald nachher des Königs Vasall wurde, und Walekorn[48] nebst der obengenannten Burg aus des Königs Händen zu Lehen empfing.


23. Im Monat Juli, und zwar am ein und zwanzigsten, starb die ehrwürdige Frau Gisla, die hochangesehene Mutter unseres Königs, und ward zu Regensburg bestattet.

Nachdem nun unser Land zur Ruhe gebracht war, stellte der 1007 [206] 1007 König ein allgemeines Concil zu Fronkenevordi [Frankfurt] an, welches alle Bischöfe diesseits der Alpen besuchten. Die Veranlassung zu demselben aber, mein Leser, war folgende: Der König hatte eine ihm gehörige Stadt in Ostfranken, Bavanberg [Bamberg] mit Namen, von Kindheit an besonders geliebt und gehoben, und schenkte, als er heirathete, dieselbe seiner Gemahlin zur Morgengabe. Als er aber durch die Gnade Gottes zum Throne gelangt war, hegte er beständig im Stillen den Wunsch, dort ein Bisthum zu gründen. Weil aber, wie Flaccus [Horaz] bezeugt[49],

Schon die Hälfte der That überwand, wer begann;

so fing er damit an, daselbst den Bau einer neuen Kirche mit zwei Krypten anzuordnen, die er denn auch vollendete. Indem er nun alles, was zum Gottesdienst gehörte, allmählich zusammenbrachte, bat er den Bischof Heinrich von Würzburg, der ihm sehr nahe stand, zu wiederholten Malen, er möchte doch auf seinen Herzenswunsch eingehen und ihm gestatten, den Sprengel, der in dem nach dem Flusse Radinzca [Rednitz] benannten Gaue belegen war, durch Tausch sich anzueignen. Der Bischof aber nahm die Bitten seines geliebten Herrn bereitwillig auf und willigte unter der Bedingung ein, daß Heinrich seiner Kirche das erzbischöfliche Pallium gewähren und ihm dann den Bischof von Bamberg unterordnen würde, und das bekräftigte er insgeheim dadurch, daß er dem Könige seinen Krummstab übergab, und dagegen für den erwähnten Tausch eine Besitzung von jenem erhielt. Als er aber späterhin erfuhr, daß er die Würde eines Erzbischofs auf keinen Fall erlangen würde, weigerte er sich, das Versprochene zu gewähren, und wollte auch nicht der Einladung zu dem erwähnten Concile Folge leisten. Wie nun also auf dem Concile die Erzbischöfe mit ihren sämmtlichen Suffraganen der Reihe nach dasaßen, da warf sich der König zur Erde nieder und sprach, nachdem ihn der Erzbischof Willigis von Mainz, in dessen Sprengel die Versammlung abgehalten wurde[50], aufgehoben hatte, folgendes: [207] „Um dereinstiger Wiedervergeltung willen habe ich Christus zu 1007 meinem Erben erwählt, weil mir keine Hoffnung bleibt, Nachkommenschaft zu erlangen, und ich habe schon längst das vorzüglichste, was ich hatte, mich selbst sammt allem, was ich erworben habe und noch erwerben werde, dem Vater von Ewigkeit her zum Opfer dargebracht. Mit Einwilligung meines Bischofs habe ich bisher immer das Streben genährt, ein Bisthum zu Bavanberge [Bamberg] zu gründen, und heute will ich nun diesen gerechten Wunsch ausführen. Darum wende ich mich nun an eure aufrichtige Frömmigkeit mit der Bitte, daß doch durch die Abwesenheit desselben, der von mir erlangen wollte, was ich ihm nicht bewilligen durfte, meine Absicht nicht vereitelt werden möge, da es ja aus dem Stabe, den er mir übergeben hatte, als dem Zeichen gegenseitiger Einwilligung klar erhellt, daß er nicht aus Gottesfurcht, sondern aus Aerger darüber, daß er eine Würde nicht erlangt hat, die er durchaus nicht erlangen konnte, sich entfernt hält. Möchte doch ein Jeder der Anwesenden zu der Einsicht gelangen, daß der Bischof von Würzburg nur aus persönlichem Ehrgeize eine Förderung unserer heiligen Mutter, der Kirche, hintertreiben will, indem er es sich herausnimmt, eine Vertretung hierher zu schicken, die nur ganz nichtige Einwendungen vorbringt. Zur festen Begründung meines Plans wirkt die umfassende Güte meiner hier anwesenden Gemahlin und meines einzigen Bruders und Miterben[51] begünstigend mit, und beide mögen hiemit versichert sein, daß ich ihnen in einer Weise, die sie selbst vorher genehmigen sollen, in Wahrheit, was sie jetzt aufgeben, wieder erstatten werde. Der Bischof aber wird, wenn er kommen und sein Versprechen erfüllen will, mich sicherlich zu allem bereit finden, was euch gut dünken wird.“

Als der König diese Ansprache beendet hatte, erhob sich Beringer, Bischof Heinrichs Caplan, und bezeugte, sein Vorgesetzter sei aus Furcht vor dem Könige hier nicht erschienen und habe [208] 1007 niemals es gut geheißen, daß in irgend einer Hinsicht der ihn von Gott anvertrauten Kirche Abbruch geschehen sollte, und beschwor alle Anwesenden um der Liebe Christi willen, sie möchten in Abwesenheit des Bischofs nicht einen solchen Beschluß fassen lassen, der ihnen ja selbst in Zukunft als ein maßgebender Vorgang vorgehalten werden könne. Darauf wurden die Privilegien des Bischofs laut verlesen. So oft nun während dieser Berhandlungen der König die Richter besorgt und bedenklich schwanken sah, so oft warf er sich allemal zur Erde nieder und demüthigte sich. Als aber schließlich der Erzbischof Willigis von Mainz an das Gericht die Frage stellte, was zu thun sei, antwortete Tagino, die Sache könne dem Antrage des Königs gemäß gesetzlich vollzogen werden. Als darauf alle Anwesenden den Ausspruch desselben bestätigten und unterschrieben, ward Everhard, der damals Kanzler war, vom Könige das bischöfliche Amt übertragen und er von dem ebengenannten Erzbischofe noch am selben Tage confecrirt. Darnach aber erhielt auch Bischof Heinrich auf Verwendung seines Mitbruders Heribert (Erzbischofes von Köln), wieder des Königs Gnade und eine ihm zufriedenstellende Entschädigung.


24. Weil aber selten ein reiner Sonnenhimmel strahlt, auf den nicht die Dunkelheit einer finsterbedeckten Wolke folgte, so kamen zum Könige, wie er zu Regensburg Ostern feierte[52], Boten von den Liutizen und von einer großen Burg Namens Liuilni[53] und vom Herzoge Jarimir, welche meldeten, Bolizlav gehe mit vielen gefährlichen Plänen um, und suche sie mit Geld und Worten zur Beihülfe zu verführen. Sie erklärten auch, wenn Heinrich ihn länger in Ruhe und im Genusse seiner Gnade lasse, so sei es nicht sicher, daß er sich ferner auf ihre Unterthänigkeit werde verlassen [209] dürfen. Der König nun erwog dies vorsichtig mit seinen Großen, 1007 vernahm die verschiedenen Aussprüche derselben und pflichtete ihrer ungünstigen Stimmung dahin bei, daß er Bolizlav’s Schwiegersohn, den Markgrafen Heriman,[54] an denselben abschickte und den geschlossenen Friedensbund aufkündigte. Bolizlav, der diese Botschaft von Zwischenträgern bereits erfahren hatte, empfing den Grafen, den er doch früher selbst zu sich eingeladen hatte, keineswegs gut, und brachte, als er dessen Vortrag angehört, eine weitläufige Rechtfertigung vor, indem er schließlich erklärte: „Christus, der Zeuge Aller, weiß es, wie ungern ich alles thue, was ich nun zu thun gezwungen sein werde.“ Darnach versammelte er sein Heer und verwüstete den Gau Morezini[55] bei Magadaburg, und brach durch kriegerische Feindseligkeiten die Brüderschaft, die er in Christo mit den Magdeburgern geschlossen hatte. Von da kam er nach einer Burg, die Zirwisti [Zerbst] heißt, und zog die Männer derselben theils durch großen Schrecken, theils durch schmeichelnde Vorstellungen mit sich fort. Die Unseren, die das alles erfuhren, kamen zaudernd heran und setzten ihnen sehr langsam nach. Sie wurden geführt vom Erzbischof Tagino, der, obwohl er die erwähnten Umstände alle kannte, doch nicht die gehörigen Vorkehrungen traf. Ich war auf diesem Zuge bei ihm, und als wir alle an einen Ort, Namens Jutriboc[56] kamen, hielten die Einsichtsvollen dafür, es sei nicht rathsam, die Feinde mit so geringer Mannschaft zu verfolgen, und so kehrten wir heim. Bolizlav aber besetzte aufs neue die Gauen Luzizi [Lausitz], Zora [Sorau] und Selpuli[57], und nicht lange nachher belagerte auch der feindselige Schwiegervater die Burg Budusin, welche Markgraf Heriman mit einer Besatzung versehen hatte. Hierher sandte Bolizlav Unterhändler und ließ die in der Burg auffordern, sie möchten, ohne sich und ihm weitere Mühe zu machen, sich ihm ergeben; auf Ersatz von Seiten ihres Herrn könnten sie nicht rechnen. Es wurde [210] 1007 ein Waffenstillstand auf sieben Tage geschlossen. Nun rüstete sich Bolizlav zur Erstürmung der Burg; jene aber baten durch einen Abgeordneten ihren Herrn und die Fürsten des Reiches flehentlich um Hülfe, indem sie versprachen, noch sieben Tage nach Ablauf des Waffenstillstandes dem Feinde Widerstand leisten zu wollen. Markgraf Heriman kam nach Magadaburg, und ging dort den Propst Walterd an, und ließ auch sämmtliche Große durch Abgesandte besonders auffordern, und indem er sich bitter beschwerte, daß sie sich dort so lange verweilten, ließ er doch auch zugleich durch Boten seine Truppen ermuntern und vertrösten. Diese, die durch Bolizlav’s unausgesetzte Angriffe litten und lange mannhaft widerstanden, übergaben, als sie sahen, daß einige ihrer Kriegsgefährten wankten, und ihr Befehlshaber nicht kam um sie zu befreien, dem Herzoge die Burg, nachdem sie freien Abzug für sich und alles was sie besaßen, von demselben erlangt hatten. Traurigen Herzens zogen sie dann heim.


1008 25. Als nach Ostern des Jahres 1008 der hochwürdige Erzbischof von Trier, Liudulf, gestorben war, ward sein Caplan, Aethelbero, ein Bruder der Königin, ein Jüngling, der noch gar nicht die gehörige Reife hatte, mehr aus Furcht vor dem Könige, als aus Liebe zur Kirche, einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Als aber der König das vernahm, achtete er, der an die frühere unüberlegte Einsetzung Thiedrichs, eines anderen Bruders eben derselben, als [Bischofs von Metz] gar wohl noch dachte, nicht auf die eifrigen Bitten seiner geliebten Gemahlin und aller übrigen Mitglieder seiner Familie, welche alle jenem jungen Manne die bischöfliche Würde erwirken wollten, sondern verlieh dieselbe dem Maingaud, dem Kämmerer des Erzbischofs Willigis, einem Manne von edler Geburt. Dadurch wurde die Tücke der Bösen zur Wuth entzündet. Die Pfalz[58] ward von den Trierern gegen den König befestigt. Dafür aber ward dies bisher ruhige Land durch wiederholte [211] Einäscherungen heimgesucht, und alles, was jene gefühllosen 1008 Menschen gegen den milden König ausgeübt hatten, wurde ihnen jetzt in vollem Maße vergolten. Was aber können jene Bösewichter hienieden, und was können sie gar jenseits am Tage des Gerichts vorbringen? sie, durch deren unaussprechliche Schuld die reine Mutter Kirche so oft seufzend ob des Mordes und der Beraubung ihrer Kinder, vor des rächenden Gottes Antlitz die bitteren Thränen vergießt, die ihr die Wangen herabrinnen?! Ueber solche Frechheit empört, eilte der König mit einem Heere nach Trier, und ließ den bereits auf den erzbischöflichen Stuhl erhobenen weihen, den Aethelbero aber excommuniciren. Auch brachte er die, welche die Pfalz vertheidigten, durch unablässige Einschließung dahin, daß sie, ermattet durch Hunger und fortwährende Angriffe, entweder innerhalb der Burg umkommen, oder, dieselbe verlassend, wider Willen der Gewalt des Königs sich überliefern mußten. Daß aber das letztere nicht geschah, bewirkte mit unerwarteter List Herzog Heinrich von Baiern, welcher es nämlich vom Könige erlangte, daß sie ungefährdet abzogen. Als aber nachher der König erfuhr, wie es sich in Wahrheit mit jenen verhalten hatte, da ward er sehr unwillig und rächte dies Vergehen, wie ich im Verfolge meiner Erzählung berichten werde.


26. Indeß sah mein Vorgänger im Amte [der Bischof Wigbert], von langer Krankheit gefesselt, voll eifriger Sehnsucht dem Ende seines Lebens entgegen. Ich muß doch, ehe wir mit ihm abschließen, einiges zu seinem Gedächtnisse in Kürze berichten. Er stammte aus einer der besten Familien von Ostthüringen, in Magadaburg aber ward er erzogen unter Leitung des Ohtrich. Den trefflich gebildeten Jüngling nahm dann Erzbischof Gisiler von Magadaburg in seinen vertrauteren Dienst auf und behielt ihn lange um sich, indem er ihm eine besondere Pfründe verlieh und ihn mit der Würde eines Erzpriesters beehrte. Zuletzt aber ließ sich Gisiler durch unablässige Einflüsterungen von Seiten mißgünstiger Menschen bewegen, dem Wigbert einiges zu entziehen und [212] 1008 entfremdete sich denselben dadurch in dem Grade, daß er alles, was er hatte, aufgab und – wie ich oben erzählt habe – in den Dienst des Königs Heinrich trat, dem er denn auch ausnehmend gefiel. Denn er, ausgezeichnet von Gestalt und Antlitz, hatte einen trefflichen Vortrag und ein sehr angenehmes Organ, war weise im Rath, unterhaltend im geselligen Kreise und außerordentlich freigebig. Daher gelangte er also durch Gottes Gnade und wegen seiner Tugenden zur Würde eines Bischofs von Merseburg. Als solcher erwarb er während der ihm von Gott bewilligten Tage folgende Besitzungen für seine Kirche: Sidegeshusun und Wiribeni [Werben], in Derlingun [Nieder-Röblingen] neun Höfe, in Daliwi [Thaldorf] sieben, in Ninstedi [Nienstädt] drei. Von seinen eigenen Gütern aber schenkte er der Kirche in Uppusun[59] sieben Höfe und den Bergwald, den man den schönen Berg nennt. An Büchern und an Geräthen für den Gottesdienst schaffte er viel nützliches an. Nicht weniger als zehn Jahre hindurch litt er in Folge eines vergifteten Trankes an häufigen Körperschmerzen und im Märzmonat erreichten diese den höchsten Punct. Wenn er daher gegen die Seinen oder gegen Fremde irgend unfreundlich war, so war daran die von seinen außerordentlichen Körperleiden bewirkte Aufregung Schuld. In unabläßiger Predigt und Lehre suchte er seine ihm anvertrauten Diöcesanen von der Irrbahn des Aberglaubens abzubringen. So zerstörte er auch einen Hain, Namens Zutibure, den die Anwohner desselben in jeder Beziehung göttlich verehrten und von alter Zeit her nie verletzten, von Grund aus, und erbaute an der Stelle desselben dem heiligen Märtyrer[WS 2] Romanus eine Kirche; und außer dieser hat er noch eine dritte und eine vierte in Magadaburg und sonst noch viele andere Gotteshäuser selbst eingeweiht. Wenn die wankelmüthige Menge etwas zu seinem Nachtheil schwatzt, so bin ich überzeugt, daß bei Gutgesinnten dergleichen durchaus keinen Glauben finden wird. Gar Manche bedenken, indem sie Andere beschuldigen, nicht, daß niemand ohne [213] Sünde ist. Dieser ehrwürdige Mann nun saß fünf Jahre sechs 1008 Wochen und fünf Tage auf dem bischöflichen Stuhle. Nachdem er mit vielen Thränen zu wiederholten Malen seine Beichte abgelegt und von den ihn auf seinem Sterbelager besuchenden Bischöfen Wigo [von Brandenburg] und Herich [von Havelberg] die Vergebung seiner Sünden empfangen hatte, ging er am Dienstage den 24. März in Merseburg aus diesem Leben in, wie ich hoffe, 1009 seligem Abscheiden zu Christus hinüber. Er ward an der Stelle bestattet, die einer der Auserwählten Christi, der während seiner Lebzeiten sein Führer und Gefährte gewesen war, ihm vordem in einer Erscheinung angewiesen hatte.


27. Zu dieses Mannes Nachfolger ward ich Unwürdiger, der ich dies schreibe, von dem frommen Seelenhirten Tagino vorherbestimmt. Als der König nämlich zu Palithi [Pölde] Weihnachten feierte [1007], besprach er sich mit diesem seinem Vertrauten, wie er nach dem Tode Bischof Wigberts die Merseburger Kirche einem guten Hirten anvertrauen könnte. Da sprach der Erzbischof: „Es ist an meinem Münster ein Bruder, Namens Thietmar, den ihr selbst wohl kennt; dieser Mann, der das Seine verständig beschafft, ist, wie ich hoffe, mit Gottes Hülfe für das Amt geeignet.“ Da hub der König an: „Möchte er’s doch annehmen! an mir hätte er in allem, was er bedürfte, sicher einen zuverlässigen Beförderer.“ Sofort ward mein Vetter Thiedrich [Bischof von Münster], an mich abgeschickt, um mir dies von Seiten des Königs und des Erzbischofes mitzutheilen und mich nach Kräften zu bereden, darauf einzugehn. Ich erhielt diese Botschaft zu Magadaburg, wo ich damals verweilte, und antwortete folgendermaßen: „Gott der Allmächtige möge es meinem geliebten Herrn und Vater vergelten, daß er meiner je in Gutem Erwähnung gethan hat. Ich halte mich aber dessen, was er mir zudenkt, für unwürdig; darum wage ich es noch gar nicht anzunehmen und für passend zu erklären. Auch steht es ja in Gottes Hand, den Bischof, der doch noch am Leben ist, dem Rachen des Todes zu entreißen. Schlage [214] 1008 ich indeß das Angebotene völlig aus, so befürchte ich meines theuren Vorgesetzten gewohnte Gunst zu verscherzen, und doch habe ich außer ihm auf keine Unterstützung zu rechnen, während ich von ihm nicht nur dies, sondern selbst mehr als dies erlangen kann. Nach dem Tode des Bischofs also werde ich, wenn es Gott gefällt und ich am Leben bleibe, den von ihm bestellten Behörden gegenüber 1009 erfüllen, was ihm gefällt.“ Der König bekam in Franconevord [Frankfurt] Nachricht vom Absterben des Bischofes und ließ sogleich die schuldige Gedächtnißfeier für ihn anstellen. Schon damals aber wandte er auf Antrieb gewisser Personen seinen Sinn von mir ab, besseren Entschlüssen zu; er wollte nämlich einen gewissen Ethelger, einem wohl verdienten Manne, jene Würde verleihen. Als das des Königs Vertrauter Tagino wieder erfuhr, arbeitete er aufs eifrigste diesem Plane entgegen, und erlangte es durch unermüdetes, dringendes Bitten, daß der König einwilligte, mich durch den Propst Gezo von Halberstadt zu sich rufen zu lassen. Dieser kam zu mir auf mein Gut Retmerslevo[60], und in jener Nacht sah ich einen Bischofstab an meinem Bette stehen und hörte, wie jemand mich frug: „Willst du die Merseburger Kirche übernehmen?“ Ich antwortete: „Wenn Gott und der Erzbischof, der mich kommen heißt, es wollen, ja.“ Da fuhr die Stimme fort: „Hüte dich: wer des heiligen Laurentius Unwillen erregt, verliert auf der Stelle den Verstand.“ Sogleich antwortete ich: „Davor bewahre mich der Beschützer aller Menschenkinder, Christus, daß ich hierdurch oder sonst irgendwie die Majestät des allmächtigen Gottes beleidigen und der Fürbitte der Heiligen durch meine Schuld verlustig gehen sollte.“ Und als ich nun aufwachte, erstaunte ich, sprang sofort aus dem Bette, und sah den hellen Tag in die Fenster scheinen, und siehe! da trat der ebengenannte Propst Gezo in mein Gemach und kündigte mir unter Vorzeigung der beiden Briefe an, ich würde aufgefordert, am Sonnabend in der heiligen Woche in Augsburg zu erscheinen. Ich kam nach Magadaburg, und indem ich mit [215] Urlaub vom Propste und von meinen geistlichen Mitbrüdern am 1009 Palmsonntage von hier abreiste, erreichte ich am Dienstage nach Christi Auferstehung [19. April] den Ort meiner Bestimmung und wurde vom Erzbischofe gnädig empfangen, obwohl er zürnte, daß ich so spät kam. Am folgenden Tage ward ich zu ihm berufen und von ihm auf Befehl des Königs befragt, ob ich geneigt sei, meine Kirche mit einem Theile meines Vermögens zu unterstützen? – Darauf antwortete ich: „Auf euern Befehl bin ich hieher gekommen, nicht aus eigenem Antriebe, und auf diese Frage jetzt schon eine bestimmte Antwort zu geben, bin ich weder im Stande, noch gewillt. Wenn nach Gottes Willen durch des Königs Gnade eure Gesinnung gegen mich, liebevoll, wie sie von jeher gewesen ist, ihr Ziel erreicht, so werde ich, was ich nur in dieser, wie in allen anderen Beziehungen zum Heile meiner Seele und aus Pflicht gegen das mir anvertraute Amt zu thun vermag, gern erfüllen.“ Diese meine Worte nahm der Erzbischof gütig auf und billigte sie, und führte mich darauf in die Capelle des Bischofs Bruno, wo der König ihn erwartete, und übergab, indem er selbst zur Messe angethan war, mich in des Königs Hände. Als dieser mir darauf unter Mitwahl der Anwesenden unverdienter Weise das bischöfliche Amt vermittelst des Krummstabes verliehen, und ich, auf die Erde niederknieend, um Nachsicht gebeten hatte, da stimmte der Sangmeister den Eingang an: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters.“ Und in der größeren Kirche läuteten inzwischen alle Glocken zur Messe, und obwohl dies nur durch Zufall und nicht auf jemandes Geheiß oder meiner Würde wegen geschah, so erklärte es doch der König für eine gute Vorbedeutung. Nachdem darauf der hochwürdige Bischof Bruno daselbst ein großes Gastmahl veranstaltet hatte, kamen wir am nächsten Sonnabende nach Neuburg[61]. Hier wurde ich am Sonntage nach Ostern [24. April] von dem genannten Erzbischofe, unter Beihülfe unseres Mitbruders Hilliward [Bischofs von Zeiz], unter Mitwirkung von nicht weniger [216] 1009 als vier Bischöfen, in Gegenwart des Königs mit dem heiligen Oele zum Bischofe gesalbt. Von da fuhren wir zu Schiffe auf der Donau nach Regensburg.


28. In jenen Tagen war eine große Hungersnoth in diesem Lande.

Indeß versuchte Herzog Heinrich heimlich nach Baiern hineinzukommen, um einen Aufstand zu erregen, kehrte aber, so wie er merkte, daß ihm durch des Königs Umsicht und Gewandtheit der Zugang versperrt war, flüchtig um. Darum versammelten sich auf königlichen Befehl die Vornehmsten der Baiern zu Regensburg, und obwohl sie sämmtlich ihrem Herzoge freiwillig geschworen hatten, drei Jahre lang keinen anderen wählen zu wollen, so wurden sie doch durch den König, der ihnen dieses Vergehen verwiesen, vermittelst Schmeicheleien und Drohungen von der Anhänglichkeit an den Herzog und Unterstützung desselben abgezogen und für seinen persönlichen Dienst gewonnen.

Hier brachten darauf die geistlichen Brüder des Klosters des heiligen Märtyrers Christi, Emmeram, welches Kaiser Arnulf demselben zu Ehren erbaut und zum Ruheorte für seine irdischen Ueberreste bestimmt hatte, indem sie sich alle dem Könige zu Füßen warfen, einstimmig und unter vielen Thränen eine Reihe von Beschwerden gegen ihren Bischof Gebehard vor; ihnen schlossen sich auch die anwesenden Laien mit lauten Wehklagen an. Ich hörte das alles selbst mit an, aber wie schwer fällt es mir, zu erzählen, und jedem anderen zu glauben, welche schreckliche Dinge die ihm untergebene Gemeinde von denselben aussagte, die sämmtlich auf leeren Wahn und große Gefahr seiner Seele hinausliefen. Ich weiß nur soviel, daß ich an Benehmen und seltenen Einrichtungen nie seines Gleichen gesehen, noch von einem solchen Manne jemals gehört habe. Er ist entweder, wenn das Innere dem Aeußern entspricht, besser als die Uebrigen, oder er ist auch weit schlechter. Indem er, was vorher auf das beste gepflegt wurde, aufhebt, müht er sich mit den schwersten neuen Arbeiten ab. Die Heimat [217] verläßt er mit dem ihm Anvertrauten, fremdes, wenn es auch noch 1009 so fern liegt, pflegt er mit überflüssigen Aufwand. Ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ich das nicht so sehr um ihn zu tadeln vorbringe – denn die menschliche Gebrechlichkeit müssen wir an unsern Nächsten verhüllen und nur, um sie zu bessern, rügen – als vielmehr deshalb, weil ich, von der Wahrheit der Dinge getrieben, mich mit vielen anderen darüber äußerst verwundere. Der Allgütige sei ihm, wenn er aus guter Absicht also handelt, förderlich, auf daß er in Rechtfertigung vor ihm ohne Klage diese Pilgerfahrt hienieden zurücklege. Sollte er aber mehr aus leerem Triebe der Eitelkeit, als aus frommer Liebe zum Herrn alle diese Werke unternehmen, bloß um die Art und Weise, wie seine Nachbarn und Amtsbrüder es halten, herab zu setzen, dann möge er sich bekehren und sich abwenden von seinem ungerechten Wesen, und indem er durch Gewinnung der Kinder der Welt für das Reich Gottes[62] nach der Erbauung gläubiger Seelen trachtet, keinen Schaden leiden an seiner eigenen Seele. Glückselig in Christo ist, wer durch Uebung der Gerechtigkeit sein Andenken verewigt und frei von bösen Leumund es erlangt, daß er zur Rechten Gottes berufen werde.


29. Während der König also dasjenige, was ich vor meiner langen Abschweifung erwähnte, verhandelte und betrieb, brach ich auf seinen Befehl vor ihm auf, um mich nach meinem bischöflichen Sitze hinzubegeben. So besuchte ich zuerst eine mir zugehörige Besitzung, welche auf Slavisch Malcin, auf Deutsch Egisvilla[63] genannt wird, und am folgenden Tage besprach ich mich in der Nähe der Elster bei Iteri [Eitra] mit den Dienstleuten meiner Kirche, die ich dorthin berufen hatte, um den Anwesenden Trost und Hoffnung einzuflößen und[WS 3] die Abwesenden herbeizurufen. Es war nämlich eine sehr große Menge derselben entwichen, theils aus [218] 1009 eigener Unbeständigkeit, theils in Folge des längeren Siechthums meines Vorfahren. Von da reiste ich nach Merseburg. Hier wurde ich von den geistlichen Brüdern ehrenvoll empfangen und dann vom Bischofe Erich [von Havelberg] inthronisirt. Der nächste Tag war ein Sonntag. An diesem sang ich Messe für die Sünder, lehrte die herbeigekommenen, der Vermahnung bedürftigen Christen, und gewährte den ihre Sünden beichtenden kraft göttlicher Vollmacht, obwohl selbst ein schwacher Mensch, Vergebung derselben. Am Montage [Mai 23] begannen die Bettage, und ich reiste auf Geheiß meines Erzbischofs nach Magadaburg, wo ich am Mittwoch von meinen geistlichen Brüdern nicht wie ich es verdiente, sondern wie ihre außerordentliche Liebe sie trieb, empfangen wurde. Das hehre und herrliche Geheimniß der Himmelfahrt Christi [Mai 26] feierten wir nach Kräften in gemeinsamer Andacht.


30. Von dort begab ich mich nach Wallibizi [Walbeck]; wo ich als Propst den Gott und der heiligen immerwährenden Jungfrau Maria dienenden geistlichen Brüdern bisher sieben Jahre, drei Wochen und drei Tage vorgestanden hatte, indem ich diese freilich sehr große Last leider noch vermittelst der Simonie[64] mir erkauft hatte, zwar nicht um Geld, wohl aber um ein Landgut, welches ich meinem Oheim abtrat. Darin bin ich also sehr schuldig, indeß hoffe ich auf die Nachsicht des gestrengen Richters, weil ich dies mehr darum gethan habe, um die Heerde des Herrn zu hüten und um das, was meine Vorfahren gestiftet, zu bewahren. Darum, mein Leser, beschwöre ich dich, daß du den Zusammenhang der nachfolgenden Erzählung erwägen und nach Beschaffenheit der Umstände über meine Handlung urtheilen und des künftigen Richters schreckliches Antlitz durch thränenreiches Flehen für mich besänftigen mögest. Mein Großvater Liuthar, von dem ich [219] oben geredet habe[65], dachte nach dem Vergehen, daß er sich gegen seinen Herrn und König hatte zu Schulden kommen lassen, ernstlich daran, von diesem Makel sich zu reinigen. Daher erbaute er an einem Orte, Namens Waldbach [Walbeck], der heiligen Mutter Gottes zu Ehren ein Kloster, in welches er den Willigis als Propst einsetzte, indem er den Brüdern zu Kleidung und Nahrung den zehnten Theil seines Vermögens schenkte. Nach seinem Tode beeilte sich seine Gemahlin Mathilde, unter Mitwirkung ihrer beiden Söhne, ihres geliebten Eheherrn Wünsche zu vollziehen, und sie ließ nach dem Abscheiden des trefflichen Willigis den Reginbert, einen gebornen Ostfranken, an dessen Stelle folgen. Dieser wurde nach Verlauf vieler Jahre, als mein Vater und dessen Mutter bereits gestorben waren, mit Hülfe meines Oheims Liuthar von Otto III. zum Bischof von Aldenburg[66] erhoben.

Damals lebte in unserer Nachbarschaft ein Geistlicher edler Abkunft, Namens Thiedrich, der auf Zureden des genannten Grafen Liuthar jene Propstei um zehn Hufen Landes erwarb. Als dieser eben so lange wie Reginbert, oder länger im Amte gewesen war, starb meine Mutter, und ich bekam, indem ich als dritter Erbe in Besitz trat, von meinen Brüdern die Hälfte des Lehnsgutes, welches zu jenem Kloster gehörte. Darauf ging ich zu wiederholten Malen meinen Oheim an, ob es mir nicht verstattet würde, das erwähnte Amt zu übernehmen, und ob dies nicht, wenn es umsonst nicht sein könne, um einen mäßigen Preis zu erlangen wäre. Dieser forderte von mir nach einer langen, beharrlich durchgeführten Verhandlung ein bedeutendes Opfer, ohne die Pflichten und die Liebe, die er als ein so naher Verwandter mir schuldete, zu beachten. Da ich nun bei meinen Brüdern keine Unterstützung fand, so willigte ich leider in sein Verlangen, und war so der Hüter derselben Kirche, deren Lehensmann ich vermöge erblicher Uebertragung von meinem Vater her war. Dies geschah am 7. Mai des Jahres 1002 der Menschwerbung Christi, indem [220] mein Amtsvorgänger in Folge eines von ihm beliebten Tausches seine Einwilligung dazu gab. In diesem Amte aber habe ich als ein träger Arbeiter mehr der Ungerechtigkeit gedient, als der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und nie habe ich mich bemüht, statt dessen würdige Früchte der Buße zu sammeln. Ich klage hiemit aber keinen meiner Verwandten an, sondern ich wünsche auf das innigste, daß ihnen alles Böse mit Gutem vergolten werden möge. Nach dem Tode meiner Schwägerin bat mich mein Bruder, daß ich seiner Frau [in meiner Kirche] die erwünschte Ruhestätte bereiten möchte. Da ich aber wußte, daß an eben der Stelle bereits der ehrwürdige Willigis begraben lag, so weigerte ich mich zuerst, dies zu gewähren, zuletzt aber verletzte ich Recht und Scheu, um ihm nachzugeben, und ich Unglücklicher verstand mich zu etwas, was ich doch lieber nicht gethan hätte! Denn was selbst die Heiden für ruchlos halten, das habe ich, ein Christ, gethan: ich habe das Grab meines Amtsbruder öffnen und dessen Gebeine hinauswerfen lassen; auch einen silbernen Kelch, den ich in der Gruft fand, wollte ich veräußern und den Ertrag unter die Armen vertheilen lassen, aber ich fand ihn nachher nirgends. Freilich erkannte ich an der Krankheit, die mich bald nachher befiel, wohl, daß ich mich nur allzuschwer gegen Gott versündigt hatte. Nach dem ich aber diese mit des Allgütigen Hülfe überwunden hatte, reiste ich nach Köln, um dort meine Andacht zu verrichten. Da hörte ich einst in der Nacht ein außerordentliches Getöse und fragte, wer das wäre? Alsbald antwortete mir eine Stimme: „Ich, Willigis, bin hier, der ich durch deine Schuld rastlos umherirre.“ Sofort erwachte ich, und Schrecken ergriff mich, und bis auf den heutigen Tag zittere ich ob dieser That im Gefühle meiner Schuld, und werde nie aufhören zu zittern.


31. Um die Weihe eines Presbyters zu erlangen, ward ich vom Herrn Tagino nach Alstidi [Alstedt] berufen, und unterwegs beichtete ich mein verübtes Vergehen; doch aber habe ich, was ich damals zur Abbüßung desselben versprach, nicht nach meiner [221] Schuldigkeit erfüllt. Die Würde eines Presbyters aber empfing ich Unwürdiger am 21. Decbr.[67] aus den Händen des genannten Erzbischofs, in Gegenwart König Heinrichs, der mir bei der Gelegenheit noch ein treffliches Meßgewand verehrte.

Noch vordem aber, bevor ich zum Bischof erhoben wurde, in der Woche, in der die gesammte Christenheit gemeinsam das Gedächtniß der Brüder feiert [68], verkündete mir jemand im Schlafe folgendes: „In diesem Jahre,“ sagte er, „müßt ihr, der Bischof Hillerich [von Havelberg], der Decan Meinrich und du Gottes Willen thun.“ Darauf antwortete ich: „Wie es des Himmels Wille ist, also geschehe es.“ Und noch in demselben Monate und an dem zunächstfolgenden 30. Oct. [1008], verschied der ebengenannte Bischof im Herrn, wie ihm das vorher offenbart war.

Und weil nun der allmächtige Gott den gebrechlichen Menschen in seiner Gnade nicht selten persönlich aufsucht und ihm Trost spendet, so gebührt es sich, solche Beispiele durch Rede und Schrift der Nachwelt zu überliefern, auf daß der Name des Herrn verherrlicht und der schwankende Mensch für sich zu sorgen angeregt werde. Der ebenerwähnte Bischof also wurde, als er zu Magadaburg einst an einer heftigen Krankheit darniederlag, von einem trefflichen Manne, der ihm im Schlafe erschien, so vermahnt: „Sei nicht um dein Ende besorgt; auf dieses hast du noch vier Jahre und zwei bis drei Wochen zu warten, darum lasse nicht ab, so viel wie möglich Gutes zu thun.“ Nachdem er dies gesagt, verschwand er, und der Bischof überlebte diesen Krankheitsanfall, wie er ihm vorausgesagt hatte, und zwar, wie ich hoffe, wachen Geistes, bis ihn leider ein plötzlicher Tod aus diesem Leben abrief. Die Nacht darauf erschien ein großes Licht, das von Vielen gesehen wurde.

Nach dem Feste aller Heiligen [1008 Nov. 1] bat ich, meiner [222] selbst wegen in großer Angst, den Decan [Meinrich] um Urlaub und ermahnte denselben zugleich, sich vorzusehen. Ich kam auf mein Gut Retmerslevo [Rotmersleben] und bat Gott flehentlich, er möchte doch etwas gewisses über mein Schicksal zu eröffnen die Gnade haben. Beim ersten Anbruch des folgenden Tages d. h. am Tage vor St. Martini [Nov. 10], als ich ein wenig der Ruhe pflegte, erschien mir, so glaubte ich, Walterd, unser damaliger Propst, und sagte zu mir: „Willst du wissen, was dir frommt?“ Und als er dann meine Zustimmung erfahren hatte, blickte er aufmerksam in einen Band eines Martyrologiums[69], und ließ schweigend ein Senkblei, womit eine Mauer gemessen und gerichtet wird, auf dasselbe hinabhängen und es erst nach einer geraumen Weile ruhen. Ich fragte ihn darauf: „Was bedeutet das?“ Er antwortete: „Fünf,“ und ich sah deutlich diese Zahl mit schwarzer Dinte bezeichnet, wobei ich nur ungewiß war, ob sie Tage, Wochen, Monate oder Jahre bedeute. Und ich entgegnete wieder mit der Frage, ob das den vorher schon verkündigten, oder einen späteren Zeitpunkt bedeute? Er aber ging schweigend hinaus. Ich nun merkte mir die geschenkte Frist zwar auf das sorgfältigste, kam aber dennoch in meiner Sündhaftigkeit durch gute Werke meinem Ende durchaus nicht zuvor. Als nun der fünfte Monat darnach herannahte und ich mehr den Tod, als etwas anderes erwartete, gingen dadurch, daß ich Bischof wurde, meine beiden Träume in Erfüllung, indem ich damit sowohl Gottes Willen, als auch die bezeichnete Zahl erfüllte[70]. Da es mir nun unpassend schien, diese Kirche zu Walbeck, der ich bisher vorgestanden hatte, ohne einen besonderen Vorsteher zu lassen, so setzte ich Willigis, meinen Bruder von Seiten meines Vaters, einen Diener dieses Altars, nach gemeinsamen Rathe der Mitglieder des Klosters demselben [223] vor. Darauf reiste ich nach Merseburg, wo ich mit meinem 1009 Herrn, dem Könige, das Pfingstfest beging[71].


32. Von da kamen wir alle nach Magadaburg. Hier ward mein Vetter Markgraf Wirinhari auf Anstiften des Grafen Dädi [von Wettin] vom Könige vieler Dinge beschuldigt, und würde dessen Gnade und sein Lehen verloren haben, wenn nicht eine plötzliche Krankheit, die ihn befiel, die Sache verhindert, und der Pfalzgraf Burchard es durch klugen Rath verschoben hätte.

Von da weiter reisend, versuchte der König die unbeständige Gesinnung derer in den westlichen Theilen des Landes zu prüfen und sie zu beschwichtigen, damit sie nicht in gewohnter Weise Unruhen beginnen möchten. Diese werden von manchen gelobt, daß sie sich weigerten, die Ungerechtigkeit ihrer Herren zu ertragen, und wir werden dagegen von denselben als feige getadelt. Es giebt sehr viele, die allen Genüssen der Sinnlichkeit fröhnend, sich in keiner Weise an den Zügel der Gerechtigkeit kehren, der dem Könige von Gott in die Hände gelegt ist, sondern ihr Wesen und Treiben, wie sie es vermögen, mit Gewalt oder List zu behaupten versuchen, ohne sich irgendwie um die Zukunft zu bekümmern, und indem sie alle, die darin nicht mit ihnen übereinstimmen, mit Verläumdung und unersättlichem Hasse verfolgen. Ich aber pflichte weder diesen, noch ihren Beschützern bei, ich stimme vielmehr mit denen überein, die sich vor Gott und den von ihm bestellten Behörden demüthigen und denselben nachgeben und es für besser halten, um Gottes willen alles zu dulden, als durch Streitsucht und verdammliche Eidbrüchigkeit die Majestät des Allmächtigen zu beleidigen. Unsere Vorfahren, die trefflichen Ritter, wütheten nicht gegen das Innere des Reichs, sondern, ihrem Herrn getreu, ließen sie gegen fremde Nationen ihrer Kampflust freien Lauf. Das mögen sich die Nachkommen merken und das Gegentheil meiden und sich bestreben, was abzustellen ist, zum Guten, nicht zum Schlimmen zu verändern. Bereitwillig mögen sie harren auf die [224] 1009 achte der Seligkeiten [Matth. 5, 10] und das, was jenen Geboten zuwider ist, fliehend, sie zu erreichen streben. Doch was bemühe ich mich, die Einen noch weiter zu tadeln und die Andern zu erheben, da ja ein Jeglicher gewißlich nach Beschaffenheit der Saat, die er ausgestreut hat, Frucht bekommen wird an dem Tage der Ernte? Freilich – wir, die wir tagtäglich uns um vergänglicher Schätze willen abmühen, warum setzen wir nicht unsere weltliche Furcht bei Seite und streben ein wenig vorwärts hin nach der Krone unvergänglicher Ehre? Diese Krone mittelst aller seiner Fahrten und Mühen zu erlangen, war das eifrigste Streben unseres Königs, und darum wurden seine Freunde seine Feinde, weil er mit Recht die Gottlosen haßte.


33. Indeß rührte Graf Dädi, indem er mit Worten und Werken meinem Neffen Wirinhari großen Schimpf anthat, wieder jenes Unheil auf, welches Wirinhari längst vergessen geglaubt hatte. Denn auf sein Anrathen und mit seiner Hülfe ward Walmerstidi[72] [Wolmirstedt], slavisch Ustiure genannt, weil hier die Ara [Ohre] und die Elbe zusammen fließen, eine Burg, die Wirinhari’s Vater und uns zugehörte, geplündert und eingeäschert. Das Alles entzündete des trefflichen Jünglings muthvolles Herz. Und als er zuverlässige Kunde bekam, daß der Feind von Tongeremuthi [Tangermünde] (so benannt, weil die Tonger dort in die Elbe mündet) herzöge, nahm er meinen Bruder Fritherich[73] nebst nur zwanzig Bewaffneten mit, und griff sie von der Höhe eines Feldes her, welches sich bis nach dem Dorfe Moss[74] hin erstreckt, von wo aus er von ferne erblickt werden konnte, mannhaft an und erschlug den Dädi, der, obwohl seine Knappen, deren mehr als vierzig waren, sehr bald davon flohen, den tapfersten Widerstand leistete, sammt seinem Lehnsmanne Egilhard. Und so verlor er [Wirinhari] nach dieser That mit Recht, was er vorher auf eine [225] ungehörige Weise durch Dädi’s Einflüsterungen beinahe auch schon 1009 eingebüßt hatte.


34. Solltest aber du, mein Leser, Lust haben, zu erfahren, woher jener Graf Dädi stammte, so wisse, daß er aus dem Hause Buzici[75] stammte, und daß sein Vater Thiedrich hieß. Er stand von Kindheit an in Diensten des Markgrafen Rigdag [von Meißen], seines Anverwandten, und war kräftig an Körper und Geist. Er führte, wie ich oben (B. III, Cap. 11) erzählt habe, die gegen uns aufgestandenen Böhmen nach der Zeizer Kirche hin. Hier durchschweifte er verheerend mit ihnen die ganze Gegend und führte zuletzt seine eigene Mutter, als ein Feind, nicht als Sohn handelnd, unter der anderen Beute mit sich fort. Darnach söhnte er sich wieder mit König Otto III. aus, wurde dessen Vasall und erwarb seine Huld und Freundschaft in kurzer Zeit. Unterdeß war Bio, der Graf von Merseburg, auf einem Kriegszuge gestorben, und Erzbischof Gisiler verschaffte dem Grafen Dädi darauf die ganze Grafschaft desselben, welche zwischen der Wippera [Wupper], der Saale, der Salta[76] und dem Villerbizi [Wildenbach] liegt. Ueberdies erwarb er das Burgward Zurbizi[77], welches seine Vorfahren als ein Lehen besessen hatten, für sich und seinen Bruder Fritherich als Eigenthum. Dazu führte er noch Thiedburge, die Tochter des Markgrafen Thiedrich, heim, und über dies alles ward er so aufgeblasen, daß er dem König insgeheim und vielen Anderen offenkundig Beschwerden verursachte.

Das nächste Weihnachtsfest (25. Decbr.) feierte der König in Pölde, und dort verlieh er Thiedrich, dem Sohne Dädi’s, dessen Grafschaft und ganzes Lehen, wie es Rechtens war, auf Anhalten der Königin und seiner Großen.

[226] 1009 Damals ward auch die Mark und was sonst Wirinzo [Werner] von Seiten des Königs besessen hatte, alles dem Grafen Bernhard übertragen.


35. In jenen Tagen verursachten Bischof Thiedrich von Metz und Herzog Heinrich von Baiern, dessen Bruder, nebst ihren Mitverschwornen dem Könige und seinen Freunden große Beschwerden, wodurch sie aber sich selbst und ihren Nachfolgern einen unersetzlichen Schaden zufügten. Eine Kirche nämlich, welche vor der Stadt Metz stand, ward sammt der in derselben Gott dienenden geistlichen Brüderschaft von den ruchlosen Slaven[78] geplündert. Der König nun stellte diesen Schaden unter feierlichen Eidschwüren aus seinen eigenen Mitteln größtentheils wieder her, und befahl darauf dem ganzen Heere, zu verhüten, daß etwas Aehnliches wieder sich ereignen könnte. Die Weinberge aber und die Gebäude sammt dem Korne und den anderen Nutzbarkeiten verheerte er.[79] Nicht lange nachher kam mir ein Brief zu Gesicht, in dem eine Anzahl von 800 zu St. Stephan gehörigen Stiftsleuten verzeichnet waren, die ohne Mitwissen ihrer Behörden, aus Hunger und sonstiger Noth ihre Heimath verlassen hatten, diejenigen ungerechnet, die mit Genehmigung derselben ausgewandert waren. Es wäre für die Kirche von Metz besser gewesen, wenn jener Mensch gar nicht geboren wäre. Auch will ich noch eine traurige That jener beiden beschreiben, die sie in Adram[80] verübten. Der König hielt einen Reichstag zu Mainz, 1011 dem sie auch beiwohnten. Da sie nun hier nicht nach ihren Wünschen sich verantworten konnten, so kehrten sie ergrimmt heim, nachdem sie jedoch zuvor einen Waffenstillstand auf eine bestimmte Zeit hin geschlossen hatten. Als ihnen nun, nichts arges ahnend, Bischof Heimo von Verdun und Herzog Thiedrich [von Oberlothringen] nachzogen, geriethen sie plötzlich in einen von diesen beiden Verräthern gelegten Hinterhalt, und so [227] wurde, indem nur wenige mit den Bischöfen entkamen, eine Unzahl 1011 von Kriegern erschlagen. Herzog Thiedrich ward schwer verwundet gefangen, und weil er der Freund der beiden war, mit dem Tode verschont, doch aber von ihnen abgeführt und lange Zeit in Haft gehalten. Dann kam er gegen Geiseln, die er stellte, frei, verlor indeß hiedurch nicht die Gunst des Königs.

Im Jahre des Herrn tausend und [elf][81] starb zu Corvei Herzog Bernhard von Sachsen.


36. Indeß erhoben Graf Heriman und Markgraf Guncelin [von Meißen] 1009 gegen einander Fehde und kämpften auf eine in diesen Gegenden ungewohnte Weise mit einander. Guncelin nämlich, der die Burg Strela, welche von Heriman’s Truppen beschützt war, zu erobern versuchte und nichts ausrichtete, befahl die Burg Rocholenzi[82] an der Milde, welche nicht wohl verwahrt war, in Brand zu stecken. Außerdem stand er (da ja Oheime gegen ihre Bruderkinder immer hart und gewaltthätig[83] sind) durchaus nicht an, seinem Neffen alles Ungemach zuzufügen, was nur immer in seiner Macht stand. Aber auch Heriman und sein Bruder Ekkihard rissen ein Schloß an der Saale, welches dem Guncelin ausnehmend werth war, und das er mit Ringmauern und einer Besatzung versehen und einer unbeschreiblichen Menge von Vorräthen und Gütern angefüllt hatte, nachdem sie es mit einem starken Heerhaufen unvorhergesehen umzingelt und erobert hatten, von Grund aus nieder und steckten es in Brand; die ganze vorgefundene Masse von Gütern aber vertheilten sie. Das kam dem Könige zu Ohren; sogleich eilte er nach Merseburg, dies zu untersuchen. Und als er dort nun die Aussprüche der beiden Grafen vernommen hatte, maß er die ganze Schuld dem Guncelin bei, der ihm selbst schon früher bei mancher Gelegenheit Geringschätzung bewiesen und ob des ihm von Heriman angethanen Schimpfes nicht in ihm, dem Könige, [228] 1009 einen Rächer erwartet hatte. Er setzte hinzu, daß Guncelin die Familien vieler Leibeigenen, die ihm das geklagt hätten, an die Juden verkauft, und sich weder auf sein, des Königes, Gebot um die Freigebung derselben, noch auch darum bekümmert habe, den Räubereien Einhalt zu thun, die in seinem Namen vielen Menschen Schaden und Gefahr brächten. Zudem klagte Heinrich, Guncelin stände bei seinem Bruder Bolizlav [von Polen] mehr in Gunst, als ihm zieme oder dem Könige gefallen könne. Auch waren solche anwesend, die ihn anzuklagen bereit waren, daß er mit ihnen selbst zusammen sich des Hochverraths schuldig gemacht habe. Bei so vielen obwaltenden Beschwerden und den dagegen von Seiten seiner und der Seinigen vorgebrachten Entschuldigungen wurden die Fürsten des Reichs vom Könige um einen gemeinsamen Rath ersucht, und thaten nach langer geheimer Erwägung den Ausspruch: „Wir wissen, daß Guncelin’s Betragen gegen euch nicht ohne Entschuldigungsgründe ist; unser Gutdünken geht dahin, daß er sich alles Widerstreben bei Seite setzend, unbedingt eurer Gnade unterwerfe. Euer Herz aber rühre der Allgütige in seiner Barmherzigkeit, daß ihr nicht nach dem Maße seines Verdienstes, sondern nach der ganzen Größe eurer gränzenlosen Milde an ihm thun möget, auf daß dies zur Richtschnur diene allen denen, die sich an euch wenden.“ Diesen Rath genehmigend, empfing der König den Markgrafen und übergab ihn dem Bischof Arnulf von Halberstadt zu sicherer Haft; seine Stadt Misni [Meißen] aber ließ er fortwährend gegen feindliche Angriffe besetzt halten und überwies die Obhut derselben einstweilen dem Grafen Fritherich [von Eilenburg]. Im folgenden Sommer zur Erntezeit aber verlieh er die Stadt, auf Verwendung der Königin und auf Antrieb des lieben Tagino, dem Rathe und der Beipflichtung derselben Fürsten gemäß dem Grafen Heriman.


37. Unterdeß bewachte Graf Brun, ein Bruder Guncelins, da ihn die Reihe traf, die Stadt Misni. Damals aber, einen Tag vor Herimans Ankunft, kam eine große Schaar von Polen [229] mit dem ersten Anbruche des Tages über die Elbe und rückte in 1009 der Stille bis an das Thor der dem Heriman vertrauten Stadt. Als sie aber sahen, daß wegen des dort befindlichen Kriegsvolks nicht leicht in die Stadt hinein zu kommen war, kehrten sie unmuthig und ohne jemand zu schaden, aber leider auch ohne selbst irgendwie gelitten zu haben, in ihre Heimat zurück. Die Anstifter dieses ganzen Vorfalls waren, wie nachher entdeckt wurde, zwei Wethenici[84] aus der Vorstadt. Diese bezahlten denn auch, wie es recht war, mit ihrem Blute einen solchen Frevel. Bolizlav aber harrte, zwischen Furcht und Hoffnung schwebend, in Budusin [Bautzen] jener Verräther; als er jedoch hörte, die Seinen kämen wieder, da war er gar unwillig ob seiner getäuschten Hoffnungen. Darnach ward Markgraf Heriman durch einen königlichen Abgeordneten eingeführt, und vergab sofort seinen Schuldigern alles, was sie gegen ihn verbrochen hatten, und bekräftigte dies mit einem Handschlage.

Der König aber gedachte, nachdem er während dieses Sommers und des nachfolgenden Winters durch Klugheit und Tapferkeit alle seine Feinde zum Schweigen gebracht, in häufigem Nachsinnen des ihm von Bolizlav angethanen Schimpfes und Schadens, und ließ nach Ostern ein strenges Aufgebot an die Seinen ergehen, sich zum Feldzuge mit ihm zu rüsten.


38. Die Zusammenkunft fand Statt zu Belegori,[85] d. h. 1010 Schönberg, einer Besitzung des Markgrafen Gero. Darauf gingen Herzog Bernhard und Propst Waltherd vorauf, um Bolizlav zum Bessern zu bekehren, allein ihre Bemühungen hatten den erwünschten Erfolg nicht, und so kamen sie unverrichteter Sache zum Herrn zurück. Dort erschien auch Jarimir, der berühmte Herzog der Böhmen, ein durchaus treuer Anhänger des Königs. Und nicht übergehen darf ich, welch ein klägliches Geschick damals den Markgrafen Gero traf. Wir alle – ich kann keinen ausnehmen – [230] 1010 bewiesen uns nicht wie seine Freunde, sondern wie seine Feinde, und verzehrten, ja wir verbrannten selbst zum Theil seine ganze Habe; nur seine Leibeigenen ließen wir ihm. Und hiebei trat selbst der König nicht als Gero’s Rächer oder Beschützer auf.

Von da zogen wir in den Luzicier Gau [Lausit], an dessen Gränze eine Burg Jarina[86] liegt, die diesen Namen vom Markgrafen Gero erhielt, der ein großer Mann war und auch der Große genannt wurde. Hier wurden zwei Brüder aus der Landschaft Hevellun und der Stadt Brandenburg eingefangen, welche zum Bolizlav gegangen waren, um ihn gegen den König in Bewegung zu setzen, und nun vom Wege abschweifend öffentlich in die Schlinge fielen, die sie heimlich gelegt hatten. Da diese über viele Punkte befragt, von dem allen nichts eingestehen wollten, so wurden sie beide zugleich auf einer Anhöhe aufgeknüpft. Dort wurden der König und sein geliebter Tagino krank. Darnach beriethen die Fürsten angsterfüllten Herzens, was in Betreff des begonnenen Feldzugs zu thun sei. Endlich hielten sie es für das beste, daß der König mit einigen Bischöfen und dem schwächsten Theile des Heeres heimziehen, die Bischöfe Arnulf [von Halberstadt], und Meinwerk [von Paderborn] aber mit dem Herzoge Jarimir und den Markgrafen Gero und Heriman und mehreren andern die Gauen Cilensi und Diedesi verheeren sollten. Und so geschah es.

Da die genannten Herren nun bei der Stadt Glogua[87], wo sich Bolizlav selbst befand und sie sehen konnte, mit ihren geordneten und gerüsteten Schaaren vorbeizogen, regten sie die Kampflust der sie von den Mauern herab erblickenden Krieger an, und diese fragten dann ihren Feldherrn, warum er das dulde, und baten um Erlaubniß, sich mit ihnen messen zu dürfen. Bolizlav aber antwortete: „Das Heer, welches ihr vor euch seht, ist zwar an Zahl klein, aber es ist groß an Tapferkeit und aus den übrigen Tausenden auserlesen. Greife ich es an, so bin ich, ich mag [231] siegen oder besiegt werden, für die Folgezeit geschwächt, der König 1010 aber ist im Stande, auf der Stelle ein neues Heer zu sammeln. Es ist also viel besser, wenn wir dies jetzt noch in Geduld ertragen und ein anderes Mal, wenn es möglich ist, ohne großen Verlust befürchten zu müssen, diesen Uebermüthigen etwas anzuhaben versuchen.

So ward der überströmende Muth der Kriegsleute beschwichtigt; überhaupt aber wurde auf diesem Zuge Bolizlav’s Absicht, uns zu schaden, gar nicht erreicht. Obwohl die Unseren durch häufige Regengüsse aufgehalten wurden, fügten sie den Feinden doch weithin großen Schaden zu. Zuletzt aber, als alles ringsum liegende Land verwüstet war, kehrten die Böhmen heim, die Unseren aber zogen freudigen Herzens durch das Milziener Land zur Elbe zurück; jedoch schickten sie sogleich Boten an den König, indem sie ihm melden ließen, sie würden mit gutem Erfolg heim kommen. Er aber, der durch Gottes Gnade beinahe schon wieder genesen war, empfing diese Botschaft und die nachher ankommenden freundlichst zu Merseburg, und Erzbischof Tagino, der von Strela an vorher vom Könige getrennt gewesen war, feierte das Fest der Thebäer [22. September] zu Magadaburg und kam dann wohlbehalten hieher.[88]


39. Nachdem der König darnach vielen Nöthen des bedrängten Vaterlandes abgeholfen, besuchte er wieder die Westlande, und die wie die Fluthen des Wassers hin und herwogenden Gemüther der Bewohner mit dem Zügel seiner Weisheit lenkend und zähmend, feierte er zu Palithi [Pölde] 1011 mit festlicher Freude die Geburt des Herrn.[89] Darauf kam er wieder nach dem ihm sehr lieben Merseburg, 1012 und nachdem er dort auf fünf Jahre den inneren Frieden hatte beschwören lassen, begann er, nach dem Rathe einiger Wenigen, die Burg [232] 1012 Liubusua[90] ausbauen und befestigen zu lassen. Von dieser aber sagten Manche das vorher, was leider in diesem Jahre sich bestätigte. Wir kamen dorthin Ende Januars, feierten dort die Reinigung der heiligen Mutter Gottes mit gebührender Andacht, und vollendeten in vierzehn Tagen das aufgetragene Werk, worauf wir mit Hinterlassung einer Besatzung heimkehrten. Neben Liubusua an der Nordseite liegt eine Burg, die nur durch ein Thal von ihr getrennt ist. Sie hat zwölf Thore. Als ich diese sorgfältig in Augenschein nahm, brachte mich die Erinnerung an Lucan (Pharsal. VI, 29) darauf, in ihr ein Werk des Julius Cäsar und einen römischen Bau zu erkennen. In dieser Burg müssen mehr als 10,000 Menschen Platz gefunden haben.[91] Die kleinere Burg aber, die wir damals herstellten, stand seit König Heinrich I. bis auf jene Zeit leer, und durch welch ein klägliches Elend sie bald nachher darniedersank, werde ich seiner Zeit schildern, wenn ich, was dazwischen liegt, erzählt habe.


1011 40. Den Sommer vorher, am 10. Aug. 1011 ging das Kloster zu Walbeck mit vier Kirchen sammt allen Glocken und den dazu gehörigen Gebäuden zur Strafe meiner Sünden in Flammen unter.[92]

1012 Da in Bavenberg die Hauptkirche vollendet war, so kamen am Geburtstage des Königs, als derselbe in sein fünf und dreißigstes Lebensjahr eintrat, am 6. Mai des Jahres 1012 alle Großen des Reiches zusammen, um jenes Heiligthum einzuweihen, und so ward denn diese Braut Christi von Johannes, dem Patriarchen von Aquileja, unter Beihülfe von dreißig anderen Bischöfen eingesegnet. Unter diesen war auch ich sündiger Mensch und sah diese Kirche mit allem geschmückt, wie es dem größten Könige ziemte.

Darnach ward daselbst eine große Synode angestellt, in welcher [233] 1012 Gebehard, der Bischof der Kirche von Regensburg, von seinem Erzbischofe getadelt und der Bischof von Metz, Thiedrich, vom Könige hart angelassen wurde, weil er ihn beim Papste in einem Sendschreiben ungerechter Weise verklagt habe. Dies alles aber und noch manches andere, ward nach verständigem Rathschlusse beigelegt. Damals ward mir auch die Wiederherstellung meines Sprengels versprochen.


41. Nachdem der König in Ostfranken alle nothwendigen Anordnungen getroffen, besuchte er wieder Merseburg, wo er das heilige Pfingstfest beging. Da traf es sich, daß früh am Morgen des Sonntags [1. Juni] an dem die Apostel „voll wurden des heiligen Geistes“ der Erzbischof Tagino erkrankte und die Messe nicht lesen konnte. Darum ward ich Unwürdiger angewiesen, in dieser Amtsverrichtung für ihn einzutreten. Am anderen Tage fühlte sich der Erzbischof wieder ziemlich stark, und indem er sich zu Fuße zum Könige begab, bewegte er sich viel hin und her. Darnach aber ward er so schwach, daß er ohne fremde Hülfe gar nichts mehr thun konnte. Da ließ er meinen Bruder, den Abt Sigifrid [von St. Johann bei Magdeburg], und den Bischof Erich [von Havelberg] rufen und beichtete denselben. Am Donnerstage [5. Juni] aber beschloß er Merseburg zu verlassen; er ließ sich deshalb in einer Sänfte in des Königs Gemach tragen, und dort redete er, seinen Hut abnehmend, also den noch schlafenden König an: „Gott der Allmächtige verleihe dir, mein hochgeliebter Herr, den Lohn, den du für all dein Erbarmen, für alle Güte, womit du mich, den Fremdling, bisher beglückt und erhoben hast, im reichsten Maße verdienst.“ Dann ließ er sich in die Kirche bringen und hörte dort die Messe, indem er den Anwesenden noch selbst den Segen ertheilte. Von da ward er in’s Schiff getragen und so nach Ivicansten [Giebichenstein] gebracht. Dort rastete er am Sonnabend und kam dann am Sonntage bei seiner Burg Spiutni[93] zu Schiffe an. Am Montage aber ließ er, nachdem er beinahe schon [234] 1012 unterwegs den letzten Athemzug gethan hatte, den Propst Walterd zu sich rufen, und nachdem er sich und die Seinen der treuen Fürsorge desselben anempfohlen hatte, ging er am 9. Juni nicht in den Tod, sondern zu Christus, welchen er geliebt hatte, froh und glücklich. Die geistlichen Brüder verrichteten das mit Weinen und Klagen untermischte Gebet, und der Ritter Bodo ward mit der Trauerbotschaft an den König abgesandt. Der Leichnam aber kam an demselben Tage noch nach Frasa [Frosa], und ward dort, in priesterliche Gewänder gehüllt, nach seinem Bischofsitze hingeschafft und mit außerordentlicher Trauer von Allen in Empfang genommen.


42. Ich aber erfuhr dies alles spät in Merseburg und kam deshalb erst frühmorgens am Tage der Beisetzung selbst an, und begab mich, nachdem ich in der Hauptkirche eilig wenige Worte des Gebets gesprochen, in das Refectorium, wo der Propst mit allen geistlichen Brüdern und Rittern Sitzung hielt, um in Betreff der Wahl zu verhandeln. Vor ihnen stehend, weinte ich sehr, von heftigem Schmerze übermannt; dann begrüßte ich Alle und setzte mich und fragte, was sie beschlossen hätten. – Da antwortete Walterd: „Ich habe einen Abgeordneten an den König gesandt mit der Anzeige von dem Leide, das uns betroffen hat, und mit dem Auftrage, seine Willensmeinung in Betreff des nun zu verfügenden zu erforschen. Der König aber hat darauf den Bischof Herich [von Havelberg] zu uns gesandt, mit der Weisung, wir möchten keine eigentliche Wahl anstellen, sondern eine einmüthige Uebereinstimmung hervorbringen und von dieser ihm Anzeige machen. Nun aber ernennt die Liebe der Versammelten mich, der ich dessen freilich unwürdig bin, zum Erzbischofe, wenn Gott es so fügt und der König es will.“ Sogleich entgegnete ich ihm: „Ich bin einer von denen, die an dieser Wahl und Einsetzung Theil nehmen müssen, und rathe euch folgendes, was ich mit allen meinen Kräften zu befördern verspreche. Mein Herr, der König, möge befehlen, was er will, ihr aber sehet zu, daß ihr nicht verliert, was ihr von Gott und von Heinrichs königlichen Vorfahren an Rechten erhalten [235] 1012 habt. So erwähle ich dich, mein Bruder, zu meinem Erzbischofe, nicht aus Liebe zu dir, oder aus Freundschaft, sondern weil ich deine Brauchbarkeit bestimmt erkannt habe. Und jetzt wünsche ich dringend die Gesinnung der Anwesenden zu erfahren.“ Von diesen erhielt ich darauf nur eine Antwort, nämlich die: „Wir erwählen Walterd zu unserm Herrn und Erzbischofe.“ Nach dieser Bestätigung des früher erklärten erhob sich jener, und indem er sich auf seine Kniee hinwarf, bat er um Nachsicht, indem er Gott in seiner Liebe anrief, daß er uns allen diese Wohlthat vergelten möchte, und versprach von seiner Seite alles Gute. Darauf stellte ich, mich verneigend, an ihn in Gottes Namen und um der wahren amtsbrüderlichen Liebe willen das Gesuch, er möchte doch, falls er zu der gedachten Würde gelange, meiner gar hart geschädigten Kirche ihren ihr nach dem Rechte zustehenden Sprengel wieder herstellen und ihr diesen sammt anderen ihr entrissenen Dingen vermittelst eidlicher Verpflichtungen sichern. Dies versprach er mir auch in Gegenwart Aller mit Bestimmtheit. Unterdessen schlief Bischof Herich, von der Reise ermüdet; der nun erst ankommende Bischof Wigo [von Brandenburg] schloß sich unserer Wahl an. Darnach ward von uns allen der Domküster Reding an den König gesandt mit der Bitte, daß er doch des Herrn und seines alten Versprechens, wenn je der Fall einträfe, eingedenk sein und die verwaiste Gemeinde des heil. Mauritius, die über den Verlust eines solchen geistlichen Vaters tief betrübt sei, mit neuem Troste erfüllen möchte.


43. Als die erste Hora eingeläutet war, erwachte Bischof Erich und sang eine Todtenmesse. Nach dem Evangelium aber zeigte er allen Anwesenden an, zu welchem Zwecke ihn der König geschickt habe, und ertheilte im Namen des verstorbenen Erzbischofs uns Vergebung der Sünden, forderte auch, daß dieselbige von Allen nachgesucht würde. Denn es war damals der dritte Tag seit dem Tode Tagino’s, der nebst dem siebenten und dem dreißigsten wegen des Mysteriums, das darin enthalten ist, nämlich ob des Glaubens [236] 1012 an die heilige Dreieinigkeit und an den siebenartigen heiligen Geist,[94] nach eines jeden Gläubigen Hinscheiden durch eine Seelenmesse gefeiert werden muß. Darauf ward der gesegnete Leichnam von da nach der Grabesstätte hingetragen unter Gesang und Wehklage, und ward bestattet an der Westseite im Chor vor der Krypta, die er selbst erbaut und geweiht und in der er während seiner Lebzeit gewünscht hatte beerdigt zu werden, und zwar vor dem Altare, wo er selbst oft in thränenreichen Gebeten sich ergoß. Walterd aber stattete den bis dahin noch nicht eingesegneten Ort, wo Tagino jetzt ruht, für seinen theuren Herrn auf eine der Seele heilbringende und allen Eintretenden in die Augen fallende Weise sorglich aus. Weil aber alle Seligen ob ihrer Tugenden selbst zwar der nie endenden Gemeinschaft des Herrn genießen, im Gedächtniß der Welt aber nur durch die Schrift fortleben, so wäre es nicht Recht, eines so großen Kirchenvaters ruhmreichen Wandel mit Stillschweigen zu bedecken, sondern es ist vielmehr Pflicht, denselben im Lichte der Wahrheit allen Christen zum Frommen zu schildern.

Tagino war gerecht und gottesfürchtig und von bewundernswürdiger Liebe, wohlthätig und treu, keusch und mild, ein Canonicus in seinem Aeußern, in seiner ganzen Lebensweise aber ein einfacher Mönch. Laster tadelte er bei Allen, um sie zu bessern, mit Schärfe, während er dagegen alles Gute lobte. Es hat heutzutage keinen Erzbischof oder Bischof gegeben, der mit seinen geistlichen Mitbrüdern auf einem freundlicheren Fuße verkehrt hätte. Er war ihnen mit wahrer Liebe zugethan und lobte sie vor den Leuten. Gleich in seinem ersten Amtsjahr begann er dem Herrn einen Tempel zu bauen. Den Presbytern und Diakonen setzte er für ihre Kleidung acht, den Subdiakonen und Chorknaben aber vier Seckel mehr aus, als sie bisher gehabt hatten. Wenn nicht Krankheit ihn hinderte, sang er täglich eine Messe und das Psalterium, und weil er wegen Körperschwäche nicht fasten konnte, so ersetzte er das durch die Größe seiner Almosen. An Nachtwachen that er über die Maßen viel. Weil er wegen schlechter Zähne [237] nicht ordentlich zu essen vermochte, so sättigte er sich leicht durch 1012 Trank, den er jedoch in mäßiger Weise genoß. Gern hatte er solche, die Adel der Geburt und der Sitten besaßen, während er Niedere zwar nicht verachtete, aber sie doch von seinem Umgange fern hielt. Alle Verehrer Christi liebte er, die Verächter desselben verfolgte er mit gerechtem Hasse. Alles ihm vom Herrn anvertraute pflegte er sorglich und mühte sich, es immer fruchtbringender zu machen. Ehe er das göttliche Mysterium der Messe vollzogen hatte, war er immer ernst, nach demselben aber lächelte er Allen freundlich zu und sang gar oft mit den Seinen das Kyrie eleison. Ich für mein Theil kann es gar nicht herzählen, wie viele Geschenke und Beweise väterlicher Liebe er mir Unwürdigen zu Theil werden ließ; nur das weiß ich, daß ich ihm für dies alles nie würdig vergolten habe. Den Gehorsam, den ich ihm und seinen Nachfolgern bei meiner Amtsprüfung versprochen habe, habe ich keineswegs bewährt. Tagino erwarb für seine Kirche die Burgen Harnaburg [Arneburg],[95] Frasa [Frosa] und Pretini [Prettin][96], nebst einem Hofe, der vorher dem Grafen Eseco von Merseburg gehört hatte. Er sammelte einen sehr ausgezeichneten und reichen bischöflichen Schmuck. Acht Jahre, vier Monate und acht Tage hindurch stand diese Säule der Kirche; sie sank, wie erzählt, für die Welt, aber hinübergetragen in’s Jenseits steht sie noch fortwährend in Gottes unsichtbarem Tempel.

Am selbigen Tage starb Wunger, der Oberhirt des Klosters zu Posen, Tagino’s bischöflicher Amtsgenosse und Suffragan, im dreißigsten Jahre seiner Einführung.

Damit sei denn über diesen Gegenstand genug gesagt; jetzt will ich dem eigentlichen Gange meiner Rede auf’s neue folgen.


44. Reding kam also zum Könige und trug seine Botschaft in ehrerbietiger Bitte vor, erlangte auch, obwohl mit Mühe, das Gewünschte. Dann ließ er durch einen Abgeschickten den Waltherd [238] 1012 der gerade mit der Leichenfeier des geliebten Vorgesetzten eifrigst beschäftigt war, rufen; verlieh auch meinem Vetter Thiedrich zwanzig Pfund Silber, außer dem Lebensunterhalt, zu einer festen Seelenmesse. Auch ich bekam die Weisung mit ihm zu kommen. Ich reiste also mit Waltherd, und wir kamen am Sonnabend Abend [Juni 14.] in Grona[97] an. Bald erschienen wir vor dem Könige, der uns mit großer Herzlichkeit empfing und uns nach einer kurzen Unterredung aufforderte, unsere Herberge aufzusuchen. Wir schlugen außerhalb der Stadt bei dem Gehölze, wo jetzt die St. Alexanderskirche steht, unser Nachtlager auf. Der nächste Tag [Juni 15] war ein Sonntag und das Fest des heiligen Märtyrers Veit. Ich sang ganz früh die Messe mit meinen geistlichen Brüdern, und darauf gingen wir, einem ergangenen Rufe folgend, in die Stadt, nach dem Palaste des Königs. Hier ward Waltherd allein vorgelassen, und der König und er besprachen sich bis zur dritten Hora allein mit einander. Da aber kam Waltherd heraus und hatte einen Ring an seiner Rechten, den er uns mit den Worten zeigte: „Sehet, da habt ihr ein Pfand der kommenden Liebeserweisung!“ Und darauf erschienen wir alle vor dem Könige und erwählten, vom König aufgerufen, indem er selbst den Waltherd zuerst empfahl, denselben zu unserm Vorgesetzten, und alle anwesenden Großen des Reiches stimmten uns bei; bald erhielt er denn auch vom König den Hirtenstab. Nachdem er der Majestät des Königs den Eid der Treue geleistet hatte, ward er in die Kirche geführt, welche der König erbaut und sein Vorgänger im Amt geweiht hatte, und die Versammelten stimmten den göttlichen Lobgesang an. Darauf wandte ich mich an die Liebe des Königs mit dem Anliegen, er möchte doch in Betreff der Bedürfnisse meiner Kirche mir eine kurze Unterredung gewähren, und meiner Bitte gemäß gelobte er mir auf das bestimmteste seinen Schutz. Auch meinen Vetter Thiedrich überwies er auf dessen Wunsch in den Dienst des Erzbischofs.

[239] Da der König seine Schwäger[98] aufs neue mit Krieg 1012 heimzusuchen beabsichtigte, so berieth er sich mit seinen versammelten Fürsten, wie Herzog Bolizlav von Polen von ihnen angegriffen werden könnte.

Dies alles, nebst seinen in Sachsen belegenen Gütern, empfahl der König dem neuerwählten Erzbischofe.

An demselben Tage brachen wir alle nach Hause auf.

Am Sonnabend darnach aber [am 21. Juni] inthronisirte Bischof Arnulf [von Halberstadt] auf Geheiß des Königs [in Magdeburg] den Waltherd als Erzbischof, und beide wurden dort hochgeehrt und festlich bewirthet.

Am nächsten Tage [am 22. Juni] ward Waltherd von Eido, dem ehrwürdigen dritten Bischof der Meißener Kirche, gesalbt, unter Beihilfe seiner geistlichen Mitbrüder, der Bischöfe Wigo [von Brandenburg], Hilliward [von Zeiz] und Herich [von Havelberg] und meiner, der ich bei weitem geringer, als jene bin. Bischof Arnulf unterstützte uns bei dieser heiligen Handlung.

Am Montage aber [am 23. Juni] reisten wir alle ab, nachdem wir viele Liebesbeweise und reiche Geschenke erhalten hatten. Es war nämlich der Tag vor dem Tage Johannis des Täufers, und damals ward Reding vom Erzbischof zum Propste eingesetzt nach einstimmiger Wahl der Brüder [Juni 24]. An dem heiligen Tage selbst ward Waltherd mit den gebräuchlichen Ehren nach Klosterbergen hingeleitet, wo ich und mein Bruder Sigifrid, [der dortige Abt] ihn empfingen. Daselbst las er dann Messe und richtete seine erste Predigt an die Gemeinde, leistete aber dem wiederholten Anliegen des Abtes, dort ein Festmahl annehmen zu wollen wegen der Menge der ihn Begleitenden keine Folge.

Am St. Peter- und Paulstag [Juni 29] war er wieder in seiner Hauptstadt, und an diesem Tage hielt er an die ihm Anvertrauten eine heilsame Ermahnungsrede.


[240] 1012 45. Währenddeß kam der König, von Bolizlav durch Gesandte aufgefordert, nach Sciciani[99], um Friede zu machen. Daselbst prächtig empfangen, blieb er doch nur zwei Nächte, und kehrte, ohne etwas ausgerichtet zu haben, doch mit reichen Gaben beschenkt, heim.

Bald nachher kam denn der für den angesagten Feldzug zum Aufbruch bestimmte Tag, nämlich der 24. Juli. An diesem kamen wir bei einem Orte Namens Zribenz[100] zusammen und zogen von da hinauf nach Belegori [Belgern][101] zu. Da aber hielten die Fürsten dafür, es sei nicht rathsam, daß wir unsern Zug bis zu Ende ausführten, sondern die Mark [Misni] müsse besetzt und befestigt werden.

In der Nacht darauf bekam der Erzbischof heftige Kopfschmerzen, und als ich am Morgen zu ihm kam, mußte ich lange auf ihn warten, ehe er aus seinem Zelte herauskam. Als er endlich heraus trat, klagte er mir, er sei sehr krank. Er versprach mir aber, er wolle sich zur Königin, die sich damals in Merseburg aufhielt, hin begeben und mich dort sprechen. Ich ging also fort von ihm, er aber las noch, obwohl er es zuerst ablehnte, doch weil gerade der Gedächtnißtag der Auffindung des ersten Blutzeugen und dazu Sonntag [August 3] war, die Messe; es war leider seine letzte. Am Donnerstage [August 7] kam ich wieder nach Merseburg, und als ich mich nun mit meinen geistlichen Mitbrüdern auf seine Ankunft vorbereitete, hörte ich von Boten, daß er in krankem Zustande zu Wagen nach Ivicansten [Giebichenstein] gekommen sei. Den nächsten Tag begab ich mich zu Pferde dahin, und fand dort den Bischof Bernward von Hildesheim, der dahin theils der Einsegnung, theils der Heilung wegen, auf die er sich wohl verstand, zum Erzbischofe berufen war; außerdem den Grafen Fritherich [von Eilenburg], dessen Bruder Graf Dedi war. Als ich eintrat, saß der Erzbischof in einem Armstuhl, und empfing [241] mich voll Herzlichkeit. 1012 Dann sah er auf seine Füße hin, die von ihrer gewöhnlichen Geschwulst weniger, als sonst, beschwert waren, was er aber bedauerte, weil, wenn diese angeschwollen waren, sein Leib sich leichter befand. Bei diesem Besuche erklärte er mir, wenn er dieser Gefahr gesund entrönne, so könnte ich keinen treueren Freund haben, als ihn. Ich blieb bis zum Abend bei ihm und verließ ihn dann wider Willen, weil der folgende Tag der Vorabend des St. Laurentiustages war, dessen Feier auf den Sonntag [August 10] fiel. Nachdem ich nun bei dieser Gelegenheit der versammelten Gemeinde eine kurze Predigt gehalten hatte, bat ich die Anwesenden dringend, mit mir ein gemeinsames Gebet für den kranken Erzbischof zu halten. Am Dienstage [August 12] vor der ersten Hora kam ich wieder zu Waltherd. Jetzt war Bischof Eid dort und bemühte sich in unablässigem Gebete für den Kranken. Als ich in das Zimmer trat, worin der Fromme lag, hörte ich ihn schon nicht mehr sprechen, auch konnte ich nicht mehr wahrnehmen, daß er noch jemand erkannte. Dann kamen auch, als noch Leben in ihm war, die Bischöfe Arnulf und Hilliward, nebst Meinwerk und Erich an, welche ihm alle zugleich den Segen ertheilten und ihm alle die Vergebung der Sünden verkündeten. Ich aber, ich Sünder, salbte ihn an den schmerzhaftesten Stellen mit dem heiligen Oele. Auch Herzog Jarimir von Böhmen war da, den sein Bruder und Vasall Othelrich, aller seiner Pflichten vergessend, am letztvergangenen Ostersonnabend aus seinem Reiche vertrieben hatte, wodurch sich Jarimir genöthigt sah, den Herzog Bolizlav, der ihm zwar als Verwandter befreundet war, den er jedoch bis dahin als einen Feind betrachtet und verfolgt hatte, als Flüchtiger aufzusuchen. Er hatte die Absicht gehabt, den Erzbischof, welchen er als einen treuen Helfer aller Bedrängten kannte, und den er gesund zu finden erwartete, um seine Verwendung beim Könige zu bitten; da er aber sah, daß dem Leidenden die Kräfte schon geschwunden waren, so bat er unter einem Strome von Thränen, er möge ihm doch nur seine Rechte reichen und hiedurch ihn uns Anwesenden empfehlen. Der Erzbischof aber machte, als nun sein Ende nahte, indem er, [242] 1012 ich weiß nicht was, zu seiner Linken sah, auf eine nachdrückliche Weise, um sich zu schützen, das Zeichen des heiligen Kreuzes, und verzog, Körper und Antlitz abwendend, das Gesicht wie zum Weinen, bald darauf aber entfalteten sich seine Züge wieder zur Freudigkeit. Als ich das sah, ging ich von Trauer überwältigt hinaus und währenddeß hoben die Anwesenden den beinahe schon Verschiedenen sofort aus dem Bette und legten ihn auf einen Teppich. Als man dann die Kerzen angezündet hatte, ward ich gerufen, und sah ihn bereits mit der Stola angethan im Todeskampfe begriffen. Auf seiner Brust lag ein Crucifix, in den Händen hatte er Asche und unter ihm lag eine härene Kutte, wie Bischof Eid das angeordnet hatte. Und als der Tag bereits über die Mitte hinaus in seine zweite Hälfte eingetreten war, ging die Seele des Sterbenden, während man ihm noch Weihrauch spendete, zu ihrem Schöpfer hinüber, von wannen sie gekommen war, verlassend, was vergänglich war, am 12. August. Wie nun alle Anwesenden weinten und beteten, unterstützte ich Unglücklicher sie dabei nicht, wie es doch meine Pflicht war; was mir dabei vor der Seele schwebte, kann ich keinem verrathen; darum betet nur mit mir, ihr Gläubigen, daß der Herr, dem kein Geheimniß verborgen ist, weder dem Verstorbenen, noch mir, dies zum Schaden gereichen lasse. Nachdem darauf die Eingeweide aus dem Körper genommen, und innerhalb des Raumes zwischen der Kirche und dem Sterbehause beerdigt waren, ward die Leiche bereitet und vor den Altar hingesetzt. Als dann eine Seelenmesse gehalten war, speisten wir zu Mittag und geleiteten die Leiche an demselben Tage noch bis nach Coniri[102]. Unterwegs kam uns seine trauernde Hausgenossenschaft entgegen. Am andern Tage, als wir bei dem am Fuße des St. Johannisberges gelegenen Dorfe ankamen, erschien die ganze Geistlichkeit des Erzstiftes, weinend und trauernd, und eine große Schaar von Juden und Waisen, deren Vater er gewesen war, bezeugten ihren Schmerz mit lauten Klagen, und als wir dann mit dem Leichenzuge die Hauptkirche betraten, empfingen uns [243] sämmtliche Freunde und Erben des Verstorbenen, 1012 indem sie in bitterer Betrübniß die Hände zum Himmel erhoben, in wehmüthiger Weise. Und wer hätte damals bei diesem Anblick nicht mit getrauert? Und doch kam all dieses Klagen dem eben erlittenen Verluste nicht gleich.


46. Indem wir Mitglieder des Capitels darauf sämmtlich zusammentraten, erwählten wir alle mit Ausnahme des Benno, meinen Vetter [Thiedrich] zum Nachfolger des Verstorbenen, nicht weil wir erwarteten, daß wirklich etwas daraus werden konnte, denn er war zu jung, sondern nur um das Recht der Wahl uns zu bewahren, und aus Liebe zum verstorbenen Erzbischofe Tagino[103]. Als es aber Abend geworden war, kam Bischof Arnulf [von Halberstadt], und beförderte die ganze Sache aus allen Kräften. Nachdem dann am folgenden Tage die Wahl aufs Neue vorgenommen war, ward die Leiche des Erzbischofs zur Rechten seines Vorgängers im südlichen Flügel der Kirche bestattet, und zwar am Tage vor Mariä Himmelfahrt [August 14].

Als die Königin das Vorgefallene erfuhr, meldete sie es durch ihren Mundschenken Geco dem Könige, der mit dem Heere vor der Stadt Metz lag. Dieser war voll Staunens und fragte, wie denn nun bei uns die Sachen ständen, worauf er denselben Abgesandten sofort wieder an die Königin zurückschickte mit dem Auftrage, sie möchte statt seiner des Reiches wahrnehmen.

Des Erzbischofes Waltherd Grabschrift[WS 4] aber, die nicht in einen Stein, sondern in ein treugedenkendes Herz eingegraben werden muß, vernimm jetzt, mein Leser. Obwohl Walthard „an Gewalt hart“ bedeutet, so war er doch nur strenge von außen, im Innern jedoch sehr milde. Auf Gott und seinen Nächsten sah er in unablässiger Furcht und gerechter Liebe hin. Die Gebrechlichkeit des Fleisches sühnte er durch häufige bittere Thränenfluth und durch unermeßlich reiche Almosen. Durch beiderlei Vorzüge ausgezeichnet, [244] 1012 war er beim König wohl gelitten und erschien allen Großen des Reichs als ein höchst ehrenwerther Mann, den sein Vorgesetzter [der Erzbischof Tagino], nur durch die erzbischöfliche Weihe und den Titel allein übertraf. Er war aufrichtig und stets theilnehmend und ein tapferer Streiter für seine Kirche. Ohne alle Prahlerei leistete er seinen Nachbaren die zahlreichsten Dienste, zeigte dagegen, daß er selbst sich allein helfen konnte. Ich habe ihn vielfach mit einem Eidschwur versichern hören, daß er nicht aus Ehrgeiz, sondern zur Rettung der bedrängten und beinahe ersterbenden Kirche nach der erzbischöflichen Würde gestrebt habe. Auch erklärte er, dieselbe nicht verdient zu haben, vielmehr seien da zwei seiner geistlichen Mitbrüder, die er gern erwählt hätte, wenn er irgend hätte hoffen können, es möglich zu machen. Er war ein gerechter und auf seinem Wege fest beharrender Mann. Um Lob von Anderen war’s ihm nicht zu thun, doch entzog er Anderen dasselbe nicht. Von einem der edelsten Geschlechter seine Abkunft herleitend, befleckte er den ererbten Adel in keiner Weise, sondern schmückte ihn durch stets gesteigerten Eifer in der Tugend. Sein Vater war Herr Erp, ein Mann von preiswürdigem Lebenswandel, allen seinen Zeitgenossen theuer. Seine Mutter, Namens Amulred, leuchtete durch fromme Zucht und durch ein dem Herrn wohlgefälliges Wirken vor den anderen Frauen hervor. Nach dem Tode ihres Gemahls verwandte sie, so viel als sie irgend vermochte, zum Heile seiner Seele und zur Bewahrung seines Gedächtnisses. Ihrem Sohne Walterd aber ward es einst im Traume verheißen, daß er das Erzbisthum Magadaburg erlangen und eine mäßige Zeit besitzen werde, und in dem Jahre, in welchem diese Verheißung erfüllt werden sollte, erschien einer ehrwürdigen Matrone seine bereits verstorbene Mutter im Traume. Als nun die Matrone sie begrüßt und gefragt hatte, wie es ihr ginge, antwortete sie: „Ich befinde mich wohl,“ und setzte hinzu: „Weißt du, daß unser Erzbischof Tagino aus dieser Welt scheiden und Walterd ihm folgen wird, nicht um hier eine Zeit lang zu regieren, sondern um im jüngsten Gericht unter den Richtenden seinen Platz zu bekommen? Bestimmt, [245] seine Thaten aufzunehmen, hängt eine silberne Tafel im Himmel, 1012 sie ist beinahe voll; sobald sie ganz bis zum Ende beschrieben ist, wird er den Augen der Menschen entnommen, um seinen Lohn zu empfangen.“ Er selbst aber wußte das auch vorher, denn er ließ die eine seiner Schwestern, die nicht geistlichen Standes war (die andere war Nonne), zu sich rufen und sprach zu ihr: „Erinnerst du dich, wie du mir einst versprachst, du wolltest, wenn du mich je beerben solltest, das Gut, welches ich zu Osulfstidi[104] habe, zum Heile meiner Seele dem heiligen Mauritius übertragen?“ Als sie ihm das alles versprochen und es mit erhobenem Finger, wie er’s verlangte, bestätigt hatte, hub er weinend wieder an: „Ich habe nicht lange mehr zu leben, du aber thue wie du gesagt hast, und sei versichert, daß ich von meiner übrigen Hinterlassenschaft euch, meinen lieben Schwestern, nichts vorenthalten oder kürzen werde.“ Er wußte, daß das alles erfüllt werden würde, allein er erwartete es doch erst nach einem längeren Zwischenraume. Er war acht und zwanzig Jahr lang Propst, und er versah dies Amt und trug diese Würde vor all seinen Zeitgenossen auf eine ausgezeichnet ehrenvolle Art. Er ließ einen ungeheuren silbernen Sarkophag anfertigen zur Aufbewahrung von Gebeinen der Heiligen. Die in Folge des großen Brandes zu Magadaburg eingestürzte runde Kirche ließ er von Grund aus neu errichten, und beabsichtigte für dieselbe ein Domherrencapitel zu bilden, dem er das ebenerwähnte Gut aus seinem Vermögen zuweisen wollte. Er war nicht redselig, sondern bewahrte in seinem Sinne manches, was er erst zu geeigneter Zeit offenbaren wollte. Das allein beklagte er vor seinem Ende am bittersten, daß er die Kirchen und die Geistlichkeit seiner Diöcese nicht mehr hatte einsegnen können; um das Pallium[105] trug er gar keinen Schmerz. Er hatte sich einen außerordentlich bedeutenden Vorrath von Büchern und erzbischöflichen Amtskleidern, außer vielen anderen zum weltlichen Gebrauch gehörigen Dingen angeschafft, was alles bei seinem plötzlichen Tode durch viele unnütze Hände [246] 1012 verstreut wurde. Denn er saß auf dem erzbischöflichen Stuhle nur sieben Wochen und zwei Tage.


47. Das alles habe ich darum gesagt, damit über des Verstorbenen schnellen Tod weder öffentlich noch insgeheim, sich jemand verwundern, oder gar denselben seiner eigenen Schuld beimessen sollte, weil vor ihm Manche dreißig Jahre lang Erzbischöfe gewesen sind, die weder hienieden, noch jenseits größeres Verdienst sich erworben haben, als er. Wehe denen, die auf dieser Pilgerfahrt lange einherwandeln und diese Zeit durch schlimmes Thun verlieren; wohl aber denen, welche die ihnen vergönnten Lebenstage mit sorglichem Eifer im Dienste Christi hinbringen! Die schlecht handeln, vergrößern nur je mehr ihre Strafe, je länger sie leben; diejenigen dagegen, denen ihr irdisches Dasein abgekürzt wird, büßen schnell das Begangene ab. Alle Guten aber sind, wenn sie auch dem Leibe nach nicht alle ein gleich langes Leben haben, doch gleichen Glückes in der Ewigkeit theilhaftig. Uebrigens war Waltherd auch nicht der Erste, der nur so kurze Zeit ein neu erlangtes Amt bekleidete. Wir lesen, daß Tertulinus[106] vier Tage nachdem er vom Papste St. Stephanus die Presbyterwürde erhalten hatte, ob seiner Liebe zu Christo und Festigkeit im Glauben von einem Tyrannen dem Märtyrertode geweiht sei, und so wird er nun in beiderlei Stande beständig unvergessen sein.

Waltherd nun büßte seine Sünden ab und empfing in kurzer Zeit von Gott für seine tugendreichen Mühen seinen Lohn, wie das gar Vielen sofort offenbar wurde. Doch das alles zu erzählen, würde sehr weit führen; was aber in dieser Beziehung mir selbst widerfahren ist, will ich, Gott ist mein Zeuge daß ich nicht lüge, berichten.

Ich befand mich mit der Besatzung zu Misni [Meißen], als mir am Tage der Apostel Simon und Judas nach der Frühmesse im Traume jener ehrwürdige Mann erschien; da ich nun den [247] Todten sehr wohl erkannte, fragte ich sogleich: wie es ihm erginge. 1012 Da antwortete er: „In der Buße bin ich gewesen nach Maßgabe meines Verdienstes, aber ich habe dieselbe jetzt schon völlig ausgehalten und überwunden.“ Darauf fragte ich hocherfreut: „So darf ich denn die Glocken läuten lassen und die Gemeinde zum Danke und Preise Gottes auffordern?“ Er aber antwortete: „Ja, so ist es.“ Dann fragte ich, im Gespräche fortfahrend: „Ist dir bekannt, daß wie Manche sich zuraunen, des Königs Neigung dir entfremdet ist, weil du nach deiner Einführung vieles gegen ihn zu unternehmen beabsichtigt hattest?“ Hierauf versicherte er wiederholt: „Glaube mir, ich bitte dich, daß ich daran nicht Schuld bin.“ Als ich ihn aber fragen wollte, warum er so schnell gestorben sei, erwachte ich, und dies war mir also zu erfahren nicht vergönnt. Späterhin erfuhr ich von wahrhaften Personen, daß er am Gedächtnißtage aller Heiligen [Nov. 1] vor dem Antlitze des Herrn zu erscheinen gewürdigt sei.

Alles was ich von ihm gesagt habe, habe ich nicht etwa aus besonderer Vorliebe für ihn vorgebracht, weil es gewiß ist, daß er vor seiner Einsegnung mir nicht sehr zugethan war, und daß, um den Vortheil seiner Kirche zu wahren, er der meinigen vieles in den Weg gelegt hat. Ich habe vielmehr dies alles zur Steuer der Wahrheit kund gemacht, und um den Schmähungen vorzubeugen, die aus dieser meiner Sinnesänderung erwachsen könnten, und ich habe alles noch geringer dargestellt, als es wirklich war, denn es ist in Wahrheit keiner von denen, die ihn überlebt haben, größer als er.

Nach seiner Bestattung ward Bischof Herich [von Havelberg] von uns an den König gesandt, um die von uns geschehene Wahl zu melden; ich aber stellte demselben bald nachher ein Sendschreiben zu, in dem ich die Verluste meiner Kirche schilderte und des Königs Gnade anrief.


48. Indeß ging Herzog Bolizlav [von Polen], auf die Kunde vom Tode des Erzbischofes sein Heer zusammenziehend, auf [248] 1012 Liubusua [Lebusa] los, dessen ich oben erwähnte, und weil er wußte, daß wegen des Uebertretens der Elbe von unserer Seite den Belagerten niemand zu Hülfe kommen konnte, so schlug er daselbst sein Lager auf. Seine Krieger rückten zum Kampfe ermuntert an und die Besatzung leistete nur mäßigen Widerstand. Denn diese große Burg schützten nicht mehr als tausend Mann, obwohl ihrer dreimal so viel kaum genügt hätten. Bolizlav saß beim Frühmahl und sah voll Freuden seine Mannen als Sieger in die Burg eindringen. Das Thor ward geöffnet und viel Blut vergossen. Gefangen genommen wurden von jenen die angesehenen Männer Guncelin und Wiso und der unglückliche Befehlshaber der Burg, Scih, welcher verwundet war. Dieser beklagenswerthe Mann verlor, so oft er eine Burg zu hüten bekam, dieselbe stets, nicht aus Feigheit, sondern durch ein klägliches Mißgeschick. Diese alle wurden dem stolzen Sieger vorgeführt und auf seinen Befehl alsbald wieder zur Haft hinweggebracht. Von den Kriegsgefährten des Herzogs aber blieben nicht weniger als fünfhundert in eben diesem Kampfe. Dieses jammervolle Blutbad aber ward angerichtet am 20. August. Die ungeheure Beute ward dann getheilt, die Burg angezündet und die siegreiche Schaar zog mit ihrem Herrn fröhlich heim.


49. Dies erfuhr die Königin, die sich damals zu Merseburg aufhielt, durch Eilboten. Ich aber erfuhr dies zuerst in Magadaburg, wo ich Unwürdiger auf Ansuchen des Propstes Reding zwei Altäre, den einen, wo der Erzbischof liegt, den anderen im nördlichen Theile derselben Kirche, am 22. August weihte, und reiste sogleich schnell ab zur Königin. Sogleich wurden wir Landesgenossen sämmtlich von ihr angewiesen, an der Milda [Mulde] zu lagern, und zur Ankunft des Königs alles in Bereitschaft zu setzen. Währenddeß kam der König von dem Zuge gen Westen zurück und bemühte sich, seinen Caplan Gero in die eröffnete Stelle zu bringen. Bischof Herich also, der ihm entgegen eilte und seine Botschaft[107] [249] ausrichtete, fand kein Gehör. Darnach kam mein Vetter Thiedrich 1012 zum Könige nach Grona [Gronau], wohin er berufen war, ward vom Könige in seine Dienste genommen, und bekleidete fortan Gero’s Stelle. Am St. Matthäustage [Sept. 21] kam der König nach Sehusun[108]. Dahin begab auch ich mich und ermahnte ihn nun, da es an der Zeit war, vor allen dortsitzenden Versammelten, er möchte doch, bevor er den neuen Erzbischof bestätigte, mit ihm über meinen Sprengel und über die anderen uns ungerechter Weise entzogenen Dinge etwas ausmachen. Daselbst versprach er mir dann auf das bestimmteste seinen Schutz und verhieß mir, daß diese Angelegenheit auf gerichtlichem Wege oder auf eine andere heilsame Weise beendigt werden solle. Am anderen Tage kam der König nach Magadaburg und ließ uns alle im Refectorium [Speisesaal] der Brüder zusammmenkommen. Dort ward dann auf des Königs Antrag mit Vorbehalt des Wahlrechts für die Zukunft Gero einstimmig zum Erzbischof von Magadaburg erwählt. Darnach weihte er in der Kirche sich zunächst überhaupt erst dem dortigen Altar, und erwarb den Eintritt in das Capitel um zehn Hufen Landes. Dann empfing er vom Könige den Hirtenstab, und ward bald nachher inthronisirt und vom Bischof Eid [von Meißen] gesalbt, indem wir, die ebengenannten geistlichen Brüder, ihn unterstützten.

Daselbst ward dann das Fest der Thebäischen Blutzeugen [Sept. 22] feierlich vom Könige begangen, und der König und alle die Seinigen wurden von dem neuen Erzbischofe mit Geschenken reich geehrt.

Von da begaben sich diese eilends nach Merseburg, wo sie lange verweilten und mit den Vornehmsten des Reiches die Regierungsangelegenheiten erwogen.

In diesem Jahre starben Bischof Erluvin von Kammerich und die trefflichen Herzoge Konrad [von Kärnthen] und der junge Heriman [von Alemannien].

Ein Mönch aber, der in schwerer Krankheit darnieder lag, hatte im Traume gar manche Gesichte, welche, während er vor sich [250] 1012 hin von denselben redete, von den Anwesenden aufgezeichnet wurden, und die man für sehr wunderbar hält.

In jenen Tagen wurden auch Zwillingsbrüder geboren, welche bei der Geburt gleich Zähne hatten und im Gesichte aussahen wie Gänse, und von denen dem Einen die Hälfte des rechten Armes wie der Flügel einer Gans gestaltet war. Beide starben unter dem Hader der Bürger[109], am dritten Tage nach der Geburt, indem sie unter einander lachten.

Ein Ritter ferner, der das Eigenthum des heiligen Clemens geplündert und dafür Genugthuung zu geben sich geweigert hatte, wurde eines Tages von einer unzählbaren Menge von Mäusen in seinem Schlafgemache angegriffen. Zuerst nun griff er nach einem Knittel und suchte sie abzuwehren, dann zog er sein Schwert und ging gegen sie an; als er aber auch so nichts ausrichtete, schloß man ihn auf sein Verlangen in eine Kiste und hängte dieselbe an einem Stricke mitten im Zimmer auf, und als nun von außen die Plage sich legte und er, von derselben frei, losgeknüpft werden sollte, fand man ihn von anderen Mäusen zernagt todt vor. Da ward allen anwesenden und nachher kommenden offenbar, daß ihn allein der Zorn Gottes, der die begangene Schandthat rächte, verzehrt hatte.[110]


50. Indeß wurde dem ebenerwähnten Herzog Jarimir [von Böhmen], welcher fußfällig um des Königs Gnade flehte, statt bes Erbarmens und der Wiedereinsetzung Verbannung und Haft zu Theil. Er ward nämlich dem Bischof Ethelbod [von Utrecht], dem Nachfolger Ansfrids, übergeben; und diese Strafe traf ihn nicht etwa wegen irgend einer Untreue gegen den König, sondern wegen des ungeheuren Blutbades, das er unter den Baiern anrichtete, welche ohne des Königs und seine Erlaubniß mit Geschenken zum [251] Bolizlav zogen, und wegen des Hinmordens der ihm Anvertrauten. 1012 Unsere Feinde lachten voll Hohnes, als sie diesen Vorfall vernahmen, unsere Mitbürger aber fürchteten, daß es ihnen [den Feinden] Nutzen bringen werde.[111] Und diejenigen, welche solchen Rath unserm Könige jemals gegeben haben, mögen an sich selbst die Folgen einer solchen Handlungsweise kennen lernen.

Darnach erschien Jarimir’s Bruder Othelrich auf des Königs Geheiß zu Merseburg und empfing die Herrschaft, die er sich vorher ungerechter Weise angemaßt hatte, nun als eine freie Gabe.

Zur selbigen Zeit richteten überschwemmende Regengüsse und sich zeigende Seeräuber leider großen Schaden an.

Damals trat auch die Donau in Baiern über und der Rhein überschwemmte die Uferlande. So kam eine unzählbare Menge Menschen und Vieh um, und auch viele Gebäude und Waldungen wurden durch die Gewalt der Fluthen zerstört. Alle Bewohner jener Gegenden aber versicherten, dergleichen sei weder zu ihrer, noch ihrer Väter Zeiten je vordem geschehen, und bekannten zagend, das schreibe sich nur von ihren eigenen Missethaten her, und befürchteten, darnach werde noch etwas Großes ihnen zustoßen. – Doch jetzt kehre ich nach langer Abschweifung zu meinem Gegenstande zurück.


51. Der König kam, Merseburg verlassend, zu Schiff nach Harneburg.[112] Daselbst verhandelte er sehr viel mit den in Menge zuströmenden Slaven, mit denen er einen Friedensvertrag schloß, worauf er wieder aufbrach, und das Fest aller Heiligen [Nov. 1] zu Helmanstidi[113] feierte; dann eilte er, die östlichen Gegenden zu besuchen.

Währenddeß ließ mich Frau Ludgerd, die schwer erkrankt war, rufen; sie hielt nämlich ausnehmend viel von mir, und war, wie [252] 1012 ich oben bereits erwähnte, mit mir verwandt. Als ich aber, nachdem bereits die Abenddämmerung vorüber war, nach Walmerstidi [Wolmirstädt] kam, wo sie lag, und ins Zimmer trat, sah ich sie in großer Noth, weshalb sie auch unablässig Psalmen hersagte. Darunter hatte sie den einen Spruch fast ausschließlich im Sinn und Munde: „Deine rechte Hand erhält mich, o Herr, sie aber suchen umsonst nach meiner Seele.“ [Ps. 63, 9. 10.] An mich richtete sie kein Wort; als ich sie aber fragte, ob sie mit dem heiligen Oele gesalbt sein wolle, antwortete sie: „Gern, weil darnach Christi Wille schnell an mir in Erfüllung geht.“ Nachdem sie darauf umgekleidet war, ließ sie mich rufen, und als alles, was zur Oelung gehörte, ordentlich verrichtet war, sagte ich zu ihr: „Wie schön bist du jetzt!“ und sie sprach: „Ich sehe einen schönen Jüngling zu meiner Rechten,“ indem sie mit den Augen dahin zeigte. Darauf verließ ich das Gemach und schlief, von der Reise ermattet, lange, und als ich dann wieder wach war, hörte ich sie in heftigen Schmerzen stöhnen. Ich trat heran und sang das Psalterium, bis die Anwesenden erklärten, sie sei in den letzten Zügen. Da sprach ich, was in solchen Augenblicken zu sprechen ist, und so ging am 13. November, von den Heiligen selbst geladen, die beglückte Seele ein in die Kammer ihres himmlischen Bräutigams. Ihren Tod prophezeite ein Laie, ein Bürger zu Magadaburg, der krank darnieder lag, indem er sagte: „Frau Liudgerd wird diese Welt verlassen, und wahrhaft glückselig ist der, der denselben Weg zu gehen gewürdigt wird.“ Am andern Morgen mit Tagesanbruch ward die Leiche von uns begleitet nach Walbeck gebracht und am anderen Tage beim Kloster an der Nordseite, wo ihr Schwiegervater Liutherd seit 26 Jahren ruhte, begraben; ihr Gemahl, der Markgraf Wirinhari, beweinte sie voll unsäglichen Schmerzes; denn sie war die treue Hüterin seines Lebens und seiner Seele gewesen, und indem sie im Dienste des Herrn sich abmühte, und zwar mehr für ihn, als für sich selbst – denn sie fastete in der Kälte und unter unablässigem Gebete und verrichtete Werke der Barmherzigkeit – schützte sie ihn vor den Nachstellungen aller [253] seiner Feinde. Ich verkünde aber Allen, gegenwärtigen wie zukünftigen: 1012 alles Gute, was hienieden nur irgend zum Andenken jemandes gläubige Seelen darbringen, wird, wenn man auch dem, für den es geschieht, vielleicht nicht helfen kann, doch dem, der es mit Eifer zu thun bemüht ist, bei Gott keineswegs für nichts angerechnet werden. – Im ersten Regierungsjahre Heinrichs, im Januar, kehrte Liudgarde, da ihr Vater[114] gestorben war, zu ihrem Manne zurück, von dem sie ungerechter Weise so lange getrennt gewesen war.


52. Und nach der Hochzeit wurde Markgraf Liuthar[115] im Westlande krank, und starb plötzlich, nachdem er sich durch den Paulinischen Trank[116] in Rausch versetzt hatte, am 25. Januar. Er ward in Köln im südlichen Theile des Doms, da, wo er es selbst vorher gewünscht hatte und wo am Tage der Abendmahlsfeier die Büßenden hereinkommen, bestattet und seine Wittwe, Namens Godila, that unablässig alles mögliche Gute zum Heile seiner Seele. Ihrem Sohne Wirinhari erwarb sie des Vaters Lehen und Markgrafschaft um zweihundert Pfund und blieb vier Jahre in unverehelichtem Stande. Dann aber heirathete sie ihren Blutsverwandten Heriman[117], indem sie sich gar nicht an den Bann kehrte, den Bischof Arnulf [von Halberstadt] darauf gesetzt hatte, und indem sie drei andere Bischöfe, die es ihr verboten, und denen sie ihr Wort gegeben hatte, täuschte. Darum ward sie von dem genannten Bischofe mit dem Schwerte der Excommunication geschlagen, und hatte auch keine Hoffnung, Kinder zu bekommen.

Doch ich komme von meinem Wege ab; ich lenke also ein und gehe wieder an Heinrichs treffliches Leben.


53. Der König setzte eine große Synode an, wegen der Verurtheilung des Bischofes Thiedrich von Metz. Demselben wurde [254] 1012 auf diesem Concil von allen dort erscheinenden Bischöfen erklärt, er dürfe vor seiner Rechtfertigung nicht Messe halten.

Dann feierte der König die Geburt des Herrn zu Palithi [Pölde] mit großer Fröhlichkeit, und daselbst ward bei der Gelegenheit Walker, ein Diener der Kirche zu Trier und der sorgsame Hüter der königlichen Capelle, krank und dort von uns zurückgelassen, als wir abreisten; er sollte aber daselbst leider am 11. Januar sterben.1013

Indeß sah Lievizo, Erzbischof von Bremen, nach langem Siechthum als ein frommer Christ seinem Ende mit eifriger Sehnsucht entgegen und that in der Nacht, die seinem Tode vorherging, den Herzen seiner Gefährten, die von vielem Nachtwachen ganz ermattet waren, noch durch Anreden folgender Art gar wohl: „O ihr, meine theuersten Brüder und Söhne, zweifle doch keiner an der Gnade des Höchsten. Damit eure Mühe in etwas erleichtert werde, so will ich euch von mir ein völlig glaubwürdiges Beispiel vorbringen. Ich suchte, wie ein Verbannter meine Heimat verlassend, den Papst, Herrn Benedict [V.] in diesen Landen auf, und ließ, indem mich unterwegs gar viele aufzuhalten versuchten, damit ich nicht zu ihm gelangen sollte, mich doch durch ihr Zureden und ihre Schmeicheleien nicht fesseln. So blieb ich, so lange er lebte, ihm voll Eifers zur Seite; nach seinem Tode aber diente ich meinem Herrn, dem Erzbischof Aetheldag [von Bremen] wie ein demüthiger Knecht. Dies erwägend, übertrug er seine Armen meiner Obhut. Darnach ward ich sein Kämmerer. Und als nun der fromme Seelenhirte in das von ihm stets ersehnte himmlische Vaterland hinüber ging, so wurde ich Unwürdiger durch eure gemeinsame Wahl und des Königs Huld sein Nachfolger. Lasset uns, meine Brüder, doch jetzt alles, worin wir gegen einander je gefehlt haben, um Christi Liebe willen in unsern Herzen tilgen, auf daß wir hier in gutem Frieden von einander scheiden können und es verdienen, am jüngsten Tage wieder mit einander vereint zu werden. Auf diesem meinem Todtenbette aber gebe ich euch zu eurem Heile den Rath, daß ihr den Oddo, der ein Mitglied eurer Brüderschaft [255] ist, in gemeinsamer Uebereinstimmung zum Lenker unserer 1013 Kirche erwählen möget, zum Heile des Vaterlandes und indem ihr die Gnade des Allmächtigen, in dessen Hand das Herz des Königs ist, anflehet, daß diese Wahl als eine ihm wohlgefällige zu Stande komme.“ Diese Ermahnungen des Sterbenden vernahmen Alle und priesen einmüthig das Wohlwollen und die Vorsorge, die derselbe bewiesen hatte. Der nächste Tag war ein Sonntag und an dem selben ging der Selige, indem er die ihm anvertraute Heerde sammt seiner eigenen Seele mit erhobenen Händen dem höchsten Hirten überantwortete, nachdem er nunmehr seine Laufbahn vollendet hatte, dahin, wohin er lebend stets gestrebt hatte. Das war am 4. Januar. Denn er war einer von denen, nach welchen der Prophet [Jesaias 60, 8] verwundert fragt: „Wer sind die, welche fliegen, wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Fenstern?“ Denn als er noch gesund war, erschien er ob seines beständigen Nachtwachens und Fastens denen, die ihn nicht kannten, beinahe wie todt. Nie nahte er dem Altare des Herrn ohne Opfergaben, unermüdlich ermahnte er die Gemeinde und Allen lächelte er, ein freundlicher Geber, zu. Er erwarb sich vom Herrn die Gnade, daß während der fortwährenden Einfälle der wüthenden Seeräuber sein Bischofsitz bis dahin allein unangetastet blieb.


54. Indeß kam der König, indem er Alstidi [Alstädt] verließ, wo er die Erscheinung des Herrn gefeiert [Jan. 6], und vom Herzog Bolizlav [von Polen] Gesandte empfangen hatte, welche um Frieden baten und versprachen, Misico, der Sohn Bolizlavs, werde denselben abschließen, nach Merseburg. Dort erfuhr er das ebenerwähnte Absterben des Erzbischofs Lievizo, und klagte ob des zeitlichen Nutzens, der ihm und dem Reiche durch dasselbe entgangen war, wünschte sich aber auf der anderen Seite auch Glück wegen der künftigen Verwendung des Seligen für ihn, und feierte sein Gedächtniß mit dem größten Eifer. Darnach verließ er uns und beging das Fest der Reinigung Mariä [Febr. 2] zu Magadaburg. An demselben Tage erschien nun der erwähnte Oddo, begleitet [256] 1013 von Geistlichen und Laien, demüthig bittend, und flehte, wie schon früher, indem sich treue Freunde für ihn verwandten, um des Königs Gnade in Betreff der Vollziehung seiner Wahl. Der König aber erhörte sie gar nicht, sondern verlieh seinem Caplan Unwan das Erzbisthum unter dem freilich nicht aus eigenem Antriebe hervorgegangenem Beifalle derer, die dorthin gekommen waren, indem er den Oddo in seine Dienste nahm und ihn durch Versprechung großer Liebesbeweise beschwichtigte. Darauf ward auf Befehl und in Gegenwart des Königs Unwan vom Erzbischofe Gero von Magadaburg, unter Beihilfe der Bischöfe Ekkihard [von Schleswig] und Thurgat[118] zum Erzbischofe gesalbt. Wenige Tage nachher erschien Misico, Bolizlav’s Sohn, mit großen Geschenken, huldigte dem Könige und bekräftigte seine Treue mit einem Eidschwur. Dann ward er mit großen Ehren entlassen und auf das beste unterhalten, damit er bald wiederkommen möchte.

In jenen Tagen erhob sich nach Sonnenuntergang ein großes Unwetter und setzte uns alle sehr in Bestürzung. Denn es zerstörte die Kirche außerhalb der Stadt, die unter Otto’s I. Regierung aus rothem Holze aufgeführt war. Auch verzehrte eine Feuersbrunst viele Güter des Erzbischofes.

Ferner kam es dem Könige zu Ohren, daß mein Vetter, Markgraf Wirinhari, mit Ekkihard, dem Bruder des Markgrafen Heriman [von Meißen], ohne dazu Erlaubniß vom Könige erhalten zu haben, zum Bolizlav sich begeben, und dort viele, die königliche Gnade verwirkende Reden geführt, auch von demselben zu Hause oft geheime Boten empfangen habe. Das alles sehr übel vermerkend, befahl der König beiden, vor ihm zu erscheinen. Da sie es nun nicht wagten, diesem Gebote zu gehorchen, so ward ihre sämmtliche Habe in Beschlag genommen und sie als gegen den König widerspenstige Unterthanen geächtet. Mein Vetter erkaufte zuletzt doch noch des Königs Gnade und sein Heimatsrecht mit seinem [257] Landbesitze und Gelde. 1013 Der andere aber ward erst lange nachher durch die Verwendung treuer Freunde wieder eingesetzt.

In demselben Jahre, am 18. März, starb auch Wonlef, ein Eremit und wahrhaftes Kind Israels.


55. In den nächstfolgenden Fasten kam der König nach Werlu[119], wo er lange von der Kolik zu leiden hatte, während welcher Krankheit ihm vieles durch Traumgesichte offenbart wurde. Als er zuletzt durch die Thränen und das Gebet so mancher wieder gesundete, feierte er, weil die Zeit zu kurz war, um an den beabsichtigten Ort[120] zu gelangen, das Osterfest bei seinem Freunde, Apr. 5. dem Bischof Meinwerk zu Pathebrunnan [Paderborn] mit gebührender Ehrfurcht; das Pfingstfest aber bei uns. Am selbigen Mai 24. Pfingstabend kam Herzog Bolizlav, nachdem ihm zu seiner Sicherheit Geiseln gestellt waren, die er also bei sich daheim zurückließ, zu Merseburg an, und ward auf das beste empfangen. Am Heiligen Pfingsttage ward er durch Einfügung der Hände[121] des Königs Vasall und folgte, nachdem er den gehörigen Eid geleistet, dem Könige, als derselbe im Herrscherschmuck die Kirche betrat, als dessen Waffenträger. Am Montage suchte er durch große, dem Könige von ihm und seiner Gemahlin dargebrachte Geschenke das Wohlgefallen desselben zu erregen, worauf er durch des Königs Freigebigkeit mit viel größeren und zahlreicheren Geschenken und besonders auch mit dem von ihm so lange ersehnten Lehen begnadigt ward. Die ihm gestellten Geiseln sandte er in Ehren und Freuden zurück. Darnach zog er, von uns unterstützt, nach Rußland, verheerte einen großen Theil jenes Landes und ließ, als unter den Seinen und ihren Gastfreunden, den Pezineigern [Petschenegern] Zwietracht ausbrach, diese, obwohl sie ihm behülflich gewesen waren, sämmtlich niederhauen.


56. In diesen Tagen ward Bronhag, Abt von Fulda, abgesetzt. [258] 1013 An seine Stelle trat als Verweser Popo, damals Abt zu Laurisheim [Lorsch], und damit ward zugleich das Kloster, indem die Mönche weithin sich zerstreuten, von seinem früheren Zustande abgebracht.

In der Stadt des Herzogs Bernhard, Liunberg [Lüneburg] genannt, entstand in demselben Jahre eine wunderbare Veränderung und Bewegung in der Luft und ein ungeheurer Erdspalt. Darob staunten die Anwohnenden und bezeugten, dergleichen nie zuvor gesehen zu haben.

Der König begab sich in die westlichen Lande, ordnete daselbst seinen Zug in die Lombardei an, und kam dann wieder zu uns zurück; brach darnach wieder am 21. September auf und gelangte, durch das Gebiet der Baiern und Schwaben reisend, eilends an einen Ort Namens ……[122]. Dorthin strömte von allen Seiten das Heer zusammen, und es war klar, daß alle von dem guten Willen zu helfen beseelt waren. Von da kam der König, von der Königin begleitet, ohne jedes Hinderniß nach Rom. Herzog Bolizlav aber that nichts zur Unterstützung ihres Zuges, obwohl er vorher aufgefordert war, sondern zeigte sich seiner Gewohnheit nach treulos in seinen Versprechungen. Zudem hatte er sich schon vorher vermittelst eines Sendschreibens bei dem Herrn Papste darüber beklagt, daß es ihm wegen der geheimen Nachstellungen des Königs nicht möglich sei, dem Apostelfürsten St. Petrus den versprochenen Zins zu zahlen. Damals aber suchte er durch dorthin gesandte Späher heimlich zu erkunden, wie der König in jenen Landen empfangen werde, indem er sich bemühte, alle, die er kannte, von ihm abwendig zu machen. So fürchtete er Gott, so strebte er nach der Fürbitte der Frommen, so stark war des ritterlichen Vasallen feste Treue, so viel kehrte er sich an die furchtbaren Eide, die er geleistet hatte! Vernimm, mein Leser, was Bolizlav inmitten so vieler Schandthaten zu thun pflegt. So oft er entweder selbst fühlt oder durch eines gläubigen Christen Vermahnung inne wird, daß er groß und viel gesündigt hat, so [259] befiehlt er, daß man ihm die kirchlichen Bestimmungen vorlege, 1013 und läßt dann aufsuchen, wie das zu sühnen sei, was er begangen hat, und ist sofort darauf bedacht, zufolge jener Anweisungen das verübte Verbrechen wieder gut zu machen. Indeß ist die Gewohnheit, sich unheilbringend zu versündigen, bei ihm viel stärker, als die, in heilsamer Reue zu verharren.


57. Mit diesem auf gleicher Stufe stand sein, wenn ich so sagen darf, College Hardwig, den die Langobarden fälschlich König nennen. Dieser war sehr unwillig über die Ankunft des großen Königs und seine gewaltige Heeresmacht, und zog sich, weil er mit seinen eigenen Streitkräften sich nicht getraute demselben schaden zu können, sofort in eine Burg zurück, indem ihn nur das quälte, daß der König, dem erhaltenen Rufe folgend, einer höheren Würde entgegen ging. Er schickte indeß, nachdem er lange in leidenschaftlichem Gemüthe geschwankt hatte, an den König Gesandte, welche für ihn eine gewisse Grafschaft forderten, dann aber fest versprachen, daß er sammt seinen Söhnen ihm seine Krone übergeben werde. Da der König, dem Rathe Einiger Gehör gebend, dies verweigerte, so empfand er, wie ich im Folgenden darlegen werde, späterhin, daß dies den Seinigen zum großen Schaden gereichte. Bevor ich jedoch daran gehe, dies darzustellen, will ich, was ich bisher aus Vergessenheit übergangen habe, jetzt noch nachzuholen versuchen.


58. Unter meinen Altersgenossen und Mitschülern war einer, Namens Brun, aus einem sehr angesehenen Geschlechte, aber durch die Gnade Gottes mehr als die andern Glieder seiner Familie ein Auserwählter unter des Kindern des Herrn. Ihn gab seine verehrungswürdige Mutter Ida in die Schule des Philosophen Geddo, und alles, dessen er bedurfte, wurde ihm in Fülle zu Theil[123]. Sein Vater war Graf Brun [von Querfurt], ein trefflicher und in jeder Beziehung lobenswerther Herr, der mit mir durch Blutsfreundschaft, [260] mit allen Menschen aber durch das Band der treusten Bruderliebe verbunden war. Sein gleichnamiger Sohn nun bat, wenn er Morgens in die Schule gehen sollte, vorher, ehe er das Hospiz verließ, um Urlaub und betete, während wir spielten[124]. Thätigkeit zog er der Unthätigkeit vor, und so fruchttreibend gelangte er zur Reife. Kaiser Otto III. wünschte ihn zu besitzen und nahm ihn in seine Dienste; allein er verließ dieselben bald wieder, suchte ein Einsiedlerleben auf und ernährte sich von seiner Arbeit. Nach dem Tode des glorreichsten Kaisers aber, unter der Regierung König Heinrichs II, kam er nach Merseburg, und bat denselben mit Erlaubniß des Herrn Papstes um die Bischofswürde, welche ihm auch zu Theil wurde, indem der König dem Erzbischof Tagino von Magadaburg befahl, ihn zu weihen und ihm das Pallium, welches er selbst mitgebracht hatte, zu übergeben. Darnach unterzog er sich zum Gewinne für seine Seele der Mühe einer weiten und großen Reise, indem er seinen Körper durch Hunger und Nachtwachen kasteite. Er empfing vom Herzog Bolizlav von Polen und anderen Vornehmen viel Geld und Gut, welches er sofort an Kirchen, Freunde und Arme vertheilte, ohne etwas für sich zu behalten. Im zwölften Jahre seines Mönchs- und Musterlebens begab er sich nach Preußen und bemühte sich, jene unfruchtbaren Gefilde mit dem göttlichen Segen zu befruchten, allein die Dornen schossen auf und das rauhe Land war nicht zu erweichen. Als er darauf an der Grenze dieses Landes und Rußlands predigte, untersagten ihm das zuerst die Eingebornen; als er aber fortfuhr, das Evangelium zu verkünden, ward er gefangen, und darnach starb er in der Liebe Christi, der das Haupt ist seiner Kirche, sanft wie ein Lamm, indem er sammt seinen achtzehn Gefährten, am 14. Febr. (1009) enthauptet wurde. Die Leichen aller dieser Märtyrer blieben unbeerdigt liegen, bis Bolizlav, als er das Geschehene erfuhr, sie um Geld einlöste und so seinem Hause einen Seelentrost für die Zukunft erwarb.

[261] Dies aber geschah zur Zeit des allergnädigsten Königs, Heinrichs II, den der allmächtige Gott durch den Triumph eines so großen Bischofs Ehre und, wie ich stark hoffe, Heil für seine Seele spendete.

Der Vater des ebengenannten Bischofs aber legte, als er lange nachher erkrankte, wie er mir selbst erzählte, auf Geheiß seines Sohnes Mönchskleidung an und entschlief in Frieden am 19. Octbr.


59. Auch ist nicht leicht zu nehmen die große Anmaßung der Lehnsmannen des Markgrafen Gero, über welche der Gläubige erstaunen und dergleichen aus christlicher Liebe fliehen muß. Bringen wir zuerst den Thatbestand vor und erwägen dann das Geschehene, ob es Lob, oder nicht vielmehr Abscheu verdiene. Der Bischof Arnulf [von Halberstadt] kam auf eine Einladung der ehrwürdigen Aebtissin Hathawi [Hedwig] nach Gernrode zum Gastmahle am Feste des heiligen Märtyrers Ciriacus. Als er nun an dem heiligen Tage nach der Messe die Kirche verließ, um sich ein wenig zu ergehen, sah er einen Geistlichen, der einen Falken auf der Hand trug; von Eifer ergriffen, hielt er den Geistlichen persönlich fest und nahm ihn mit, nicht um ihn zu bestrafen, sondern um ihn mit mäßigen Worten zu tadeln. Auf die Kunde des Vorgefallenen versammelten sich die erwähnten Ritter, und deren erster, Namens Hugal, kam zum Bischofe und fragte ihn, was ihn bewogen habe, seinem Lehnsherrn solchen Schimpf anzuthun. Worauf Arnulf antwortete: „Was habe ich denn gethan? Ich habe eine Verhöhnung Christi wahrgenommen, die ich, weil sie in meinem Bisthum vorging, nicht dulden konnte. Es ist nichts unrechtes geschehen. Lasset uns einen euch passenden Tag ansetzen, und wenn ich dann von unseren gemeinsamen Freunden für schuldig befunden werde, so gebe ich eine hinreichende Genugthuung.“ Da fährt jener fort: „So darf und kann es nicht sein. Ihr müßt euch heute noch entweder mit einem Eide von der Schuld reinigen, oder versprechen, daß ihr meinem Herrn und uns Genugthuung [262] geben wollt.“ Der Bischof erwiederte: „Das heilige Fest verbietet mir, den Eid zu leisten, und euch, ihn zu empfangen. Und sehr bedauerlich erscheint es mir, daß mir sogar eine gerichtliche Untersuchung von euch verweigert wird.“ Da ging Hugal zornig fort und alsbald versammelten sich ohne Wissen des Markgrafen die Vasallen in Waffen, und als der Bischof sich eben zur Tafel setzen wollte, sah er alle herankommen. Sofort ward das Haus, in dem er sich befand, von den Seinigen fest verriegelt und auf alle Weise befestigt, damit die Feinde nicht leicht hineinkommen könnten. Als sich nun jene bereits anschickten, dasselbe zu erstürmen, wurde ihnen der Wahrheit gemäß angezeigt, daß der Bischof, der anderswohin entkommen war, dort nicht mehr zu finden sei. Darauf suchten sie ihn im Kloster und zuletzt selbst in der Kirche, fanden ihn aber durch Gottes Gnade nirgends, obwohl er selbst von seinem Versteck aus, in dem er sich, ohne daß es ihm irgendwie zur Schande anzurechnen wäre, befand, alles mit ansah. Als zuletzt ihre Wuth sich legte, begaben sie sich in das Hospiz des Klosters und gingen unwillig heim. Am folgenden Tage ließ Arnulf seine Ritter herbeirufen und zog wieder nach seinem Bischofsitze zurück, indem er die heftig weinende Aebtissin tröstete. Als der König das alles erfuhr, befahl er, die Unruhstifter ihm vorzuführen. Da ihn aber der Markgraf allzu zornig sah, so versuchte er, ihn durch zuverlässige Vermittler zu besänftigen. Diesen gab der König nur unter der Bedingung Gehör, daß sie vorher dreihundert Pfund Silbers an die bischöfliche Kasse zahlen, und daß diejenigen, welche in diesem Handel für schuldig erachtet würden, sich entweder durch einen Eidschwur von elf Freunden reinigen oder ihm dem canonischen Rechte gemäß Genugthuung gewähren müßten. Nachdem damit beide einen gegenseitigen Frieden gelobt hatten, wurden auf die Zeit nach Ostern die Verhandlungen angesetzt. Dazu kamen unsere und ihre Freunde zusammen und ich war mit jenen anwesend. Als nun das erwähnte Geld entrichtet worden war, kam der Bischof in die Domkirche, wo er sich im östlichen Theile des Gebäudes auf den Stuhl auf der höchsten Stufe setzte. Daselbst [263] reinigte sich dann allein der Markgraf durch einen völlig glaubwürdigen Eid, seinen Mannen aber wird als Buße von der Hand des Bischofs aufgegeben zu fasten, mit der Bedingung, daß sie, sobald sie dazu aufgefordert würden, die auferlegte Last zu tragen bereit wären.


60. Auch das muß ich noch beifügen, daß Othelrich, der Böhmen Herzog, dessen Name schon den ungerechten Mammon bedeutet, Bosto, seinen trefflichen Ritter, und viele andere hinrichten ließ, weil er von falschen Zuträgern gehört hatte, sie unterstützten seinen vertriebenen Bruder Jarimir, so daß alle gar deutlich aus diesen Mordscenen lernen konnten, wessen sie sich für die Zukunft zu versehen hatten. Was nun Gott sowohl im alten, als im neuen Testamente fest zu beobachten gebeut, das zu erfüllen verbietet in diesen Landen die stets verblendete Ehrsucht. Denn den leiblichen Bruder, den er doch mit Recht vor allen lieb haben sollte, fürchtete er, und suchte sorgfältig zu verhüten, daß er ihm nie nahe kommen könnte.

Die Böhmen waren unter der Regierung Zuetepulk’s[125] einst unsere Herren. Ihnen ward von unseren Vorfahren ein jährlicher Zins gezahlt, und jener hatte auch in seinem Lande Marierun [Mähren] Bischöfe; dies alles aber verloren er und seine Nachfolger, weil sie aufgeblasen waren in Hochmuth, denn das Evangelium bezeugt [Matth. 23, 12], daß, wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet, und wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt. Ohne die größte Furcht herrscht in jenen Landen niemand. Die reine Liebe seufzt dort als eine Verstoßene, denn es herrscht dort der Meineid im Bunde mit dem Betruge.


61. Da ich oben [IV, 27], als ich vom Papste Bruno redete, den Nachfolger desselben, Gerbert, blos genannt habe, so ist es nicht unpassend, hier noch etwas weiteres von ihm zu sagen. Er war aus den westlichen Gegenden her gebürtig, genoß von klein [264] auf einer guten Erziehung und wurde zuletzt auf eine ungerechte Art zur Leitung des Rheimser Sprengels befördert[126]. Er verstand es aufs beste, den Lauf der Gestirne zu unterscheiden, und übertraf überhaupt seine Zeitgenossen in mannigfachem Wissen. Am Ende ward er aus seinem Vaterlande vertrieben und kam zu Kaiser Otto III. Bei demselben blieb er lange und verfertigte in dieser Zeit seines Lebens zu Magadaburg ein Oralogium, [Horologium, Sonnenuhr], nachdem er durch ein Rohr[127] den Leitstern der Schifffahrer beobachtet hatte. Darnach aber kam Gerbert, als der obenerwähnte Papst Gregor V. starb, durch die Gnade des Kaisers an dessen Stelle, die er bis zu den Zeiten Königs Heinrichs II. unter dem Namen Silvester II. bekleidete. Ihm folgte Johann Phasan (das heißt Waldhahn) und saß auf dem apostolischen Stuhle die ihm vergönnte Zeit. Unter ihm wurde die Merseburger Kirche wieder erneuert und durch das Ansehn eines von ihm erlassenen Privilegiums fester begründet. Seine nächsten Nachfolger waren Sergius IV, der Buccaporci [Schweinsrüssel] hieß, und Benedict VIII, beide treffliche Männer und Stützen unserer Kirche.

Von all diesen höchsten Kirchenlenkern wurde die Ankunft des Königs gar sehr ersehnt, aber sie ward durch das Widerstreben der verschiedenen Feinde lange verzögert.

Gepriesen sei ob seiner Werke Gott der Allmächtige, der dem lange Zeit hindurch von vielen Widerwärtigkeiten darnieder gedrückten Rom durch einen solchen Oberhirten [wie es ihn jetzt bekam], Trost und Frieden zu bringen sich herabgelassen hat! Denn Papst Benedict [VIII] erhielt bei der Wahl vor einem gewissen Gregor das Uebergewicht. Darum kam er um Weihnachten zum Könige nach Palithi [Pölde] im vollen apostolischen Amtschmucke, indem er allen klagend seine Vertreibung erzählte. Der König aber nahm des Bedrängten Kreuz in seine Obhut und befahl ihm, sich an niemand weiter zu wenden, indem er ihm versprach, die Sache, wenn er selbst dahin käme, nach römischem Rechtsbrauch [265] sorgfältig schlichten zu wollen. Da kam nun die ersehnte, beschleunigte Zeit heran, und König Heinrich II. ward vom Papste Benedict, welcher damals vor seinen Vorfahren im Amte an Herrschgewalt zumeist sich hervorthat, im Monat Februar 1014 in der Stadt des Romulus mit unaussprechlicher Ehre empfangen, und erlangte die Würde eines Vogtes St. Petri.

Weil ich aber jetzt im Begriff stehe, von Heinrichs II. zweiter Erhöhung zu reden, so ziemt es sich, den zu preisen, von dessen freier Gnade diese Gabe kam, wie uns der Apostel der Heiden, St. Paulus, ermahnt: „Saget Dank für alles und in allem Gott dem Vater, ihr Brüder, denn das ist der Wille Gottes an euch in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.“ [Ephes. 5, 20 und 1 Thessal. 5, 8]. Mit Recht verdient König Heinrich unser Lob, der uns so viel genützt hat durch die Güte und Gnade des himmlischen Königs. Denn er hat unsere Kirche bedacht mit vielen nützlichen Geschenken, insbesondere mit gottesdienstlichem Schmuck, und hat von jedem Gehöfte, das er in Thüringen und Sachsen besaß, uns zwei Familien verliehen.

Er hat uns ferner ein mit Gold und einer elfenbeinernen Tafel verziertes Evangelienbuch und einen goldenen, mit Edelsteinen ausgelegten Kelch sammt einer Altarschüssel und Saugröhre[128] geschenkt, außerdem noch zwei silberne Kreuze und Ampeln und einen großen Kelch aus demselben Metall, sammt Altarschüssel und Saugröhre. Auch wurde auf sein Geheiß alles wieder hergestellt, was an Landbesitz meine Vorgänger im Amte sich hatten nehmen lassen.

Ihn, den die Schaar der Himmlischen preist, den lasset auch uns jetzt,
Uns, die Knechte der Sünde, verehren, ihm würdige Lieder,
Aus der Tiefe des Herzens geschöpft, andächtiglich singend.
Denn er ist der Gott, der dreifach, aber doch eins ist,

[266]

Ohne ihn ist kein Herrscher, er ist der allgütige Geber,
Er ist das höchste der Güter, er wehret allem was bös’ ist,
Spendend von oben herab was frommt einem jeglichen Wesen.
Gott, der Wahrheit Gott, überführte der Lüge die Falschen,
Die mit höhnendem Munde einst kündeten, teuflisch sich freuend:
„Nie wird Heinrich der König die Krone der Kaiser erlangen,
Auch das Glück der Herrschergewalt nicht lange genießen;
Denn gar bald ja ereilt ihn der Tod, der grause, gewißlich!“
Zweimal sechs der Jahre hat jetzt er als König regieret,
Und nun steigt er hinan die Stufen des Throns der Cäsaren
In demselbigen Mond, in dem er befreite mein Bisthum.
Möge den herrlichen Tag ein leuchtendes Steinchen bezeichnen[129],
Wo in Demuth sich Roma beugte dem König der Deutschen,
Unserem König, wo er mit dem heiligen Oele gesalbt ward,
Dankend dem Herrn, der zu ihm von seinem Himmel herabstieg,
Ihn zu erhöhn und die Gattin auch, Kunigunde, die theure.
Auch der erste der Hirten zu Rom triumphirt, und die Seinen,
Denen ein solcher Gebieter nun sichere Ruhe verbürget,
Singen in jubelnder Lust die lautesten Lieder des Dankes.
Du aber, Merseburg, stimme mit ein in die Chöre der Freude.


  1. Es muß vielmehr heißen „in der vierten Stelle“ und „der fünften Woche“, weil die Herstellung des Bisthums urkundlich und nach Thietmars eigener Darstellung im Jahre 1004 erfolgte, und Wigbert am 6. Febr. d. J. geweiht wurde.
  2. Nach der Erklärung der alten Römer.
  3. Nämlich bei jedem der 150 Psalmen Davids.
  4. Dieser Heinrich war der Bruder der Königin Kunigunde.
  5. Tinga oder Tuoningewe, jetzt Thingau, liegt im Süden Schwabens in der Nähe von Kempten.
  6. In der Handschrift steht an dieser Stelle Brono.
  7. Es war im März 1004. Thietmar war damals Presbyter.
  8. Diese Feste fielen zwischen den 13. und 16. April 1004.
  9. Der Pfalzgraf war im Hoflager des Königs eine bedeutende Persönlichkeit zur damaligen Zeit; er war die rechte Hand des Königs beim Hofgerichte und leitete die Verhandlungen.
  10. Der Königsbann bestand in einer sehr hohen Geldbuße, deren Betrag zu verschiedenen Zeiten verschieden angegeben wird; bei Unvermögen der Zahlung wird wohl auch Haft und Leibesstrafe eingetreten sein.
  11. Eigentlich Brixen; hier aber ist nach dem Zusammenhang nothwendig Brescia gemeint.
  12. Das außerhalb der Stadt gelegene Kloster St. Peter in caelo aureo.
  13. Ort in der Nähe von Pavia.
  14. Der Wortlaut läßt Crema vermuthen, aber nach dem Itinerar des Königs hält Giesebrecht es für Como, in welchem Fall ein Schreibfehler anzunehmen wäre. Es kann auch irgend ein unbekannter kleiner Ort sein, wo er zufällig an dem Tage lagerte.
  15. In der Handschrift steht induntuscos, und es ist unsicher, ob die Tusker gemeint sind.
  16. Das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus am 29. Juni.
  17. Orte in der Nähe vom heutigen Riesa an der Elbe.
  18. D. h. Schwarzwald: es ist das heutige sächsische Erzgebirge.
  19. Bischof von Kolberg.
  20. Saaz an der Eger in Böhmen.
  21. Wyssehrad, jetzt die Südspitze von Prag am linken Moldauufer, damals noch eine ganz abgesonderte Bergfeste.
  22. Am 8. September.
  23. D. h. er war wirklich ein Diener des Herren, was die Bedeutung des Namens ist.
  24. Budissin oder Bautzen an der Quelle der Spree im Lande der Milzieni.
  25. Thietmar will die Burg vernichtet sehn, entweder aus Begeisterung für den König, und weil so viele der Königlichen vor ihren Mauern geblieben waren, ober auch, weil ihre Existenz gefährlich war, da sie bald wieder in Besitz der Polen kam, s. unten Kap. 24.
  26. Heinrich war der älteste Sohn des Grafen Liuthar von Walbeck, Thietmar der zweite.
  27. Der lateinische Text ist in Bezug dieses Wortes nicht sicher. Man vermuthet, daß es Lübeschütz an der Mulde ist.
  28. Dieses Gut, jetzt Obhausen, lag westlich von Merseburg, ein wenig nördlich von Querfurt.
  29. Die Judensteuer war ein Regal des Königs, das aber häufig an Fürsten und Städte überlassen oder zu Lehn gegeben wurde.
  30. Der Wittwe des von den Friesen erschlagenen Grafen Arnulf von Holland.
  31. Leiskau, südöstlich von Magdeburg.
  32. Kloster Berge bei Magdeburg.
  33. Worte des h. Augustin zu Psalm 63.
  34. Die Luzici saßen zwischen der schwarzen Elster, der Spree und der Neiße.
  35. Das Merseburger Kalendarium giebt den 7. September an.
  36. Der südöstliche Theil des Großherzogthums Mecklenburg-Strelitz.
  37. Vgl. Grimm: Deutsche Mythologie Seite 380 flg.
  38. Es sind die Götzenbilder gemeint.
  39. Crosno d. h. Crossen, am Einflusse des Bober in die Oder, lag auf der Grenze der Liutizen und Polens.
  40. Mezerizi d. h. Meseritz, an der Obra, einem Nebenflusse der Warta (Warthe).
  41. Die thebaische Legion, welche nach einer uralten Sage aus Christen bestand, wurde auf Befehl des Kaisers Maximinian wegen Verweigerung des Götzenopfers niedergehauen.
  42. Wahrscheinlich das I, 7 genannte Walleslevo (Wallersleben), etwas nördlich von Stendal in der Nähe der Elbe gelegen.
  43. Wiribeni, auch Wirbini d. h. Werben ganz nahe der Elbe, auf deren linken Seite gegenüber Havelberg.
  44. Arnaburg, etwas südlich von Wirbini und Walleslevo auf der linken Seite der Elbe.
  45. Valentina, das spätere Valenciennes, in der Nähe des heutigen Lille gelegen.
  46. Die Scella, auch Scaldis genannt, die Schelde, war der Grenzfluß zwischen dem westlichen Lothringen und Flandern.
  47. Gent liegt auf der linken Seite der Schelde, auf der Grenze zwischen Lothringen und Flandern.
  48. Walekorn (Walchern), Insel an der Mündung des Rhein, etwas nördlich von Flandern, auch Walakra genannt.
  49. S. Horaz, Episteln I. 2, 40.
  50. Frankfurt gehörte zum Erzbisthum Mainz
  51. Es ist Bruno, der Bischof von Augsburg gemeint.
  52. Am 6. April. Thietmar greift hier auf die frühere Zeit zurück, denn die Frankfurter Synode kam am 1. November zusammen.
  53. Die Lage der Burg ist nicht genau zu bestimmen; der lateinische Text an dieser Stelle scheint corrumpirt zu sein, der Name ist unbekannt. Wahrscheinlich ist es die Kap. 39 erwähnte, nördlich von Lebusa gelegene Burg. An große „Städte“ ist in diesen Gegenden damals nicht zu denken; es sind ausgedehnte Burgwälle, welche im Kriegsfalle der benachbarten Bevölkerung als Zufluchtstätten dienen.
  54. Sohn des Margrafen Ekkihard von Meißen, den man in dieser Zeit als Markgraf der Oberlausitz bezeichnen kann.
  55. Der Gau Morezini ober Morazeni lag zwischen der Elbe und der Havel.
  56. Jutriboc lag in der Landschaft Plone, westlich von der Lausitz; jetzt Jüterbock.
  57. Dies sind die drei Landschaften der Lausitz.
  58. Unter der Pfalz, lat. Palas, ist hier wohl die ganz alte Burg der fränkischen Könige zu Trier gemeint.
  59. S. oben Kap. 12 S. 195 A. 1.
  60. Rotmerslevo, auch Retmerslevo, jetzt Rotmersleben, liegt etwas nordwestlich von Magdeburg.
  61. Neuburg an der Donau.
  62. Vielleicht ist zu übersetzen: „durch Erwerb weltlichen Besitzes.“ Die ganze Stelle ist sehr dunkel und theilweise unverständlich.
  63. Egisvilla (Egisgorf, Eisdorf) lag im Gau Chutici zwischen der Saale und der Elster, südwestlich von Iteri.
  64. Unter Simonie versteht man die Erwerbung geistlicher Aemter oder Pfründen auf unrechtmäßige Weise, also durch Kauf, Bestechung oder sonstige Schleichwege, so genannt nach Apostelgesch. 8, 9.
  65. II, 14.
  66. Bei Thietmar Antiqua civitas, jetzt Oldenburg in Wagrien, dem nordöstlichen Theile von Holstein. Das Bisthum wurde später nach Lübeck verlegt.
  67. Dies war wahrscheinlich im Jahre 1003.
  68. Es kann hiermit nur die auch von Widukind I, 12 erwähnte sog. Gemeine Woche, die Woche nach Michaelis gemeint sein, wie auch Koppmann im Jahrbuch für Niederdeutsche Sprachforschung 1876 S. 116 bemerkt. Weshalb Lappenberg (Monumenta Germ. Scr. III. S. 819) den 11. Oct. an den Rand setzte, ist unerklärlich.
  69. Ein Kalender, in welchem die Märtyrer und anderen Heiligen zu ihren Gedächtnißtagen verzeichnet sind, und häufig auf der Gegenseite auch die Todestage derer, für welche die betreffende Kirche zu Fürbitten verpflichtet ist; in diesem Falle also das Buch, in welches auch Thietmars Name zum Datum seines Todes eingetragen war.
  70. Vom 10. November 1008, wo er den Traum hatte, bis zu der zweiten Hälfte des Aprils 1009, wo er gesalbt ward, sind fünf Monate.
  71. Am 5. Juni 1009.
  72. Etwas nördlich von Magdeburg gelegen
  73. Der nächstjüngste Bruder Thietmar’s, Burggraf von Magdeburg.
  74. Etwas nördlich von Wolmirstedt.
  75. de tribu quae Buzici dicitur, Worte zu deren Deutung viele verschiedene Erklärungen aufgestellt sind. Man hält den Namen für identisch mit der villa Buszi, Pausitz in der Nähe von Leipzig, welche Erzb. Gisiler 991 durch Tausch erhielt; diese soll dem Dädi verliehen sein. Es ist angenscheinlich, daß der Ausdruck des Textes dadurch nicht erklärt wird. W.
  76. Die Salta, aus dem Salzsee kommend, mündet etwas nördlich von Giebichenstein in die Saale.
  77. Ort etwas nordöstlich von Giebichenstein, das heutige Zoerbig, im Kreise Bitterfeld.
  78. Liutizen, welche im Dienste des Königs nach Lothringen ihm gefolgt waren.
  79. Der König belagerte nämlich seinen Schwager Thiedrich, weil derselbe sich das Bisthum Metz angemaßt und den vom Kaiser anerkannten Bischof aus der Stadt vertrieben hatte.
  80. Odernheim, südlich von Mainz gelegen.
  81. Hier ist eine Lücke im lateinischen Text.
  82. Rochlitz an der Milde (Mulde) gelegen, etwas nördlich vom Einflusse der Kaminizi in dieselbe.
  83. Thietmar will wohl mit dieser Bemerkung auf das Betragen seines Oheims Liuthar gegen ihn selbst anspielen.
  84. S. über diese oben Buch V, Cap. 6.
  85. Belgern, auf der linken Seite der Elbe, etwas nördlich von Strela.
  86. Gähren, etwas westlich von Liubusua; doch wird diese Erklärung bezweifelt.
  87. Glogua ist das heutige Glogau an der Oder.
  88. Nämlich nach Merseburg. Thietmar hatte also diesen ganzen Feldzug mitgemacht.
  89. Nach einer Angabe der Hildesheimer Annalen feierte der Kaiser dieses Fest 1010 nicht zu Pölde, sondern zu Frankfurt. Thietmars Angabe ist auf das folgende Jahr 1011 zu beziehen. Vorzüglich durch Giesebrecht ist die Chronologie dieser Capitel berichtigt worden.
  90. Lebusa, an einem Nebenflusse der schwarzen Elster, in der Nähe der heutigen Stadt Dahme
  91. Man sieht aus dieser Stelle recht deutlich, daß bei diesen urbes nicht an Städte zu denken ist, sondern an Umwallungen, welche als Zufluchtstätten dienten. W.
  92. Dieser Satz ist später mit Bezug auf die 1012 stattgehabte Einweihung der Bamberger Kirche von Thietmar eingefügt worden.
  93. Liegt an der Saale, nördlich von Giebichenstein; es ist das heutige Rothenburg.
  94. S. Jesaias XI, 2.
  95. Vgl. VI, 21. Anm. 3.
  96. Pretini liegt auf dem rechten Ufer der Elbe, ein wenig nördlich von Torgua (Torgau).
  97. Gronau an der Leine unweit Hildesheim, eine königliche Pfalz.
  98. Die Brüder seiner Gemahlin, den abgesetzten Herzog von Baiern und Dietrich von Metz.
  99. Ein Ort auf der rechten Seite der schwarzen Elster.
  100. Schrenz, im Gau Reletice, östl. von der Saale, zwischen diesem Flusse und der Milda (Mulde), etwas nordöstl. von Giebichenstein.
  101. S. VI, 38.
  102. Könnern, nordwestl. von Zribenz, auf der linken Seite der Saale.
  103. Thiedrich war ein Zögling des Tagino.
  104. Olvenstädt, ein wenig nordwestl. von Magdeburg, südwestl. von Retmerslevo.
  105. d. h. daß er dasselbe noch nicht vom Papste erhalten hatte.
  106. Tertullinus oder Tertullianus, ein römischer Priester, starb ungefähr im J. 220, am 4. August.
  107. Nämlich von der Wahl Thiedrichs.
  108. Sehusun (Sehusen, Seehausen) lag etwas westlich von Magdeburg.
  109. Civili dissensione. In den Quedlinburger Jahrbüchern steht consensu und wird dort berichtet, daß man die Kinder umgebracht habe, weil man Gefahr besorgte, wenn sie länger am Leben blieben.
  110. Auch diese Geschichte steht in den Quedlinburger Jahrbüchern, aber viel kürzer und weniger genau berichtet.
  111. Id ut sibi profuturum timuerunt – ein sehr dunkler Ausdruck. Aber deutlich genug ist, daß Thietmar mit dem Verfahren des Königs sehr unzufrieden war, und mit bitterster Ironie sich darüber ausspricht. Die Umstände aber, auf welche jene Andeutungen sich beziehen, sind uns unbekannt. W.
  112. Vgl. Seite 204, Anm. 3.
  113. Helmstedt, ein Kloster, westl. von Magdeburg, ein wenig östlich von Braunschweig.
  114. Markgraf Ekkihard; s. oben IV, 26.
  115. der Schwiegervater der Liudgarde; er starb 1003.
  116. Der Paulinische Trank, auch Trank des heiligen Paulus genannt, ist ein im Mittelalter allgemein bekanntes Arzneimittel.
  117. Heriman von Meißen war der Schwager ihres Sohnes Wirinhari.
  118. von Scara in Schweden, südlich vom Wenernsee, wo das erste Bisthum in Schweden gestiftet wurde. Es ist aber zweifelhaft, ob er damals schon bestand und nicht Thurgat noch Missionsbischof ohne festen Sprengel war.
  119. S. S. 123 Anm. 1.
  120. Nach Aachen.
  121. Manibus applicatis; der Vasall legte nämlich knieend seine Hände zwischen die Hände seines Herrn.
  122. Der Name fehlt in dem lateinischen Urtexte.
  123. Vgl. über Geddo unten VII, 25.
  124. Nach Laurent hätte er um Erlaubniß gebeten, in die Kirche gehen zu dürfen; allein dessen bedurfte er nicht zum Gebet. Er scheint vielmehr auf eine Spielstunde verzichtet zu haben. W.
  125. Zuetepulk oder Swatopluk war der mächtigste Herzog von Mähren, er starb 894.
  126. Vgl. Richers Geschichten, Buch 3 Kap. 43 folg.
  127. Gerbert beobachtete durch ein Sehrohr den Polarstern.
  128. Die Saugröhre (fistula) wurde bei der Communion der Laien gebraucht, denn durch diesen sogen sie den Wein aus dem Communion-Kelche auf.
  129. Es war eine altrömische Sitte, durch ein helles Steinchen auf der Tafel die glücklichen Tage zu bezeichnen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nich
  2. Vorlage: Märyrer
  3. Vorlage: nnd
  4. Vorlage: Gradschrift