Die Werke des Potschappler Actienvereins für Steinkohlenabbau im plauenschen Grunde bei Dresden

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Werke des Potschappler Actienvereins für Steinkohlenabbau im plauenschen Grunde bei Dresden
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 122–124
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Neusalza
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Der Windbergschacht auf dem Windberge im plauenschen Grunde.

[122]
Die Werke des Potschappler Actienvereins für Steinkohlenabbau im plauenschen Grunde bei Dresden.


Der thatsächlich festgestellte Steinkohlenreichthum des plauenschen Grundes und seiner Umgebungen, so wie das immer mehr sich steigernde Bedürfniß nach diesem Feuerungsmaterial, veranlaßte im Jahre 1836 die Bildung einer Aktiengesellschaft, welche die Firma „Potschappler Actien-Verein“ annahm und zum Abbau die Reviere auf dem Windberge und bei Kleinnaundorf wählte, wo namentlich auf dem letzteren Revier das Vorhandensein von Kohlen seit langen Jahren bekannt war. Der Kohlenabbau ist bis jetzt mit dem besten Erfolge betrieben worden und die Gesellschaft hat bei ihrem nun fünfundzwanzigjährigen Bestehen alle Ursache, mit den gewonnenen Resultaten sich befriedigt zu erklären, namentlich aber in Hinblick auf andere ähnliche Unternehmungen, die unter den glänzendsten Anzeichen begonnen wurden und dann ein klägliches Ende fanden.

Gegenwärtig hat der Verein zwei Schächte in Betrieb, von denen der eine

der Windbergschacht

auf dem langgestreckten Rücken des 900 Fuß über der Elbe und 1099 Fuß über der Meeresfläche sich erhebenden romantischen und sagenreichen Windberges, eine Zierde des plauenschen Grundes, liegt, der übrigens noch zwei, dem Baron Dathe von Burgk gehörende Kohlenschächte, den Hoffnungsschacht und den Segen-Gottesschacht trägt.

Bei dem Windbergschacht ist mit 202 Lachter Teufe das erste Kohlenflötz erreicht, welches im Durchschnitt neun Ellen Mächtigkeit besitzt; unter diesem befinden sich noch zwei Flötze, die aber wegen geringerer Mächtigkeit und geringerer Beschaffenheit der Kohlen jetzt nicht abbauwürdig sind.

Das Windbergrevier hat jetzt 22 Kohlenörter in Betrieb mit 112 Mann Belegung und lieferte vom 1. Juli 1859 bis 30. Juni 1860 522,310 Scheffel Kohlen, während die Ausbeute im vorhergehenden Rechnungsjahre nur 515,635 Scheffel betrug.

[123]
Der Kleinnaundorfer- oder Reiboldschacht

erreicht bei 180 Lachter Teufe das erste abbauwürdige Kohlenflötz, und es sind hier die Verhältnisse der Flötze wie bei dem Windbergschacht.

Das Kleinnaundorfer Revier lieferte in obengenannter Zeit aus 13 Kohlenörtern mit 59 Mann Belegung 264,830 Scheffel Kohlen, was gegen das vorhergehende Jahr einen Ausfall von 3,207 Scheffeln ergiebt.

Die Gesammtförderung beider Schächte belief sich in dem angeführten Rechnungsjahre 1859–1860 auf

199,154 Scheffel weiche Kohlen,
284,485 Scheffel harte Kohlen,
5,564 Scheffel Schmiedekohlen und
297,937 Scheffel klare,
199,154 Scheffel weiche Kohlen,
Summa 787,363 Scheffel Kohlen,

wogegen die Förderung des Rechnungsjahres 1858–1859 nur 783,672 Scheffel betrug. Von den geförderten Kohlen wurden in dem genannten Zeitraum 781,968 Scheffel abgesetzt.

In dem mehr erwähnten Rechnungsjahre waren von den Coaksöfen der Gesellschaft zehn der größten im Gange, die 46,664 Scheffel Coaks lieferten.

Bei Abschluß der Rechnung des Jahres 1859–60 ergab sich ein Reingewinn von 20,412 Thalern, so daß den Actionären eine Dividende von fünf Procent gewährt werden konnte. Das Rechnungsergebniß würde sich übrigens noch günstiger gestellt haben, wenn die Kohlenpreise nicht sehr herabgegangen wären.

Directoren des Vereins sind gegenwärtig die Herren Echtermeyer, Klette und Lehmann.

Sowohl der Windbergschacht, als auch der Reiboldschacht sind mit der Albertsbahn durch eine Zweigbahn verbunden, die man gewöhnlich die kleine Sömmeringbahn nennt, und die in der That ein Bau ist, wie ihn Sachsen bis jetzt zum zweiten Mal nicht aufzuweisen hat, und dessen Ausführung für unmöglich gehalten wurde, dem Genie des Herrn Oberingenieur Brescius aber doch gelang.

Die Kohlenbahn, die ausschließlich zum Transport von Kohlen bestimmt ist, verläßt in der Nähe des Eisenwerkes „Friedrich-August-Hütte“ die Albertsbahn, und geht nun auf dem rechten Weiseritzufer weiter. Schon von hier bietet sich ein ungewöhnlicher Anblick, denn man sieht nicht nur an dem Berge, sondern auch auf dessen höchster Spitze Bahnwächterhäuschen und Telegraphen stehen, und begreift nicht, wie die Bahn da hinauf kommen soll.

Dieses Hinaufkommen ist nur durch starke Krümmungen möglich, die Steigung bleibt aber trotzdem immer noch so stark, daß auf vierzig Fuß Länge ein Fuß Höhe kommt. Die Krümmungen sind noch auf keiner für Locomotivenbetrieb bestimmten Bahn in solchem Maßstab in Anwendung, wie hier, denn der Halbmesser der schärfsten Krümmungen beträgt nur dreihundert Fuß, also die Hälfte der gegenwärtig auf Hauptbahnen noch für zulässig erachteten Halbmesserlängen.

In Rücksicht auf diese Krümmungen sind nun allerdings eigene Locomotiven nöthig, dieselben gingen aus der Fabrik von Richard Hartmann in Chemnitz hervor, sind kleiner, als die gewöhnlichen und unterscheiden sich von diesen dadurch, daß die vordersten vier Räder in einem gemeinschaftlichen Gestell ruhen, sodaß sie sich in jeder Richtung einstellen können, wie sie die scharfen Krümmungen der Bahn verlangen.

Die Bahn macht schon an dem Ufer der Weiseritz eine starke Krümmung und beginnt nun ihre Steigung, nach einer zweiten Krümmung kommt sie bei dem Moritzschacht vorbei, einem der Werke des Gitterseer Actienvereins, der nach viel versprechendem Anfang ein so trauriges Ende nehmen sollte. Die [124] Schuldenlast dieses Unternehmens war auf 700,000 Thaler angeschwollen, und als jetzt der Concurs ausbrach, die Werke auf dem Wege nothwendiger Subhastation verkauft wurden, war der Erlös – 17000 Thaler. Am mehrsten zu bedauern waren da die armen Bergleute, die ansehnliche Lohnrückstände zu fordern und obendrein den gesammten Bestand ihrer Knappschaftskasse, – einige tausend Thaler – dem Unternehmen vorgeschossen hatten; sie hatten es nur der Rücksicht der Staatsregierung zu danken, daß ihre Kasse einige hundert Thaler zurück erhielt, und ihnen eine Abschlagszahlung auf ihre Lohnforderungen gewährt wurde. Jetzt stehen die Werke öde, die Maschinen sind herausgenommen, die Gruben verschüttet, die Coaksöfen eingerissen.

Vorbei geht es nun bei Birkicht zu einem Durchstich, der viel Interessantes hat, da er einige Schichten des Kohlengebirges bloslegt. Ueber den Geiersgraben hinweg, bei einem Weinberge vorbei, macht die Bahn eine dritte Krümmung und steigt dann immer wieder hinauf, wobei rechts das freundliche Burgk liegen bleibt, dessen Häuschen unter dem Laubwerk der Obstbäume fast versteckt sind. Aus dem Grün schimmert das gethürmte, im gothischen Styl erbaute Schloß des Baron Dathe von Burgk, des Besitzers der mehrsten Kohlenwerke der Umgebung, hervor. In Burgk sind der Wilhelminen- und der Bergerschacht, weiter hinauf der Fortunaschacht.

Noch ein Bogen und dann ein fünfter; die Bahn passirt jetzt den Meiselschacht bei Gittersee, einst ein musterhafter Kunstbau, der aber dem Schicksal der übrigen Gitterseer Werke auch nicht entgehen konnte, auch er ist verschüttet, die Gebäude sind öde, der hohe Schlot ist erloschen.

Nun bietet die Bahn die köstlichsten Aussichten auf Dresden, dessen Gegend und die sächsische Schweiz; dann kommt man bei Naundorf und bei dem Reiboldschacht vorüber. Die Bahn macht jetzt einen weiten Bogen, mit welchem sie das Kaitzbachthal umgeht und steigt den Horkenberg hinan.

Ehe die Bahn aber dahin gelangt, zweigt sich, dem Segengottesschacht gegenüber, ein Schienenweg ab, der erst zu dem Hoffnungsschacht und dann zu dem Windbergschacht auf der Höhe des Berges hinansteigt, der höchste Punkt der Bahn. Wie stark auf dieser Abzweigung die Steigung ist, kann man daraus ermessen, daß hier jede Schiene sieben Zoll höher liegt, als die vorhergehende; bei dem letzten Theil ist diese Steigung sogar noch stärker.

Von dem Horkenberge an hören die bedeutenderen Steigungen und Krümmungen auf; ohne bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden zu haben, erreicht die Bahn endlich ihren Endpunkt, die Hänicher Kohlenwerke: Becker-, Berglust- und Beharrlichkeitsschacht.

Von hier aus dürfte seiner Zeit die Bahn noch nach dem Golberoder- und dem Possendorferschacht fortgeführt werden und vielleicht noch weiter, wenn die bei Kreischa und Quohren auf Steinkohlen angestellten Bohrversuche ein günstiges Resultat geben.

Die Bahn hat eine Länge von zwei deutschen Meilen, was durch die vielfachen Krümmungen erklärlich ist.

Obgleich diese Bahn ausschließlich für den Kohlentransport bestimmt ist, so werden doch auch in einzelnen seltenen Fällen Personenzüge veranstaltet, wo dann die Passagiere sich freilich dazu verstehen müssen, auf Sitzbänken in offnen Kohlenlowrys Platz zu nehmen. Das Ziel einer solchen Fahrt ist dann die „goldene Höhe“, ein vielbesuchter Punkt in der Nähe der Hänichener Kohlenwerke, mit herrlicher Umschau.