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Geschichte von Kloster Heilsbronn/Hochgräber oder Steinsarkophage

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« Wie das Innere der Kirche zur Zeit der Klosterauflösung war Geschichte von Kloster Heilsbronn
Die übrigen zur Zeit der Klosterauflösung und noch 30 Jahre nachher in der Kirche vorhandenen Grabdenkmale »
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[226]
Hochgräber oder Steinsarkophage

waren zur Zeit der Klosterauflösung acht vorhanden, nämlich:


1.
Steindenkmal des Erzbischofs Heinrich von Anavarsen[1], † 1390.

Es stand ursprünglich auf einem Postament an der Nordseite des östlichen Chors neben dem Sakramenthäuschen bei Nr. 143, wurde von einem rohen Fürstenschüler zertrümmert, konnte aber wieder gekittet und auf seinen ursprünglichen Standort zurückgebracht werden. Im 18. Jahrhundert wurde es in der Heideckerkapelle aufgestellt, neuerlich bei Nr. 93. Auf der Vorderseite ist Christus am Kreuz, daneben Maria und Johannes dargestellt; auf der Rückseite die Krönung Mariä, darunter der Stifter des Denkmals. Die Inschrift wurde oben beim 19. Abt mitgetheilt, zugleich auch über den Erzbischof und sein Verhältniß zu Heilsbronn eingehend berichtet.


2. und 3.
Zwei Sarkophage bei Nr. 145 und 150,

im östlichen Chor, vermuthlich die Grabstätten zweier Schwiegersöhne des Burggrafen Friedrich III., nämlich des Grafen Ludwig von Oettingen und des Grafen Gottfried von Hohenlohe.[2] Der Sachverhalt bezüglich dieser beiden Sarkophage war vermuthlich folgender: Der Burggraf Friedrich III. wurde 1297 im Chor der Kirche bei Nr. 140 begraben, drei seiner Schwiegersöhne gleichfalls in der heilsbronner Kirche, nämlich die Grafen Ludwig von Oettingen, Gottfried von Hohenlohe und Emicho von Nassau, die zwei Erstgenannten bei Nr. 145 und 150, nahe bei der Grabstätte des Schwiegervaters, der Letztgenannte, Emicho, bei Nr. 93. Auf den Sarkophagen der zwei Erstgenannten [227] (Ludwig v. Oettingen und Gottfried v. Hohenlohe) bei Nr. 145 und 150 lagen die in den Beitr. Seite 219 und 224 beschriebenen Grabsteine mit den öttingischen und hohenlohischen Wappen. Der 21. Abt Waibler (siehe dort) ließ im Jahre 1427 ganz nahe bei den in Rede stehenden zwei Sarkophagen den Chor quer durchbrechen, einen Chorbogen einfügen und auf diesem den Glockenthurm erbauen. Die bei dieser Bauführung gefährdeten Grafen-Grabsteine mit den Wappen wurden zu ihrer Sicherstellung in die Ritterkapelle verbracht, jedoch daselbst nicht unter die Ritter-Grabsteine eingereiht, sondern auf niedrige Pfosten gelegt, so daß sie über den Ritter-Grabsteinen lagen, wie Tischplatten über dem Fußboden. In dieser Lage wurden sie fortan belassen und auch bei der neuesten Kirchenrestauration nicht auf ihre ursprünglichen Standorte zurückgebracht, da man diese nicht kannte; man reihte sie, nach Wegnahme der Pfosten, bei Nr. 24 und 40 unter die Ritter-Grabsteine ein.


4.
Sarkophag der 1358 und 1362 gestorbenen Grafen Emicho und Johann von Nassau bei Nr. 93,

beschrieben und besprochen in den Beitr. S. 233 bis 235, den soeben besprochenen beiden Sarkophagen sehr ähnlich; denn der Graf Emicho von Nassau war gleichfalls ein Schwiegersohn des Burggrafen Friedrich III. Über die nassauischen Schenkungen siehe oben beim 13. Abt Band I und Band II bei „Nürnberg“.


5.
Sarkophag des 1357 gestorbenen Konrad von Heideck[3] bei Nr. 72,

beschrieben und besprochen in den Beitr. S. 229 bis 231. Im Jahre 1853 fand man darin einige durcheinander geworfene Knochen und ein Paar Sporen. Über dem Sarkophag hing vormals ein roth-weiß-blau quergestreifter Rundschild mit der Umschrift: A. D. 1357 16. Kal. Oct. ob. domin. Conradus de Heideck, req. in pace.


[228]
6.
Sarkophag Gottfrieds von Heideck[4]

in der Heideckerkapelle bei Nr. 163, beschrieben und besprochen in den Beitr. S. 228 bis 232, seit 1865 kein Hochgrab mehr. Wie die Familie Heideck nach und nach mit Leib und Gut an das Kloster kam, ist oben berichtet worden.


7.
Die burggräflich-kurfürstliche Hauptgruft

bei Nr. 78, erbaut für den Burggrafen Friedrich V., † 1398, dessen Statue auf dem Sarkophagdeckel liegt[5] (s. I, 130–132 und 517–522 beim 19. Abt und Beitr. S. 84). Schon Friedrichs Vater, Johann II. und sein Onkel Albrecht der Schöne wurden an dieser Stätte begraben. Wie der Sarkophag ursprünglich war und wie er unter dem Markgrafen Georg Friedrich in den Jahren 1566 bis 1573 durch den Maler Gruenberg modernisirt wurde, ist in den Beitr. S. 84–86 und oben I, 517–522 beim 35. Abt ausführlich zu lesen. Traghimmel und Eisengitter, womit man damals den Sarkophag überdeckte und umschloß, wurden neuerlich entfernt.


8.
Sarkophag der Kurfürstin Anna[6] († 1512)

bei Nr. 84. Was die Kurfürstin dem Kloster schenkte und deßhalb verordnete, ist in den Beitr. S. 123–25 und oben beim 25. Abt berichtet worden. Sie konnte in der Hauptgruft, wo man die Markgräfin Sophia soeben begraben hatte, nicht begraben werden; man mußte daher für sie eine neue Grabstätte anlegen. Sie ist auf dem Sarkophagdeckel lebensgroß in Nonnentracht in einer Laube, auf damastzirtem Untergrund liegend, dargestellt, zu den Füßen Löwen und Hündchen, unter den gekreuzten Händen ein Rosenkranz, um den Hals der Schwanenorden, auf [229] beiden Seiten der Laube schlanke Baumstämme, an 8 Ästen derselben die Wappen von Brandenburg, Zollern, Bayern, Mailand, Sachsen, Braunschweig, Österreich und Polen, oben eine oblonge Tafel mit Blumengewinden, mit dem brandenburgischen Adler und Kurzepter, links und rechts die sechs Buchstaben O. M. D. M. M. A. d. h. O. Mater Dei Miserere Mei Amen. An den vier Wänden des Sarkophags sieht man in Stein gehauen: A. an der Westseite: einen quadrirten Schild mit den vier Wappen von Brandenburg, Sachsen, Bayern und Österreich, in der Mitte dieser vier Schilde einen Herzschild mit den Kurzeptern von Brandenburg und Sachsen, auf einer Seite dieses Wappens das Jesuskind auf den Armen der gekrönten Jungfrau, über deren Schultern zwei Engel hereinschauen, auf der andern Seite die heilige Anna, mit der Rechten ein knieendes Mädchen haltend, auf dem linken Arm ein Kind tragend. B. an der Südseite: den Täufer Johannes mit dem Lamm; Andreas mit dem Andreaskreuz; Bernhard im Bischofsornat, zu seinen Füßen das Cisterzienserwappen; Franziskus mit ausgebreiteten Händen; Christophorus mit dem Jesuskind und dem Baumstamm; Pantolianus, beide Hände über dem Scheitel mit einem Nagel durchbohrt; Achacius mit einem Baumast im Arm; Eustachius mit einem Hirschkopf auf der Brust; Blasius mit Inful, Bischofsstab und Fackel. C. an der Nordseite: Erasmus mit Bischofsstab und Fackel; Veit mit Palme und Hahn; Georg mit dem Lindwurm; Leonardus an beiden Händen gekettet; Egidius, in seiner Hand ein Buch, auf dessen Einband 5 Nägel, ein aufspringendes Reh; Dionisius im Bischofsornat, seinen Kopf in der Hand tragend; Margaretha mit Kleeblattstab; Barbara mit Kelch und Palmzweig; Katharina mit Schwert und Bruchstück von einem Rad. Vier von den genannten 18 Heiligen: Bernhard, Pantolianus, Leonardus und Margaretha, stehen jeder isolirt in einer besondern Nische, die übrigen 14 in 7 Nischen, und zwar in jeder Nische zwei. D. an der Ostseite: zwei Engel, eine Tafel haltend, darauf die Worte: „Von Gottes Gnaden Anna, geborne Herzogin zu Sachsen, Markgräfin zu Brandenburg, zu Stettin, Pommern, der [230] Cassuben und Wenden Herzogin, Burggräfin zu Nürnberg und Fürstin zu Rugen, obiit anno 1512 ultimo Octobris.“ Das Skelett der Kurfürstin wurde 1591 herausgenommen, das Grab tiefer gemacht und die Leiche der Markgräfin Emilie[7] beigesetzt, auf deren Zinnsarg die Worte stehen: „Die durchleuchtige hochgeborne Furstin und Fraw, Fraw Aemilia, Marggräfin zu Brandenburg, geborne Hertzogin zu Sachsen, weilend Marggraff Georgen zu Brandenburg hochlöblicher Gedechtnus, hinterlassene Widwe, Fl. Durchl. Marggraff Georg Friderichs zu Brandenburg, Hertzogen in Preissen, meines gnedigsten Herren Fraw Mutter, starb den 9. Aprilis 1591, ihres Alters im 75. Jahr und ligt allhie begraben, deren Gott ein fröliche Auferstehung verleyen wölle. Amen.“ Bei Eröffnung der Gruft im September 1853 ergab sich folgender Befund: Die Kopfwand des Zinnsarges war zerstückt, das Skelett nicht mehr völlig in seiner ursprünglichen Lage, der Schedel seitwärts geschoben. Beim Herausziehen des Sarges fielen durch den schadhaften Boden zwei Fingerringe vom reinsten Goldglanze. Der eine war innerhalb ausgehöhlt, außen glatt; der andere, vermuthlich ein Verlobungsring, zeigte an der Außenseite alternirend Herzen und ineinandergelegte Hände. Der schadhafte Zinnsarg wurde vollständig reparirt und mit den Gebeinen an seiner ursprünglichen Stelle wieder beigesetzt. Die beiden Ringe kamen durch den bayerischerseits zur Gräberöffnung kommittirten Freiherrn von Aretin nach München, durch Seine Majestät den König aber nach Berlin. (Beitr. S. 209.)

Der Sarkophag des Markgrafen Joachim Ernst, Nr. 83, war zur Zeit der Klosterauflösung noch nicht vorhanden und wird daher erst weiter unten besprochen werden.



  1. Vgl. Stillfried S. 229.
  2. Anders Stillfried S. 194, 199, 200.
  3. Vgl. Stillfried S. 196.
  4. Vgl. Stillfried S. 195.
  5. Anders Stillfried S. 162.
  6. Vgl. Stillfried S. 138–143.
  7. Vgl. Stillfried S. 157.
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