Geschichte von Kloster Heilsbronn/Pfarrei Linden

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St. Leonhard (Linden) in der Wikipedia
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6. Linden.

Die dortige Pfarrstelle war wegen ihres geringen Einkommens in der ersten Reformationszeit bisweilen Jahre lang erledigt. So vom Jahre 1534 an, nachdem der Pfarrer weggezogen war, weil er sich nicht mehr halten konnte. Die Gemeinde mußte für Predigt und Sakramentreichung die Frühmesser von Mkt. Erlbach und Trautskirchen bestellen gegen Vergütung aus der Lokalkirchenstiftung. 1539 fand die Gemeinde einen Priester, Joh. Eberlein, der sich mit dem geringen Einkommen begnügen wollte, und bat den Abt Schopper, ihr diesen zum Pfarrer zu geben, vorerst aber das von einem markgräflichen Jäger bewohnte Pfarrhaus räumen zu lassen und dem Pfarrer einzuweisen, „damit sie nicht länger, wie das unverständige Vieh, des Wortes Gottes entbehren müßten.“ Ohne Zweifel hatte der Abt selbst oder der Richter Hartung diese Bitte angeregt. Allein das Pfarrhaus blieb noch lange Zeit Forsthaus und die Pfarrstelle unbesetzt. Der Abt Beck besserte Haus und Besoldung und verlieh 1559 die kombinirte Pfarrstelle Linden und Jobstgreuth einem ganz jungen unerfahrenen Manne, Thom. Hirn, da kein älterer aufzufinden war. Der junge Mann hielt sich aber gut, so daß er schon nach zwei Jahren mit einem ehrenvollen Abschied befördert wurde. Sein Nachfolger Derlein blieb sechs Jahre in Linden. 1567 verlieh der Abt Wunder die Stelle dem Kaplan Joh. Münch zu Mkt. Erlbach. Münch war bis 1555 ein Zögling der Schopper’schen Schule und hatte in derselben so viel gelernt, daß der Abt Schörner ihn für die Kaplanei in Mkt. Erlbach vorschlagen und seine Prüfung in Onolzbach beantragen konnte. [26] Die Prüfung fiel so günstig aus, daß der Magister Karg und die übrigen Examinatoren ihm bezeugten: „Wir achten ihn wegen seiner Erudition und Frömmigkeit zu diesem Pfründlein (Kaplanei in Mkt. Erlbach) tauglich.“ Münch entsprach den Erwartungen, die man damals von ihm hegte, nicht. Nachdem er zwölf Jahre lang Kaplan in Mkt. Erlbach und darauf einige Jahre lang Pfarrer in Linden gewesen war, brachte ihn der Abt Wunder für Merkendorf in Vorschlag und wies ihn zur abermaligen Prüfung an die Examinatoren, deren Prüfungszeugniß nunmehr, nicht wie das frühere, also lautete: „Münch hat sich zwar zum Examen gestellt, wobei sich aber fand, daß er ein guter einfältiger Mann ist und sehr großen Mangel am Gesicht hat.“ Er lebte 13 Jahre in Linden, querulirte stets beim Abt, Verwalter und Richter, welche in einem von der Regierung von ihnen verlangten Berichte „seine und seines Weibes liederliche Haushaltung“ besonders urgirten. In einem seiner Berichte an den Abt schrieb er: „Man nimmt hier ohne alle Scheu, wo man es findet. Mir ist in zwei Nächten Stroh aus meiner Scheune gestohlen worden. Meine Äcker sind lang verpachtet gewesen, in 40 Jahren kaum zweimal gedüngt worden, leiden dazu durch das Wild. Dabei hab ich sechs Mäuler zu versorgen.“ Der Schulz und Wirth Mantel beklagte sich in einem Schreiben an den Abt: „daß der Pfarrer öffentlich über ihn schände, alle seine Predigten gegen ihn richte, ihn nicht bezahle und das ganze Dorf gefährde. Denn er habe bei dem Hans Vischer Haussuchung thun lassen, dabei nichts gefunden, diesen (Vischer) aber dadurch so aufgebracht, daß man von ihm Alles zu befürchten habe, nämlich daß er sich zu dem gefährlichen Bösewicht Eberlein gesellen werde, dessen Sohn Hans neulich in Linden verhaftet, nach Neuhof geführt, zum Feuertod verurtheilt und in Mkt. Erlbach verbrannt worden sei.“ Der Pfarrer erwiderte auf diese vom Abt ihm mitgetheilte Klage: „Der Wirth und neugeborene Schultheiß thut, als wäre er in Linden die Herrschaft selbst, ist voll Unverschämtheit gegen mich, weil ich seine wucherischen Händel nicht bemäntele, im Katechismo und Predigt gegen Schwelger rede; möchte selbst gern Pfarrer [27] sein, mehr Feiertage haben, als durch die brandenburgische Kirchenordnung eingeführt sind, während er selbst keine Feiertage hält und keine Predigt besucht. Daß er mich mit dem Dolch überlaufen, kann ich durch Herrn Pfarrer Lorenz zu St. Peter beweisen. Mit dem mit Landsknechten herumziehenden Vater des Pöckhans habe ich nichts zu schaffen, vielleicht aber der Wirth, um mir zu schaden. Daß er wuchert und schlechten Wein ausschenkt ist offenkundig.“ Beide Theile erhielten einen Verweis wegen ihrer Rachsucht, der Pfarrer überdies wegen seiner fortwährenden Streitigkeiten mit seinen Beichtkindern. Senior und Kustos des Kapitels Langenzenn hielten die Kirchenvisitation in Linden (1572) und theilten dem Abt Wunder folgendes Visitationsergebniß mit: „Die Klosterunterthanen in Linden führen ein solch gottlos Leben gegen das heilige Ministerium und das Wort Gottes, und befleißigen sich gegen ihren Pfarrherrn aller Undankbarkeit, Verachtung und Muthwillens, daß wir dergleichen nicht gehört. Es ist zu erbarmen, solches bei Christenmenschen zu erfahren. Zauberei, Winkeltänze, Rockenstuben, Fenstern, an Feiertagen reiten, fahren und arbeiten geschieht ungescheut und ungestraft. Und dieses bei so hellem Licht des Evangelii und bei so vielfältigen christlichen Mandaten. Des Schmötzers Weib ist in öffentlicher Bezichtigung der Zauberei. Die ganze Gemeinde klagt über den Wirth, daß er die Maas Wein, die ihn 12 Pfennige kostet, um 24 verkauft, und um 8 Pfennige ein Brot, das ihn 6 kostet.“ Der Abt eröffnete dieses seinem Vogt Köhn zu Neuhof mit dem Beifügen: „Wiewohl wir dir unserer gnädigen Herrschaft gedruckte Polizeivorschrift und wie du dich mit Metzgern, Becken und Wirthen zu verhalten, zugeschickt und befohlen haben, darob zu halten, so ist doch solches von dir die ganze Zeit her verblieben; daraus folgt, daß die Wirthe, sonderlich der zu Linden, Wein und Brot ihres Gefallens geben. Dazu werden Zauberei, Winkeltänze etc. ungescheut getrieben, wie die Visitatoren berichten. Wir befehlen dir, gegen die Verächter des göttlichen Wortes streng einzuschreiten, des Schmötzers Weib mit Gefängniß zu strafen etc.“ Dem Pfarrer war auferlegt worden, die durch [28] seine liederliche Haushaltung herbeigeführten Baumängel mit einem Aufwand von 5 fl. selbst wenden zu lassen. Auf ein Gesuch des Pfarrers, ihm diese 5 fl. zu erlassen und ihm sein Haus zu bessern, erwiderte der Abt: „Das Pfarrhaus wurde vor einigen Jahren auf Kosten des Klosters neu gebaut, vom Amtmann zu Neustadt, Friedrich von Lentersheim, als Jagdhaus benützt, dann aber wieder Pfarrhaus, aber durch Pfarrer Münchs liederliche Haushaltung so vernachlässigt, daß ihm die 5 fl. auferlegt werden mußten. Gleichwohl beschwert er sich fort und fort, obgleich sein Einkommen merklich gebessert worden ist, was aber bei seiner und seines Weibes liederlicher Haushaltung nicht reichen will. Ist sonach abzuweisen und zum besseren Haushalten anzuhalten.“ In einem Gesuch um 2 fl. zu Ofen- und Fensterreparaturen schrieb der Pfarrer: „Ich kann nicht bergen, daß mich die bösen Buben zum sechsten Mal angegriffen, bei mir eingebrochen, mir an 30 fl. Werth gestohlen und mit auch das übernächtige Stück Brot nicht gelassen haben, was insonderheit meine Kinder beweint, so daß ich des Morgens früh bei den Nachbarn einen Laib Brot hab müssen entlehnen. Ich sitze sammt Sieben zu Tisch.“ Am 13. Juli 1580 wurde der Pfarrer auf dem Heimwege von Mkt. Erlbach mörderisch überfallen und, nachdem ihm zwei Finger abgehauen waren, dermassen am Kopfe verwundet, daß er am siebenten Tage starb. Als der That verdächtig wurde Mich. Redel, ein wegen Ehebruchs bereits schlecht beleumundetes Subjekt, eingezogen und in Neustadt inquirirt.

Münchs Nachfolger war der bisherige Kaplan in Trautskirchen, Chph. Wittig, den sich die Gemeinde Linden zum Pfarrer erbeten hatte. Der Erklärungsgrund zu diesem Erbitten ist schwer zu finden, da, wie, nachher berichtet werden wird, Wittig schon in Trautskirchen übel beleumundet war, was der Nachbargemeinde Linden doch wohl bekannt sein mußte. Sein Verhalten war während seines vieljährigen Aufenthalts in Linden, wie zuvor in Trautskirchen, anstößig. In einem amtlichen Bericht des Klosterverwalters und des Richters an die Regierung im J. 1582 lautet das Urtheil über ihn: „Nimmt sich mehr um die Wirthshäuser [29] als um die Kirche und seine eigene Haushaltung an, vertrinkt Alles.“ Er selbst schildert seine Lage als kümmerlich: „Vier Morgen Pfarräcker am ipsheimer Wald sind wegen des Wildes in 24 Jahren nicht bebaut worden. Ungebretterte Stuben und Kammern im Pfarrhause. Schwerer Haushalt, neun Kinder. Weil das Dorf an der Landstraße liegt, großer Anlauf von Armen, Landsknechten, Handwerksgesellen.“ Eben so betrübend lauten die Berichte der Dorfmeister, z. B. vom Jahre 1581: „Der Abendmahlskelch ist des Nachts gestohlen worden. Unser Feldbau ist durch das Wild so herabgekommen, daß der Zehnt, welcher sonst für 26 Sra. verliehen wurde, jetzt kaum um 4 Sra. verliehen werden kann. Wir sind vom Wald umgeben, müssen Tag und Nacht hüten, können unsere Gült unmöglich schütten, müssen des Tags dieselbe Kleidung tragen, in welcher wir des Nachts unsere Felder vor dem Wild hüten. Unsere Armuth ist unaussprechlich.“ Die Klosterbeamten bestätigten die Wahrheit dieser Aussagen und legten Fürbitte bei den Räthen ein. Der Markgraf war abwesend. Inmitten dieses Elends: vieljähriger Prozeß der Heiligenpfleger gegen die Gemeinde Ipsheim über Wiese und Wald, Chikanen der Beamten und Edelleute. Der Prozeß war 1587 bereits im Gang und 1596 noch nicht beendigt. Weiteres über Linden im VII. Abschnitte.

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