Geschichte von Kloster Heilsbronn/Neuhof (Probstei Zenn)
« Mettelaurach | Geschichte von Kloster Heilsbronn |
Neuses (Probstei Zenn) » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
[[{{{WIKISOURCE}}}|{{{WIKISOURCE}}} in Wikisource]] | |||||
Neuhof an der Zenn in der Wikipedia | |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Nova Curia, an der Zenn, jetzt Pfarrdorf, vormals Filial von Trautskirchen, war, Heilsbronn selbst ausgenommen, der belebteste und besuchteste Ort auf dem Klostergebiete. Der 9. Abt Edelwinus erwarb schon während seiner ersten Regierungsjahre Güter an mehr als 30 Orten in verschiedenen Gegenden und säumte nicht, seinem Kloster den Besitz durch eine päpstliche Bulle sichern zu lassen. In dieser oben besprochenen Bulle von 1249 werden die 30 Orte namentlich aufgeführt, darunter Neuhof. Doch erhellt aus der Bulle nicht, ob diese Güter durch Schenkung oder durch Kauf erworben wurden, auch nicht, ob sie in liegenden Gründen, oder in Grundgefällen bestanden. Die damaligen Verhältnisse in Neuhof waren ähnlich wie die in Ketteldorf (s. dort). Auch in Neuhof wurde eine Kapelle erbaut, in welcher heilsbronnische Mönche fungirten, was aber, weil dadurch das Einkommen des Parochus in Trautskirchen geschmälert wurde, Konflikte hervorrief. Die Konflikte waren in Neuhof und Ketteldorf gleichzeitig und wurden auch gleichzeitig durch einen und denselben bischöflichen Erlaß beseitigt. Diesem II, 128 bei Ketteldorf mitgetheilten, an den 13. Abt Heinrich von Hirschlach gerichteten Erlaß des Bischofs Andreas von 1309 zufolge wurden die in Neuhof und Ketteldorf stationirten heilsbronner Mönche in ihr Kloster zurückgerufen, die beiden Kapellen als Filiale den Parochialkirchen in Trautskirchen und Großhaslach zugewiesen und der treffende Parochus angewiesen, seine Filialkapelle pflichtmäßig zu pastoriren. Daß Neuhof schon damals meist heilsbronnisch gewesen sein muß, erhellt daraus, daß der ebengenannte Abt i. J. 1312 die dortigen Güter in 12 Huben theilte und an 12 Mannen um jährliche Gült und Zins verlieh, jedoch nicht auf ewig, sondern nur auf sie und ihre Kinder vererbte. Eine oder die Mühle bei Neuhof erhielt der 16. Abt Gamsfelder (s. dort) i. J. 1337 durch Schenkung [340] von Konrad Lüdershusen. Zur Zeit desselben Abts (s. dort) verkauften i. J. 1342 die Burggrafen Johann II. und Albrecht der Schöne „ihre Güter, die sie zu Neuhof gehabt,“ an Friedrich Derrer zu Nürnberg. Der Kaufbrief kam ohne Zweifel deßhalb in das Klosterarchiv, weil diese Güter späterhin vom Kloster acquirirt wurden.
Durch welchen Grafen von Abenberg oder Burggrafen von Nürnberg dieses Kastrum an das Kloster gekommen ist, weiß Schreiber dieses nicht. Zuverlässig war es abenbergisches oder burggräfliches Eigenthum, welches aber in ähnlicher Weise, wie das Kastrum in Heilsbronn, an das Kloster gekommen sein muß. Das Kastrum in Heilsbronn kam, wie in den Beiträgen S. 54 ff. berichtet wurde, von drei abenbergischen Grafengeschwistern durch Kauf an das Kloster. Daß der Verkauf unter Vorbehalt des Fortgenuß- und Gebrauchsrechts geschehen sein muß, erhellt daraus, daß die Burggrafen und die nachfolgenden Kurfürsten und Markgrafen das Kastrum in Heilsbronn fortwährend wie ihr Eigenthum benützten, während alle Ausgaben für die Gäste und alle Baukosten vom Kloster bestritten wurden, worüber sich aber die Äbte nie als über eine widerrechtliche Auflage beschwerten. Gerade so verhielt sich’s mit dem Kastrum in Neuhof: die Burggrafen, Kurfürsten und Markgrafen gerirten sich dort wie in ihrem Eigenthum auf Kosten des Klosters, welches dieß Verfahren nicht nur nicht beanstandete, sondern vielmehr förmlich anerkannte. Nur dann vernehmen wir von Seiten der Äbte und Rechnungsteller Klagen, wenn das Kloster über Gebühr beschwert oder das Kastrum in Neuhof der Schauplatz von Schwelgereien wurde. Leider trat dieser Fall, wie nachher berichtet werden wird, oft ein. Neuhof war schon als Amts- und Gerichtssitz ein belebter und vielfach besuchter Ort. Ebenso auch als Haltstelle für Mann und Roß auf der Reise vom Kloster nach den Besitzungen in der Gegend von Uffenheim, Rothenburg und Würzburg und zurück. Der [341] Verkehr hin und her war immer sehr belebt. Dort rasteten, richteten und schlichteten die Äbte alljährlich bei ihren Baudungsreisen. Das meiste Leben brachten aber im Kastrum Jahrhunderte lang die alljährlich wiederkehrenden Einlagerungen der Burggrafen, Kurfürsten und Markgrafen mit ihren Frauen, Vasallen, Jägern, Rossen und Hunden. Dann glich das Thun und Treiben ganz dem im Burggrafenhause zu Heilsbronn. Das Kastrum wurde 1570 umgebaut; davon hernach. Wie das frühere Kastrum gestaltet war, kann nicht berichtet werden. Was es enthielt, ergibt sich theilweise aus dem „Status im Hof“, welchen die Pröbste ihren Jahresrechnungen bisweilen beifügten. Diesen Inventaren zufolge war zur Zeit der Kurfürsten Friedrich I. und Albrecht Achilles immer ein kleiner Waffenvorrath vorhanden: „2 stählerne und 9 eiserne Panzer, 7 Armbrust, 7 Puchsen, 12 Handpuchsen, 3 Hundskappen, 3 Paar Eisenhendschuhe, 4 Paar Kettenhendschuhe, stählerne Schurz, Koller, Streitaxt, Pfeile.“ 1450 heißt es: „Der Panzer sollen 5 sein: einen hat Hans Geyer, die andern hat der Strauß geliehen in die Reiß (Krieg).“ 1476 verausgabt der Probst 44 Talente pro 4 balistis mit Winden.“ An Utensilien verzeichnet das Inventar von 1483: „2 silberne Becher cum credenciis, 8 beschlagene Löffel, 26 Zinnteller, 3 große discos, 8 kleine Zinnteller, scutellas, cantaros, ollas aeneas et alia necessaria coquinae, lectistrinia, lintheamina, mensalia et manutergia pro necessitate domus.“ Den Status der Kapelle siehe unten bei Zennhausen.
Der erste Band der Mönchsrechnungen fehlt; daher kann über die Einlagerungen der Burggrafen des 13. Jahrhunderts nichts berichtet werden. Über die Einlagerungen der Burggrafen, Kurfürsten und Markgrafen im Kastrum zu Neuhof während der folgenden Jahrhunderte berichten die Rechnungen Folgendes: Burggraf Albrecht der Schöne verkaufte 1342, wie oben erwähnt, seine Güter in Neuhof an das Kloster. Fünf Jahre darauf, um Martini 1347, erscheint er und mit ihm ein Landgraf (von Hessen?) als Gast in Neuhof und Mkt. Erlbach. Die hieraus dem Kloster erwachsenen Kosten notirt der Abt Heinrich von [342] Hirschlach in der Bursariusrechnung ohne Jeremiade, ohne Randglosse, ohne Handweiser: ein Zeichen, daß der Burggraf Albrecht dem Kloster kein so theurer Gast war, wie so Mancher seiner Nachfolger. Sein unmittelbarer Nachfolger, Burggraf Friedrich V., hielt gleichfalls Maß und Ziel bei seinen Einlagerungen in Neuhof. Eben so dessen Söhne: Kurfürst Friedrich I. und Burggraf Johann, welche von 1435 bis 49 jährlich zwei- bis dreimal dort jagten. Auch der Bischof von Eichstätt wird wiederholt als mitanwesend bezeichnet. Bei der Anwesenheit des Kurfürsten i. J. 1438 lautet der Vortrag in der Rechnung: Pro domino Marchione in Nova Curia tempore electionis Regis (d. h. des Kaisers Albrecht II., welcher an Sigmunds Stelle 1437 zum Kaiser gewählt wurde). Im Jahr vor seinem Tode war der Kurfürst dreimal in Neuhof. Nach seinem Tode erscheinen seine Söhne alljährlich zur Hirschprunft und Schweinshatz daselbst, besonders Albrecht Achilles mit seinem Hofmeister (Ludwig von Eib), seinen Jägern, auch oft mit seiner Frau. 1453 empfing er ein „Badhemd und ein kleines Hemd“, wofür der Rechner 12 Talente verausgabte. Das Badehemd blieb nach gemachtem Gebrauche Klostereigenthum und wurde daher 1458 im Status des Probstes unter dem vorhandenen Linnenzeug als Inventarstück mitaufgeführt. Mit Albrecht Achilles, dem Träger des Hemds, beginnen die Klagen der Rechnungssteller über inordinatas exactiones domini Marggravii. Während der 46jährigen Regierung des Kurfürsten kommt nur selten ein Jahr vor, in welchem er nicht in Neuhof jagte. Die darauf bezüglichen Rechnungspositionen lauten z. B. „1460 pro domino Marchione et uxore ejus in der Prunft in Nova Curia 131 talenta; Gastung der Jäger 10 Wochen lang 200 Talenta; 1461 7 Wochen lang; 1482 per 5 noctes et filiis ejus per 2 noctes 403 talenta et 60 Sra. Haber.“ Aehnlich lauten die Rechnungspositionen fast alljährlich. 1476 begleiteten den Kurfürsten zur Hirschprunft nach Neuhof seine Gemahlin und die Königin von Dacien. 1481 schrieb er während seines Aufenthalts daselbst unterm 21. Sept. einen Brief an den Kaiser Friedrich III., der [343] sich oft nicht zu rathen wußte und dann beim Kurfürsten sich Raths erholte. Dießmal handelte sich’s um Aufbringung von Geld und Truppen im Türkenkriege und um den jüngst in Nürnberg gehaltenen Reichstag. Der Schreiber ertheilte nun von „Newenhove“ aus seine Rathschläge und schloß sein Begleitschreiben mit den Worten: „Solches ich Ew. Gnaden zugeschickt, auf daß E. G. Wissen von mir hab, damit Ihr mich eigentlich findet und erkennt als den alten getreuen Albrechten und kein Anderes von mir glaube.“ (Minutoli, kaiserl. Buch, Seite 14.) Die ebenbezeichneten Ausgaben für Gastung waren nur die Baarausgaben, pro expensis, nur ein kleiner Bruchtheil von dem Gesammtaufwand von Wein, Schlachtvieh, Getreide, Butter und Anderem, was der Probst nicht zu kaufen brauchte. 1463 kamen zu den Baarausgaben und Naturalleistungen für Gastung noch 300 Goldgulden, welche der Probst zu den in den Beitr. S. 104 besprochenen, dem Kurfürsten auf Nimmerwiedergeben dargeliehenen 2000 Goldgulden beitragen mußte. Die Bewirthung der Einlagerer war einfach, aber reichlich: Fleisch, Hühner, Fische, Lebkuchen, vor Allem Wein. Das Brot wurde nicht an Ort und Stelle, sondern in der Klosterbäckerei zu Heilsbronn gebacken und nach Neuhof geschafft. Diese Brotlieferungen waren in jedem Jahre bedeutend. 1446 lieferte die Klosterbäckerei 325 Simra Korn, zu Brot verbacken, nach Neuhof ab, und zwar 8 Sra. für die Arbeiter bei der Weinlese, 83 Sra. bei der Heu- und Grummeternte (ad primum et secundum fenum) und 234 Sra. für die Einlagerer und den übrigen Haushalt des Probsts.
Der Kurfürst Albrecht Achilles starb 1486. Sein ältester Sohn Johann erbte das Kurfürstenthum Brandenburg, siedelte nach Berlin über und jagte nicht mehr in Neuhof, wie bei Lebzeiten seines Vaters. Desto häufiger aber jagten dort seine Brüder Friedrich und Sigmund, Markgrafen von Ansbach und Kulmbach, Sigmund bis zu seinem Tode (1495), Friedrich bis zu seiner Depossedirung durch seine Söhne (1515). Über Friedrichs Thun und Treiben in Neuhof siehe Beitr. S. 111 und 112. Das dort aus den Rechnungen von 1497 und 1512 [344] Mitgetheilte soll hier nicht wiederholt werden. Nur ist beizufügen, daß während der fast dreißigjährigen Regierungszeit Friedrichs nicht nur in diesen beiden Jahren, sondern in allen übrigen von 1486 an die Rechnungspositionen und Randbemerkungen ähnlich lauten, z. B.: „Marchioni Friderico in der Prunft per 5 noctes 422 talenta, venatoribus ejus 237 t. 41 Sra. Haber. Ex parte Sigismundi in der Schweinshatz per 3 noctes et nobilium suorum per 8 noctes etc. Expensae praepositi Novae Curiae pro Marchione Friderico 219 fl., 47 Sra. Haber, praeter damna vinearum in aliisque illata, quae non parva fuerunt. Deus sua clementia et misericordia protegat in eum sperantes.“ Die Jahre 1505 und 1510 waren die einzigen, in welchen sich Friedrich bewegen ließ, Neuhof nicht heimzusuchen (s. Beitr. S. 119 u. 122). Sein Sohn und Nachfolger Kasimir lagerte sich mit seinen Schwestern und 60 Pferden im Sept. 1515 in Neuhof ein, „ut bacchia celebret“, sagt der Bericht erstattende Abt. Wie die Feier durch den Tod der Tante Barbara unterbrochen wurde, siehe Beitr. Seite 127. Der Markgraf Georg, Kasimirs Bruder, jagte gleichfalls oft in Neuhof. „Ist in diesem Jahr zweimal hier gewesen, auf der Hirschbrunft und Schweinshatz; 28 Gulden, 6 Fuder Wein.“ Im Jahr vor seinem Tode lautet der Bericht: „Waren Sr. Gnaden Wildmeister mit 240 Personen und 201 Pferden hier. Hab ich gespeist von Jakobi 1542 bis Walpurgis 1543 522 Personen und gefüttert 301 Pferde.“ Der Markgraf Albrecht Alcibiades, der unruhige Stammgast im Kastrum zu Heilsbronn, gab eine besondere Jägerordnung für Neuhof und jagte gleichfalls oft daselbst. Im Spätsommer 1549 (auch im folgenden Jahre) schickte er seinen Hauptmann Friedrich von Lentersheim mit Jagdgefolge dahin. Als dabei die vorgeschriebene Jägerordnung nicht eingehalten wurde, zeigte der Vogt Schadmann zu Neuhof dem Abt Wirsing beschwerend an: „Der Jägerordnung zufolge sind des Herrn Markgrafen Jäger und Hunde während des Jahres 14 Tage lang in Neuhof zu unterhalten. Deß weigere ich mich nicht, auch wenn sie etliche Tage länger bleiben. Nun aber will [345] der Jägermeister des Herrn Hauptmanns seine Jäger und Hunde zur Fastenzeit 10 Tage lang hier einlagern, deß ich mich beschwere, weil es wider die Jägerordnung ist.“ Gleichzeitig trugen die Neuhofer und andere Amtsangehörige dem Abt beschwerend vor: „daß sie nun, wider alten Brauch, die Garne bis Dürrnbuch und weiter führen müßten.“ Oben beim 30. Abt Wirsing wurde berichtet, daß in diesem Jahre (1549) Einlagerer von ganz anderer Art auf fürstlichen Befehl in Neuhof bewirthet werden mußten, nämlich 6 Mönche, welche der Markgraf Albrecht über Neuhof nach Heilsbronn sandte, um in Folge des kaiserlichen Interims das Kloster zu restauriren. Bei dem verheerenden Kriegszuge Albrechts i. J. 1552 blieb Neuhof ziemlich verschont, da es, wie oben beim 31. Abt Heberlein berichtet wurde, auf Ansuchen des Abts vom Markgrafen eine Schutzwache erhielt.
Öfter als Albrecht Alcibiades kam sein Nachfolger Georg Friedrich mit Gefolge in das Kastrum Neuhof. „Auch tragen sich deß Orts mit Ab- und Zureiten übermäßige Gastungen zu, das vorhin nicht gewesen,“ lautete der Bericht von 1564. Wunder, der letzte Abt, mußte sich in alles fügen und den Markgrafen gewähren lassen. Dieser dekretirte i. J. 1562: „Der an die Stelle des Probsts getretene Vogt soll zugleich Förster sein. Das von den vormaligen Pröbsten in eigener Regie bewirthschaftete Gut in Neuhof soll man gegen Reichung von Handlohn und Gefällen vererben, nur die Wiesen in eigener Regie behalten. Der Kaplan von Trautskirchen, welcher den Sonntagsgottesdienst in Neuhof besorgt, soll nicht mehr beim Vogt für drei Batzen gespeist werden, sondern 6–8 fl. erhalten.“ Die Gottesdienste wurden nach Oktroyirung der Reformation auch in Trautskirchen und Neuhof im lutherischen Sinne gehalten. Über den unbrüderlichen Verkehr zwischen den evangelischen Brüdern in Trautskirchen und Neuhof siehe oben Abschn. VI, 7. Inzwischen wurde in Neuhof fortwährend fleißig gejagt. Im Sept. 1570 beauftragte der Abt seinen Vogt Koen in Neuhof für die von Georg Friedrich anberaumte Schweinshatz Vorräthe bereit zu halten: 13 Sra. Haber, 2 Ochsen, Schafe, Fische, Brot, Aas für die Hunde; [346] von Heilsbronn aus werde er Bier senden nebst 100 fl. zum Ankauf von Wein.
In demselben Jahre 1570 verordnete Georg Friedrich den Umbau des Kastrums zu Neuhof auf Kosten des Klosters. Der Bau wurde auf 4000 fl. veranschlagt. Allein schon im ersten Jahre beliefen sich die Ausgaben auf 5951 fl. Die heilsbronnischen Unterthanen um Neuhof sollten, nach dem Willen des Markgrafen, auf eigene Kosten das Bauholz führen; sie remonstrirten aber dagegen beim Abt, da sie durch Fuhren mit Wild und Jagdzeug schon genug beschwert seien. Da die disponibeln Mittel des Klosters bei Weitem nicht ausreichten, so wies der Markgraf den Abt an, die weiter erforderlichen Tausende zu entlehnen und das Darlehen aus den Einkünften der Probstei Neuhof nach und nach zurückzuzahlen. Der Bau war nach drei Jahren vollendet, worauf der Abt auf fürstlichen Befehl dem Vogt Koen ein Inventar über alles Vorhandene übergab. Das Inventar gibt keinen Aufschluß über die Dimensionen des Kastrums, wohl aber über die innere Einrichtung und Ausstattung. Es waren in den beiden Stockwerken 13 Wohnzimmer, 11 daranstoßende Schlafzimmer und 10 Karren (kleinere Gemache). A. In dem einen Stockwerk waren 7 Wohnzimmer, nämlich 1. das Fürstengemach, darin ein steinerner Tisch, ein schlechter Tisch, ein Schenktischlein, ein Gießfaß, ein zinnerner Kupferling und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daran eine schöne Himmelbettstatt; in dem Karren daneben ein Bett, ein Strohsack, ein Tisch und ein Nachtscherben. 2. In der Fürstin Stube ein grüner Tisch, ein Schenktischlein, ein zinnernes Gießfaß, ein zinnerner Kupferling und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daneben keine Bettstatt, denn allein ein Anschlagtischlein und zwei Nachtscherben von Zinn. 3. In der Stube bei der Altane zwei Tische, ein Schenktischlein, ein zinnernes und ein kupfernes Gießfaß und ein zinnerner Kupferling; in der Kammer dabei eine Himmelbettstatt; in dem Karren dabei ein Bett mit Strohsack; in dem andern Karren deßgleichen. 4. In der Ritterstube zwei Fürstentafeln, ein Credenztisch, drei schlechte Tische, ein Anschlagtischlein, [347] ein messinger hangender Leuchter, ein zinnernes Gießfaß, ein kupfernes Handbecken und ein zinnener Kupferling. 5. In der hintern Stube, ein Schenktischlein, ein zinnerner Kupferling; in der Kammer daneben eine Himmelbettstatt; im Karren ein Bett mit Strohsack. 6. In der vordern Eckstube zwei Tische, ein Schenktisch, ein Gießbehälter mit Zinn beschlagen, ein zinnene Aichel und ein zinnerner Kupferling; in der Kammer daneben eine Himmelbettstatt; im Karren etc. B. Im obern Stock waren 6 Wohnzimmer: 1. In der vordern Eckstube ein Tisch, ein zinnernes Gießfaß und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daneben eine halbe Himmelbettstatt; im Karren etc. 2. In der Kanzleistube ein Tisch, ein Gießfaß und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daneben eine Bettstatt. 3. In der hintern Eckstube zwei Tische und ein kupfernes Gießfaß; in der Kammer eine halbe Himmelbettstatt; im Karren etc. 4. In der obern Eckstube über der Altane zwei Tische, ein zinnernes Gießfaß und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daneben eine halbe Himmelbettstatt; im Karren daneben etc. 5. In der mittlern Stube ein Tisch, ein zinnernes Gießfaß und ein kupfernes Handbecken; in der Kammer daran ein Bett; im Karren etc. 6. In des Kämmerers Gemach in der Stube zwei Tische, ein zinnernes Gießfaß und ein kupfernes Handfaß; in der Kammer daneben eine Bettstatt mit halbem Himmel; im Karren daneben etc. Ferner waren in dem Inventar verzeichnet: 60 Vorbänke (Stühle?), 24 Leuchter von Messing, Kannen und Teller von Zinn, 135 Pfund schwer, 38 Schüsseln von Blech, 40 Tischtücher, 69 Bettziehen und Luthers Hauspostille. Die oben im Status des vormaligen Kastrums vom Probst verzeichneten silbernen Utensilien finden sich in dem soeben mitgetheilten Inventar nicht mehr. Hundert Jahre später wurde der Thurm am Kastrum wegen Bußwürdigkeit abgetragen und die darauf befindliche Uhr sammt zwei Glöcklein nach Heilsbronn verbracht.
Der Personalstand im Kloster war 1544 so vermindert, daß von den noch vorhandenen Mönchen keiner mehr auswärts verwendet werden konnte. Man stellte daher zur Verwaltung der [348] Probstei weltliche Personen, Vögte, an, ließ dieselben aber außerhalb des Kastrums wohnen und hielt dieses verschlossen, wenn nicht der Markgraf mit seinem Anhang anwesend war. Die letzten Pröbste von Neuhof, sämmtlich in Heilsbronn begraben, waren folgende: 1. Johann Körner aus Abenberg, 52 Jahre lang Mönch in Heilsbronn, von 1476 bis 1500 Probst in Neuhof, starb 1506. 2. Wolfgang Rösner, nur 2 Jahre lang Probst. 3. Johann Muratoris (Maurer) aus Gunzenhausen, Probst bis zu seinem Tode, starb 1507. 4. Johann Wenk aus Ansbach, Probst bis 1510, nachmals der 26. Abt. 5. Joh. Mack aus Spalt, erst Kantor, dann Probst, starb 1519 im hohen Greisenalter. 6. Nikol. Kastner aus Kadolzburg, 15 Jahre lang Probst, starb 1534. 7. Joh. Hegwein aus Nürnberg, oben oft genannt, Probst bis zu seinem Tode, starb 1540. 8. Hans Kastner, 1544 der letzte Probst. Der bei Nr. 6 Genannte veranstaltete i. J. 1526 ein harmloses Schützenfest, zu welchem er durch folgendes Schreiben einlud: „Ich Nikolaus Kastner, Probst zu Neuhof, entbiete euch Schützenmeistern und Schießgesellen zu Onoltzbach mein freundlich Dienst zuvor und thue euch zu wissen, daß ich auf Ansuchen etlicher guter Freunde ein Gesellenschießen mit dem Armbrust, 75 Schritte weit in ein Zirkelblatt, auf nächsten Samstag St. Michaelistag allhier zu Niewenhoff zu halten vorgenommen, zu welcher Gesellschaft ich aus gutem Willen einen Gulden in Gold zu geben bewilligt habe, dazu aufs Wenigste noch zwei Gulden nach Gefallen der Schützenmeister und Siebener gemacht, also daß das Beste drei Gulden würde sein, das Zweite zwei Gulden, die folgenden Gewinne Zinngeschirr und Einlagen. Ist derhalben mein freundlich Bitten, ihr wollet auf gemeldten Tag zu rechter Zeit hier erscheinen und solch Gesellenschießen um zwölf Uhr helfen anfangen. Und ob sich gleich Regen oder ander Ungewitter begeben würde, werden doch die Schützen trocken sitzen, deßgleichen die Poltz auch trocken stecken. Und wollet guter Gesellschaft und mir zu Gefallen solche Kurzweil helfen fröhlich vollbringen.“
[349]
Die Abschn. VI, 7 besprochenen Konflikte zwischen den Adeligen in Trautskirchen und dem Kloster Heilsbronn, zwischen der Parochialkirche Trautskirchen und der Filialkapelle Neuhof dauerten fort, auch nachdem alle diese Genannten lutherische Glaubensbrüder geworden waren. In Folge eines Kirchenvisitationsbescheids erhielt der Pfarrer Crämer in Trautskirchen den Auftrag, anstatt seines altersschwachen Kaplans Hetzer den Gottesdienst in Neuhof zu besorgen; dem widersetzten sich aber die Adeligen in Trautskirchen. Dagegen trugen Dorfmeister und Gemeinde von Neuhof dem Abt Wunder beschwerend vor: „Dem Herrn Pfarrer Crämer ist von den Visitatoren auf unser Ansuchen auferlegt worden, weil Herr Hetzer alt und gebrechlich ist, je am dritten Sonntag in Neuhof zu predigen und den Katechismus zu lehren; das ist er zu thun schuldig, da wir zu seiner Pfarrei gehören. Eine Zeitlang hat er es gethan, nun aber nicht mehr. Wir bitten, ihn dazu anzuhalten, damit durch ihn und den Schulmeister, mit dem wir zufrieden sind, die christliche Jugend erzogen werde.“ In einer späteren Klageschrift beschwerten sich die Neuhöfer darüber, daß bei Verleihung der Kirchenstühle zu Trautskirchen die Seckendorfischen Unterthanen vor den Neuhof-Heilsbronnischen bevorzugt würden. Dazwischen kam es auf der Emporkirche zu Prügeleien, weil ein Neuhofischer Knecht mehr Platz beanspruchte, als ein Seckendorfischer. Unter solchen Dissidien wurde das 16. Jahrhundert geschlossen und das 17. begonnen. Noch schlimmer wurde es durch Kapläne, die von Trautskirchen aus in Neuhof den Gottesdienst besorgten, nach demselben zechten und Ärgerniß gaben, namentlich der Kaplan Ziegler, welcher in der Trunkenheit obscöne Auftritte und Raufhändel herbeiführte, sich mit gemeinem Volke einließ und daheim seine Frau mißhandelte, so daß die Nachbarn des Nachts aus dem Schlafe geweckt wurden. 1619 wurde er seines Amtes entsetzt. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, beschloß man, in Neuhof eine eigene Pfarrstelle zu errichten und die Kaplanei in Trautskirchen aufzuheben. Die Verhandlungen wurden 1617 begonnen und [350] 1621 beendigt. Die dabei Betheiligten erscheinen meist in keinem günstigen Lichte. Der neuernannte erste Pfarrer von Neuhof, Leonhard Künstock, war aus dem Papstthum übergetreten, daher aus der Oberpfalz vertrieben, vom Konsistorium zu Onolzbach aufgenommen, „ein guter gelehrter Mann, aber alt und blöden Gesichts.“ Er sollte, nach dem Beschluß des Konsistoriums und des Pfarrers Gg. Kremer von Trautskirchen, bis zur Ausmittelung einer Wohnung in Neuhof, vorerst im Kaplanshause zu Trautskirchen wohnen, konnte aber nicht einziehen, da der abgesetzte Kaplan Ziegler nebst Familie die Herberge nicht räumen wollte. Die Gemeinde Neuhof, der Vogt Bitthäuser daselbst und die Beamten zu Heilsbronn remonstrirten gegen obigen Beschluß und wollten, daß Künstock in Neuhof wohnen sollte. Dagegen remonstrirte der Pfarrer Kremer und stellte dem Konsistorium vor: „Der Vogt und mit ihm der Junker (von Seckendorf) zu Trautskirchen, haben es darauf abgesehen, daß das Kaplaneihaus geräumt werde, damit der Junker es kaufen und ein Wirthshaus daraus machen könne. Der Vogt nimmt seinen Amtsbefohlenen widerrechtlich Getreide und Geld ab, ist Tag und Nacht toll und voll, geschwind mit der Faust, hat mich schon oft bedroht, was mir mit Weib und kleinen Kindern leicht Unheil bringen kann, so daß ich bitte, mich aus dem Kapitel wegzuversetzen.“ Dem entgegen beantragten die Beamten zu Heilsbronn: „das baufällige Kaplaneihaus in Trautskirchen zu verkaufen für bereits angebotene 750 fl., dafür ein in Neuhof für 560 fl. angebotenes Haus zur Pfarrwohnung zu kaufen und den Überschuß von 190 fl. zur Dotation der neuerrichteten Pfarrstelle zu verwenden.“ Dieser Antrag wurde vom Markgrafen Joachim Ernst 1621 genehmigt, die Selbstständigkeit der Pfarrei Neuhof bestätigt und zugleich verfügt, daß der Meßner und Todtengräber in Neuhof dem Pfarrer in der Feldarbeit gegen Taglohn an die Hand gehen soll. Das acquirirte Haus wurde noch in demselben Jahre 1621 auf Kosten des Klosteramts Heilsbronn für 60 fl. zur Pfarrwohnung eingerichtet, von Künstock bezogen und von ihm noch sieben Jahre lang bewohnt. Ihm folgte 1629 Johann [351] Otto, zuvor Diakonus in Kitzingen, in Folge des 30jährigen Krieges mit Weib und Kindern von dort vertrieben. Zehn Jahre vor Errichtung der Pfarrei war das Kirchlein zu Neuhof baufällig geworden. Die Ortseinwohner baten 1607 durch das Verwalteramt Heilsbronn bei der Regierung um Reparatur und Erweiterung. Die Regierung verlangte Kostenvoranschläge, von den Pfarrgenossen Spann- und Handdienste und freiwillige Beiträge, von der Kirchenstiftung Trautskirchen einen Beitrag. Der Gutsherr in Trautskirchen operirte aber dagegen und forderte seine Unterthanen auf, nichts beizutragen. Über diesen Verhandlungen gingen vier Jahre hin, am Dach und Gemäuer stürzte hier und da ein Stück ein, die Gottesdienste wurden unterbrochen, die Eingesessenen drohten, bei längerer Verzögerung der Reparatur ihre gezeichneten Beiträge zu verweigern. 1612 wurde endlich reparirt und dabei das Material von der in Zennhausen (s. dort) abgebrochenen Kapelle benützt. „Bei den Eingepfarrten hat der Vogt so viel mit gutem Willen erlangt, daß sie 105 fl. 3 Ort zuschießen und die Frohn ohne Belohnung verrichten wollten.“ Das ruinose Kirchlein war 50 Fuß lang und 40 breit. Die Reparaturkosten beliefen sich auf 836 fl. 1/2 Ort, 23 dl. 1613 wurde das restaurirte Kirchlein durch Predigt eingeweiht. Gegen Ende des Jahrhunderts brannte es ab, wobei Uhr und Glocken zerschmolzen; Uhr und Glocken wurden daher 1697 von der Katharinenkirche zu Heilsbronn nach Neuhof transferirt.
Schule, Schulhaus, Lehrerbesoldung waren im Reformationszeitalter noch nicht vorhanden. Der jeweilige Schreiber der Pröbste und Vögte unterrichtete nebenbei die Kinder und bezog dafür das Schulgeld, übrigens als Lehrer keine weitere Remuneration. Den Unterricht ertheilte er bald in diesem, bald in jenem Hause; die Klosteramtskasse bezahlte den Hauszins. Die Vögte waren ziemlich unbeschränkt bei der Wahl ihrer Schreiber. Der Vogt Bulbeck nahm als Schreiber seinen eigenen Sohn, amtirte mit diesem nach Gefallen, ließ aber keinen Schulunterricht mehr [352] ertheilen. Diese Mißstände zu beseitigen, berichteten die heilsbronner Beamten 1591 an den Markgrafen: „Der Vogt Bulbeck hat seinen gewachsenen Sohn als Schreiber angenommen und sich mit diesem das Amt zu regieren unterstanden. Der Schulunterricht ist eingestellt. Wollten wir wieder einen Schulmeister in der vorigen Weise haben, so würden wir bei dem Vogt keinen Gehorsam finden, da er Niemand neben sich leidet, der ihm in das Spiel sieht. Der Mangel eines Schulmeisters ist bei der Jugend und bei der Kirche zu spüren. Wir bitten daher um Abhilfe.“ Dieser Bitte entsprechend wurde als Gegenschreiber und Schulmeister Leonh. Hofmann aus Merkendorf angestellt. Er war einer der 100 Alumnen, welche 1582 bei Errichtung der heilsbronner Fürstenschule in diese aufgenommen wurden, eignete sich aber nicht für akademische Studien. „Ich bin – schreibt er selbst – von Jugend auf in der löblichen Fürstenschule zu Heilsbronn auferzogen und wegen stetiger Leibesschwachheit von der Schule genommen und erstlich zu einem Schulmeister, die liebe Jugend im Kloster selbst und daselbst herum zu unterrichten, verordnet worden, hernach aber nach Neuhof transferirt, allda mir neben der Schule auch die Schreiberei befohlen. Ich bin ein schwacher und blöder Mensch, der wegen Mängel und Gebrechlichkeit in das Ministerium mich zu begeben oder sonsten großer Unruhe und Schulmühe vorzustehen, nicht vermag.“ Nachdem Hofmann vom Klosteramt eine Addition von 6 fl. und 1 Sra. Korn erhalten und 25 Jahre lang fungirt hatte, beantragte er i. J. 1615 die Erbauung eines bisher nicht vorhandenen Schulhauses, indem er vorstellte: „Es ist hier keine Wohnung für die Schule; ich muß mit derselben hin- und wiederziehen und die Herrschaft zahlt den Hauszins. Mein Vorschlag ist, das Kalterhaus zum Schulhaus einzurichten.“ Es ist vorhin bemerkt worden, daß man um diese Zeit aufgehört hat, in Neuhof Wein zu bauen. Der Vogt in Neuhof und der Klosterverwalter in Heilsbronn unterstützten bei der Regierung den Vorschlag unter Beifügung eines Kostenanschlages zu 147 fl. Nach Hofmanns Tod bewarben sich (1622) um seine Stelle Martin [353] Bulbeck von Uehlfeld, gewünscht von der Gemeinde, Heim, Schulmeister in Seukendorf, vormals Thorwart, empfohlen vom Pfarrer und Dekan, und Pleck, Schulmeister zu Langenzenn, empfohlen von den Beamten in Heilsbronn. Das Konsistorium befand die zwei Ersten nicht tüchtig genug. Um 1630 erscheint als Gerichtsschreiber und Schulmeister J. Striegel, um 1640 Kasp. Seligmann, um 1646 Waldmann von Hall, ein Theologe. Bei ihrer Verpflichtung in Heilsbronn wurde ihnen eröffnet: „Ihr sollt mit handgebender Treue und einem leiblichen Eid bestätigen, daß ihr den beiden Herren Markgrafen zu Bayreuth und Onolzbach treu sein, des Klosters Vogtei Neuhof Nutz und Frommen befördern, die Gegenschreiberei fleißig besorgen, die Protokolle führen, den Schuldienst betreffend euch der Gottesfurcht befleißigen, keine andere Religion, als die der unveränderten augsburgischen Confession euch belieben lassen, euch gemäß der brandenburgischen Kirchenordnung und des verordneten Pfarrers Befehl erzeigen, den Schulkindern mit guten Exempeln vorgehen, dieselben treulich im Lesen, Schreiben, Rechnen, auch Ueben des Catechismus, die Jugend zum Gesang eifrig anhalten, damit sie in der Kirche und bei Begräbnissen den Chor zieren und versehen, daran der liebe Gott und gnädige Herrschaft ein Gefallen und die die Kirche und Schule besuchen eine sonderbare Freude haben; zu rechter Zeit die Kirchenactus, Geläute und Uhr bestellen, den Kirchenornat in guter Obacht halten und schließlich Alles thun wollt, was einem getreuen Gegen- und Gerichtsschreiber und frommen Schulmeister zu thun gebührt. Da ihr nun diesem gedenkt nachzukommen, so hebt zwei Finger auf und sprecht: Dem will ich wahr und fest und unverbrüchlich nachkommen, so wahr mir Gott helfe.“ Es ist vorhin bereits bemerkt worden, daß seit 1591 der Gerichtsschreiber und Schulmeister nicht mehr nur eine Kreatur des Vogts, sondern ein den Vogt kontrolirender Nebenbeamte war. Um 1667 wohnte der Gegenschreiber und Schulmeister Clemm im Amthause, da das Schulhaus abgebrannt war, der Vogt Schenk in seinem eigenen Hause.
[354]
In diesem Kriege litt Neuhof weniger, als mancher andere Ort. Das Kastrum oder Schloß diente gewöhnlich als Hauptquartier, was den Ort gegen Verwüstung durch Feuer schützte. Erhielt Heilsbronn für theueres Geld mehr als einen Mann Schutzwache, so wurde einer nach Neuhof abgegeben. Die ersten sechs Kriegsjahre gingen ohne große Drangsale vorüber. Als sich die Durchzüge mehrten, bildeten die Eingesessenen im Amte Neuhof eine Sicherheitsmannschaft. Die Beamten von Heilsbronn reisten stets mit Eskorte nach Neuhof. 1625 mehrten sich die Drangsale: Graf Wolf von Mansfeld mit Reiterei quartirte in Oberschlauersbach, Oberst Kratz in Kleinhaslach. Dann folgte das Schlittische Regiment. Kroatische Reiter plünderten in den heilsbronnischen Ortschaften, besonders in Lentersdorf, Andorf und Schlauersbach. Täglich kamen von dorther Unterthanen nach Heilsbronn, jammernd über Schädigung durch die Soldaten und durch das Wild. Beständig gingen Brotlieferungen von Heilsbronn nach Neuhof. 1626 Durchzüge und Gewaltthätigkeiten. 1627 lagerte dort eine Zeitlang der Markgraf Hans Görg. In den zunächst folgenden Jahren ging es leidlich. 1631 viele Durchzüge: erst das Göltzische Regiment, theils in Neuhof selbst, theils auf dem Berge gelagert; Truppen des Grafen H. W. von Solms; vom 20. bis 28. März Durchzug der schwedischen Armee. Der Vogt Meier berichtete, daß ihm von den Tillyschen Truppen 658 fl. aus der Amtskasse geraubt worden seien. Zehn Jahre darauf dekretirte die Regierung: „Der Vogt hat unvorsichtig gehandelt, an einem offenen Flecken so viel Geld zu behalten; culpa ex mora; daher sind 200 fl. von der Wittwe und den Amtsbürgern zu ersetzen.“ 1632 schwedische, weimarische, sperreuthische, vom 19.–29. März tillysche Truppen. 1633 während des ganzen Sommers Durchzüge und Einquartierungen, wobei in und um Neuhof die Freunde ebenso hausten, wie die Feinde. 1634 Kroaten in Mkt. Erlbach, Wilhermsdorf, Neuhof etc.; die Bewohner entflohen, theilweise nach Ansbach. 1634 Durchzug der Buttlerischen Armee; die Wiesen um Adelsdorf [355] konnten nicht gemäht werden. 1641 am Charfreitag in Neuhof Neumarkische Truppen unter Oberst Creuz. 1645 gab Heilsbronn einen Sauvegardisten nach Neuhof ab. Da dieser aber nur den Flecken schützen konnte, so suchten die Bewohner der umliegenden Weiler Schutz in den Wäldern. Im Oktober und November 1645 hausten die Truppen des Generals Gallas im Flecken und in der Umgegend, wie seit dem Tillyschen Zuge nicht mehr geschehen. Im Schlößlein quartierte Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich mit seinem Generalstab; es mußten täglich tausend Pferde gefüttert werden. Im August 1646 war es um Neuhof ganz still. Im April und Mai 1647 lagen Wrangelische Truppen in der ganzen Gegend, raubten das Vieh auf den Feldern, gaben es aber zurück gegen 6 bis 10 Thaler Lösegeld. Im amtlichen Bericht über das Winterquartier von 1647/48 heißt es: „Die Dörfer, Kirchen, Mühlen von Trautskirchen bis Windsheim sind ruinirt. Die Soldaten brechen alles Eisen aus den Häusern, zerhauen die Thore um der Nägel willen, führen diese auf Schubkarren oder Schlitten nach Windsheim zum Verkauf.“ Diese Truppen standen unter dem kaiserlichen Oberst Rübland in Windsheim, welcher vom Amte Neuhof unerschwingliche Kontributionen forderte und seinen Soldaten jene Gewaltthaten gestattete, worauf der Markgraf Albrecht ihm nachdrücklich insinuirte: „vom Kaiser und vom Kurfürsten von Bayern sei zwar das Fürstenthum Onolzbach als Winterquartier angewiesen, aber vom kaiserlichen Oberkommissär jedem Soldaten seine tägliche Ration festgesetzt worden.“ Auch im Friedensjahre war noch kein Friede. Im Oktober erbat sich das Amt Heilsbronn von Wrangel’s Leibgarde vier Sauvegardisten, von welchen zwei nach Neuhof und Wilhermsdorf abgegeben wurden. Neuhof blieb während des ganzen Krieges vom Feuer verschont; nur das Haus der Schafmeisterswittwe brannte ab. Gleichwohl lautet der amtliche Bericht am Ende des Krieges traurig genug: „Von 35 Anwesen des Ortes 24 öde, die Mühle ausgestorben und eingefallen.“ Bezüglich des Amts Neuhof, – ehedem das ergiebigste auf dem ganzen Klostergebiete – berichtet der Vogt schon 1645 [356] am Jahresschluß: „Die Unterthanen sind so verderbt, daß ich fast gar nichts an das Klosteramt Heilsbronn habe abliefern können.“ In einem andern Jahresberichte heißt es: „Heuriges und ferntiges Jahr ist keine Metz Getreide aus dem Amt Neuhof in das Kloster geliefert worden, da doch die Herrngült ohne die Zehnten auf 355 Sra. Korn, 12 Sra. Waizen und 206 Sra. Haber hiebevor sich hat erstreckt.“
« Mettelaurach | Geschichte von Kloster Heilsbronn |
Neuses (Probstei Zenn) » | |||
[[{{{WIKISOURCE}}}|{{{WIKISOURCE}}} in Wikisource]] | |||||
Nach Wikipedia-Artikel suchen | |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|