99) A. Philalethes aus Laodikeia (Cael. Aur. M. A. II 74), Schüler des Asklepiades (Theod. Prisc. IV 315 b Ald.), jüngerer Zeitgenosse des Strabon (XII 580), war Nachfolger des jüngeren Zeuxis als Haupt der zu Strabons Zeiten zwischen Laodikeia und Karura gestifteten Schule der Herophileer (Strab. a. a. O.). Seine Schüler waren Demosthenes Philalethes und Aristoxenos (Galen. VIII 726f. 746). Von seinen drei Schriften Περὶ τῶν ἀρεσκόντων τοῖς ἰατροῖς in mindestens 5 Büchern, in der er ausführlich die Pulslehre behandelte und zwei Erklärungen des Pulses gab (Galen. XII 726. VIII 725; vgl. Diels Doxogr. 185f.; Über das physik. System des Straton, Sitzungsb. Akad. Berlin 1893, 101ff.), de semine (Theod. Prisc. a. a. O.) und Περὶ τῶν γυναικείων in mindestens 2 Büchern (Sor. de morb. mul. 212. 240) sind nur Bruchstücke erhalten. Mittel von ihm stehen bei Galen. XII 557. 580. XIV 510.
99) (Zu S. 1459, 47). Alexander Philalethes war Herophileer und als solcher Gegner des Erasistratos; doch hat er gelegentlich auch Dogmen des Herophilos bekämpft (Gal. VIII 758. Anon. Lond. ed. Diels 29, 12. Diels Herm. XXVIII 414). Er suchte die Lehren des Herophilos mit denen des Asklepiades zu vereinigen (Diels Herm. a. a. O. 413; vgl. Cael. Aurel. Α. Μ. II 1, 74); daher die Bezeichnung discipulus Asclepiadis bei Vindicianus (M. Wellmann Frg. d. sik. Ärzte 208. Diels a. a. O. 413, 1). Wie sein Schüler Demosthenes nannte er sich Φιλαλήθης (Strab. XII 580. Gal. VIII 725. 758. Sor. π. γυν. παθ. II 43, 338 R.; amator veri bei Vind. a. a. O.; ein collyrium Philalethes bei Cels. VI 6, 12; Φιλαλήθειος Anon. Lond. 24, 31), d. h. schwerlich Schüler eines Philalethes. Die richtige Erklärung steht bei Diog. Laert. prooem. 17: τίνες ἀπὸ οἰήσεως, ὡς οἱ φιλαλήθεις. Diese Ärzteschule der Herophileer in Laodikeia hatte skeptische Anwandlungen; das ὡς οἴομαι wurde zum Schlagwort dieser Ärzte (vgl. Gal. VIII 726. 746). Die Bedeutung dieses Mannes liegt darin, dass er eine doxographische Darstellung medicinischer Probleme gegeben hat, die wie die philosophische Dogmensammlung des Aetios den Titel περὶ ἀρεσκόντων führte und aus der nachweislich die reiche Fülle doxographischen Materials bei Soran stammt (Diels Über das phys. System des Straton, S.-Ber. Akad. 1893, 101ff.). Durch das aus seiner Schrift περὶ σπέρματος (vielleicht ein Teil seiner γυναικεῖα?) erhaltene Bruchstück (M. Wellmann Frg. d. sik. Ärzte 208f. 4ff.) gewinnt man eine ungefähre Vorstellung von dem Umfange seiner Dogmensammlung; die Ansichten des Hippokrates, Diogenes von Apollonia, Diokles, Aristoteles, Erasistratos, Herophilos, der Stoiker und des Asklepiades wurden von ihm eingehend besprochen (Diels Dox. gr. 185f.). Die Vermutung von H. Diels, dass der erste Teil des Anon. Lond., d. h. die aus Menon geschöpfte Übersicht über die Dogmen der ältesten Ärzte, auf ihn zurückgehe (Herm. XXVIII 414), vermag ich nicht zu teilen. Dagegen unterliegt es keinem Zweifel, dass der physiologische Teil desselben Anonymus unsern Alexander zur Hauptquelle hat. Dieser Abschnitt ist von hohem Wert für die Reconstruction der herophileischen Physiologie; er bestätigt, was wir sonst schon wissen, dass dieser grosse alexandrinische Arzt in seiner Physiologie vielfach unter dem Einfluss des Diokles-Praxagoras gestanden, vgl. M. Wellmann a. a. O. 52, 1. 75, 4. Schoene De Aristoxeni περὶ τῆς Ἡροφίλου αἱρέσεως libro XIII, Bonner Diss. 1893, 11.