Anthele (Ἀνθήλη), Flecken innerhalb der Thermopylen im weiteren Sinne, etwas westlich von dem eigentlichen Engpass, nahe der (alten) Mündung des Asopos, in einer kleinen Ebene gerade unter den steilen Felsen des Oetagebirges, in welcher auch das Heiligtum der Demeter Amphiktyonis, der Mittelpunkt der Amphiktyonenversammlung, nebst einem Heiligtum des Heros Amphiktyon und Sitze für die amphiktyonischen Abgeordneten sich befanden, Herod. VII 176. 200. Steph. Byz. (nach welchem der Ort auch Ἀνθήνη genannt wurde); vgl. Leake Northern Greece II 33 und Karte am Schluss. Bursian Geogr. von Griechenl. I 92.
Über die Amphiktyonenversammlung, die hier stattfand, vgl. Bürgel D. pyläisch-delphische Amphikt. 99ff. Cauer o. Bd. I S. 1932ff. Diese Stadt war schon längst vor Delphoi der religiöse Mittelpunkt von Hellas, Bury Journ hell. stud. XV 227. Mit der sonst unbekannten Ἄνθη des Hesiod. Aspis 474 ist A. wohl identisch; vgl. Allen Class. rev. XX 200. Nach Steph. Byz. hieß ja A. auch Anthene. Die Lage der Stadt war östlich von dem westlichen Passe, nicht unweit von den alten türkischen Kasernen, Grundy a. O. 284. Leakes Bestimmung ist unmöglich. Strabon IX 429 spricht von einem großen Hafen beim Demetertempel, d. h. A. Eine bessere Karte der Gegend als die Leakes gibt Weil Herm. VII zu S. 380. Eine glänzende Leistung ist die Karte, verfertigt nach einer genauen Ausmessung im J. 1899, von G. B. Grundy und veröffentlicht in seinem Buche The great Persian war, Lond. 1901. Man hat behauptet, daß die rätselhaften malischen Ἱερῆς des Thuc. III 92 Einwohner A.s waren, so O. Müller Dorier I 44f. und zuletzt Tümpel Philol. XLIX 729ff.; doch hat das Bursian Geogr. I 95f. vollkommen zurückgewiesen. Die Πύλαι waren stets zur Beschützung gegen Feinde aus dem Norden besetzt und nie gegen Feinde vom Süden, und die ganze Gegend mitsamt A. ist seit jeher wohl lokrisch und nicht malisch gewesen. Zwar nennt Herodot VII 216 Alpenoi die erste lokrische Stadt, aber Strabon IX 429 sagt, daß zu Pylai ἡ μὲν Λοκρὶς τέλος ἔχει (d. h. sie besitzt), τὰ δ’ ἔξω Θετταλῶν ἐστι.