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RE:Χιτών

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Chiton, hemdartiges Untergewand der weiblichen und männlichen Kleidung
Band III,2 (1899) S. 23092335
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Χιτών, neuionisch κιθών, bezeichnet bei Schriftstellern guter Zeit, sobald es von einem Kleidungsstück und nicht in übertragener Bedeutung (s. u.) gebraucht wird, das den Körper direct bedeckende, hemdartige Untergewand der weiblichen und männlichen Kleidung im Gegensatz zu den mantelartigen Umwürfen. Besonders klar: Od. XV 60. XIV 341; Il. II 262. Her. I 8. Auch die Verbindung χειριδωτός χ. beweist dies (s. o. S. 2206). [1] Wegen [2310] der Fälle, in denen von demselben Kleidungsstück mit Recht gesagt wird, es sei Ch. und Himation s. u. 1 und 3.

Für das Wort Ch. wird im Etym. M. 812, 9 eine Erklärung gegeben, die wir ohne weiteres bei seite lassen können (abgeleitet von κεχύσθαι; die Stelle ist auch im übrigen confus und unbrauchbar). Dagegen ist in neuerer Zeit mit Sicherheit nachgewiesen worden, dass Ch. ein semitisches Lehnwort der griechischen Sprache ist; s. Fr. Studniczka Beiträge zur Geschichte der altgriechischen Tracht 1886, 15f. W. Helbig Das homerische Epos² 161f. (beide auch im übrigen häufig zu vergleichen und deshalb nur als Studniczka und Helbig citiert). Dabei ist die Thatsache wichtig, dass alle einschlägigen semitischen Ausdrücke mit den Bezeichnungen für Linnen (Baumwolle) verwandt sind, woraus sich entnehmen lässt, dass die Worte, von denen Ch. abgeleitet ist, bei den Semiten nur Linnenröcke bezeichneten. Wir dürfen also dieselbe Bedeutung ursprünglich auch bei den Griechen voraussetzen und annehmen, dass ebenso wie das Wort auch der Gegenstand, den es bezeichnet, aus dem Orient nach Hellas importiert worden sei. Hiermit stimmt das Zeugnis des Herodot (V 82ff.) überein, das uns über eine bedeutsame Wandlung innerhalb der Tracht der athenischen Frauen Kunde giebt, eine Wandlung, die nach Herodot veranlasst wurde durch einen Fall, in dem die Frauen in Athen von ihren Gewandnadeln (περόναι) einen unerhört grausamen Gebrauch gemacht hatten: (87) τὴν δὲ ἐσθῆτα μετέβαλον αὐτέων ἐς τὴν Ἰάδα · ἐφόρεον γὰρ δὴ πρὸ τοῦ αἱ τῶν Ἀθηναίων γυναῖκες ἐσθῆτα Δωρίδα, τῇ Κορινθίῃ παραπλησιωτάτην · μετέβαλον ὦν ἐς τὸν λίνεον κιθῶνα, ἵνα δὴ περόνῃσι μὴ χρέωνται. (88) ἔστι δὲ ἀληθέι λόγῳ χρεομένοισι οὐκ Ἰὰς αὕτη ἡ ἐσθὴς τὸ παλαιὸν ἀλλὰ Κάειρα, ἐπεὶ ἥ γε Ἑλληνικὴ ἐσθὴς πᾶσα ἡ ἀρχαίη τῶν γυναικῶν ἡ αὐτὴ ἦν, τὴν νῦν Δωρίδα καλέομεν. Dem hier angenommenen Entwicklungsgang widerspricht allerdings Thukydides (I 6) in dem Abriss der ältesten griechischen Geschichte, wo er über Veränderungen in der Tracht der Athener spricht: οἱ πρεσβύτεροι αὐτοῖς τῶν εὐδαιμόνων διὰ τὸ ἁβροδίαιτον οὐ πολὺς χρόνος ἐπειδὴ χιτῶνάς τε λινοῦς ἐπαύσαντο φοροῦντες; und weiter: ἀφ’ οὗ καὶ Ἰώνων τοὺς πρεσβυτέρους κατὰ τὸ ξυγγενὲς ἐπὶ πολὺ αὕτη ἡ σκευνὴ κατέσχε. Von ihm ist augenscheinlich Poll. VII 71 abhängig. Doch hat Studniczka 19 mit Recht der Ansicht des Herodot den Vorzug gegeben, für die vor allem die Herkunft des Namens aus dem Semitischen spricht. Andere Gründe werden sich des weiteren ergeben.

Als speciellen Namen für das dorische Untergewand der Frauen, den uns Herodot schuldig bleibt, werden wir aus Homer πέπλος kennen lernen (s. u. 1). Die späteren Schriftsteller haben beide Worte nicht mehr unterschieden, und wir sind deshalb nicht berechtigt, weder in jedem Fall, in dem das Wort Ch. gebraucht wird, anzunehmen, dass das ionische Frauenkleid gemeint sei, noch bei Peplos stets das dorische vorauszusetzen (Studniczka 133ff.). Für das Untergewand der Männer ist schon bei Homer durchweg Ch. im Gebrauch (über ζῶμα s. u. 3 S. 2329f.). Zum Zweck der Vereinfachung und Concentrierung unserer Untersuchungen [2311] werden wir, dem späteren Sprachgebrauch folgend, an dieser Stelle alle Formen des Untergewandes der weiblichen und männlichen Tracht besprechen mit Ausnahme des χειριδωτὸς χ. (s. S. 2206ff.), der stets eine besondere Stellung eingenommen hat. Neben den erwähnten Schriften von Studniczka und Helbig kommen in ausgedehnterem Masse noch in Betracht: Böhlau Quaestiones de re vestiaria Graecorum, Weimar 1884 (citiert Böhlau) und Kalkmann Zur Tracht archaischer Gewandfiguren, Arch. Jahrb. XI 19ff. (citiert Kalkmann).

1) Peplos.

Die citierte Stelle des Herodot belehrt uns über die Hauptunterschiede zwischen dem dorischen und ionischen Typus des weiblichen Untergewandes. Wir erfahren, dass bei dem dorischen Gewande Nadeln (περόναι) zur Befestigung der Teile an einander benötigt wurden. Aus den Worten μετέβαλον ὧν ἐς τὸν λίνεον κιθῶνα können wir schliessen, dass das dorische Gewand in der Regel aus Wollenstoff gearbeitet war, und daraus, dass Herodot kurz vorher die Gewänder, an deren Stelle die κιθῶνες traten, ἱμάτια nennt, können wir entnehmen, dass sie zu dem Typus der ἐπιβλήματα gerechnet wurden im Gegensatz zu den ἐνδύματα (Poll. VII 50), d. h. dass sie – wenigstens ursprünglich – an den Längsseiten nicht durch Nähte geschlossen, vielmehr an einer Seite offen waren, so dass sie wie Mäntel (ἱμάτια) angelegt werden konnten.[2]

Da nun all diese Charakteristica – nur vom Stoffe ist nicht direct die Rede, doch spricht alle Wahrscheinlichkeit für Wolle (Studniczka 119) – sich im Homer wiederfinden, wenn von dem πέπλος die Rede ist (seltener ἑανός, εἱανός, ein Wort, das später ganz ausser Curs kommt; in dichterischer Sprache und archaisierender Tendenz bei Apoll. Rhod. IV 169. Orph. Arg. 877. 1223), so darf man annehmen, dass πέπλος das ursprüngliche Wort für das dorische Untergewand der Frauen war (Studniczka 92ff. Helbig 198ff.): er wurde mittels περόναι befestigt (Il. V 424. XIV 180; Od. XVIII 292); Eustathios (zu Od. a. a. O.) nennt ihn ein γυναικεῖον ἱμάτιον κατὰ τὰ Δωρικά; einigemale wird für dasselbe Gewand φᾶρος gebraucht, das gleich ἱμάτιον ist (Studniczka 95). Mit dem Wort πέπλος werden auch Decken und Teppiche bezeichnet (Studniczka 94. Helbig 200). Während die Bedeutung des Wortes in späterer Zeit, wie gesagt, im allgemeinen verblasst war, ist es doch charakteristisch, dass das Gewand, das der Athena Parthenos dargebracht wurde und für das sich aus alter Zeit der Name πέπλος gehalten hatte – es war sicher aus Wolle gearbeitet (Suid. s. v. Arist. Av. 827) –, bei der Procession wie ein Segel ausgespannt werden konnte (Michaelis Parthenon 212. Studniczka 136; vgl. Benndorf Beitr. z. Kenntn. d. att. Theater 70 Abb. 51).

Sprachlich scheint das Wort πέπλος zu dem Urbestand zu gehören; vgl. Studniczka 93, der es von einer Wurzel πλο ableitet, der die von lateinisch palla, pallium entspräche; s. Helbig 198.

Eine genaue Vorstellung vom Schnitt und Aussehen des Peplos vermitteln uns nach Massgabe der bisher gewonnenen Angaben der schriftlichen Überlieferung die Denkmäler, von denen zunächst nur die in Betracht gezogen werden, [2312] die dem Auge durch klare Zeichnung oder Bildung ermöglichen, sich eine deutliche Vorstellung zu verschaffen. Auf ihnen begegnen uns zwei Haupttypen weiblicher Untergewänder, von denen wir den einen mit vollster Sicherheit als den dorischen bezeichnen können. Beispiele bei Studniczka Fig. 2–5. 10. 27–29. 36–38.

,In allen seinen Formen besteht das dorische Frauenkleid aus einem grossen, viereckigen Wollenzeugstück, welches in der Regel, wenn auch nicht notwendig, die Körperhöhe um ein Beträchtliches überragte. Dieser Überschuss wurde am oberen Teil des Gewandes nach aussen als ἀπόπτυγμα umgeschlagen, vielleicht um der Brust eine doppelte Bedeckung zu geben, wahrscheinlich auch, um den Stoff nicht hart am Rande mit grossen Nadeln zu durchbohren, was leicht ein Ausreissen der Säume zur Folge haben konnte‘ (Studniczka 6; vgl. ebd. 141f. Böhlau 56f.). Dieses so gefaltete Zeugstück wird nun zunächst wie ein Mantel um den Körper gelegt, so dass die eine Hälfte den Rücken, die andere die Brust bedeckt (die beiden πτέρυγες, Poll. VII 62); die offene Seite befindet sich meist auf der rechten Seite der Figur (auf der linken z. B. Studniczka Fig. 36. 37. [3] Baumeister Denkm. Abb. 417; Nike des Paionios); auf der entgegengesetzten Seite wird das Zeug unter der Achsel durchgeführt. Nun werden die oberen Ränder der beiden πτέρυγες in ihrer mittleren Partie rechts und links vom Kopfe an zwei correspondierenden, in ihrer Distanz den Schultern entsprechenden Punkten gefasst und auf den Schultern zusammengeheftet.

Wir bemerken die gleiche Art des Umlegens bei der χλαῖνα διπλῆ, nur dass diese nur auf einer Schulter geheftet wurde (Studniczka Fig. 20–22). Die χλαῖνα ist eine Art ἱμάτιον, deshalb wird πέπλος mit vollem Recht sowohl Ch. wie ἱμάτιον genannt.

Die Befestigung auf den Schultern oder, wie es Il. XIV 180 heisst,[4] κατὰ στῆθος (Studniczka 97. Helbig 200f.) geschah meistens so, dass der Rand der hinteren πτέρυξ über den der vorderen übergriff (z. B. Studniczka Fig. 3. 5. 28. 30). Das Umgekehrte findet sich z. B. auf dem Relief der beiden Mädchen aus Pharsalos (Friederichs-Wolters Bausteine 41. Brunn-Bruckmann Denkm. 58. Baumeister Denkm. Abb. 361) und an der Nike von Paros (Loewy Arch.-epigr. Mitt. XI 162 Taf. 6, 2. Furtwängler Arch. Stud. H. Brunn darg. 79). An der einen der beiden stehenden Frauen des Ostgiebels vom Zeustempel in Olympia und an der Athena der Augeas-Metope ebendort ist die Nestelung auf beiden Schultern verschieden; an der Hippodameia (Olympia, Bildw. X 1 S. 50) ist die Nestelung auf der rechten Schulter wie gewöhnlich, links anders: bei der Athena (XLIII 12 S. 178) ist das Verhältnis umgekehrt: bei der Sterope (X 2 S. 51) ist die Nestelung nur auf der linken Schulter sichtbar und hier von der gewöhnlichen Art abweichend. Meist begnügte man sich mit Nestelung an einem Punkte, d. h. oben auf der Schulter. Ganz selten kommt Nestelung an zwei Punkten vor, d. h. auf Schulter und Oberarm (Kalkmann 21, 11. Prachow Antiqu. Mon. Xanth. II 6. Fröhner Coll. Tyszkiewicz 23).[5] Auf einem attischen Grabrelief (Conze A. Gr. 803) ist augenscheinlich [2313] sogar eine dreifache Knöpfung des Gewandes angegeben, das sicher der Peplos ist;[6] dadurch nähert sich seine Form durchaus der des ionischen Ch. (ebenso an der Halbfigur eines Mädchens, von einem Grabmal stammend, in Wien, Jahresh. des österr. Archaeol. Inst. I 1 T. I). Die Heftung geschah mittels der περόναι (auch περονίδες oder ἐνεταί; vgl. Studniczka 97. 113, 66),[7] nach denen der Peplos auch περόναμα (Theocr. XV 79), ἐμπερόναμα (ebd. 34)[8] und περονατρίς (ebd. 21) genannt wurde (Poll. VII 55; vgl. Studniczka 11. 96ff.). Eine besondere Form der περόναι lernen wir aus den überaus sorgfältigen Zeichnungen der Françoisvase kennen (Studniczka Fig. 28. 29. 31. Helbig Fig. 54. 57. 58).[9] Dieselbe Form ist mehrfach in Funden constatiert worden (Studniczka Fig. 34 rechts. Helbig 202 Fig. 55. 56. Orsi Mon. d. Linc. I 809, 2).[10] Es ist eine längliche Nadel, an ihrem stumpfen Ende verstärkt durch eine Platte oder Kugel und verziert durch kleine Querstangen. Manchmal sind beide Nadeln durch eine Kette verbunden (bei den letzten englischen Ausgrabungen auf Cypern sind derartige Nadeln aus Gold gefunden worden, an denen ein kleiner Ring zur Befestigung der Kette erhalten ist; noch nicht publiciert;[11] dem Verfasser aus Photographie bekannt).[12] Diese Form ist denn augenscheinlich auch bei Herodot. a. a. O. und bei Sophokles Oed. r. 1269 gemeint, denn sie gewinnt unter Umständen das Aussehen und die Grösse eines kleinen Dolches (besonders grosse περόναι trugen nach Herodot. a. a. O. die Frauen von Argos und Aigina). Sehr auffallend ist, dass auf der Françoisvase die Nadeln nicht horizontal, sondern fast senkrecht und mit dem stumpfen, schweren Ende nach unten stecken.[13] Wir wissen nicht, wie dafür gesorgt war, ihr Herausfallen zu verhindern. Natürlich werden auch andere Arten von Gewandnadeln (auch Knöpfung) verwendet worden sein; jedenfalls ist das in nacharchaischer Zeit geschehen (Studniczka Fig. 30. 32–35). Auch Homer kennt schon die Form der Bügel-Fibula und gebraucht für sie ebenfalls den Ausdruck περόνη (κληῖσιν ἐυγνάμπτοις ἀραρυῖα Od. XVIII 293; über πόρπη s. Studniczka 113, 66).[14] Da an jener Stelle der Odyssee von zwölf Nadeln für einen Peplos gesprochen wird, hat man mit Recht geschlossen, dass περόναι auch an andern Stellen des Gewandes zur Verwendung kommen konnten; das aber kann nur der Fall gewesen sein, um mit ihnen den seitlichen Schlitz des Gewandes zu schliessen (Studniczka 96. Helbig 203).[15]

Statt der Nestelung durch περόναι ist nun augenscheinlich häufig aus praktischen Gründen Befestigung durch Nähterei getreten. Für eine derartige Verbindung der πτέργες auf den Schultern giebt es nur Beispiele aus schwarzfigurigen Bildern (Böhlau 27f. Fig. 2. 3. 39). Die ursprünglich offene Seite ist fast an allen Figuren der Françoisvase ganz geschlossen, wie aus dem ununterbrochenen Umlaufen der Randornamente geschlossen werden kann. Sonst sehen wir diese Seite nur von der Hüfte abwärts durch Naht geschlossen; Studniczka 9f. Fig. 4. 5. Helbig 203f. Hierdurch wird das Gewand im Grunde aus einem περίβλημα ein ἔνδυμα (vgl. Böhlau 12). [2314] Solch ein teilweise oder ganz geschlossener Peplos ist auch augenscheinlich auf den korinthischen Vasen und Pinakes und den chalkidischen Vasen gemeint; das ἀπόπτυγμα ist nicht immer angegeben aus Nachlässigkeit oder Ungeschick des Malers (Studniczka Fig. 10. Böhlau 67ff., der sicher Unrecht hat, daraus eine besondere Art des ,korinthischen Ch.‘ zu construieren; auch bei Figuren, bei denen sicher der πέπλος gemeint ist, wie bei Studniczka Fig. 36, ist das ἀπόπτυγμα vergessen). Es wäre möglich, dass wir in dieser geschlossenen Form die bei Herodot. a. a. O. erwähnte korinthische Spielart der allgemein-dorischen Tracht zu erkennen hätten, umsomehr als wir wissen, dass sich speciell in Sparta die Form des offenen Peplos, des χ. σχιστός,[16] als charakteristische Mode der Mädchen erhalten hatte, die deshalb φαινομηρίδες genannt wurden (Böhlau 79ff. Studniczka 8, vgl. auch 109f. Kalkmann 49).

Die spartanischen Mädchen verschmähten auch die Gürtung, durch die wenigstens der obere Teil des Peplos geschlossen wurde. Der Gürtel wurde immer in der Hüftgegend umgelegt, unter oder über dem ἀπόπτυγμα je nach dessen Länge (Studniczka 141f.). Übersteigt der Peplos trotz des ἀπόπτυγμα die Länge des Körpers, so muss er über den Gürtel heraufgezogen werden und bildet dann hier einen Bausch, der in verschiedenen Formen unter dem ἀπόπτυγμα sichtbar wird (Böhlau 60f. Fig. 25. 27 a. b. 28–30. 37 a). Die homerischen Beiworte βαθύζωνος und βαθύκολπος beziehen sich nicht, wie früher angenommen wurde, auf die tiefe Lage des Gürtels in der Hüftgegend und die Grösse des Bausches, sondern das erstere bedeutet ungefähr ,durch schlanke Taille ausgezeichnet‘ (so dass der Gürtel tief einschneiden konnte und Hüften und Brüste dagegen weit vorsprangen), das zweite ,hochbusig‘ (oder wörtlicher: mit tiefer Einsenkung [κόλπος] zwischen den Brüsten); s. Studniczka 120f. 101ff. Helbig 210ff.[17] In archaischer Zeit scheint man den Peplos vorne mehr als hinten in die Höhe gezogen zu haben, so dass die Füsse sichtbar blieben, während sich hinten eine Schleppe bildete; eine Mode, durch die sich das homerische Beiwort ἑλκεσίπεπλος erklärt (Studniczka 95. Helbig 204; vgl. die συρτοὶ χ. unter 2 a S. 2318; ebd. s. über ποδήρης und στολιδωτός, Ausdrücke, die natürlich auf den Peplos ebenso gut angewendet werden können, wie auf Ch.).[18] Das ἀπόπτυγμα (Böhlau 17ff.) reicht im 6. Jhdt. gerade bis zur Gürtung (deshalb scheint es auf nachlässig gemalten Vasen zu fehlen); im 5. Jhdt. gewinnt es an Länge (Studniczka 141f.); ganz vereinzelt ist ein sehr kurzes ἀπόπτυγμα, wie wir es am ionischen Ch. (S. 2319) wiederfinden werden (Michaelis Parth. XIV 58); im 4. Jhdt. nimmt es bedeutend an Länge zu (besonders häufig an Artemisfiguren; Helbig Führer 37. Berl. Skulpt. 59. 60. Furtwängler Meisterw. XXIX. Röm. Mitt. IV Taf. X a. IX 140. 150; sonstige Beispiele bei Böhlau 58). War es lang genug, so konnte die den Rücken bedeckende Hälfte über den Kopf gezogen werden; so an einer Figur des 5. Jhdts. im Magazzino archeol. in Rom (Arndt-Amelung Einzel-Aufnahmen 806/7, Text von Bulle; vgl. Overbeck Kunstmythologie Taf. XXI 8 S. 284, 4 [Artemis [2315] oder Priesterin?]).[19] In seltenen Fällen – und nur auf Denkmälern des 5. Jhdts. – kommt ein Peplos mit doppeltem ἀπόπτυγμα vor, einem längeren und einem kürzeren, von denen das eine natürlich am Halsrande angenäht sein musste (Kalkmann 27 Fig. 9; hier trägt Klytaimnestra den Peplos über dem Ch., nicht, wie Kalkmann erklärt, einen Ch. mit drei Behängen, ebd. 50, 160. Gardner Ashmol. Mus. 15 und Él. cér. I 41; in beiden Fällen doch eher Peplos als Ch. ohne Armbedeckung; auch Arch. Jahrb. IX 252, Aphrodite im unteren Bilde [s. 2 b S. 2320]).

Reiche Streifenornamente umsäumen auf den Vasenbildern die Ränder des Peplos, häufig auch den Halsrand, wie besonders auf der Françoisvase (Wien. Vorlegebl. 1888 Taf. II–IV). Die Worte dafür scheinen nach Poll. VII 62 πέζαι, πεζίδες und περίπεζα zu sein, da das ebenda als Ausdruck für die äussersten Ränder des Ch. genannte Wort ᾤα nach seiner sonstigen Bedeutung (ἡ τοῦ προβάτου δορὰ ἡ σὺν τῷ ἐρίῳ; vgl. Becker-Göll Charikles III 254f.) am ehesten auf den zottigen Rand eines Wollenstoffes, also auf die Ränder des Peplos passt. CIA II 758 B Col. II 2–4 beweist allerdings, dass diese Worte in späterer Zeit auch auf andere Gewänder übertragen worden sind; dort ist von der πεζίς eines τρίχαπτον sc. ἱμάτιον (s. d.) die Rede. Ein anderes Wort für diesen Bandbesatz war ὄχθοιβος (s. Becker-Göll a. a. O. 255; damit steht nicht im Widerspruch, wenn Aristophanes bei Poll. VII 95 das Wort als bandartigen Haarschmuck nennt). Auch kommt ein mehr oder minder breiter Streifen vorne in der Mitte der Kleidung von oben bis unten reichend vor;[20] besonders breit und reich Ἐφημ. ἀρχ. 1883 π. 3; wir werden dieses Ornament auch beim ionischen Ch. wieder treffen (s. u. 2 b S. 2324; vgl. dort auch über die Namen; Studniczka 112). Sowohl die πέζα oben, wie die am seitlichen Rande verlaufende findet sich auch an späteren Monumenten (für die erste z. B. Ἐφημ. ἀρχ. 1883 π. 7 a und 1886 π. 1; für die zweite Studniczka Fig. 2 und 3).

Manchmal erstreckt sich die Musterung über ganze Partien des Gewandes, manchmal über das ganze Gewand (so an der einen Moire der Françoisvase Studniczka Fig. 28. Helbig Fig. 54; auch Athen. Mitt. 1889, 3 Taf. I). Entweder sind die einzelnen Muster horizontal geteilt, wie an den eben genannten Beispielen, oder durch eine schräge Linie, die sich von der Vorderseite der Figur nach hinten senkt (so auf den melischen Vasen, Conze Mel. Thongef. Taf. III. IV). Zuweilen zeigt die Partie oberhalb des Gürtels eine andere Musterung als die untere, so dass man zunächst den Eindruck von zwei getrennten Kleidungsstücken, Taille und Rock, erhält, während doch eine solche Teilung im ganzen Altertum nie stattgefunden hat (z. B. Gerhard A. V. 74; vgl. analoge Erscheinungen beim Ch. S. 2323). Auf keinen Fall ist es bedeutungslos, dass die Vasenmaler einen Peplos fast nie ohne mehr oder minder reiche Musterung, den Ch. dagegen meist einfarbig darstellen. Die Erscheinung erklärt sich aus dem verschiedenen Stoff der Gewänder; Semper (Der Stil I² 123ff.) betont, dass die Wolle zur Buntweberei ungleich mehr geeignet sei, als das Leinen. Auch steht damit in Zusammenhang, [2316] dass in den homerischen Gedichten an vielen Stellen die kunstvolle Buntheit des Peplos (und der χλαῖνα) hervorgehoben wird, während das Gleiche bei dem sicher linnenen Ch. der Männer und dem Pharos nicht geschieht (Studniczka 119; die ebenda und Helbig 205 für ποικίλος und παμποικίλος angeführten Stellen geben diese Bezeichnungen sämtlich dem Peplos).[21] Hier ist auch das Beiwort κροκόπεπλος zu erwähnen, das nicht nur Eos führt (Helbig 205; ausser den dort Anm. 3 angeführten Beispielen – Graia, Enyo und Okeanide Telesto – noch zu nennen die Musen bei Alkman, frg. 85 A Bergk). Hom. Il. III 86 wird der Peplos der Aphrodite ‚schimmernder als der Glanz des Feuers‘ genannt, woraus Helbig (ebd.) wohl mit Recht auf hochrote Farbe schliesst; so gefärbt ist der Peplos des Mädchens auf einer Lekythos Ἐφημ. ἀρχ. 1886 π. 4 u. r. Demeter und Leto tragen einen schwarzblauen Peplos (κυανόπεπλος; Helbig 205, 6); über eine Demeterstatue in einem so gefärbten Ch. s. Amelung Führer d. d. Ant. in Flor. 98.[22]

Während in den meisten Fällen der Stoff des Peplos durch die Art der Darstellung als ein mehr oder minder schwerer Wollenstoff deutlich charakterisiert wird, finden sich auch Ausnahmen, in denen ein leichter durchsichtiger Stoff gemeint ist, entsprechend dem des Ch., also Linnen; so z. B. an der Nike des Paionios, einem Torso des Parthenon (Michaelis Parthenon Taf. VI J) und an einem Typus von Karyatiden (Röm. Mitt. IX 150). Für die kalte Jahreszeit werden jedenfalls auch die Frauen dichtere und gefütterte Stoffe verwendet haben; s. über ἀμφίμαλλος, μαλλωτός, ἀμφίμιτος, τρίμιτος (Poll. VII 57f.) unter 4 a S. 2332.

Es giebt nicht wenig Fälle, in denen wir an Figuren bemerken, dass sie den Peplos über einem andern Untergewand, meist dem ionischen Ch. tragen (Bölau 64f. Fig. 34; z. B. Athena Medici, Brunn-Bruckmann Denkm. 171).[23] Darin kommt im Grunde nur die Auffassung zur Geltung, dass der Peplos auch Himation sei. Am ehesten liesse sich sagen, dass er in diesen Fällen der χλαῖνα διπλῆ entspricht, die ja meist nur auf einer Schulter genestelt wird, aber an einzelnen Figuren, z. B. der archaischen Artemisstatuette in Neapel (Röm. Mitt. 1888 Taf. X. Brunn-Bruckmann Denkm. 356. Baumeister Denkm. Abb. 369), auch mit doppelter Nestelung auf beiden Schultern vorkommt (vgl. die geflügelte Athena einer sf. Vase in Orvieto, Röm. Mitt. 1897, 308 Taf. XII) und auch mit in die Gürtung einbezogen wird (Kalkmann 43ff., wo für diese Fälle fälschlich eine besondere Tracht angenommen wird). Den Charakter des Himation behält der Peplos natürlich besonders deutlich, wenn er, wie im 6. Jhdt. ständig, bedeutend kürzer ist als das untere Gewand und nur etwa bis an die Knie reicht (Beispiele bei Gerhard A. V. 13. 37. 66. 157. 247. 266; an diesen Figuren ist das untere Gewand nur einmal [37] der ionische Ch., wie später immer, an den andern ein Gewand, das den Arm bloss lässt, also wohl dem langen Ch. der Männer entspricht [s. 4 b]; vgl. Böhlau Fig. 7. 8 und Kalkmann 46ff.), oder wenn er, wie zuweilen im 5. und 4. Jhdt., ungegürtet über dem gegürteten Ch. getragen wird (z. B. an den Variationen [2317] einer praxitelischen Artemisfigur als Tyche; s. Furtwängler Meisterw. 554f.).

Noch ist einiger Fälle zu denken, in denen der Peplos an männlichen Figuren vorkommt, d. h. an einer Reihe von statuarischen Darstellungen des Apollon Kitharoidos, und zwar an einem ruhig stehenden und einem bewegten Typus. Von dem ersteren ist die bekannteste hierher gehörige Figur die sog. barberinische Muse in München (Brunn Glyptoth. 90. Brunn-Bruckmann Denkm. 465) mit ihrer Variation im Conservatoren-Palast in Rom (Bull. com. 1887 Taf. XX–XXI); dann der Apollon Actius (Röm. Mitt. 1894, 241. Arndt-Amelung Einzelaufn. 334); endlich ein späterer Typus in der Sala a croce greca des Vatican (Mus. Pio-Clem. I 22 = Clarac 520, 1068). Von dem bewegten Typus gehören zwei Figuren auch stilistisch eng zusammen; die eine (Helbig Führer 262 = Berlin. Skulpt. 50) ist eine Weiterbildung der anderen (Braccio nuovo, unpubliciert); beides sind Copien nach Werken vom Ende des 5. Jhdts. aus der Schule des Paionios. Eine dritte derartige, sehr verwandte Figur befindet sich im römischen Kunsthandel; sie stammt aus einer anderen Schule und späterer Zeit (wird in den Einzelaufnahmen von Arndt-Amelung publiciert werden). Die jüngste derartige Figur aus der Sammlung Duval bei Genf ist von v. Duhn im Arch. Anz. 1895, 50 publiciert worden; sie hat das gleiche Motiv wie der Apollon Musagetes des Vatican (Helbig Führer 267; vgl. Amelung Basis von Mantinea 33).

Einen kurzen Peplos finden wir selten an einigen mythischen Figuren, wie an der Atalante der Françoisvase (Studniczka Fig. 31. Helbig Fig. 57), an dem Torso J des Parthenon (Michaelis Parth. Taf. VI),[24] einigen Artemisfiguren (Neapel, Museo Borbonico VIII 59 = Clarac 570 B, 1224 c; Stockholm, Clarac 580, 1237 A) und dann an den sog. Kalathiskostänzerinnen (Hauser Neuattische. Rel. 96ff. Arch. Anz. 1892, 76f.).

2 a) Den eigentlichen Ch., das ionische Linnengewand der Frauentracht lernen wir genau ebenfalls erst aus den Denkmälern kennen, auf denen neben dem Peplos nur eine Art von Untergewand vorkommt, die, entsprechend der hierfür wenig ergiebigen Stelle des Herodot, ohne περόναι getragen wurde und, soweit wir aus der Stilisierung sorgfältig ausgeführter Malereien oder Sculpturen schliessen können, aus Leinenstoff bestand. Da dieses Gewand in mannigfaltigeren Formen auftritt als der Peplos, wird es gut sein, sich zunächst die einfachste dieser Formen klar zu machen, die wir an den Monumenten des 5. und 4. Jhdts. finden. Ihre Herstellung kann man sich folgendermassen vorstellen: zwei rechteckige Stücke Linnen, von der Höhe eines Menschen, in der Breite etwa dem Abstand der Ellenbogen von einander bei ausgestreckten Armen entsprechend, werden aufeinander gelegt und an den beiden Längsseiten zu etwa zwei Dritteln einander entsprechend durch eine Naht verbunden. Von der Schmalseite, die zunächst dem offen gelassenen Drittel der Längsseiten ist, werden die beiden äusseren Drittel durch Naht oder durch Knöpfung mit einander verbunden;[25] das mittlere Drittel bleibt offen. Nun wird dieses Gewand über den Körper gezogen; der Kopf wird durch das offen gelassene [2318] mittlere Drittel der Schmalseite, die beiden Arme werden durch die offenen Stellen der Längsseiten gesteckt. Das Gewand wird über den Hüften gegürtet, so dass sich unter den Armen und bei grösserer Länge des Gewandes auch unter der Brust ein weiter Bausch bildet. Derartig ist das Gewand z. B. der ,Thauschwestern‘ vom Parthenon (Michaelis Parth. Taf. VI K–M. Brunn-Bruckmann Denkm. 190), der ,Peitho‘ und Aphrodite auf dem Friese (Michaelis a. a. O. Taf. XIV 40. 41. Brunn-Bruckmann a. a. O. 194. 195 a), der Kore Albani (Brunn-Bruckmann 255) und der in den Bonner Jahrb. 1897, 153ff. zusammengestellten Aphroditetypen und ihrer Verwandten. Hohe Gürtung unter den Brüsten und tiefe in der Gegend der Hüften kommt erst im 4. Jhdt. auf (s. für erstere Petersen Arch.-epigr. Mitt. 1881, 3ff., für letztere Furtwängler Meisterw. 552f.). Um das Herabgleiten des Gewandes von den Schultern zu verhindern, wird mitunter ein Band umgelegt, das auf jeder Seite um Schulter und Achsel läuft und sich auf dem Rücken kreuzt (z. B. Michaelis Parthenon Taf. VI L. Helbig Führer 379 [wahrscheinlich Kore; vgl. Amelung Basis von Mantinea 45, wo auch drei von den Musen der Basis dieses Band tragen]. Ἐφημ. ἀρχ. 1891 π. 4 [Themis]. Mus. Gregor. II 5, 2 a = Roscher Myth. Lex. I 1946 = Baumeister Denkm. Abb. 798 [Aphrodite]. Athen. Mitt. II Taf. 16 = Roscher a. a. O. I 2782 [Hygieia]) oder sich auf Brust und Rücken kreuzt mit einer runden Broche am Kreuzungspunkt auf der Brust (Conze Att. Grabr. 827 u. s. häufig. Helbig Führer 96 [vielleicht ursprünglich Hygieia]. 720 [Karyatiden in Eleusis und Villa Albani]).

Sollte das Gewand der leichteren Beweglichkeit halber aufgerafft werden, so wurde doppelte Gürtung angewendet; so an der sog. Diana von Gabii im Louvre (Studniczka 79, 32 Fig. 21. Brunn-Bruckmann Denkm. 59) und an den von Odysseus bei der Wäsche überraschten Phaiakenmädchen auf einem streng rf. Vasenbild (Gerhard A. V. 217).

Reichte der Ch. bis auf die Füsse, so war er ποδήρης (vgl. Schol. Eur. Hec. 934) und wurde συμμετρία[26] genannt (vgl. Poll. IV 120), stiess er unten in Falten auf, στολιδωτός (Poll. VII 54. Xen. Cyrop. VI 4, 2 στολιδωτὸς τὰ κάτω), schleppte er, so war er συρτός (Schol. Arist. Lys. 45; vgl. Poll. IV 118).[27]

Da nun bei diesem Gewand die Näherei stark beteiligt war, konnte seine Form auch durch Zuschneiden verändert werden. Das ist in besonders starkem Masse augenscheinlich im 6. Jhdt. geschehen, in dem die zur Bedeckung der Arme bestimmten Teile häufig geradezu ärmelartig hervortreten und von dem anderen Teile deutlich gesondert sind. So z. B. am Harpyiendenkmal (Overbeck Gesch. d. Pl. Fig. 37. Baumeister Denkm. Abb. 366. Brunn-Bruckmann Denkm. 146/7) und an einigen der archaischen Mädchenstatuen von der Akropolis (Rhomaides Musées d’Athènes Taf. II. V). Ja, an manchen Figuren dieser und noch älterer Zeit wird die Bedeckung der Arme so eng, dass sie vollständig die Form kurzer röhrenförmiger Ärmel annimmt (drei Beispiele s. unter Χειριδωτὸς χ. S. 2206; auch Böhlau Fig. 38). Ebenso wird man sich die Tracht der [2319] bekannten Nike von Delos vervollständigen dürfen, an deren linken Armstumpf unten eine Naht sichtbar wird (Kavvadias Kentr. 21. Brunn-Bruckmann Denkm. 36; vgl. Kalkmann 51). Auch an der Votivstatue der Nikandre von Delos (Kavvadias Kentr. 1. Brunn-Bruckmann Denkm. 57 a) bemerkt man vor den Achselhöhlen kleine Falten, die darauf schliessen lassen, dass die Oberarme vom Gewand bedeckt waren. Augenscheinlich bilden diese Formen Übergangsstufen zu dem ursprünglich barbarischen χειριδωτὸς χ. (s. d.).

Häufig bemerken wir an dem Ch. der archaischen Figuren eine bandartige Einfassung am Halsrand, wo sie die Öffnung bundartig umschliesst (sie ist nicht etwa decorativ, wie die entsprechende Einfassung am Peplos), und längs den Rändern oder der Naht des Teils, der den Arm bedeckt (z. B. am Harpyiendenkmal, den eben genannten Mädchenstatuen der Akropolis, dem Relief Studniczka Fig. 23; vgl. Kalkmann 21, 7).

Wir fanden, dass der Peplos des 6. Jhdts. so getragen wurde, dass die Füsse vorne sichtbar blieben. Das gleiche Streben liegt der Mode zu Grunde, die wir zu eben jener Zeit an Figuren mit dem Ch. beobachten, diesen auf der Vorderseite soweit über den Gürtel aufzuraffen, dass sich vor dem Unterleib ein starker Bausch bildet, während der Rand sich unten in der Mitte hebt (Böhlau 35ff. 51f. Fig. 4. 11–13). Häufig aber fallen nun die Ränder so, als wäre das Gewand nicht nur an einer Stelle, sondern rings herum in gewissen Abständen aufgerafft. Da das aber an sich unwahrscheinlich ist und die Erscheinung sich auch an Teilen des Gewandes findet, die nicht gegürtet wurden, so muss man annehmen, dass die unteren Ränder durch Zuschneiden ausgebuchtet wurden und dass das Zeug weiter oben mittelst Nähen an den der Einbuchtung des unteren Randes entsprechenden Punkten aufgenommen wurde (Böhlau 42f. Fig. 19). Immer aber wird zur Erzielung des guten Sitzes so künstlich gearbeiteter Kleider das Eingreifen der Brennschere notwendig gewesen sein, so dass der rococoartige Eindruck derartiger Figuren in Malerei und Plastik gewiss nicht allein auf Kosten der steifen künstlerischen Stilisierung zu setzen ist.

Endlich ist noch einer dem besonderen Geschmack des 6. Jhdts. entsprungenen, künstlichen Ausstattung des Ch. zu gedenken, die mit den Perserkriegen verschwindet, um am Ende des 5. und Anfang des 4. Jhdts. noch einmal an einzelnen Figurengruppen aufzutauchen. Man übertrug das ἀπόπτυγμα vom Peplos auf den Ch. (Böhlau 39 Fig. 14–19. Kalkmann 22ff.), bei dem es entweder dadurch hergestellt wurde, dass man die beiden πτέρυγες oben, wie beim Peplos, in ganzer Breite nach vorn und hinten überfallen liess (Böhlau Fig. 19), oder durch Annähen von zwei besonderen Stücken Zeug am Halsrande vorn und hinten (Böhlau Fig. 14–17). Das ἀπόπτυγμα ist dabei von verschiedener Länge, meist aber sehr viel kürzer als das am Peplos. Besonders häufig findet sich diese Tracht auf den Bildern der grossen Schalenmaler, auf denen sie auch am kurzen Ch. der Männer vorkommt (s. u. 4 a S. 2330f.). In einigen Fällen lässt sich sogar ein doppeltes ἀπόπτυγμα constatieren (Kalkmann [2320] 25f. Abb. 8; dagegen ist seine Annahme eines dreifachen ἀπόπτυγμα bei der Klytaimnestra Abb. 9 unrichtig; s. o. S. 2315). Sehr zweifelhaft ist es, ob dieser Teil der Gewandung jemals als eigenes Stück, d. h. als loser Behang, wie eine moderne Mantille, getragen worden ist, wie Kalkmann a. a. O. annimmt; dafür könnte nur Ἐφημ. αρχ. 1886 Taf. 5 sprechen.

Am Ende des 5. Jhdts. findet sich die gleiche Eigenart, ausser auf den Bildern eines Ὄνος oder Ἐπίνητρον (Ἐφημ. αρχ. 1892, 247ff.) aus Eretria (ebd. 1897 π. 9. 10) zunächst an einigen Werken des speciell attischen Kreises, dem Torso L vom Parthenon (bei Michaelis Taf. VI), an einer Niobide auf dem Petersburger Niobidenrelief (Stark Niobe Taf. III 1. Baumeister Denkm. Abb. 1759. Amelung Führer d. d. Ant. in Flor. Abb. 31; vgl. Furtwängler Meisterw. 68ff.), der sitzenden Frau des Grabreliefs im Pal. Barberini zu Rom (Archaeol. Ztg. 1871 Taf. 53, 2),[28] der als Roma ergänzten, sitzenden Figur (überlebensgross) im Hof des Conservatorenpalastes (Clarac 770 E, 1903 A = Arndt-Amelung Einzelaufn. 472; die dort im Text gegebene Bestimmung als Copie nach einem Werk des phidiasischen Kreises wird durch diese Beobachtung bestätigt) und der Athena Giustiniani (Helbig Führer 51. Kalkmann 24).

Häufiger findet sich diese dagegen an Werken der Schule des Paionios, und zwar bis ins 4. Jhdt. hinein, so an drei von den Maenaden auf den Madrider Reliefs (Winter 50. Berl. Winckelm.-Progr. Taf. II. III r. S. 102f. nr. 29–32. 26), einer der Nereiden vom Nereidenmonument (Mon. d. Inst. X 11, 4; vgl. 12, 9. Brunn-Bruckmann Denkm. 212), der linken Figur auf dem Florentiner Relief der beiden Frauen mit dem Stier (Brunn-Bruckmann Denkm. 342 b. Amelung Führer 158; durch diese Beobachtung wird es wahrscheinlich, dass diese Variation der Platte aus der Nikebalustrade nicht erst in ,neuattischer‘ Zeit, sondern schon an der Wende des 5. zum 4. Jhdt. entstanden ist), einer weiblichen Statuette aus dem Peiraieus (Athen. Mitt. 1889 Taf. 4), einer Nereide vom Asklepiostempel in Epidauros (Ἐφημ. ἀρχ. 1884 π. 3, 3 und 3a. Lechat Épidaure 74).

An zwei Statuen, die auch stilistisch zusammengehören, finden wir den merkwürdigen Fall, dass zwei ionische Ch. über einander gezogen sind: an der ,Flora‘ des capitolinischen Museums (Helbig Führer 519. Brunn-Bruckmann Denkm. 257) und der sog. Zingarella des Louvre, einer Artemis (Clarac 287, 1231; vgl. Amelung Basis von Mant. 72). Der äussere Ch. ist kürzer und von schwererem Stoff als der untere; man könnte ihn wohl mit Recht χιτωνίσκος nennen (s. u. S. 2322. 2334). Die gleiche Tracht zeigt sich ferner an einer Mainade der bekannten Lykurgosvase (Millingen Peint. de Vases 1. 2 = Baumeister Denkm. Abb. 918/19. Kalkmann Abb. 11, der den oberen Ch. fälschlich als langes ἀπόπτυγμα des unteren auffasst). Die Figur bei Kalkmann Abb. 10 trägt wohl eher den üblichen Ch. über einem anderen von der unter 2 b besprochenen Form.

Endlich ist noch der Fälle zu denken, in denen wir Männer in dem beschriebenen Ch. sehen. In der archaischen Zeit ist das häufig der Fall bei bärtigen Göttern und Heroen (so z. B. am Harpyienmonument [2321] und auf vielen Vasen), auch bei Kroisos (Mon. d. Inst. I 54 = Baumeister Denkm. Abb. 860), der einen Ch. mit ἀπόπτυγμα trägt. In der späteren Zeit hält sich diese Tracht nur bei Dionysos (auf Vasen und statuarisch: Helbig Führer 326 und Roscher Mythol. Lex. I 1118; geschürzt nach Art des Ch. der Artemis von Gabii am Dionysos Hope: Roscher a. a. O. 1133) und bei Apollon und den Kitharoeden (Beispiele oben unter Χειριδωτὸς χ. S. 2213f.).[29]

2 b) Neben der bisher behandelten Form des Ch. begegnet uns nun in einzelnen Fällen schon im 6. Jhdt. (vgl. die oben erwähnten Bilder Gerhard A. V. 13. 66. 157. 247. 266, wo das Gewand allerdings nicht selbständig, sondern unter dem Peplos vorkommt), immer häufiger seit dem 5. Jhdt. eine andere, die im wesentlichen ihrer Form (geschlossener, genähter Rock) dem anderen Ch. gleich ist, nur werden die Arme gar nicht bedeckt. Die beiden πτέρυγες werden auf den Schultern nur an einem Orte verbunden. Man könnte das Gewand also einen durch Naht geschlossenen Peplos ohne ἀπόπτυγμα nennen, wenn dem nicht der Stoff widerspräche, der in allen Fällen, in denen die Darstellung ihn deutlich charakterisiert,[30] ein besonders feiner, häufig ganz durchsichtiger Linnenstoff ist. Am ähnlichsten ist die Form der des langen Männer-Ch., aber ohne die an diesem meist vorhandenen Ärmelansätze (s. 4 b). Einen besonderen Namen können wir dafür nicht vorschlagen. Wir sehen sie an vielen gemalten und plastischen Figuren des 5. Jhdts. (Beispiele bei Kalkmann 22, 14. 15), besonders charakteristisch an der Venus Genetrix und ihrer Sippe, der Hera Farnese (nicht bei der Nike des Paionios, wie Kalkmann schreibt; sie trägt deutlich einen Peplos, der an ihrer linken Seite offen ist und dessen Überschlag mit gegürtet ist; nur da sein Stoff deutlich dünnes Leinen ist, könnte man ihm eine Mittelstelle zwischen dem Peplos und dieser Form des Ch. anweisen; vgl. o. S. 2316), an der Leda mit dem Schwan (Helbig Führer 454. Winter Athen. Mitt. 1884, 157 Taf. 6. Amelung Basis v. Mant. 70f.; vgl. eine Hygieia auf Epidauros, Arndt-Amelung Einzelaufnahme 710/11. Lechat Épidaure 187), an der kleinsten Niobide in Florenz (Amelung Führer 174). In all diesen Fällen ist das Gewand ungegürtet, also ὀρθοστάδιος (Poll. VII 48. Studniczka 66, 33). Von nun an finden wir es stets gegürtet; so an der im Rücken getroffenen, älteren Niobide (Amelung a. a. O. 175; hier hohe Gürtung, schwererer Stoff und ein dreieckiger Brustausschnitt bemerkenswert; dasselbe bei der sog. Niobidentrophos [Amelung 173], bei der das Gewand, das von bedeutender Länge gedacht ist, aufgerafft ist [kein ἀπόπτυγμα]; an ihr ist ferner die breite kunstreiche Schnalle auf den Schultern zu beachten, die in gleicher Form nur noch an einer Figur des kleineren pergamenischen Frieses [Overbeck Gesch. d. Pl. Abb. 133 b. Baumeister Denkm. Abb. 1429] und an einer hellenistischen, als Urania ergänzten Statuette des Vatican [Helbig Führer 197] vorkommt).[31] In der hellenistischen Periode findet sich diese Form häufiger; so an vielen Figuren beider pergamenischer Friese (Overbeck a. a. O. Baumeister a. a. O. Abb. 1421. 1423. 1426. 1429. [2322] 1430), der überwiegenden Mehrzahl der auf Philiskos bezogenen Musen (Amelung Basis von Mant. 79ff.); in diesen Fällen ist das Gewand hoch gegürtet und meist oben am Halsrande mit einer bundartigen Einfassung, einer Queder, umsäumt, die an die gleiche Erscheinung an dem archaischen Ch. erinnert (s. o. S. 2319); dann zu nennen die Neapeler ,Flora‘ (Brunn-Bruckmann Denkm. 360), die Elektra der Neapeler Orestes-Gruppe (Brunn-Bruckmann 306), die Antiope des ,farnesischen Stiers‘ (Brunn-Bruckmann 367) und der Herakles in der Gruppe mit Omphale (Gerhard-Panofka Neapels ant. Bildw. 24 nr. 71. Arndt-Amelung Einzelaufn. 151); alle diese Figuren zeichnen sich durch tiefe Gürtung aus.

Ein Rätsel bietet uns eine Figur des 5. Jhdts., die in mehreren Copien erhalten ist (Furtwängler Meisterw. 651ff., der in ihr eine Aphrodite des Agorakritos erkennen will), bei denen allen der Ch. den rechten Arm bedeckt, wie der unter 2 a besprochene, den linken aber frei lässt, wie die hier besprochene Variante.

Diese Variante ist es nun auch, die wir gekürzt und aufgeschürzt an den meisten Artemisstatuen vom Typus der Artemis von Versailles finden (Baumeister Denkm. Abb. 140. Brunn-Bruckmann Denkm. 420) und an den meisten Amazonentypen (Overbeck Gesch. d. gr. Pl. Fig. 86. Baumeister Denkm. Abb. 1500–1502; vgl. zuletzt Furtwängler Meisterw. 291ff.). Häufig ist hier die eine Brust frei, dadurch dass die Nestelung auf einer Schulter gelöst ist; hierdurch wird aus dem ἀμφιμάσχαλος ein ἑτερομάσχαλος χ. (Poll. VII 47). An dieser Stelle ist auch das Gewand der Wettläuferin im Vatican (Helbig Führer 377) zu erwähnen, ein kurzer ἑτερομάσχαλος χ., wie nach Paus. V 16, 3 der der elischen Mädchen beim Wettlauf war: χ. ὀλίγον ὑπὲρ γόνατος καθήκει · τὸν ὦμον ἄχρι τοῦ στήθους φαίνουσι τὸν δεξιόν.

Noch sei eines kurzen Rockes gedacht, der den Oberkörper ganz freilässt und nur vom Gürtel bis an die Kniee reicht; er kommt nur einmal bei Amazonen vor (Mon. d. Inst. X 28 = Baumeister Denkm. Abb. 63) und einmal bei Helios (Gerhard Ges. Abh. II = Baumeister a. a. O. Abb. 745).

Endlich bemerken wir an vielen weiblichen Gestalten, und zwar nur des 5. Jhdts., über dem langen Ch. ein kurzes, meist reich ausgeschmücktes Gewand, dem wir auch in der Tracht der Männer begegnen werden (s. 4 a S. 2331), und das seinem Formtypus nach zu der hier behandelten Variation des gewöhnlichen Ch. gehört. Bei Frauen kommt es gegürtet und ungegürtet vor; gegürtet bei Gerhard A. V. 79. 80. Dumont et Chaplain Cér. de la Gr. pr. VIII; ungegürtet: Arch. Jahrb. I Taf. X 2 a. Benndorf Gr. u. sic. Vas. XIV. XXV. Journ. Hell. Stud. 1890 Taf. XII. Gardner Ashm. Mus. 21. Böhlau Fig. 31 (Kalkmann 28, 42 fasst dies Gewand fälschlich als ἀπόπτυγμα des Ch. auf). Dumont et Chaplain Cér. de la Gr. pr. XXXIV. XXXVI. Man wird vielleicht für diesen kurzen Ch. mit noch grösserem Recht, als für den S. 2320 genannten, den Namen χιτωνίσκος gebrauchen dürfen (Böhlau 20ff. und u. S. 2334). Über seine wahrscheinliche Herkunft aus dem Orient s. 4 a S. 2331. [2323]

2 c) Stoff und Ausschmückung des weiblichen Ch.

Der Stoff, aus dem der Ch. in all seinen Formen im Gegensatz zum Peplos gearbeitet war und von dem er seinen Namen erhalten hatte, war das Linnen (s. o. S. 2310). Vgl. das Kleiderinventar der Hera von Samos (C. Curtius Inschr. u. St. z. Gesch. v. Sam. 10), in dem Z. 15 ein κιθωνίσκος λινοῦς und Z. 20 ein κιθῶνος στυππίνου τόμος vorkommt; στύππινος auch in den Inventaren der brauronischen Artemis (CIA II 758 B Col. II 9–10. 15); bezeichnet ist damit ein grobes Linnengewand (Poll. VII 72f.). Wenn in vielen andern Fällen (z. B. CIA II 754, 10 = 755, 4–5. 754, 22 = 755, 14 = 756, 2. 758 B Col. II 19. 36. 41. 763 I 7–8 u. s.) der Ch. ἀμόργινος genannt ist, so wissen wir aus Poll. VII 74, dass damit ebenfalls ein Gewand aus Leinen bezeichnet war (s. Art. Ἀμόργινα). Vgl. auch Sauppe Mysterieninschr. v. Andania 14 Z. 17: χιτῶνα λίνεον (Dittenberger Syll. 388).[32] Die Art dieses Stoffes charakterisieren die Bildhauer des 5. und der folgenden Jahrhunderte trefflich und – wenn man absieht von den sich entwickelnden und verändernden Einzelheiten der Stilistik – übereinstimmend (vgl. Amelung Bonn. Jahrb. 1897, 160ff.). Danach nahm man feine Leinenstoffe, die man meist durch unregelmässige Fältelung – vielleicht durch Pressung und Windung in feuchtem Zustand – zu einem ausserordentlich lockeren Sitz und Fall brachte. So an den hierher gehörigen Figuren des Parthenon; an der Venus Genetrix und der Nike des Paionios ist der Stoff dagegen glatt (λιτός bei χ. ἀμόργινος CIA II 758 B II 36). Häufig sind die Stoffe so fein, dass sie die Körperformen vollkommen durchscheinen lassen. Wir wissen, dass es derartige Stoffe in Wirklichkeit gab (ἀμοργίς Poll. VII 74. Studniczka 28; ταραντινίδιον Poll. VII 76; βεῦδος Poll. VII 49; vgl. Aristoph. Lys. 45ff.);[33] vgl. auch Sauppe Mysterieninschr. von Andania 13 Z. 16 und 14 Z. 21 (Dittenberger Syll. 388). Auf technische Vollendung bezieht sich das Beiwort ξυστίδωτος (CIA II 754, 11 = 755, 5. 758 B II 7–8), abgeleitet von ξυστίς, das nicht nur einen Ch. bezeichnet[34] (Poll. IV 116. VII 49). Dass der Stoff mitunter auch doppelt getragen oder gefüttert wurde, beweist das Beiwort διπλοῦς (z. B. CIA II 754, 61–62 bei κροκωτός).

Weniger deutlich würde sich urteilen lassen, besässen wir nur Figuren archaischer Zeit, bei denen sich die Angabe des Stoffes meist darauf beschränkt, dass an den bauschig fallenden Teilen Schlangenlinien parallel nebeneinander gesetzt werden, während in den gerade fallenden Teilen der Stoff glatt und mit geraden Faltenlinien wiedergegeben wird. Ist der Ch. also einfach gegürtet, so dass er sich deutlich in zwei Teile sondert, von denen in den oberen bauschigen die parallelen Schlangenlinien eingezeichnet sind, so erhält man zunächst den Eindruck, dass Taille und Rock getrennt seien und dass oben eine gestrickte Wolljacke gemeint sei (vgl. Kalkmann 29). Den Schlüssel geben uns einige Darstellungen, bei denen ein Zweifel nicht bestehen kann, dass die beiden, so verschieden dargestellten Teile der Gewandung zu einem Stück zusammengehören (Kalkmann Abb. 12. Gerhard A. V. 224–225. Wien. Vorlegebl. VII 1 [2324] = Baumeister Denkm. Abb. 2207). Über andere Stoffe s. Bombyx, Byssos, Coae vestes, Othone, Serica, Sindon. Die Aphrodite des Praxiteles im koischen Gewande ist wahrscheinlich in einer schlechten Copie im Louvre erhalten (Furtwängler Meisterw. 552f.).

Die mannigfaltige, bunte Färbung des Ch., auch in späterer Zeit, beweisen uns die im Farbenschmuck erhaltenen Terracottastatuetten (Kekulé Gr. Thonfig. aus Tanagra), die Wandgemälde von Rom, Pompei und Herculanum (Mon. d. Inst. XI 22. 23. Mau-Lessing Wand- u. Deckenschm. eines röm. Hauses. Helbig Camp. Wandgem.), auch Lekythen, wie die von Winter im 55. Berl. Winckelm.-Pr. publicierte in Berlin und verschiedene schriftliche Überlieferungen, zu denen wir auch die Nachrichten ziehen dürfen, die uns die Inventare der brauronischen Artemis über die Ausstattung des χιτωνίσκος bieten, denn es lässt sich nicht erweisen, dass dieser sich in irgend etwas Wesentlichem vom Ch. unterschieden habe (vgl. o. S. 2323 und u. S. 2334).[35] Poll. VII 56 finden sich folgende Namen weiblicher Ch., die durch die Farbe veranlasst sind: κροκωτός oder κροκώτιον, παραλουργίς und ὀμφάκινον. Das krokosfarbige, d. h. safrangelbe Prachtgewand spielt auch sonst eine bedeutende Rolle: z. B. Arist. Ran. 46; Lys. 219 (ebd. 47 und Eccl. 332 das Diminutiv κροκωτίδιον). Luc. hist. conscr. 10. Athen. X 440 d. XII 519 c. CIA II 754, 61–62. 758 B II 38–39; vgl. 754, 58. Ja noch in später Zeit figuriert der χ. κροκώτινος als besonderes Stück in der Aussteuer ägyptischer Frauen (Corp. Papyr. Rain. I 124 u. s.). Die Krokosfarbe fanden wir schon am Peplos. Männer haben nie Gewänder dieser Farbe getragen (Hermann-Blümner Privataltertümer 289, 1. Böhlau 11); einige charakteristische Ausnahmen bei Wieseler Satyrspiel 149. Für die Farbe zu beachten Ar. Eccl. 329 (= τὸ πυῤῥόν Plat. Tim. 68 c). Der Farbe nach schliesst sich hier die ἐσθὴς μηλίνη der alten Frauen in der Komoedie an (Poll. IV 119).

Den Namen παραλουργίς erklärt Poll. VII 53, wo allerdings von ἱμάτια die Rede ist: παραλουργὲς τὸ ἑκατέρωθεν ἔχον παρυφασμένην πορφύραν. Ein χιτνίσκος παραλουργὴς περιποίκιλος CIA II 758 B II 16–17; vgl. ebd. 754, 55 = 756, 31 παραλουργίδιον χιτωνίσκου ἁπλοῦν und C. Curtius Inschr. u. Stud. z. Gesch. v. Samos 10 Z. 20f. πρόσλημμα τῆς θεοῦ παραλοργὲς ἀμφιθύσανον.[36] Eine verwandte Decoration wird CIA II 763 I 7–8 durch die Bezeichnung μεσοαλουργές für χ. ἀμόργινος bezeugt, nur dass in diesem Falle also nur eine πορφύρα vorhanden war. Eine derartige Verzierung finden wir schon in archaischer Zeit; in dieser allerdings meist nur an dem oberen Teil des Ch. zwischen Halsrand und Gürtel (Böhlau Fig. 38; bei Helbig Hom. Epos¹ 139 Anm. ist eine Serie von Beispielen hiefür gesammelt, aus der aber viele Nummern zu streichen sind, da es sich bei ihnen um den Peplos mit seitlichem Streifen handelt). Deutliche Beispiele aus späterer Zeit Ann. d. Inst. 1840 tav. d’agg. N (Hippodameia). Mon. d. Inst. VII Taf. V b (Maenade). Diese πορφυραῖ wurden ῥάβδοι oder παρυφαί genannt (Poll. VII 53; vgl. Becker-Göll Charikles III 255). Auch σημεῖα müssen solche Streifen genannt worden sein; Sauppe Mysterieninschr. v. Andania 13f. (Dittenberger [2325] Syll. 388): μηδὲ τὰ σαμεῖα ἐν τοῖς εἱματίοις πλατύτερα ἡμιδακτυλίου (vgl. Hesych. s. καλάσιρις · χ. πλατύσημος); die ebd. 14f. vorkommenden σκιαί müssen dagegen eher die horizontalen Besatzstreifen bezeichnet haben; vgl. πέζα o. S. 2315. Studniczka 112 vermutet den Ursprung derartiger Verzierungen wohl mit Recht im Orient, speciell in Lydien und 113, 64 in ἔξαστις einen Namen dafür, der in dem Kleiderinventar der Hera von Samos vorkommt: a. a. O. Z. 12f. κιθὼν Λύδιος ἔξαστιν ἔχων ἰσάτιδος (blau); κιθὼν Λύδιος ἔξαστιν ὑακινθίνην (dunkelrot) ἔχων; κιθὼν Λυδιος ἔξαστιν ἁλοργὴν (purpurn) ἔχων; κιθὼν Λύδιος ἔξαστιν λευκὴν ἔχων. Seine Annahme hat mehr für sich, als die von Curtius, der darunter die am Gewebe heraustretenden Fäden versteht, was angesichts der stetigen Angabe der Farbe unwahrscheinlich ist. In Syrakus durften derartig verzierte Kleider nur von Hetaeren getragen werden (Athen. XII 521 b).

Ob mit ὀμφάκινον ein Ch. gemeint sei, sagt Pollux nicht; die Farbe muss nach der sonstigen Bedeutung des Wortes (Öl aus unreifen Oliven; Wein aus unreifen Trauben) ein trübes Gelb oder Rot gewesen sein. An derselben Stelle spricht Pollux noch vom κίλλιον = ὀνάγρινον, eselsgrau, vom φαιόν (vgl. Poll. IV 117. 119. VII 48) und dem μέλαν (s. Poll. IV 118 von der Bühne: τῆς δ’ ἐν συμφορᾷ ὁ μὲν συρτὸς μέλας; vgl. dazu eine Statue der Demeter im schwarzen Gewande in Florenz, Amelung Führer 98 und die Berl. Lekythos im 55. Berl. Winckelm.-Progr.). Dann nennt Pollux den κοκκοβαφὴς χ. (= κοκκινοβαφής, scharlachrot). Vor den drei speciellen Namen für farbige Frauenkleidung notiert er nun fünf andere, von denen er behauptet, sie gälten nur für Männerkleidung: ἁλουργίς, πορφυρίς, φοινικίς oder φοινικοῦς χ. und βατραχίς. Von diesen werden wir die drei mittleren allerdings noch als specielle Namen besonderer männlicher Ch. kennen lernen[37] (πορφυροῦς aber war der συρτός der Frauen auf der Bühne nach Poll. IV 118; über πορφυρομιγὴς ἐσθής s. ebd. VII 48). Dagegen finden wir den ersten und letzten samt den zu ihnen gehörigen adjectivischen Ausdrücken (mit χιτωνίσκος verbunden) in den Kleiderinventaren der brauronischen Artemis.[38] Dass der Göttin mitunter auch Männergewänder geweiht wurden, beweist die einmalige Anführung eines χιτωνίσκος ἀνδρεῖος (CIA II 758 B II 26; ein ἱμάτιον ἀνδρεῖον ebd. 754, 47; 5 vgl. Böhlau 11, 1). Aber schon die besondere Bezeichnung als ἀνδρεῖον bezeugt das Vereinzelte dieses Falles, und wir dürfen entschieden und mit vollem Recht trotz Pollux sowohl ἁλουργίς (a. a. O. 754, 49 = 756, 26 [ξενική]. 754, 56) wie ἁλουργὸς χ. (754, 12 = 755, 6–7. 754, 14; vgl. 754, 21 = 755, 13–14; hierher zu ziehen auch 754, 45 = 756, 23–24 χ. πλατυαλουργής), βατραχίς (754, 16 = 755, 9. 754, 48 = 756, 25) und βατραχειοῦς χ. (758 B II 12. 23) für die weibliche Toilette in Anspruch nehmen.[39] Zu ἁλουργίς ist ferner zu vgl. Poll. IV 120, wo ἁλουργὴς κύκλῳ von dem χ. ποδήρης der Frauen auf der Bühne gesagt ist. Nichts anderes als ἁλουργός kann περιήγητος bedeuten, da es von Hesych (s. v.) mit περιπόρφυρος erklärt wird (Poll. VII 57. CIA 754, 18 = 755, 11. 754, 21 = 755, 13–14 u. s.). Hier sind auch τὰ πεντάκτενα (Poll. VII 52) zu [2326] erwähnen. Das Gegenteil von περιπόρφυρος wäre περίλευκος (Poll. VII 52). Diese Decoration im allgemeinen muss διάπεζος (Athen. V 198 c) bei χ. bedeuten (s. o. über πέζα S. 2315).

In den Inventaren finden wir ferner ausser dem weissen Ch. (754, 45 = 756, 23–24. 758 B II 11. 14–15;[40] weiss war das Gewand der jungen Mädchen und der Priesterinnen in der Komoedie, Poll. IV 119) auch einen γλαυκειοῦς (758 B II 16; vgl. Poll. IV 117 γλαύκινος und 119, wo mit ἀέρινος die gleiche Farbe gemeint sein wird; Tracht der alten Frauen in der Komoedie).

Auf den oben genannten Denkmälern finden wir alle diese Farben und Farbenzusammenstellungen vertreten. Auch finden wir häufig Ornamente, die wir uns auf dem Leinen eher aufgestickt, als in den Stoff eingewebt zu denken haben. Einige Ausdrücke bieten auch hier die erwähnten Inventare. Πυργωτός (754, 25 = 755, 18 = 756, 5. 754, 45 = 756, 23–24) bezeichnet wohl eine Verzierung, wie wir sie z. B. Gerhard A. V. 187 = Baumeister Denkm. Abb. 748 sehen, d. h. die in ihrem Schema den Zinnen eines Turmes gleicht. Παρακυμάτιος (754, 45 = 756, 23–24) dürfte am wahrscheinlichsten das Ornament bezeichnen, das wir ,laufender Hund‘ nennen; auch dies z. B. auf Vasen häufig (Wieseler Satyrspiel 86). Κατάστικτος (758 B II 33–34; auch C. Curtius Inschr. u. St. z. Gesch. v. Samos 10 Z. 16) erklärt Poll. VII 55 mit ὁ ἔχων ζῶα ἢ ἄνθη ἐνυφασμένα, wäre also mit ζωωτός oder ζῳδιωτός (ebd. und Athen. V 197 e) und mit ἄνθινος oder ἀνθηρός (Athen. XII 521 b. Artemid. Oneirocr. II 3) gleichbedeutend (vgl. Wieseler a. a. O. 152f.).[41] Allgemeine Bezeichnungen bunter Verzierung sind ποικίλος (754, 14), περιποίκιλος (754, 2–3 u. s.) und παραποίκιλος (758 B II 16–17). So hatte der Ch. des Bühnencostüms den allgemeinen Namen τὸ ποικίλον (Poll. IV 116; vgl. Wieseler Theatergebäude Taf. VII. VIII. XIII und den Art. ,Trauerspiel‘ bei Baumeister Denkm. III 1849ff. und die zugehörigen Tafeln). Wegen Verzierung mit Goldornamenten s. C. Curtius Inschr. u. St. z. Gesch. v. Samos 10 Z. 17: κιθωνίσκος χρυσῷ πεποικιλμένος μύρτον χρύσεον ἔχων. Das Gleiche bezeichnet χρυσόπαστος.[42] Vgl. Compte rendu 1865, 65ff. Taf. III. 1866, 69ff. Taf. II. Notizie d. sc. 1886, 360f.

2 d) Geschichte des Peplos und des weiblichen Ch.

Die Form des Peplos ist so einfach, dass es eine natürliche Annahme ist, sie sei auch die ursprüngliche Gewandform der griechischen Frauen gewesen, wofür ja auch ihr ausschliessliches Vorkommen in den homerischen Gedichten zu sprechen scheint. Die Frage ist nun, wie sich zu dieser Annahme die mykenischen Darstellungen weiblicher Gewandfiguren und die Beobachtungen verhalten, die man über das Vorhandensein von Fibeln in ältesten Ausgrabungsschichten angestellt hat; denn man kann ohne weiteres voraussetzen, dass innerhalb des hellenischen Culturkreises Frauen, denen Fibeln mit ins Grab gelegt wurden, im Leben den Peplos oder eine ihm verwandte Gewandung trugen.[43]

Wenn wir uns nun auch von den Einzelheiten der speciell mykenischen Frauenkleidung, wie sie an Goldringen (Studniczka Fig. 8) und dem Berliner Bleifigürchen (Arch. Anz. 1889, 94) dargestellt [2327] ist, keine klare Vorstellung machen können, so ist doch sicher, dass sie mit dem Peplos nichts gemein hat (vgl. zuletzt M. Mayer Arch. Jahrb. 1892, 189ff.). Daneben bemerken wir an kleinen, sicher in Hellas selbst gearbeiteten Thonfigürchen eine Gewandung, die am ehesten dem ionischen Ch. oder vielmehr dem χειριδωτὸς χ. entsprechen dürfte (Studniczka Athen. Mitt. 1887, 21. Mayer a. a. O. 193; vgl. das S. 2206 über das Gewand der Frau auf der Kriegervase Gesagte). Damit steht im Einklang, dass sich Fibeln [44]in mykenischen Gräbern nur in verschwindend geringer Anzahl gefunden haben (Studniczka Athen. Mitt. a. a. O. Ἐφημ. ἀρχ. 1887, 164. 1888, 167 Taf. 9, 1. 2. 1891 Taf. 3, 5. Perrot-Chipiez Hist.de l’art VI 591 Fig. 257. Hörnes Serta Harteliana 97). Andererseits ist zu beachten, dass sich die schönsten Expemplare von περόναι nach Art der auf der Françoisvase dargestellten in cyprischen Gräbern gefunden haben, die ausserdem viele durchaus mykenische Gegenstände enthielten, aber nach sicheren Indicien allerdings erst aus dem 9. Jhdt. stammen (The Journal III. Ser. VII 2, 26 Fig. 1, 8 und Murray-Smith-Walters Excavations in Cyprus 20, Fig. 39). Während sich aus diesen Thatsachen jedenfalls auf eine starke Mischung hellenischer und orientalischer Elemente in der weiblichen Gewandung der mykenischen Epoche schliessen lässt, ergiebt sich aus dem häufigen Vorhandensein[45] von Fibeln in sämtlichen ,vordorischen‘ Schichten des griechischen Culturkreises, dass diese und damit der Peplos zu der ursprünglichen griechischen Frauenkleidung gehört haben (Studniczka Athen. Mitt. a. a. O. 14f.). Die Bezeichnung dieser Gewandung als ,dorisch‘ wird sich, wie Studniczka a. a. O. annimmt, erst mit der Zeit im Gegensatz zu der speciell ionischen herausgestellt haben, weil sie sich in den dorischen Staaten, speciell in Sparta, am reinsten erhalten hatte. Wir dürfen nun, nach der Stellung des Peplos bei Homer zu urteilen, annehmen, dass er nach dem Zusammenbruch der mykenischen Cultur wieder die allein gebräuchliche Kleidung der griechischen Frauen wurde, dass also seine Geschichte den gleichen Gang genommen hat, wie die des geometrischen Stils oder wie man sich dieselbe neuerdings wenigstens vorzustellen pflegt. Jedenfalls setzt das die anfangs angeführte Stelle des Herodot voraus, die nun wiederum von einer Verdrängung des Peplos durch den Ch. berichtet. Sie knüpft dies in stark mythisch gefärbter Erzählung an ein kriegerisches Ereignis, das mit Wahrscheinlichkeit in die erste Hälfte des 6. Jhdts. datiert wird (Studniczka 4f. Helbig 162). Mag auch die Verbindung beider Thatsachen legendarisch sein, jedenfalls wird der hierdurch gewonnene Zeitansatz dadurch bestätigt, dass auf den schwarzfigurigen Vasen, deren grössere Masse noch in der ersten Hälfte des 6. Jhdts. fabriciert worden ist, der Peplos bei weitem überwiegt; auf der berühmtesten, der Françoisvase, findet sich kein einziger weiblicher Ch. Auf den streng-rotfigurigen Vasenbildern dagegen verschwindet der Peplos fast ganz (dies ergiebt eine Durchsicht von z. B. Gerhards Auserl. Vasenb.).

Wir sahen oben (S. 2310), dass dem Bericht des Herodot der des Thukydides widerspricht; zwar handelt dieser nur von der ionischen Tracht der Männer, jener nur von der der Frauen. Man kann aber nicht den Ursprung der einen in Ionien (oder Karien), den der andern in Hellas annehmen, muss sich also für Herodot oder Thukydides entscheiden. Nun liefern – ausser der Etymologie des Wortes Ch. – auch die archaischen Denkmäler Kleinasiens die deutlichste Bestätigung der Ansicht des Herodot (s. Kalkmann 42f.). Kalkmann (21) glaubt annehmen zu müssen, dass das Gewand, das den Peplos verdrängt habe, gar nicht mit Fibeln genestelt, sondern genäht gewesen sei. Nun würde dieser Anforderung [2328] ja jedenfalls der Typus des Ch. entsprechen, bei dem die den Arm bedeckenden Teile genäht statt geknöpft oder genestelt waren, ein Typus, der zudem, wie die Bildwerke beweisen, nur in der archaischen Zeit Mode war; nach der Erzählung des Herodot, die man indes eben als Legende nicht zu wörtlich nehmen darf, kam es aber nur auf Vermeidung der gefährlichen, dolchähnlichen περόναι, an, die nur am Peplos Verwendung finden konnten.

Die Bildwerke wiederum lehren uns, dass der Peplos sehr bald nach den Perserkriegen wieder allgemein in Aufnahme kam, in dorischen Culturkreisen schon etwa 480 (Kalkmann 40ff. und 49). Er blieb neben und mit dem Ch. in Gebrauch bis zur hellenistischen Zeit, in der beide von der unter 2 b besprochenen Form des Ch. verdrängt werden.

3) Exomis.

Es ist von vornherein anzunehmen, dass es ursprünglich ein kurzes, dem Peplos entsprechendes, für die Männer bestimmtes Gewand gegeben habe.[46] In der That sehen wir ein solches – natürlich ohne das ἀπόπτυγμα des Peplos – an einigen Monumenten, so z. B. besonders deutlich an der bekannten Statuette des Odysseus im Museo Chiaramonti (Ann. d. Inst. 1863 tav. d’agg. O 1 = Baumeister Denkm. Abb. 1251) und können als seinen Namen ἐξωμίς bestimmen. Nach Pollux (VII 47) und Hesych (s. v.) war die Exomis sowohl Umwurf (Himation, vgl. Schol. Ar. Vesp. 444) als Ch. Das Gleiche wurde vom Peplos gesagt. Eine Eigentümlichkeit der Exomis, von der sie ihren Namen erhalten hat, war ferner, dass sie ein ἑτερομάσχαλος χ. war, d. h. dass sie nur auf einer Schulter gespangt war, während die andere Schulter bloss blieb (s. u.). Ganz so ist nun das Gewand des Odysseus umgeworfen; die rechte Schulter bleibt frei; man sieht die beiden Zipfel vorne und hinten herabhängen, durch deren Verknüpfung auf der Schulter die Exomis zu einem ἀμφιμάσχαλος χ. geworden wäre. Die Exomis ist hier und sonst an der rechten Seite der Figur offen; Pollux giebt (IV 118) an, dass die der Schauspieler in der Komoedie vielmehr an der linken Seite ungenäht gewesen sei. Ein Wechsel in dieser Beziehung ist auch beim Peplos constatiert worden. Vgl. ausserdem Hesych. s. ἐξωμίς: παρ’ ὃ καὶ οἱ κωμικοὶ ὁτὲ μὲν ἔνδυθι ὁτὲ δὲ περιβαλοῦ. Den Worten des Pollux entsprechen allerdings Monumente, speciell die Darstellungen auf den Phlyakenvasen nicht, deren Costüm sich nach A. Körte (Arch. Jahrb. 1893, 61ff.) von dem der älteren Komoedie nicht wesentlich unterscheidet. Der Ch. ist hier weder ungenäht noch lässt er die linke Schulter frei. Eine Exomis, die in der That an der linken Seite der Figur offen ist und die linke Brust frei lässt, trägt eine Amazone vom Mausoleum-Fries (Brunn-Bruckmann Denkm. 96. Ant. Denkm. II 16, 31. Baumeister Abb. 969). Andererseits ist anzunehmen, dass man die Exomis ebenso wie den Peplos unter Umständen in seinem unteren Teil durch Naht geschlossen haben wird; so sehen wir sie an einer allerdings späten Statuette eines Hirten in Pal. Colonna in Rom (Matz-Duhn Ant. Bildw. 1204). Dadurch wird die Exomis in der Form dem kurzen ionischen χ. ἑτερομάσχαλος sehr ähnlich. Der Unterschied besteht [2329] im wesentlichen nur darin, dass man mit der Exomis jederzeit beide Schultern bedecken kann, während der χ. ἑτερομάσχαλος von vornherein so zugeschnitten ist, dass eine Bedeckung der bloss gelassenen Schulter unmöglich ist; s. Weiteres S. 2330. Wahrscheinlich ist aber schon im Altertum häufig für beide Formen unterschiedslos der Name Exomis angewendet worden; wenigstens werden beide in ganz gleicher Weise denselben Gesellschaftsklassen zugeschrieben: den Unfreien und Armen (Poll. VII 47. Arist. Vesp. 444; Lys. 662. 1021; vgl. Sext. Emp. Pyrrh. I 153). Aelian (v. h. IX 34) giebt sie den Spartanern.

In Anbetracht der Form der Exomis drängt sich jedem die Überzeugung auf, dies Gewand müsse auch als ἀμφιμάσχαλος getragen worden sein. So finden wir es in der That an einer Amazone vom Mausoleum-Fries (Brunn-Bruckmann Denkm. 97. Ant. Denkm. II 16, 34. Baumeister Abb. 970; offen an der linken Seite der Figur). Da aber in dem Fall, dass die ursprünglich offene Seite durch Naht geschlossen ist, kein wesentlicher Unterschied mehr besteht zwischen der Exomis und dem entsprechenden ionischen Ch., dessen πτέρυγες auf den Schultern ja auch durch Knöpfe oder andere Verbindungsglieder und nicht durch Naht verbunden werden konnten (s. 4 a), so kann man bei Beschreibung der Denkmäler keinen Unterschied in der Benennung machen.

Dagegen führt eine andere Beobachtung auf eine sichere Spur. Ein kurzes dorisches Gewand – so wie der dorische ἀμφιμάσχαλος der Männer abgesehen vom ἀπόπτυγμα sein musste – trägt die Atalante der Françoisvase (Studniczka Fig. 31. Helbig Fig. 57). Hier ist nun die Partie vom Gürtel abwärts in ganz besonderer Weise gezeichnet, durchaus verschieden von dem entsprechenden Teil des kurzen ionischen Ch. der Männer (s. 4 a). Die letzteren sind deutlich rings herum geschlossen; die Art der Darstellung an der Atalante dürfte sich dagegen nur bei der Annahme eines einseitig offenen Gewandes erklären. Wie dem nun auch sei, jedenfalls kehrt dieselbe Zeichnung an zahlreichen Kriegerfiguren der schwarzfigurigen Vasen an dem Gewandstück unterhalb des Panzers und in gleich deutlichem Gegensatz zu dem unteren Teil des ionischen Ch. wieder (Beispiele unter anderem bei Studniczka 69 Anm.; besonders deutlich z. B. Gerhard A. V. 207. 213 und Arch. Ztg. 1884 Taf. 15 = Baumeister Denkm. Abb. 2124 [Amasis]). Aus dieser Vergleichung ergiebt sich die Folgerung, dass – wenigstens im 6. Jhdt. – Krieger unter dem Panzer ein Gewand trugen, das in der Form dem der Atalante gleich, also dorisch war. Nicht unmöglich wäre es endlich, dass mit diesem Gewand speciell das ζῶμα gemeint sei, das an einigen Stellen des Homer für Untergewand unter dem Panzer und sonst vorkommt (Studniczka 67ff.; vgl. dagegen Helbig 292ff., dessen Deutung des ζῶμα auf den unteren vorspringenden Rand des Panzers angesichts der gleich zu erwähnenden Stelle der Odyssee und der späteren Bedeutung des Wortes verfehlt scheint). Wenn sich Odysseus (Od. XIV 489) in einem Moment, wo er, nach dem Vorhergehenden zu schliessen, nur mit dem ζῶμα bekleidet ist, οἰοχίτων nennt, so ist damit nicht gesagt, dass ζῶμα notwendig [2330] ein Gewand von der Form des Ch. sein müsse; es bedeutet allgemein: nur mit dem Untergewand versehen, ohne Mantel. Für diese Auffassung des ζῶμα scheint auch die Nebeneinanderstellung von ζώματα und κυπάττιδες (s. u. S. 2332) bei Alkaios (Bergk PLG III 154) zu sprechen (vgl. Studniczka 21). So oft die Exomis an Figuren späterer Zeit vorkommt, bei denen die Stoffe deutlich charakterisiert sind, ist ihr Stoff derb, wie starke Wolle oder starkes Leinen. Hirten machten sich die Exomis natürlich aus Fellen: ὁ χορταῖος nach Poll. VII 60 (vgl. IV 118 Tracht des Satyrdrama) εἴτε περίβλημα εἰτε ζῶμα (Tracht der Massalioten). Vgl. Stephanus Thesaur. s. v. und Wieseler Satyrspiel 92f. 99. 119f. und 139f.

Ihr äusserst seltenes Vorkommen in schriftlicher und monumentaler Überlieferung erklärt sich dadurch, dass schon zu Homers Zeiten in der Männerkleidung die ionische Mode durchaus herrschend geworden war. Über die Exomis bei den Amazonen s. o. S. 2328.

4 a) Der kurze Ch. der Männer.

Er muss sich von der Exomis ebenso unterschieden haben, wie der weibliche Ch. vom Peplos; d. h. er muss ein ἔνδυμα gewesen sein, ein genähter Rock, den man anzog. Ein derartiges Gewand sehen wir nun auf den Denkmälern, nur dass Einzelheiten mit der Mode wechseln, und in den zwei Varianten, die Poll. VII 47 angiebt als ἀμφιμάσχαλος; (die Stelle bei Suidas s. ἀμφιμάσχαλος ist ganz unbrauchbar) und ἑτερομάσχαλος (vgl. Heliod. Aeth. III 1). Für die erstere Form sind zwei vortreffliche Beispiele aus dem 6. Jhdt. bei Studniczka Fig. 18 (von einer rhodischen Schale) und 19 (Hermes der Françoisvase, auf der noch viele weitere Beispiele) abgebildet (plastisch Ἐφημ. αρχ. 1891. 13 r.). Der Ch. liegt eng an und hat an beiden Schultern kurze Ärmelansätze, die auf Fig. 18 geschlitzt sind. Der Halsrand, der untere Rand und der der Ärmelansätze ist mit Borten verziert, ebenso wie der Peplos der Frauen (s. darüber und über die Namen dieser Borten I S. 2315). Studniczka 58f. bezieht auf diese Art der Umränderung nach Düntzers Vorgang mit Recht den Ausdruck τερμιόεις bei Homer (Od. XIX 242) und Hesiod (E. 538); vgl. Helbig 174f. Dass die Männer auch in homerischer Zeit schon derartige kurze Ch. trugen, geht aus der erwähnten Stelle bei Hesiod und aus Il. IV 146 hervor; Helbig 173. Studniczka 59–61. Auf den rotfigurigen Vasen von der Wende des 6. zum 5. Jhdt. werden die Ärmelansätze seltener (z. B. Gerhard Trinksch. IX 1 = Baumeister Denkm. Abb. 1881. Peleus auf einem Bild des Peithinos; hier hat auch Thetis Halbärmel). Das Verbindungsstück der beiden πτέρυγες auf den Schultern wird ganz schmal. Die Verbindung geschieht oft augenscheinlich durch Knöpfung statt durch Naht; in einigen Fällen durch eine längliche gedrehte Schnur (Mon. d. Inst. II 14).[47] Der Ch. selbst wird stoffreicher und sein Stoff wird als Leinen deutlich charakterisiert (vgl. die Ausführungen o. S. 2323). Über dem Gürtel bildet sich häufig ein weit überhängender Bausch. Eine bundartige Einfassung der Ränder findet sich auch jetzt noch; vgl. auch die gleiche Erscheinung an dem weiblichen Ch. dieser Zeit (2 a S. 2319). Auch werden, wie dort, die unteren Ränder in zierlicher [2331] Weise ausgezackt (s. S. 2319). Auf einigen Darstellungen bemerken wir einen kurzen Überfall auf der Brust, wie er schon bei weiblichen Gestalten dieser und späterer Zeit constatiert wurde. Sehr viele Beispiele bei Kalkmann 25, 32, zu denen sich noch andere hinzufügen liessen.

Ein besonders deutliches Beispiel für den ἑτερομάσχαλος χ. bietet ein in Kassel befindlicher Torso (Furtwängler Meisterw. Fig. 22). Der Parthenonfries bietet viele Beispiele für den ἀμφιμάσχαλος χ. mit und ohne Ärmelansatz, sowie für den ἑτερομάσχαλος χ.[48]

Als besondere, durch die Farbe hervorgerufene Namen von Männergewändern nennt Poll. VII 55[49] ἁλουργίς, πορφυρίς, φοινικὶς καὶ φοινικοῦς χ., βατραχίς. Über ἁλουργίς und βατραχίς s. 2 a S. 2325. Für ἁλουργίς s. noch speciell Artemidorus oneirocr. II 3: ποικίλην δὲ ἐσθῆτα ἔχειν ἢ ἁλουργίδα ἱερεῦσι μὲν καὶ θυμελικοῖς καὶ σκηνικοῖς καὶ τοῖς περὶ τὸν Διόνυσον τεχνίταις μόνοις συμφέρει. Πορφυρίς kommt bei Xen. Cyrop. II 4, 6 und VIII 3, 3 als Tracht der Perser und Meder vor. Purpurn ist der Ch. des Theseus bei Bakchylides (ed. Kenyon XVIII 52). Φοινικοῦς war das rote Kriegsgewand der Lakedaimonier[50] (Xen. Lac. XI 3. Plut. Lyc. 27 u. s.; vgl. O. Müller Dorier² II 248), kommt als solches auch bei den Persern vor (Xen. Cyrop. VII 1, 2); vgl. hierzu den χιτῶνα κόκκινον (bezw. φοινικοῦντα) als τῆς μάχης σημεῖον ὑπὲρ τῆς στρατηγικῆς σκηνῆς διατεινόμενον der Römer (Plut. Fab. 15; Marc. 26; Brut. 40). Bei Poll. IV 119 kommt φοινικίς als φόρημα νεωτέρων in der Komoedie vor. Die farbigen Bildwerke beweisen ausserdem, dass die Gewandung der Männer ebenso bunt war, wie die der Frauen. Vgl. auch Poll. IV 115ff. über die Bühnengewänder, deren Farben nicht anders gewesen sein werden als die der Gewänder des Lebens.[51] Eine sehr reich ornamentierte Species des kurzen Ch. findet sich im 5. Jhdt. häufig auf Vasendarstellungen; ganz das gleiche Gewand haben wir in derselben Zeit an Frauen bemerkt (o. S. 2322). Zu erwähnen Dionysos (Roscher Myth. Lex. I 1107 [s. die Anm.] und 2055. Compte rendu 1861 Taf. IV = Baumeister Denkm. Abb. 110. Mon. d. Inst. Suppl. XXI; s. auch das Idol des Dionysos auf einem Neapeler Krater, Heydemann Vasens. d. Mus. naz. nr. 2419 und Winter 50. Berl. Winckelm.-Pr. 114), der Daduchos der einen Mysterienvase (Compte rendu 1859 Taf. II = Baumeister Abb. 521); die Dioskuren (Arch. Ztg. 1846 Taf. 44/45 und 1848 Taf. 24 = Baumeister Abb. 1804–1805); Hephaistos bei der Rückführung in den Olymp (Él. cér. I 43. 46–47) und bei der Übergabe des Erichthonios (ebd. 85 A); auf letzterem Bild auch Kekrops; Triton (Mon. d. Inst. Suppl. XXI); auf letzterem Bild auch Helios; Pelops (Mon. d. Inst. VIII 3 = Baumeister Abb. 1395); Kitharoede (Dumont et Chaplain Cér. de la Gr. pr. XVI). Daselbe Gewand in derselben Ausstattung findet sich bei asiatischem Costüm, von dem es wohl auch stammen wird; so bei Paris (Gerhard Ap. V. 100 = Baumeister Abb. 314), der es hier augenscheinlich über einem vollständigen Tricot trägt, da Ärmel und Beinkleider das gleiche Muster haben (ebenso an verschiedenen Figuren der Dariusvase, Mon. d. Inst. [2332] IX 50–51 = Baumeister Abb. 449 und sonst an vielen Beispielen).

Da der kurze Ch. zur ionischen Tracht gehört, liegt es nahe, Analogien bei den nichtgriechischen Völkern Kleinasiens zu suchen; am ehesten bietet sich hier die κύπασσις (κυπασσίσκος) der Lyder dar, ein kurzer leinener Rock (Studniczka 21). Von Stoff und Form der τήβεννα oder τηβεννίς der Meder erhalten wir keine Vorstellung (Poll. VII 61; vgl. allerdings Plut. Rom. 26, wo als Tracht des Romulus der περιπόρφυρος τήβεννος angegeben wird).[52]

Das Klima Griechenlands erforderte neben dem Ch. aus feinem Leinen auch solche aus wärmeren Stoffen (Poll. VII 57f. ἀμφίμαλλος und μαλλωτός geht auf zottige Wollenzeuge; ἀμφίμιτος, τρίμιτος, mit doppeltem, dreifachem Aufzuge [Drillich] gewebt). Die Hirten und Jäger nähten sich ihren Ch. aus Fellen (Poll. VII 70); vgl. Paus. VIII 1, 5 über Ch. aus Schweinshäuten bei den Bewohnern von Euboia und Phokis. Die bei Poll. VII 70 erwähnten Namen gelten aber nicht nur für ἐνδύματα, sondern noch häufiger für περιβλήματα (Stephanus Thesaurus und in uns. Lex. s. Ἱμάτιον).[53] Mit διφθέρα z. B. ist ohne Zweifel der Mantel mit Kapuze gemeint, wie ihn Telesphoros auf den Darstellungen trägt. Wenn Poll. a. a. O. sie trotzdem χ. nennt, so gebraucht er das Wort hier in seiner allgemeinsten Bedeutung. Statuette mit Ch. aus Fell s. Mus. Borb. VII 10 = Baumeister Abb. 772.

4 b) Der eigenartigste Bestandteil der ionischen Tracht aber war der lange leinene Ch. der Männer (Poll. VII 47 ποδήρης), den die Samier in der von Asios (frg. 13. Kink.) beschriebenen Festversammlung tragen (Studniczka 20): χιονίοις τε χιτῶσι πέδον χθονὸς εὐρέος εἶχον, nach dem die Ionier bei Homer (Hymn. Ap. Del. 147. Il. XIII 685) ἑλκεχίτωνες Ἰάονες genannt werden, und in dem Theseus bei seiner Ankunft in Athen für ein Mädchen gehalten wird (Paus. I 19, 1). Einen langen Ch. setzen auch die Verse Homers (Il. V 734ff. = VIII 385ff.) voraus, in denen beschrieben wird, wie Athena den Ch. ihres Vaters Zeus statt ihres Peplos anzieht, um in den Kampf zu ziehen. Beiworte und Vergleiche bei Homer (Studniczka 56f.) gestatten den Schluss, dass Leinen der übliche Stoff war, aus dem der Ch. gearbeitet war. Von seiner Form und Ausstattung geben uns die sf. Vasenbilder und archaische Sculpturwerke eine deutliche Vorstellung;[54] Beispiele bei Studniczka Fig. 14–17 und in grosser Menge bei Helbig 177ff. Vielfach wird hier auch seine Schneefarbe (s. d. Frg. des Asios), die für ihn typisch gewesen sein muss, durch weisse Farbe wiedergegeben (Ant. Denkm. I Taf. 7 nr. 1. 5. 6. 24. 28 und sonst häufig); vgl. Ἐφημ. ἂρχ. 1891 π. 13. In seiner Ausstattung mit Randornamenten gleicht er dem kurzen Ch., auch ist er wie dieser bisweilen – besonders häufig in älterer Zeit – mit Ärmelansätzen versehen. Er ist in der durch die genannten Denkmäler repraesentierten Zeit typisch bei Männern vorgerückten Alters und vornehmen Standes und wird ausserdem von jung und alt gleichmässig als Pracht- und Festgewand getragen (Helbig 182). In den überwiegend meisten Fällen ist er ungegürtet, also ὀρθοστάδιος (Poll. VII 49); damit stimmt [2333] überein, dass wir auch aus Homer und Hesiod schliessen können, dass die Griechen ihrer Zeit sich nur zu schwerer Arbeit gürteten (Studniczka 65f.). Die Denkmäler lehren uns ferner, dass dieser Ch. bei allen Stämmen Griechenlands gleichmässig verbreitet war (Helbig 181).

Augenscheinlich sind nun in jener schon erwähnten Stelle des Thukydides (I 6), wo er über bestimmte Wechsel in der Tracht der griechischen Männer spricht, mit den λινοῖ χιτῶνες, die neben der gekünstelten Haartracht als Charakteristica der zur Zeit des Historikers überwundenen Altvätermode genannt werden, auch jene langen Ch. gemeint, trotzdem Thukydides nicht ausdrücklich davon spricht. Jedenfalls würde seine Angabe in diesem Fall mit dem, was wir den Monumenten entnehmen können, übereinstimmen, denn seit dem Anfang des 5. Jhdts. verschwindet der lange Ch. allmählich aus den Kreisen, in denen er bisher geherrscht (vgl. Studniczka Arch. Jahrb. 1896, 249ff.); er bleibt fürderhin nur noch für bestimmte Kategorien in Gebrauch: Priester (Michaelis Parthenon 257 Taf. XIV 34. Conze Attische Grabreliefs 921–924), Kitharoeden oder Flötenspieler (Studniczka 66. Wieseler Theatergebäude Taf. XIII) und Wagenlenker.[55]

Auch für diese Form des Ch. bieten sich Analogien bei anderen asiatischen Völkern dar. Bei den Lydern war die βασάρα ein χ. ποδήρης (Poll. VII 60); die Assyrer trugen über einem langen leinenen Ch. einen andern aus Wollenstoff (Her. I 195; vgl. Darstellungen wie bei Helbig Fig. 60 und s. u.).

4 c) Eine Mittelstufe zwischen dem langen und dem kurzen nimmt ein Ch. ein, der nur bis zu den Waden reicht (nicht etwa ein langer, etwas aufgeschürzter Ch.). Er findet sich auf den Gravierungen des Panzers aus Olympia (Studniczka Fig. 43. Helbig Fig. 48), an dem Theseus der Françoisvase (Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. III; wie es scheint, ist der Oberarm halb bedeckt!), auf einem sf. Vasenbild (Gerhard Auserl. Vasenb. XVI), an der Dionysosfigur einer rf. Vase (Gaz. arch. 1879 pl. 5 = Roscher Myth. Lex. I 1108), einem Kitharoeden (Dumont et Chaplain Cér. de la Gr. pr. XVI), einem Trabanten des Midas (Ann. d. Inst. 1844 tav. d’agg. H) und an vielen Figuren der Reliefs vom Nereïdendenkmal (Mon. d. Inst. X Taf. XIII–XVIII. Brunn-Bruckmann Denkm. 214–218). Der Dionysos, der Kitharoede und Trabant trägt über diesem Ch. den kurzen mit reichen Ornamenten, der oben unter 4 a S. 2331 besprochen ist.

Bei verschiedenen fremden Völkern wird der Ch. als Tracht angegeben, zum Teil mit Anführung besonderer Namen; so bei den Lydern neben der schon erwähnten kurzen κύπασσις die lange βασάρα (Διονυσιακός Poll. VII 60; vgl. Herodot. I 155; hierher gehört auch der σαρδιανικὸς χ. Poll. VII 77); bei den Kilikiern (κιθῶνας εἰρινέους Herodot. VII 91); bei den Medern ausser den schon genannten τήβεννα und τηβεννίς die σάραπις (πορφυροῦς μεσόλευκος χ. Poll. VII 61. Hesych. und Phot. s. v.: bei Athen. XII 525 c wird sie den [2334] Ioniern zugeschrieben: σαράπεις μήλινοι καὶ πορφυροῖ καὶ λευκοὶ, οἳ δὲ ἁλουργεῖς [Demokritos]); bei den Persern ausser κάνδυς und κάπυρις der καυνάκης (s.o. Χειριδωτὸς χ. S. 2207f.); letzterer auch bei den Babyloniern (Poll. VII 60; καυκάνης sonst allerdings ein ἐπιβόλαιον; s. Stephanus Thes. s. v.). Vgl. über die Babylonier Herodot. I 195: χρέωνται κιθῶνι ποδηνεκέι λινέῳ καὶ ἐπὶ τοῦτον ἄλλον εἰρίνεον κιθῶνα ἐπενδύνει. Über den μυωτός der Armenier s. Poll. VII 60 und Phot. s. v., über μανδύη und φαινόλης (φαινόλιον, φαινολίς) bei Persern, Kretern und Libyern s. Stephanus Thes. s. v. Polyb. III 114, 4 spricht von den λινοῖ περιπόρφυροι χιτωνίσκοι der Iberer. Ausführlicher handelt Poll. VII 71 über die Tracht der Ägypter; über φώσων (χ. ἐκ παχέος λίνου), ἡμιφωσώνιον und ἡμιτύβιον, καψιδρώτιον, σουδάριον, s. Stephanus Thes., über die letzteren drei besonders Hesych. Am bedeutsamsten ist ihr χ. θυσανωτός und λινοῦς, der καλάσιρις (Herodot. II 81), den wir auf griechischem Boden durch die Mysterieninschrift von Andania als Festtracht der Frauen, Mädchen und Sclavinnen in den betreffenden Mysterien finden (hier καλάσηρις; s. Sauppe a. a. O. 14 Z. 17. 18. 19. 21. Dittenberger Sylloge 388). Nach Hesych (s. καλάσιρις und τρυφοκαλάσιρις) war er πλατύσημος (über die σημεῖα = πορφυραῖ oder ῥάβδοι s. o. S. 2324), ein λινοῦν καὶ ποδῆρες χιτώνιον und diente auch den Männern als ἡνιοχικὸς καὶ ἱππικὸς χ. Dass die καλασίρεις auch in Korinth gearbeitet wurden, bezeugt Athen. XII 525 d, nach dem sie purpurn, veilchenblau oder hyakinthosfarbig (dunkelrot) waren, und der an dieser Stelle auch von persischen spricht, αἵπερ εἰσὶ κάλλισται πασῶν. An zwei Stellen der Mysterieninschrift (14 Z. 17) ist ferner neben καλάσιρις als Untergewand σινδονίτης genannt, wozu χ. zu ergänzen ist (über den σινδών der Ägypter s. Stephanus Thes.).

Endlich ist noch ein specieller σικελικὸς χ. nach Poll. VII 77 zu nennen.

Am Schluss ist auf die metaphorische Verwendung des Wortes Ch. für alles Umhüllende hinzudeuten, wofür sich eine reichhaltige Sammlung von einschlägigen Stellen bei Stephanus Thes. s. v. χιτών S. 1511f. findet. Dadurch erledigt sich auch die falsche Annahme, die dem Worte Ch. bei Homer in der Waffentracht eine von der gewöhnlichen wesentlich verschiedene Bedeutung beilegte, d. h. die eines erzbeschlagenen Kollers aus Filz oder Leder; vgl. darüber, sowie über den ebenfalls hierher bezogenen Ausdruck στρεπτὸς χ. Studniczka 61ff. (στρεπτός richtig mit ,wohlgezwirnt‘ zu übersetzen) und Helbig 183f. und 287f.

Für die abgeleiteten Worte χιτωνάριον, χιτώνιον, χιτωνισκάριον, χιτωνίσκιον und χιτωνίσκος ist die Litteratur bei Stephanus Thes. unter den verschiedenen Stichworten gesammelt. Vgl. ausserdem Böhlau 20ff. über χιτών, χιτώνιον, χιτωνίσκος in den Inventaren der brauronischen Artemis (Angabe des Stoffes bei den ersten beiden häufig, bei dem letzten nur einmal; Angabe der Farbe und Verzierung beim χιτωνίσκος fast stets, bei den andern ganz selten; bei χιτώνιον häufig Angabe, ob ἁπλοῦν oder διπλοῦν, bei den andern nie).[56] Unterschiede in der Form lassen sich danach nicht feststellen, abgesehen davon, dass im Gegensatz [2335] zu χ. die andern Ausdrücke kleinere Gewänder bezeichnen werden (s. über die Möglichkeit ihrer Anwendung auf bestimmte Gewänder o. S. 2320. 2322). Willkürlich ist Böhlaus Annahme, die χιτωνίσκοι seien wollen gewesen, irrig seine Deutung der χιτώνια. Aus den Erwähnungen der Schriftsteller (s. Stephanus Thes.) kann man einzig schliessen, dass χιτώνιον so gut wie ausschliesslich für das Untergewand der Frauen gebraucht wurde,[57] während die übrigen Ausdrücke bei beiden Geschlechtern vorkommen.

Nachträge und Berichtigungen

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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S. 2309, 60 zum Art. Χιτών:

  1. Zu S. 2309, 67: Hinzuzufügen Theocr. II 73f. VIII 98. Aelian. var. hist. I 16. Dio Chrysost. orat. VII 62.
  2. Zu S. 2311, 30: In einer im Gebiet von Iulis auf Keos gefundenen Inschrift, die ein Gesetz über die dort beobachteten Bestattungsbräuche wiedergiebt, werden die drei Gewandstücke, die zur Ausstattung der Leiche verwendet werden [289] sollten und die dann als στρῶμα, ἔνδυμα und ἐπίβλημα specificiert sind, zusammen als εἰμάτια aufgeführt (Athen. Mitt. 1876, 139ff. Dittenberger Syll.² 877. IGA 395 Z. 2–5); die Inschrift stammt aus dem 5., die Abfassung des Gesetzes wohl schon aus dem 6. Jhdt. v. Chr. Hier wird also auch das Untergewand (ἔνδυμα zum Unterschied von ἐπίβλημα-Mantel) als ἱμάτιον bezeichnet (zu dem ἱμάτιον als στρῶμα vgl. die χλαῖνα als Lagerdecke Bd. III S. 2335, 54ff); s. auch Helbig S.-Ber. Akad. Münch. 1900, 209f. Den gleichen Dienst werden die drei ἱμάτια gethan haben, auf die Solon die Ausstattung der Leichen beschränkte (Plut. Solon 21).
  3. Zu S. 2312, 26f.: Der Peplos an der linken Seite offen bei einer Athenastatuette aus Leptis in Constantinopel (Joubin Catal. d. sculpt. 1893, nr. 20. Furtwängler Abh. Akad. Münsch 1893, 7); dagegen nicht, wie angegeben, bei der Nike des Paionios.
  4. Zu S. 2312, 41: Vgl. Sophokl. Trachin. 924f. λύει τὸν αὑτῆς πέπλον, ᾗ χρυσήλατος προύκειτο μαστῶν περονίς.
  5. Zu S. 2312, 66: Der Peplos auf Schulter und Oberarm geschlossen auch bei der linken und mittleren Figur auf dem Charitenrelief ,des Sokrates‘ (Helbig Führer 85. Baumeister Denkmäler I 375) und bei der Europa eines Münchener Vasenbildes (O. Jahn Entführ. d. Eur. 44 Taf. VII = Roscher Mythol. Lex. I 1415).
  6. Zu S. 2313, 2: So erklärt es sich auch, wenn wir in einem Kleiderinventar aus Theben (Bull. hell. V 264 = IGS I 2421 Z. 8f.) und einem anderen aus Tanagra (Revue des ét. gr. XII 75 Z. 30f.) σχιστὸν (= πέπλον, s. S. 2314, 16) πουρείνια bezw. πουρεινίδας ἔχοντα ἕξ verzeichnet finden; über πουρείνια = Knöpfe s. Rev. ét. gr. XII 92. Vgl. auch S. 2313, 40.
  7. Zu S. 2313, 9: S. Helbig 274ff. In einer auf Aigina kürzlich gefundenen Inschrift, die das Inventar eines Heiligtums der Mnia und Auzesia (= Damie und Auxesie) enthält, sind eiserne περόναι in grosser Anzahl, zum Teil in Verbindung mit einem πέπλος, verzeichnet (Furtwängler Berl. philol. Wochenschr. 1901, 1597); vgl. Herod. V 88.
  8. Zu S. 2313, 10: Statt 35 lies 34.
  9. Zu S. 2313, 16: Die Françoisvase jetzt am besten bei Furtwängler-Reichhold Griechische Vasenmalerei Taf. 1–3. 11–13; s. Text p. 5f. Vgl. auch Furtwängler Olympia IV 66. 67, 1.
  10. Zu S. 2313, 19: Hörnes Serta Harteliana 102.
  11. Zu S. 2313, 27: Jetzt publiciert in The Journal III. Ser. VII nr. 2, 26 Fig. 1, 8 und bei Murray-Smith-Walters Excavations in Cyprus 20, Fig. 39.
  12. Zu S. 2313, 28: Dieselbe Art von Gewandnadeln an zwei Figuren eines Kraters von entwickeltem rf. Stil im Museo Papa Giulio (dargestellt ein Mädchenreigen; bei zweien mit Peplos ragt an jeder Schulter eine Spitze in beträchtlicher Länge empor; s. Furtwängler-Reichhold a. a. O. Taf. 17–18 p. 80f.) und an der Europa eines Münchener Vasenbildes (O. Jahn Entführ. d. Eur. 44 Taf. VII = Roscher Mythol. Lex. I 1415).
  13. Zu S. 2313, 37: Auch auf der genannten Vase [290] in Rom stehen die Nadeln senkrecht mit der Spitze nach oben. Ihr Herausfallen hätte bei dieser Stellung auch durch die mehrfach mit solchen Nadeln gefundenen Vorsteckhülsen aus Knochen (s. Hörnes a. a. O.) nur verhindert werden können, wenn diese mittels einer Kette mit dem Nadelknopf verbunden gewesen wären, was in der That nicht stattgefunden hat; die Nadel wäre durch ihr Gewicht aus der Hülse gezogen worden (an den bei Helbig 277f. Fig. 90. 100 abgebildeten Doppelnadeln ist denn auch eine Verbindung der ebenfalls gedoppelten Vorsteckhülsen mit der Nadel selbst auf sehr sinnreiche Weise ermöglicht). Jene losen Hülsen können nur dazu gedient haben, die für die Trägerin und andere mit ihr in Berührung kommende Personen gefährliche Nadelspitze zu verstecken (dass diese Gefahr wirklich bestand, beweist Il. V 424f.).
  14. Zu S. 2313, 46: Hörnes will a. a. O. κληΐς mit Vorsteckhülse übersetzen; doch widersprechen dem die sonstigen Bedeutungen des Wortes bei Homer; s. Helbig 275.
  15. Zu S. 2313, 54: Über πόρπη s. Studniczka 113, 66. Helbig 275f. Hörnes a. a. O. Die von letzterem empfohlene Unterscheidung, nach der περόνη Gewandnadel, πόρπη Spange oder Fibel bedeuten sollte, lässt sich angesichts des schwankenden Gebrauchs der Wörter bei den Schriftstellern nicht durchführen.
  16. Zu S. 2314, 16: Zu χ. σχιστός vgl. Bull. hell. V 264 = IGS I 2421 Z. 8 und Revue des ét gr. XII 75 (Z. 30). 95.
  17. Zu S. 2314, 42: Speciell in Korinth scheint es Mode gewesen zu sein, an den Hüften kleine κολπίσκοι über den Gürtel fallen zu lassen (Böhlau 68ff. Studniczka Athen. Mitt. 1899, 362).
  18. Zu S. 2314, 51: Auf Stofffülle deutet καταπτυχές als Beiwort zu ἐμπερόναμα bei Theocr. XV 34.
  19. Zu S. 2315, 1: Die rückwärtige Hälfte des Apoptygma ist über den Kopf gelegt auch bei der weiblichen Figur eines griechischen Reliefs im Gabinetto delle Maschere (Museo Pio-Clement. V, XXVI). Weiter kam es vor, dass dieser Teil mit zwei Zipfeln auf die Schultern gelegt wurde (Furtwängler Abhdl. Akad. Münch. 1898, 278. 297).
  20. Zu S. 2315, 34: Vgl. Thiersch Tyrrhenische Amphoren 120. 125.
  21. Zu S. 2316, 8: Bei Theocr. XV 79 wird von der überaus kunst- und farbenreichen Stickerei, die die Frauen beim Adonisfest bewundern, gerühmt: θεῶν περονάματα φασεῖς. Über die farben- und figurenreiche Ausschmückung des Peplos der Athena am Panathenaeenfest s. Michaelis Parthenon 212. Nicht minder reich wird der Peplos der Hera in Olympia ausgestattet gewesen sein, den elf elische Frauen webten (Paus. V 16, 2. VI 24, 8) und für den der specielle Name πάτος überliefert ist (Hesych. s. v. Kallim. frg. 495).
  22. Zu S. 2316, 22: Λευκόπεπλοι dagegen werden die Tanagraeerinnen von Korinna genannt (Hiller Anthologia lyr. 269). Ein σχιστὸς (s. S. 2314, 16) περιπόρφυρος (s. S. 2325, 66) auf einer thebanischen Inschrift (Bull. hell. V 264 = IGS I 2421 Z. 8), ein μάλινος (s. S. 2324, 41) auf einer tanagraeischen (Revue des ét. gr. XII 75 Z. 30).
  23. Zu S. 2316, 41: Vgl. Arndt Collection Jacobsen [291] p. 12: für das 6. Jhdt. s. Thiersch Tyrrhenische Amphoren 117.
  24. Zu S. 2317, 36: Kurzer Peplos bei tanzenden Frauen und Amazonen auf sf. Vasenbildern, Thiersch Tyrrhenische Amphoren 117. 125.
  25. Zu S. 2317, 65: Für ,Knopf‘ haben sich auf zwei boiotischen Inschriften die Ausdrücke πουρείνιον und πουρεινίς gefunden (Bull. hell. V 264 = IGS I 2421 Z. 6. 8. Revue des ét. gr. XII 75 Z. 17. 30f. 34; vgl. ebd. S. 92. 96). Das einemal wird ein Mädchen-Ch. mit vier Knöpfen, dann ein Ch. mit acht, weiter einer mit sechs Knöpfen (und zwar πουρείνια σάρδια, also von Carneol) erwähnt; einmal ist der Name des Gewandes nicht mehr zu entziffern (es hatte sieben Knöpfe); zweimal endlich ist der Ch. σχιστός, also gleich dem Peplos, beidemal mit sechs Knöpfen (s. darüber den Nachtrag zu S. 2313, 2) erwähnt.
  26. Zu S. 2318, 46: Wegen συμμετρία vgl. Revue des ét. gr. XII 74 (Z. 10). 91.
  27. Zu S. 2318, 50: Theocr. II 73.
  28. Zu S. 2320, 20: Ch. mit Apoptygma auch bei einer der Kore Albani nächst verwandten, wohl etwas älteren Figur in Venedig (Replik in Neapel, s. Furtwängler Abh. Akad. Münch. 1898, 285 Taf. I), bei einer als Giunone bezeichneten Figur in Neapel (Clarac 420 A, 727 B) und einer Statuette in Venedig (Furtwängler a. a. O. 290). Die Kore Albani selbst scheint das Apoptygma nicht zu haben, wie Furtwängler angiebt.
  29. Zu S. 2321, 10: Auch der Wagenlenker aus Delphi trägt einen weiblichen Ch., der auf Schultern und Oberarmen gesäumt ist (Monuments Piot IV Pl. XV).
  30. Zu S. 2321, 37: Vgl. die Berichtigung zu S. 2312, 26ff. am Schluss.
  31. Zu S. 2321, 64: Vgl. Hiller v. Gaertringen Thera I 209.
  32. Zu S. 2323, 21: Λίνινος vom Ch. gesagt auf einer tanagraeischen Inschrift: Revue des ét. gr. XII 74ff. (Z. 9. 39. 44). 90. 98. Χ. ἀμόργινος erwähnt an drei Stellen der gleichen Inschrift (Z. 7. 22. 45; vgl. ebd. S. 90).
  33. Zu S. 2323, 40: Ὑδάτινα βράκη Theocr. XXII 11; ὑδάτινον καίρωμ’ ὑμένεσσιν ὁμοῖον Δηλιάδων [μὲν] ὕφασμ’ Kallim. frg. 295; vgl. ὑδατόεσσα καλύπτρη Anth. Pal. VI 270; s. Art. Coa vestis.
  34. Zu S. 2323, 46: Theocr. II 74.
  35. Zu S. 2324, 22ff: Einen κροκωτόν weiht eine Tanagraeerin der Demeter und Persephone (Revue des ét. gr. XII 74 [Z. 8]. 90); an zwei Stellen ebd. – Z. 23. 34 (s. S. 93f.) – ein χ. μάλινος genannt; s. dazu Bull. hell. V 264 = IGS I 2421 Z. 6 χ. μάλινον κοριδίω. In den angeführten Inschriften werden die Chitone mit Purpurrand παρπόρφυροι genannt (s. an jener Stelle 75f. [Z. 39. 43. 44. 50]. 98; an dieser Z. 5. 6; eben hier ist das Gleiche in Z. 7. 9f. mit παρραπτὼς πορφύρας ἔχοντα ausgedrückt). Die Chitone mit schwarzem Rand heissen in der tanagraeischen Inschrift παρορφνιδωτοί (Z. 40. 41. 42. 45. 47. 48; vgl. S. 98).
  36. Zu S. 2324, 51: Vgl. was von der Kleidung des Philosophen Hippias bei Apuleius Florida IX 32 steht: tunicam interulam tenuissimo textu triplici licio purpura duplici; dasselbe Gewand nennt Platon Hipp. min. 368, 10 χιτωνίσκος.
  37. Zu S. 2325, 41: Einen κιθῶνα πορφούριον weiht eine Tanagraeerin (Revue des ét. gr. XII [292] 74 Z. 9). Über lydische Purpurgewänder s. ebd. S. 93.
  38. Zu S. 2325, 47ff.: Weihungen von Männerkleidern finden sich auch in dem Inventar der Demeter und Persephone aus Tanagra (Revue des ét. gr. XII 75 [Z. 22f. 32]. 93. 96), doch ist auch hier beidemal ἀνδρῖον hinzugesetzt.
  39. Zu S. 2325, 61: Vgl. auch Lucian. dial. meretr. V 3: τὸν Ἀχιλλέα φασὶν ἐν ταῖς παρθένοις κρυπτόμενον ταῖς ἁλουργίσιν. VI 2 ἁλουργεῖς ἕξεις (Korinna) ἐσθῆτας.
  40. Zu S. 2326, 7: Inventar aus Tanagra, Revue des ét. gr. XII 75 (Z. 23). 94. Weiss war auch das Gewand der ἀρρηφόροι im Panathenaeenzuge (Michaelis Parthenon 329).
  41. Zu S. 2326, 35: Das Gleiche ergiebt sich aus den Nachrichten über die Gewandung der Inder, die von Arrian. Ind. V 9 κατάστικτος ἐοῦσα καθάπερ τοῦ Διονύσου τοῖσι βάκχοισιν, von Strab. XV 719 εὐανθής genannt wird; vgl. Gräven Arch. Jahrb. XV 207. Zu εὐανθής vgl. Lucian. dial. meretr. VI 2.
  42. Zu S. 2326, 46: Vgl. Revue des ét. gr. XII 74 (Z. 14. 17?). 91. Über die Verzierung der Gewänder mit Goldornamenten s. Perrot-Chipiez Hist. de l’art III 837 Fig. 606. 607. VI 946 Fig. 509. 958ff. Fig. 522. De Ridder Bull. hell. XII 469ff. Taf. VI bis u. Fig. 9 und 10. Dann Athen. Mitt. 1899, 373. Mit den χρυσία der ἀρρηφόροι (s. Michaelis Parthenon 329) können nicht, wie de Ridder a. a. O. meint, Ornamente des Gewandes gemeint sein; vielmehr geht aus Harpocr. s. ἀρρηφορεῖν deutlich hervor, dass das Wort sonstigen Goldschmuck bezeichnet. Kleine goldene Vögel auf dem Peplos der Europa (Münchener Vasenbild bei O. Jahn Entführ. d. Eur. 44 Taf. VII = Roscher Mythol. Lex. I 1415). Zu vgl. auch Lucian. Anach. 23, wo die Schauspieler χρυσαῖς ταινίαις τὴν ἐσθῆτα πεποικιλμένοι genannt werden, wobei es allerdings zweifelhaft bleibt, ob diese Taenien aufgenäht oder lose angebracht waren.
  43. Zu S. 2326, 64: Über den Ursprung der Fibel s. Undset Zeitschrift f. Ethnologie XXI 205ff. Hörnes Serta Harteliana 97ff.
  44. Zu S. 2327, 11: So zu ändern: Damit steht im Einklang, dass sich Fibeln nirgends in mykenischen Gräbern gefunden haben (Studniczka Athen. Mitt. a. a. O.). Während nun diese Thatsachen – und bekanntlich nicht diese allein – die Abhängigkeit der ,mykenischen‘ Cultur vom Orient darthun, ergiebt sich aus der Constatierung des Vorhandenseins von Fibeln in sämtlichen ,vordorischen‘ Schichten
  45. Zu S. 2327, 18: u. s. w.
  46. Zu S. 2328, 22: Vgl. Theocr. VII 17 ἀμφὶ [293] δὲ οἱ στήθεσσι γέρων ἐσφίγγετο πέπλος. Auch XXII 10 spricht Theokrit von ἂνδρεΐοις πέπλοις.
  47. Zu S. 2330, 60: Vgl. auf dem Ostfriese des ,Theseion‘ 21. 26. 29.
  48. Zu S. 2331, 13: Die Friese des ,Theseion‘ bieten Beispiele für den ἑτερομάσχαλος χ. Ost 2. 10. 21. 26, West 16 und für den ἀμφιμάσχαλος χ. Ost 29. Eine eigenartige Form – Mischung von kurzem Peplos und Ch. – findet sich ganz selten, z. B. bei dem Theseus der Euphroniosschale (Furtwängler-Reichhold Griechische Vasenmalerei Taf. 5) und einer kürzlich in Rom gefundenen Knabenfigur, die auf ein Original des 5. Jhdts. v. Chr. zurückgeht (Mariani Bull. com. 1901, 164 Taf. X a); dort bemerken wir am linken Arm einen kurzen Ärmel, am rechten ein ärmelloses Loch, hier am rechten einen kurzen Ärmel, am linken eine Öffnung, die bis zur Hüfte reicht.
  49. Zu S. 2331, 16: Die Wörter auf -ίς scheinen keine Chitone, sondern Mäntel zu bezeichnen. Sicher ist das für πορφυρίς, da sie von Lucian. dial. mort. X 4 ἐφεστρίς genannt wird; s. ebd. XIII 4 πορφυρίδα ἐμπεπορπημένον, wonach es eine Chlaina gewesen wäre (s. S. 2337, 67); vgl. auch dial. deor. II 2 und Anach. 3. Die betreffenden Zeilen wären demnach in dem Artikel Χλαῖνα S. 2337, 20ff. einzufügen.
  50. Zu S. 2331, 27: In dem roten Kriegsgewand wurden die Spartaner nach einem dem Lykurg zugeschriebenen Gesetze begraben; es findet sich auch sonst in Griechenland (Lucian. dial. meretr. XIV 2).
  51. Zu S. 2331, 40: Auf Vasenbildern des 6. Jhdts. finden sich nicht nur einheitlich reich gemusterte Chitone, sondern auch solche, an denen der Teil oberhalb des Gürtels anders verziert ist, als der untere (s. Citate bei Studniczka Athen. Mitt. XXIV 362).
  52. Zu S. 2332, 13: Bei Aelian. var. hist. I 16 bringt Apollodor dem Sokrates ἱμάτιον χιτῶνά τε ἐρίων πολυτελῆ καὶ εὐήτριον.
  53. Zu S. 2332, 25: Dem Jäger bei Dio Chrysost. orat. VII 62f. dient ein Fell erst als alleinige Kleidung, dann will er es über dem Himation anlegen; vgl. dazu den Pädagogen auf dem Niobidensarkophag der Galleria dei candelabri (Helbig Führer I 251. Museo Pio-Clement. IV 17).
  54. Zu S. 2332, 53: Vgl. Thiersch Tyrrhenische Amphoren 112.
  55. Zu S. 2333, 27: Z. 27–30 zu streichen (die in Delphi neuerdings gefundene Statue eines solchen trägt diesen Ch. über dem gewöhnlichen weiblichen ionischen Ch.; s. Arch. Anz. XI 174). (s. die Berichtigung zu S. 2214, 14). Das älteste Beispiel für das Vorkommen des langen Ch. beim Wagenlenker auf einer aus Boiotien stammenden Vase im Dipylonstil (Brit. Mus.; Journ. of hell. stud. XIX 199 Pl. VIII).
  56. Zu S. 2334, 67: Charakteristisch ist, dass der Sophist Hippias nach Platon Hipp. min. 368, 10 im χιτωνίσκος auftrat; da er sich rühmte, ihn selbst verfertigt zu haben, muss es schon ein besonderes Stück gewesen sein; vgl. Apuleius Florida IX 32.
  57. Zu S. 2335, 10: Bei Dio Chrysost. orat. VII 58 bezeichnet χιτώνιον das Gewand eines kleinen Mädchens. Lukian braucht das Wort in demselben dial. meretr. XIV 2 u. 3 für Männer- und Frauengewand und fügt an erster Stelle hinzu: τὸ μέχρι τῶν μηρῶν. In einem tanagraeischen Kleiderinventar (Revue des ét. gr. XII 75f.) wird [294] χιτώνιον allgemein für Gewand gebraucht (Z. 21. 28; vgl. S. 92): χιτωνίσκος findet sich einmal für ein Mädchenkleid (Z. 41 παρορφνιδωτός).
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Band R (1980) S. 82
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Chiton

1) Der Leibrock. S I.