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RE:Daïmachos 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Daimachos, Gesandter d. syr. Königs Antiochos Soter
Band IV,2 (1901) S. 20082009
Daimachos (3. Jahrhundert v. Chr.) in der Wikipedia
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2) Daimachos (FHG II 440–442. Susemihl Gesch. d. gr. Litt. I 656; die ionisch-attische Aussprache des boiotischen Namens findet sich bei Eratosthenes [s. u.] und Lysimachos [s. u.]) von Plataiai (ὁ Πλαταιεύς Harpocr. s. ἐγγυθήκη]. Plut. comp. Sol. et Popl. 4. Diogen. I 30 ist Δαίδαχος δ’ ὁ Πλατωνικός von Casaubonus mit grosser Wahrscheinlichkeit in Δαίμαχος δ’ ὁ Πλαταιεύς verbessert), wurde von dem syrischen König Antiοchos Soter (293–261) nach Indien zu dem Nachfolger Candraguptas, Amitroghâta (Ἀμιτροχάδης), Strab. II 70; Ἀμιτροχάτης Hegesandros bei Athen. XIV 652f; vgl. Lassen Ind. Altertumsk. II 222) geschickt und verarbeitete diese Gesandtschaftsreise, ähnlich wie Megasthenes die seine zu Candragupta, zu einem Buch über Indien ἐν β περὶ Ἰνδικῆς Harpocr. s. ἐγγυθήκη; ἐν τοῖς Ἰνδικοῖς Athen. IX 394 e), das, nach Eratosthenes scharfem [2009] Urteil (Strab. II 70. 76), in noch höherem Grade als das des Megasthenes unter dem Bann des Stilgesetzes stand, welches von Reisebüchern über den fernen Osten verlangte, die alten Fabeln zu wiederholen und fortzusetzen. Entlehnung von und Polemik gegen Megasthenes ist auch in den dürftigen Fragmenten noch zu erkennen (vgl. Strab. II 70. 76. Harpocr. s. ἐγγυθήκη und Megasthenes bei Ath. IV 153 d). Neben dem sehr populären Vorgänger ist D. früh vergessen worden; nur Schriftsteller älterer, gelehrter Zeit kennen ihn, Kallixenos Περὶ Ἀλεξανδρείας, der Delpher Hegesandros, Eratosthenes, auf den sämtliche durch Strabon erhaltenen Fragmente zurückgehen, der zoologische Gewährsmann des Athenaios. Dem praktischen Weltmann stand es wohl an, über Belagerungstechnik zu schreiben (Δαίμαχος ἐν Πολιορκητικοῖς ὑπομνήμασι λέγων, das Citat selbst ist ausgefallen, Steph. Byz. s. Λακεδαίμων), was ja auch König Pyrrhos that: Athen. περὶ μηχανημάτων prooem. (Wescher Poliorcétique p. 5, 12) κατανοήσειε δ’ ἄν τις τοῦτο ἐκ τῶν Δηιμάχου Πο⟨λιο⟩ρκ⟨ητ⟩ικῶν (διηνέχου oder διενέχου περσετικῶν codd., Δηιμάχου fand schon Wescher) καὶ τῶν Διάδ⟨ου καὶ Χαρί⟩ου (δι’ αὐτοῦ codd., vgl. p. 10, 10) τῶν ἀκολουθησάντων Ἀλεξάνδρῳ καὶ ἔτι τῶν ὑπὸ Πύρρου τοῦ Μακεδόνος γραφέντων Πολιορκητικῶν ὀργάνων; die gelehrte Zusammenstellung hat Athenaios von Agesistratos entlehnt (vgl. p. 10, 10. 31, 6). Dagegen passt zu dem Reiseroman – es genügt, an Hekataios von Teos und Megasthenes (Strab. XV 713) zu erinnern – das Buch Περὶ εὐσεβείας, aus dem Plutarch (Lys. 12) ein fabulierendes Bruchstück erhalten hat. Ob er in diesem oder in dem über Indien oder in einem sonst nicht bekannten Werk auf die sieben Weisen zu sprechen kam, ist nicht auszumachen, nicht unwahrscheinlich ist es, dass die dahin gehörigen Notizen (Plut. comp. Sol. und Popl. 4, vortrefflich von Toepffer Quaest. Pisistr. 40ff. behandelt. Diogen. I 30) durch den Kallimacheer Hermippos vermittelt sind. Eine mythographische Notiz hat Lysimachos (schol. Apoll. I 558) aus D. erhalten: das lässt sich mit der Schriftstellerei des Antikleides von Athen vergleichen. Alles in allem gehört D. mit seiner Mischung von praktischer Weltkenntnis und mannigfaltig schillernder Romantik zu den charakteristischen Erscheinungen der ersten Epoche des Hellenismus; die Einseitigkeit, diese Epoche als ,Alexandrinerzeit‘ aufzufassen, wird durch ihn, wie übrigens durch unendlich viel anderes, als den Thatsachen zuwiderlaufend gekennzeichnet. Porphyrios Bemerkung (Euseb. praep. ev. X 3) τί γὰρ Ἐφόρου ἴδιον ἐκ τῶν Δαιμάχου καὶ Καλλισθένους καὶ Ἀναξιμένους αὐταῖς λέξεσιν ἔστιν ὅτε τρισχιλίους ὅλους (etwa = einem Buch der achtbändigen Thukydidesausgabe) μετατιθέντας στίχους muss auf Confusion beruhen, wenn man nicht annehmen will, worauf sonst keine Spur führt, dass Ephoros Weltgeschichte, wie es Weltgeschichten zu gehen pflegt, modernisierte Auflagen erlebt hat.