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21) Reiches Material über D. bot schon Roeper Lectiones Abulpharagianae (Danzig 1844, 43), das sich neuerdings noch vermehrt hat. D. war eine Hauptautorität für die Araber, Masala (ums J. 800) nennt folgende Schriften von ihm (Catal. cod.
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astrol. graec. I 82): περὶ γενεθλίων δ’, περὶ ἐρωτήσεων γ’, περὶ λογισμοῦ γ’, περὶ τῶν συνόδων α’. Da die Angaben Masalas auch sonst Bedenken unterliegen, wird man auf diese Titel nicht allzu fest bauen können. Wenn es in den aus dem Arabischen geflossenen Auszügen Catal. cod. astr. V 3, 115 heißt λέγει ὁ Ἕλλην Δ ἐν τοῖς μυστηρίοις αὐτοῦ, so ist das natürlich kein Titel. Wertvoller ist die Tatsache, daß Omar ben Farchan einen Kommentar zu D.s Pentateuchos verfaßt hat (Wenrich De auct. Graec. versionibus Arab. 292), und zwar handelte B. 1 de natalibus, 2 de epochis et periodis, 3 de geniturae dominis, 4 de annorum natalicium conversione, 5 de actionibus incipiendis (d. h. περὶ καταρχῶν, zitiert Catal. cod. astrol. V 3 S. 125, 22). Bis zum 5. Buch reichen auch die Zitate mit einer Ausnahme: Antiochos nennt das 11. Buch (Kroll Phil. N. F. XI 129. Catal. cod. astrol. VIII 3, 106). Ob an dieser Stelle die Zahl verderbt ist oder der Sachverhalt sich anders aufklärt, läßt sich nicht sagen. Jedenfalls war wohl die Pentateuchos, wenn nicht das einzige, so doch das Hauptwerk des D., und dieses wird auch Firmicus im Auge haben (math. II 29 S. 78, 3): D. Sidonius, vir prudentissimus et qui apotelesmata verissimis et disertissimis versibus scripsit, antisciorum rationem manifestis sententiis explicavit, in libro scilicet quarto. Wenn Heeg wegen des Zitates bei Rhetorios (Catal. cod. astrol. V 3, 125) ὁ αὒτὸς βιβλίῳ δ’ ἐν τῷ περὶ ἐπεμβάσεων ein besonderes Gedicht περὶ ἐπεμβάσεων annimmt, so ist er sicher im Irrtum: es ist das von den ἐπεμβάσεις handelnde Kapitel des großen Gedichtes gemeint. Das ergibt sich auch aus dem vorhergehenden Zitat ἐκ τοῦ γ’ βιβλίου τοῦ Δωροθέου κεφάλαιον ο’ (wo Heeg kaum mit Recht die beiden letzten Worte tilgt). Diese Art zu zitieren beweist, daß es eine in Kapitel abgeteilte Paraphrase gab, vgl. das Schol. zu Vettius Valens S. 149 K. τοῦτο δὲ τὸ κεφάλαιον σαφέστατα κεῖται ἐν τῂ ε’ βίβλῳ τῶν ἐπῶν Δωροθέου κέφαλ. ρλη’. Hat schon D. selbst sein Gedicht mit einer Paraphrase ausgestattet? Wegen seiner Reichhaltigkeit und Genauigkeit ist das Werk viel benutzt worden (z. B. auch von Palchos Catal. Cod. astrol. VI 67), im Original namentlich von Hephaistion (s. o. Bd. VIII S. 309), so daß Kroll Catal. cod. astrol. VI 91 aus ihm mehr als 350 Verse zusammenstellen konnte (vgl. dazu die Emendationen von Ludwich Rh. Mus. LIX 42. Housman Class. Quart. II 1908, 47), während die Zahl der sonst überlieferten Verse nur etwa ein Zehntel dieser Summe beträgt. Nachträge bei Heeg Catal. cod. astrol. V 3, 125; Herm. XLV 315. Einer der wichtigsten Benutzer ist Firmicus, der im 6. Buche seiner Mathesis den D. paraphrasiert; das ergibt sich aus dem Catal. cod. astrol. II 159 edierten Anon. de planetis, dessen mit Firmicus übereinstimmende Abschnitte Heeg mit Sicherheit auf D. zurückgeführt hat. Vgl. Ziegler in der Ausgabe Bd. II 71ff., wo die entsprechenden Abschnitte des D. unter dem Firmicustexte abgedruckt sind. Mit diesem Traktat hängt auch der von Boll edierte Florentiner Papyrus nr. 158 (Pap. della Società Italiana III. Florenz 1913) zusammen.
Über die Zeit des D. äußert sich Abulpharag,
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der ihn in die Zeit Iulians setzt — sicher zu spät. Roeper wollte ihn der hellenistischen Zeit zuweisen, was nach dem Bekanntwerden von Originalversen niemand mehr glauben wird; dazu kommt, daß Hephaist. II 22 (Catal. cod. astrol. VIII 2, 89) ihn dem Thrasyllos folgen läßt. Die Quellenangabe bei Hephaist. fol. 115v cod. P πάλιν δὲ καὶ τὰ ἐν τοῖς ἔπεσι Δωροθέου ἐκ τῶν Νεχεψὼ καὶ τῶν ἄλλων σύνθετα (συνδέτων cod.) ἐπισυνάψωμεν hat nichts Überraschendes; vgl. Darmstadt Quaest. apotelesmaticae, Leipzig 1916. Es bleibt also als Spielraum die Zeit vom J. 50—300 n. Chr. Da D. auf dichterische Lorbeeren keinen Anspruch macht, sondern so trocken ist, daß er sogar über den alexandrinischen Monat eingehend handelt (Schol. Val. a. O.), da ferner auch seine Technik wenig Auffälliges hat (vgl. gelegentliche Bemerkungen bei Ludwich a. O.), so ist eine genauere Bestimmung schwer; ich neige dazu, ihn an das Ende des genannten Zeitraumes zu setzen. Sein Werk gehört in die Reihe der großen Kompilationen, die damals entstanden und dem ausgehenden Altertum und dem Mittelalter die Arbeiten der Früheren ersetzten. Genaueres wird sich vielleicht ermitteln lassen, wenn wir die arabischen Astrologen besser kennen. Auch das Verhältnis zu Manethon bedarf noch der Aufklärung (Heeg Herm. XLV 316. Kroll Philol. N. F. XVII 136).