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Ethologos, ein Berufs- oder Charaktertypen nachahmender Schauspieler oder Gaukler. Daß das Wort auch eine andere Bedeutung haben konnte, zeigt Timon frg. 51 W.: Platon habe dem Sokrates viele wissenschaftliche Kenntnisse zugeschrieben οὐκ ἐθέλων καταμεῖναι ἠθολόγον, wo vielleicht boshaft mit dem Doppelsinn gespielt wird; vgl. Cic. nat. deor. I 93: Zeno der Epikureer Socratem ... Latino verbo utens scurram Atticum fuisse dicebat. Darauf führt auch π. ὕψ. 9, 15 τοιαῦτα (sc. ἠθικά) γάρ που τὰ περὶ τὴν τοῦ Ὀδυσσέως ἠθικῶς αὐτῷ βιολογούμενα οἰκίαν, οἱονεὶ κωμῳδία τίς ἐστιν ἠθολογουμένη. Vgl. auch Sen. ep. 95, 65. Sonst aber hat das Wort immer den oben angegebenen Sinn. Der E. trat im Theater auf (Hesych. ἠθολόγος· θεατριστής) und karikierte mit derben Mitteln: Cic. [443]
de or. II 242 warnt den Redner vor depravata imitatio durch vultus vox und gestus und sagt dann: mimorum est enim et ethologorum, si nimia est invitatio, sicut obscenitas. Er greift § 244 auf diese Stelle zurück: ut in illo superiore genere ... vitanda est mimorum et ethologorum similitudo. An beiden Stellen fehlt et in der einen Klasse der Überlieferung, der sich manche Herausgeber anschließen, ist aber unentbehrlich. Plut. quaest. conv. V pr. 673 b nennt Mimen und E. als Unterhaltungen beim Gelage. Läßt schon die Zusammenstellung mit dem Mimen erkennen, daß der E. auf einer künstlerisch niedrigen Stufe stand, so noch mehr Diod. XX 63, 2: Agathokles war (φύσει γελωτοποιὸς καὶ μῖμος und verspottete sogar in Versammlungen die Teilnehmer, indem er sie nachahmte, ὥστε τὸ πλῆθος πολλάκις εἰς γέλωτα ἐκτρέπεσθαι, καθάπερ τινὰ τῶν ἠθολόων ἢ θαυματοποιῶν θεωροῦντες. In denselben Zusammenhang werden die E. auch bei Athen. I 20 a eingereiht, wo verschiedene θαυματοποιοί und γελωτοποιοί aufgezählt werden (darunter Eudikos, der Faust- und Ringkämpfer nachahmte); dann wird der Lokrer Diopeithes genannt, der sich Blasen mit Wein und Milch unter das Gewand band und ihren Inhalt so verspritzte, als käme er aus seinem Munde: τοιοῦτο ποιῶν ηὐδοκίμει καὶ Νοήμων ὁ ἠθολόγος. Inschriftlich begegnet ein E. CIL VI 10129 (= Dessau 5227) Dionysio Aug. n. vernae hethologo; dazu hat man mit Recht CIL VI 4886 gestellt (= Dessau 5225) ... Caesaris lusor mutus argutus imitator Ti. Caesaris Augusti, qui primum invenit causidicos imitari, zu vergleichen mit dem oben erwähnten Athletenimitator: also reine Brettlkunst.
Kaum wesentlich verschieden vom E. war der Biologos; vgl. CGL II 22, 40 Atellaniσκηνικοί ἀρχαιολόγοι βιολόγοι· ὡς δὲ † Οβοιδιος Ὁμηριστὴν † δητοινυχοροι (vgl. VI 108). Auch er stand dem Mimen nahe: Kaibel Epigr. 609 (Aquileia, etwa 3. Jhdt. n. Chr.) setzt ein Biologos einer Mimin ein Denkmal: τὸ λαλεῖν σοφὸς Ἡρακλείδης μειμάδι Βασσίλλῃ στήλην θέτο βιολόγος φώς. Philistions Stücke nennt Suid. s. v. κωμῳδίας βιολογικάς. Pap. Oxyrh. VII 156 (nr. 1025, 3. Jhdt. n. Chr.) schreiben die Beamten des Ortes Euergetis an den Biologos Aur. Euripas und den Homeristen Aur. Sarapas und bitten sie, das Kronosfest durch ihre Mitwirkung gegen die dafür gewährten Entschädigungen und Ehrenbezeigungen zu verherrlichen. Ein Ἀγαθοκλέων βιολόγος auf einer metrischen Grabschrift aus Larnaka auf Kypros (Oberhummer S.-Ber. Akad. Münch. 1888 I 311). Die Bezeichnung erklärt sich daraus, daß man mit βίος, βιοτικός usw. das ausdrückte, was wir Realismus nennen und was man heute oft mit Unrecht ins Bereich des Mimos zu ziehen sucht; vgl. G. Reichel Quaest. progymnasmaticae (Leipzig 1909) 58. Vgl. O. Jahn Persius S. LXXXVIIff.; S.-Ber. Sächs. Ges. 1850. 110. Reich Progr. Königsberg Wilhelmsgymn. 1897, 17ff.; Der Mimus I 265. 284 u. ö. S. die Art. Mimos, Thaumatopoioi, Homeristai (in diesem Suppl.).