RE:Euktemon 10

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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aus Athen, Astronom, Meteorologe und Geograph 432 v. Chr.
Band VI,1 (1907) S. 10601061
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10) Euktemon aus Athen (der Name dort häufig, vgl. J. Kirchner Prosopogr. Att. s. v.), Astronom, Meteorologe und Geograph, Genosse Metons (s. d.) bei der Kalenderregulierung (432 v. Chr.). In die Zeit zwischen 436 und 424 führen die Angaben des Avien (de ora mar.) über E., der dort wechselweise Athener (47f. 350) und Einwohner von Amphipolis genannt wird (337; vgl. Müllenhoff D. Altertumsk. I 206): E. muß also nach Amphipolis ausgewandert sein; ob vor oder nach 432, wird nicht zu entscheiden sein. Aber vortrefflich stimmt zu Aviens Angabe die Notiz Ptolem. phas. p. 275, 8 W., wonach E. (und Meton) beobachtet haben Ἀθήνησι κἀν ταῖς Κυκλάσι καὶ Μακεδονίᾳ καὶ Θρᾴκῃ (vgl. Müllenhoff a. a. O. Redlich Der Astronom Meton 26). Als Astronom scheint E. neben Meton eine sekundäre Rolle zu spielen: er wird wohl mit genannt für die Beobachtungen, welche zur Aufstellung des neunzehnjährigen Zyklus führten (Ptolem. synt. III 1 p. 205, 15. 207, 9 Heib. Kallippos bei Simplic. de caelo p. 497, 20 Heib. Ammian. Marc. XXVI 1, 8), aber das Verdienst der Kalenderreform selbst pflegt dem Meton allein zugeschrieben zu werden (vgl. Ideler Handb. der Chronol. 298; Hauptstelle [‌Theophr.] de sign. 4), so daß Ideler mit gutem Grund an der einzigen Stelle, wo E. allein für den Zyklus zitiert ist (Gem. Isag. p. 120, 6 M.), Ausfall des Namens Meton annimmt (vgl. auch Manitius z. d. St.). Hingegen gehört dem E. die weit überwiegende Mehrzahl der Beobachtungen von Sternphasen und Episemasien in dem beiden (Ptolem. a. a. O. Vitruv. IX 6 p. 232, 24 R. Colum. IX 12 p. 303, 26 W.; E. allein genannt Pap. Eud. p. 301 W.) zugeschriebenen Parapegma (neues Material hiezu im zweiten milesischen Steinparapegma S.-Ber. Akad. Berl. 1904, 92ff. 756ff.; ein Exzerpt, welches zeigt, daß E.s Parapegma auch isoliert überliefert wurde, im Cod. Vindob. gr. philos. 108; vgl. S.-Ber. Akad. Berl. 1904, 99, 2). Weitere Spuren von E.s meteorologischen Studien scheinen im Ps.-Theophrastischen Buch de signis vorzuliegen, das unter anderem überraschend eingehende Nachrichten über Meton bietet (§ 4) und mit Witterungsbeobachtungen aus Attika und Umgebung, Nordgriechenland und Thrakien arbeitet (mit Unrecht trennt Maaß Gött. Gel. Anz. 1893, 635f. die attischen Beobachtungen von den nichtattischen). Als Verfasser einer geographischen Schrift, ,vermutlich doch eines Periplus des Innern Meeres‘, die sich besonders mit der Geographie des Westens beschäftigt, lernen wir E. bei Avien de ora mar. 336–340. 350–360. (375–380?) kennen (Müllenhoff a. a. O. 203ff.; über die Quellenfrage vgl. F. Marx o. Bd. II S. 2389). Müllenhoff bezweifelt mit Grund die Autopsie [1061] des E.; er bringt die Schrift in Beziehung zu den Plänen des Perikles für die Ausbreitung der athenischen Macht nach Westen hin.

Literatur: Fabricius-Harless Bibl. gr. IV 9f. Berger Gesch. d. wiss. Erdk. d. Gr.² 240ff. (von Müllenhoff abhängig). Wachsmuth Lyd. de ost. prol. LXf. Ad. Schmidt Griech. Chronol. 390ff. 429ff. Das Parapegma Boeckh Sonnenkr. 405ff. Ad. Schmidt a. a. O. 477ff. Wachsmuth a. a. O. 181ff. Gem. Isag. 210ff. M. Eine Untersuchung über De signis gedenkt der Unterzeichnete in größerem Zusammenhang vorzulegen.

[Rehm. ]