RE:Gallaba

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Garnisonsplatz in Mesopotamien
Band VII,1 (1910) S. 609610
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Gallaba, eine Ortschaft, in Mesopotamien. Gleich Callinicum und Dabana spielte es in der letzten Zeit des Römerreiches, wie das aus dem Anfang des 5. Jhdts. stammende Staatshandbuch der Notitia dignitatum (ed. Seeck p. 75) bezeugt, eine militärische Rolle als Garnisonsplatz der im Bereiche des Belīḫflusses in der Osrhoene stationierten römischen Grenztruppen. In ihr lagen Equites Dalmatae Illyriciani. G. ist sicher identisch mit dem Ğullāb (Ğallāb) der arabischen Geographen des Mittelalters (Ibn Ḫordāḏbeh 96. Kudāma 215. Muḳaddasī 149. Jāḳut II 96), das diesen zufolge auf der Straße von Edessa nach Nisibis und Amida-Dijārbekr, und zwar 4 Parasangen (= ca. 23 km, da die pers.-arab. Parasange = 5,7 km) östlich von Edessa lag. Diese Distanz deckt sich ungefähr mit der direkten Entfernung zwischen Edessa und dem Nahr Ğullāb, einem Flusse, welcher, nach der Ansicht obiger arabischen Autoren, seine Benennung von der gleichnamigen Stadt empfing. Nahr Ğullāb und Nahr el-Ḳūt sind die beiden Quellflüsse des Belīḫ (s. den Art. Balicha o. Bd. II S. 2827, dazu Suppl. I S. 239); sie fließen in nordsüdlicher Richtung, einander ziemlich parallel, und vereinigen sich in geringer Entfernung unterhalb Ḥarrāns (Karrhai). Der Ğullāb, ein ganz unbedeutendes Gewässer, das in der trockenen Jahreszeit völlig versiegt, ist der eigentliche Fluß von Ḥarrān; dieses liegt zwischen zweien seiner Arme, sozusagen auf einer Insel. Der von Steph. Byz. s. Καρραι erwähnte Bach Κάρρα kann natürlich nur der Ğullāb sein. Ritters Vermutung (Erdkunde XI 251. 687), daß der Name der Ortschaft Galabatha mit dem Ğullāb zusammenhänge, ist unhaltbar (vgl. dazu den Art. Galabatha), ebenso dessen absolute Gleichsetzung von Ğullāb und Belīḫ; ab und zu kommt es allerdings vor, daß der Belīḫ in ungenauer Weise (Sachau Reise in Syr. u. Mesop. 235, 1) nach seinem bedeutendsten Quellflusse benannt wird. Ob die Stadt Ğullāb, wie Mez (Gesch. d. Stadt Ḥarrān 27) erwägt, schon in den Keilinschriften zu belegen ist, erscheint sehr fraglich; denn die Lesung des in Betracht kommenden Städtenamens auf dem von einem der unmittelbaren Nachfolger Tiglathpilesers I. herrührenden zerbrochenen Obelisken (col. III 20) ist unsicher (nach Pinches bei Mez: Ka-lab; nach der neuen Ausgabe von Budge-King Annals I 136: Sup (Ru?)?-pa(ẖat)-a). Der Fluß Gullāb (Gallāb) begegnet hingegen schon in der syrischen Chronik des Josua Stylites ed. Wright c. 58, die in den ersten Jahren des 6. Jhdts. n. Chr. verfaßt wurde. Der ebenda dem Gallāb noch beigelegte Name ,Fluß der Meder‘ beruht wohl (vgl. Nöldeke in Nachr. d. Gött. Ges. 1876, 5 und ZDMG XXXVI 688) auf einer falschen Lokalisierung von II Kön. 17, 6. 18, 11. Vgl. noch Ritter Erdkunde X 1124–1125, 251. Sachau a. a. O. 222. 227. [610] Mez a. a. O. 5–6. K. Regling in Klio I 462, 7. 463. 468.

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