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RE:Ianiculum

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hügelrücken in Rom
Band IX,1 (1914) S. 691692
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Ianiculum, langgestreckter Hügelrücken Roms, dem Marsfelde gegenüber am rechten Ufer des Tiber, also im Gebiete des Vaticanus ager (s. d.; Elter Rh. Mus. XLVI 112ff. und Richter Topogr. der Stadt Rom² 268ff.) gelegen, gehörte mit der zwischen ihm und dem Flusse gelegenen Ebene zu den ältesten Bestandteilen des Ager Romanus. Ziemlich unvermittelt gegen das Feld am Tiber abfallend streicht das I. vornehmlich in Nord-Südrichtung parallel zum Flusse, umfaßt im Norden den modernen Monte Mario (so Martial. IV 64 und Dion. Hal. IX 11. 24) und reicht im Süden bis über das heutige Gianicolo hinaus. Lanciani Bull. com. 1892, 288. Seine höchste Erhebung in der Nähe der heutigen Porta S. Pancrazio beträgt bei S. Pietro in Montorio ungefähr 77 m über dem Flußniveau und beherrscht das gegenüberliegende Marsfeld; vgl. Cic. de leg. agr. I 16. II 74.

Daß sich auf diesem Hügel eine alte Kultstätte des Ianus befand, die ihm später den Namen gab, ist wohl wahrscheinlich; vgl. Ovid. fast. I 245f. arx mea collis erat, quem cultrix nomine nostro nuncupat haec aetas Ianiculumque vocat. Serv. Aen. VII 357 Ianus in Ianiculo habitavit. Varro bei Augustin de civ. dei VII 4 Saturnum fugientem benignus excepit (scil. Ianus); cum hospite partitus est regnum, ut etiam civitates singulas conderent, iste Ianiculum, ille Saturniam. Solin. II 5ff. Macrob. I 7, 19ff. – Zum Kulte des Fons oder Fontus, der als Sohn des Ianus in der Nähe des angeblichen Numagrabes (Dion. Hal. II 76, 6 ἐν Ἰανίκλῳ πέραν τοῦ Τεβέριος ποταμοῦ. Plut. Numa 4 22. Festus ep. 173) am I. verehrt wurde (Cic. de leg. II 22, 56. Jordan-Hülsen Topogr. d. Stadt Rom I 3, 626, 10). Wissowa Rel. u. Kult. 95, 2. Zu der Deutung des Namens als ,Tor‘ oder ,Sperre‘ (Festus ep. 104 I. dictum, quod per eum (scil. collem) Romanus populus primitus transierit in agrum Etruscum) Nissen Ital. Landeskunde II 2, 490. Vgl. auch Jordan Topogr. I 1, 197.

Über den Hügel führte, einem alten Straßenzuge ins Etruskerland folgend, die Via Aurelia, angelegt im 2. Jhdt. v. Chr., die den Tiber auf dem Pons Aurelius übersetzte, dann später in der Porta Aurelia (Porta S. Pancrazio) die Aureliansmauer durchbrach, um in westlicher Richtung bei Alsium (Palo) die Küste zu erreichen. Um nun Brücke und Straße ausgiebig zu sichern, wurde auf der Höhe des Hügels eine Festung angelegt. Über die angebliche Befestigung durch Ancus Martius (Liv. I 33. Dion. Hal. III 45) Jordan Topogr. I 1, 243. Von den aus dem Norden kommenden Feinden wurde diese Höhe gerade gerne als Stützpunkt benutzt (Liv. II 10, 51. XXIV 10. Dion. Hal. V 22. IX 26) und aus diesem Grunde auch gegen feindlichen Überfall besetzt gehalten, so oft die Bürgerschaft in den Zenturiatskomitien ausrückte (Liv. XXXIX 15. Cass. Dio XXXVII 28). Richter Die Befestigung [692] des Ianiculum, Berlin 1882 und Topogr. d. Stadt Rom² 120f. Die Stadteinteilung des Augustus machte das Gebiet des Hügels zu einem Teile der 14. Region, trans Tiberim; über die Anhöhe selbst führte der Kaiser die Aqua Alsietina, die wohl auch Trinkwasser zu liefern, in erster Linie aber seine Naumachie (bei S. Francesco a Ripa) zu speisen hatte, östlich von Porta Aurelia endete dann die Aqua Traiana, die sich hier, aus dem Lacus Sabatinus hierher geführt, in große Bassins ergoß. Zu den von dieser Wasserleitung betriebenen molinae CIL VI 1711 und Procop. bell. Goth. I 19; vgl. auch Jordan-Hülsen a. a. O. I 3, 648, 69. Eine Zweigleitung dieser Aqua ließ sich übrigens auch gegen Norden hin bis in die Gegend von S. Onofrio verfolgen. Die Errichtung der Aurelianischen Mauer gliederte schließlich einen Teil des Hügels der befestigten Stadt an.

Von größeren Parkanlagen im Gebiete des I. sind die Horti Agrippinae ungefähr an der Stelle, wo heute S. Pietro in Vaticano steht, die Horti Caesaris im Süden gegenüber dem Monte Testaccio und die Horti Getae (auf der Höhe des I. ?) zu erwähnen. Zu den Gräberfeldern im Gebiete der heutigen Villa Corsini-Pamfili Jordan-Hülsen a. a. O. 648f. und Richter Topogr. 275. Eine Notiz über die angeblich auf diesem Hügel gelegene Stadt Antipolis findet sich nur bei Plin. n. h. III 68. Vgl. auch Art. Roma und Vaticanus mons.

[Gall. ]