Impedimenta (griechisch ἐμπόδια), vgl. Corp. gloss. lat. III 353, 6 neben ἀποσκευαί, vgl. Joseph. bell. Ιud. ΙΙI 119) war die treffende Bezeichnung für den in der Regel recht beträchtlichen Troß der römischen Heere (vgl. z. B. Caes. bell. Gall. V 31, 6. Tac. ann. II 5. Ammian. Marc. XXIV 1, 4), weil seine Beförderung, Unterbringung, Unterhaltung und Sicherung vielfach mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden war, vgl. Tac. ann. II 5. Suet. Calig. 51. Ammian. Marc. XXIV 1, 4. Veget. I 22. III 1. 6. Zu den I. gehörte nämlich nicht bloß schweres Gepäck der verschiedensten Art, sondern auch die Tiere, welche es trugen oder zogen, und die Menschen, welche es begleiteten, vgl. Caes. bell. Gall. VII 45, 2. Frontin. strat II 1, 11. Ammian. Marc. XXIV 1, 4. Eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten I., welche ein römisches Heer mit sich führte, gibt Cagnat in Daremberg-Saglio Dict. III 416f. Als gewichtige I. sind an erster Stelle die gegen vierzig Pfund schweren
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Lederzelte (tentoria) zu nennen, unter denen die einzelnen Contubernien (s. o. Bd. IV S. 1165), Centurionen und Tribunen samt den Bedienungsmannschaften schliefen, und deren eine Legion allein nicht weniger als 492 benötigte, vgl. Rüstow Heerwesen und Kriegführung Caesars² 17. Marquardt St.-V. II² 427. Fröhlich Das Kriegswesen Caesars I 57. 88. III 233. Viel Raum beanspruchte der Troß des Feldherrn und der höheren Offiziere; denn er bestand außer in umfangreichem Gepäck in einer größeren Zahl von Burschen, Reitpferden und Saumtieren, vgl. Polyb. VI 27, 5. Bell. Afric. 54, 1. Tac. ann. I 23. Joseph. bell. Iud. III 119. V 47 und dazu Rüstow a. a. O. 18. Marquardt a. a. O. 427. Fröhlich a. a. O. 89. Das eigentliche Mannschaftsgepäck (sarcinae; s. d.) verursachte der Heeresleitung keine Mühe, da dasselbe für gewöhnlich von den einzelnen selbst getragen wurde; wohl aber waren die zum Mahlen des Brotgetreides dienenden Handmühlen (molae, s. d.), sowie Decken und allerlei Gerätschaften der Leute zu befördern, vgl. Plut. Ant. 45, 3. Frontin. strat. TV 1, 6. Joseph. bell. Iud. III 125 und dazu Rüstow a. a. O. 17. Marquardt a. a. O. 426. Fröhlich a. a. O. 57. Delbrück Gesch. d. Kriegskunst II² 464. Größere Vorräte von Lebensmitteln aller Art mußten, namentlich in wasserarmen und wenig fruchtbaren Gegenden, jederzeit zur Stelle sein. Wasser, Weinessig und Wein wurden in Schläuchen oder Tonnen mitgeführt (vgl. Sall. bell. Iug. 75, 3. 6. 91, 1. 2. Cass. Dio LX 9, 2. Hist aug. Pesc. Niger 7, 7. 8. 10, 3; Gord. 28, 2. Veget. III 3. Cod. Theod. VII 4, 6. 25. Cichorius D. Reliefs der Traianssäule Bild LXII Taf. XLIII 148. 149), Getreide- und sonstige Eßvorräte in mächtigen, mit Riemen verschnürten Ballen (vgl. Tac. ann. XV 12. Veget. III 3. Cichorius Traianssäule Bild XLIX Taf. XXXVI 124. 125. Bild CVII Taf. LXXIX 284. 285. Petersen D. Marcussäule Bild XCIII Taf. CII, Bild CIII Taf. CXI. Menestrier et Bellini Description de la colonne de l’empereur Théodose, Paris 1702 pl. II. XII). Dazu kamen Transporte von Waffen (vgl. Tac. hist. I 80. Traianssäule Bild LXXXVIII Taf. LXIV 231, Bild CVI Taf. LXXVIII 280. 281. Marcussäule Bild XXIX Taf. XXXVI, Bild XXXVIII. XXXIX Taf. XLIV. XLV, Bild XCIII Taf. CI. Menestrier et Bellini a. a. O. pl. I, II, X—XII), von Kriegsmaschinen (vgl. Joseph. bell. Iud. II 546. III 121. Veget. II 25. Marcussäule Bild XVI Taf. XXII), von Booten für Flußübergänge (vgl. Marcussäule Bild CXI Taf. CXX), sowie von Handwerkszeug aller Art (vgl. Veget II 11). Strenge Bewachung erheischte die Kriegskasse, vgl. Polyb. VI 31, 1. Caes. bell. Gall. VII 55, 2. Cagnat Rev. arch. 1881, 1 sér. III tom. XI 29ff. Zur Beförderung der gewaltigen Lasten war ein stattlicher Wagenpark (vgl. Hist. Rom. frg. Peter: Sisenna frg. 61 = Non. Marc, 195, 25. Bell. Afric 9, 1. 21, 2. Liv. XLII 65, 3 Tac. hist. I 80. Suet. Tib. 18. Appian. Hisp. 87. Plut. Pomp. 6, 4 Traianssäule Bild LXII Taf. XLIII 149, Bild LXXXVIII Taf. LXIV 231, Bild CVI Taf. LXXVIII 280. 281, Bild CVII Taf. LXXIX 285. Marcussäule Bild
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XVI Taf. XXII, Bild XXIX Taf. XXXVI, Bild XXXVIII. XXXIX Taf. XLIV. XLV, Bild XCIII Taf. CI. CII, Bild CIII Taf. CXI Bild CXI Taf. CXX), sowie zahlreiche Trag- und Zugtiere — sarcinaria iumenta Caes. bell. civ. I 81, 7; griechisch σκευοφόρα Joseph. bell. Iud. V 47, Corp. gloss. lat. II 78, 13, oder ὑποζύγια Joseph. bell. Iud. III 90; s. auch Sall. bell. Iug. 75, 3. 6. Caes. bell. Gall. VI 36, 6; bell. civ. II 1, 4. Suet. Calig. 43 — erforderlich, vgl. Marquardt St-V. II² 427. Fröhlich Beiträge zur Gesch. d. Kriegführung u. Kriegskunst d. Römer (1886) 11f.; Kriegswesen I 88f. Delbrück Gesch. d. Kriegskunst II² 464f. Neben Pferden (vgl. z. B. Caes. bell. Gall. VII 45, 2) fanden vor allem Maultiere (vgl. Plut. Sulla 12, 2. Traianssäule Bild LXII Taf. XLIII 150, Bild LXXXVII Taf. LXIV 231, Bild CVI. CVII Taf. LXXVIII. LXXIX 280. 281. 284. 285, Bild CXXXVIII Taf. CI 367. 368. Marcussäule Bild XVI Taf. XXII, Bild XCIII Taf. CII, Bild CIII Taf. CXI. Menestrier et Bellini a. a. O. pl. I. XI. XII), aber auch Ochsen (vgl. Traianssäule Bild LXII Taf. XLIII 149. Marcussäule Bild XCIII Taf. CI, Bild CXI Taf. CXX) und später Kamele (vgl. Tac. ann. XV 12. Hist. aug. Alex. Sev. 47, 1. Hygin. de mun. castr. 29. Ammian. Marc. XXVIII 6, 5. Procop. hist. arc. 30. Menestrier et Bellini a. a. O. pl. II Cagnat L’armée d’Afrique I² 331f.) Verwendung. Für die Wagen und Tiere wiederum, sowie als Burschen wurde ein ganzes Heer von Fuhrknechten, Treibern und Bedienungsmannschaften gebraucht, vgl. Caes. bell. Gall. II 24, 3; bell. civ. III 6, 1. Bell. Afr. 47, 3. Letztere hießen calones (vgl. Caes. bell. Gall. II 24, 2. I VI 36, 3. Liv. IX 37, 8; epit LXVII. Florus I 34, 10. Tac hist. II 87. Veget. III 6. Fröhlich Kriegswesen I 57f. v. v. Domaszewski o. Bd. III S. 1862), erstere agasones (vgl. Liv. VII 14, 7. 15, 7. XLIII 5, 8. Frontin. II 4, 6. Mau o. Bd I S. 737) oder muliones (vgl. Caes. bell. Gall. VII 45, 2). Zu den I. zählten sodann die mercatores und lixae (s. d.), welche die römischen Heere zu begleiten pflegten (vgl. Sall. bell. Iug. 44, 5. 45, 2. Caes. bell. Gall. VI 37, 2. Bell. Afric. 75, 3. Appian. Hisp. 85. Fröhlich Kriegswesen I 58f.), sowie die Soldatendirnen (focariae) und seit dem 2. nachchristlichen Jhdt. auch die Soldatenfrauen (vgl. Liv. epit LVII. Florus I 34, 10. Appian. Hisp. 85. Mommsen CIL III p. 2011. P. Meyer Herm. XXXII 484ff. Leonhard o. Bd. IV S. 837). Ferner war für die Kranken und Verwundeten zu sorgen, vgl. Caes. bell. Gall. VI 36, 3; bell. civ. III 75, 1. 78, 1. Bell. Afr. 21, 2. Plut. Ant. 45, 3. Hist. aug. Alex. Sev. 47, 2. Hygin. de mun. castr. 4. 35. Fröhlich Kriegswesen I 89. Und schließlich mußten die Beutestücke, die Gefangenen und die Geiseln unter Bedeckung mitgeführt werden, vgl. Polyb. VI 31, 13. Sall. bell. Iug. 90, 2. Caes. bell. Gall. VII 55, 2. Hygin. de mun. castr. 18. 29. Traianssäule Bild LXXV Taf. LIV. LV 194-199, Bild CXXXVIII Taf. CI 366-368. Marcussäule Bild LXXXVIII Taf. XCVIII, Bild XCVII Taf. CVI, Bild CII Taf. CXI, Bild CIV Taf. CXIII. Einzelheiten über die Unterbringung
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der verschiedenen I. im Lager, die nach Veget. II 10 Sache des praefectus castrorum war, erfahren wir aus Polyb. VI 27, 5. 31, 3. Hygin. de mun. castr. 1. 4. 5. 6. 18. 19. 29. 35 und CIL III 10459. Vor dem Ausmarsche wurden die Zelte abgebrochen (vgl. Caes. bell. civ. III 85, 4), die Gerätschaften zusammengepackt (a. a. O. I 66, 1. III 37, 4. 38, 1), und alles auf Lasttiere oder Wagen geladen, vgl. Marquardt St.-V. II² 418. Fröhlich Kriegführung III 210. Auf dem Marsche befanden sich die einzelnen I. zunächst unmittelbar hinter den Truppenteilen, denen sie gehörten, vgl. Polyb. VI 40, 5. 6. Caes. bell. Gall. II 17, 2. Joseph. bell. Iud. III 125. V 49. Marquardt a. a. O. 422. Fröhlich a. a. O. 202. Näherte man sich jedoch dem Feinde, so blieben die I. der vorderen Abteilungen zurück, so daß sich das gesamte Gepäck nunmehr bei der Nachhut befand, vgl. Caes. bell. Gall. II 19, 2. 3. VIII 8, 3. Marquardt a. a. O. 423. Fröhlich a. a. O. 203. Marschierte das Heer im agmen quadratum, so wurde das Gepäck in die Mitte genommen, vgl. Tac. ann. I 51. XIII 40. Marcussäule Bild CIII Taf. CXI. Damit die I. unterwegs nicht in Unordnung gerieten, waren Veget. III 6 zufolge auserwählte calones über je zweihundert, unter einem vexillum vereinigte Saumtiere gesetzt. Um gegebenenfalls ein schnelleres Vorrücken der Truppen zu ermöglichen, wurden die I. bisweilen unter Bedeckung zurückgelassen (vgl. Caes. bell. Gall. V 33, 3. 47, 2. VI 36, 3. VIII 2, 2; bell. civ. I 41, 2. 80, 4) oder vorausgeschickt (vgl. bell. Gall. VI 8, 3. 5. VI 32, 3; bell. civ. III 75, 1). Caesar unternahm einige Züge sogar ohne I., vgl. bell. civ. III 6, 1. Bell. Äfric. 47, 3. Fröhlich Kriegführung I 57.
Literatur: W. Rüstow Heerwesen u. Kriegführung Caesars² (1862) 16–19. Marquardt St.-V. II² 426f. F. Fröhlich D. Kriegswesen Caesars I (1889) 56–60. 87–89. Delbrück Gesch. der Kriegskunst II² 463–468. Cagnat in Daremberg-Saglio Dict. III 416–418.