Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Das lied von dem Danheüser
← Die Mär vom Danhäuser | Thüringer Sagenbuch. Erster Band von Ludwig Bechstein |
Das Hörseelbergsloch → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
Das lied von dem Danheüser.
Nun will ichs heben an
Von dem Danheüser zu singen
Vnnd was er hat wunders gethan
Mit seyner fraüwen Venusinnen
Danheüser was ein ritter gut
Wann er wolt wunder schaüwen
Er wollt in frauw Venus bergk
Zu andern schönen frawen
Herr danheüser jr seyt mir lieb
Daran solt jr mir gedencken
Ir habt mir eynen eydt geschworen
Ir wölt von mir nit wencken
Frauw Venus das enthab ich nit
Ich wil das widersprechen
Wann redt das yemant mehr dann jr
Gott helff mirs an jm rechen
Herr danheüser wie redt jr nun
Ir solt bey mir beleyben
Ich wil eüch mein gespilen geben
Zu eynem steeten weybe
Vnnd nem ich nun ein ander weyb
Ich hab in meynen sinnen
So müst ich in der helle glut
Auch ewigklich verbrinnen
Ir sagt mir viel von der helle glut
Unnd habt es nye empfunden
Gedenck an meynen roten mundt
Der lachet zu allen stunden
Was hilffet mich eüwer rotter mundt
Er ist mir gar vnmere
Nun gebt mir vrlaub freüwlin zart
Durch aller fraüwen eren
Herr danheüser wölt jr vrlaub han
Ich wil eüch keynen geben
Nun beleybent edler danheüser
Vnnd fristet eüwer leben
Mein leben das ist worden kranck
Ich mag nit lenger beleyben
Nun gebt mir vrlaub freüwlein zart
Von eüwerem stoltzem leybe
Herr danheüser nit redet also
Ir thunt eüch nit wol besinnen
So gendt wir in ein kemerlein
Vnnd spielen der edlen minne
Gebraüch ich nun ein fremdes weyb
Ich hab in meynem sinne
Frauw Venus edle frauwe zart
Ir seyt ein teüfflerinne
Herr danheüser was redt jr nun
Das jr mich gunnet schelten
Nun solt jr lenger herinne sein
Ir müstent sein dick entgelten
Fraüw Venus vnd das wil ich nit
Ich mag nit lenger bleyben
Maria mutter reyne magdt
Nun hilff mir von den weyben
Herr danheüser jr solt vrlaüb han
Meyn lob das solt jr preysen
Wo jr do in dem landt vmbfart
Nempt vrlaüb von dem greysen
Do scheydt er wider auß dem bergk
In jamer vnd in reüwen
Ich wil gen Rom wol in die statt
Auff eynes Babstes träuwe
Nun far ich frölich wol auff die ban
Gott müß sein ymmer walten
Zu eynem bapst der heyst Vrban
Ob er mich möcht behalten
Ach bapst lieber herre mein
Ich klag eüch meyne sünde
Die ich meine tag begangen hab
Als ich eüch wil verkünden
Ich bin gewessen auch ein jar
Bey Venus eyner frauwen
So wolt ich beycht und buß empfahen
Ob ich möcht got anschauwen
Der bapst het ein stäblein in d’hant
Das was sich also dürre
Als wenig es gegrünen mag
Kumbst du zu gottes hulde
Nun solt ich leben nur ein jar
Eyn jar auff diesser erden
So wolt ich beicht vnd buß empfahen
Vnnd gottes trost erwerben
Do zoch er wider auß der statt
In jammer vnd in leyden
Maria mutter reyne magdt
Muß ich nun von dir scheyden
Er zoch do wider in den berck
Vnnd ewiglich on ende
Ich wil zu Venus meiner frawen zart
Wo mich got wil hyn sende
Seyt got wilkummen danheüser
Ich hab eüwer lang emboren
Seyt wilkummen mein lieber herr
Zu eynem bulen außerkoren
Das weret bis an den dritten tag
Der stab hub an zu grunen
Der bapst schicket auß in alle lande
Wo der danheüser wer hyn kummen
Do was er wider in dem bergk
Vnnd het sein lieb erkoren
Des must der vierde bapst Vrban
Auch ewigklich sein verloren