Topographia Circuli Burgundici: Arlon

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Topographia Germaniae
Arlon (heute: Arel)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 222–223.
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[222] Arlon / Arlunum. Dieses Luxemburgischen Stättleins Nahmen wird von einem Altar und dem Mond / hergeführet / daß er so viel als Ara Lunae, heissen solle; dieweil die Leuthe an diesem Orth dem Mond / oder der Lunae, einen Altar vor Zeiten im Heydenthum erbauet / und auff solchem dieser ihrer Abgöttin geopffert haben. Und vermeinet Joannes Bertelius, Abt deß Closters Epternach / in seiner Historia Luxemburgensi, daß der grosse und sehr berühmte dem Mond geweyhete Tempel allhie / eben von den jenigen erstlich erbauet worden seye; die auch die gewaltige Antiquität in dem Dorff Egel dieses Landes / von welcher unten / nicht lang nach Erbauung der uhralten Statt Trier auffgerichtet haben. Als die zu Arlon hernach Christen worden / haben sie gedachten Tempel / zusampt dem Altar abgebrochen / und an dessen statt / ein schöne Capell dem Heil. Märtyrer Basilio (al. Blasio) zu Ehren erbauet; welche / in dem Krieg der Frantzosen mit Käyser Carlen dem Fünfften geführt / von ihnen den Frantzosen / zusampt dem herrlichen / und sehr vesten Schloß / so zu oberst deß Bergs / auff welchem diese Statt erbauet / und fast in mitten derselben gestanden / und davon noch etwas übrigs da ist / zerbrochen / und verwüstet worden ist. Und wurde gedachter H. Basilius (al. Blasius) hernach in dem Carmeliten Closter / so dem Schloß nahend gelegen / verehret; allda die Burger allhie auch Sebastians Capellen erbauet haben. Besagtes Carmeliter-Closter aber hat König Johannes in Böheimb / ein geborner Graff von Lüzenburg / Anno 1342. gestifftet / so seine Gemahlin Beatrix, deß Hertzogs von Borbon Tochter / vollendet hat. Es ist aber dieses Closter auch durch die Frantzosen Anno 1558. (nach dem sie vorhero / und zwar das letzte mal im Jahr 1543. diesen Ort / durch Ubergab erobert) zusampt der Statt / elendiglich verbrant worden; und hat sie die Statt auch in den Jahren 1562. und 68. unversehene Feuersbrünsten gehabt; die aber die Burger nach und nach / wie auch die Mönche besagtes ihr Closter wieder erbaut haben. Es ist allhie die Pfarrkirche den heiligen Marco und Martino, zu Ehren geweihet / und ist ausser dem Stättlein noch eine schöne Kirch / auff dem Gotts-Acker. Und obwoln / wie gesagt / Arlon hoch / und gleichsam wie auff einem Berg / gegen dem Lande herumb zurechnen / ligt / so hat doch dieses Stättlein genug lebendiges Wasser. Und zu deme das Lager sehr lustig / so hat es auch fruchtbare Aecker / Wiesen / Wälder / Weyde / und andere gute Lebensmittel überflüssig herumb; und ligt dieser Ort nur 4. Meilen von seiner Haupt-Statt Luxemburg / gegen Morgen; und hat vom Abend und Mitternacht / den Ardenner Wald / und Lothringen von Mittag. Es seyn von hinnen gewesen Bartholomaeus Latomus, ein berühmter Mann / und deß Erasmi Roterodami guter Freund; und Maternus Cholinus, weyland deß Raths zu Cöln / und ein trefflicher Buchdrucker. Anno 1604. den 11. Novemb. eben auff dem Marckt / der jährlich an solchem Tag allhie gehalten wird / auch sehr berühmt / und ansehenlich ist / seynd 400. Holländische Reuter kommen / und haben unversehens zwey Thor eingenommen / etliche umbgebracht / etliche / sampt stattlicher Beuthe / mit sich gefangen hinweg geführt. Es hat dieses Stättlein Marggraffen Titel / und ein grosses Gebieth / in dem / unter andern Orten / auch das Stättlein Verton gelegen. Auff ein halbe Meil von Arlon / gegen Luxemburg / sihet man das Nonnen-Closter / und Abtey Bardenburg / Frantzösisch Claire Fontaine, genant / so Cistercienser Ordens / und ein sehr lustiger Orth in dem Gehöltz / allda in der Kirchen sehr alte Gräber etlicher vornehmer Personen / und sonderlich der Luxemburgischen Fürsten / zu sehen seyn. Soviel aber den obgedachten Ardenner Wald / eigentlich Hartzhain genandt / anbelangt / der sich / ehe man von Bastonac hieher gelanget / und ohngefehr anderthalb Meilen von Arlon / der Leute Sage nach / endet; so ist derselbe heutigs Tags bey weitem nicht so groß / als ihn die Alten beschrieben haben; bey denen er sich / vom Rhein an / mitten durch das Trierische Land biß gen Tornay erstrecket hat: [223] sondern er ist außgereutet / und an vielen Orten zu Aeckern / und anderm Gebrauch gerichtet worden. Umb S. Hubert / und die Statt Marce en Famine, ist er noch am dicksten / und grösten / daselbsten hohe Bäume / sonderlich Buchen / und alte Eychen seyn. Was über der Maas ligt / und ins gemein le Pais d’Ardenne genannt wird / da ist das Land zwar rauch / und gleichsam eine Wildnüß und Einöde; aber es hat wenig hohe Bäum / und wird daher für keinen Wald mehr gehalten; und gräbet man[WS 1] darinn an vielen Orten Eisen und Steinkohlen / so die Inwohner Hoville nennen. Es hat auch da Sauerbronnen an vielen Enden. Die Leuthe seyn arbeitsam / und gesund / die auffs hundertste Jahr ihres Alters kommen. Sihe Abrahamum Ortelium, und Joannem Vivianum, in ihrem Itinerario Gallo-Brabantino, pag. 265. seq. da auch pag. 269. seq. das Stättlein Arlon beschreiben / und pag. 271. gesagt wird / daß in der Historia Egdberti, deß Ertzbischoffs zu Trier / dieser Orth Arralunum Castellum genannt werde; und daß die obgedachte Steinkohlen / ein armer Schmidt / unter dem 35. Bischoff zu Lüttich / Alberto, so Anno 1199. gestorben / am ersten gewiesen habe. Man rechnet zum Ardenner Land / auch das Stättlein und Vestung Rocrois, oder Rocroy, bey welchem den 9. (19.) Maji Anno 1643. der Frantzösische General / Hertzog von Anguien, ein gewaltgen Sieg wider die Spanier erlangt hat. Die Franckfurtische Herbst-Relation deß gedachten Jahrs sagt pag. 54. lige gegen Champagne, Picardie, und Artois, in Ardenne. In dem Neuen Atlante deß Joan. Jansonii wird solcher Ort in 2. Frantzösischen Tafeln / als deß Landes Rethel / absonderlich; und dann in der Tafel Rheims und Rethel beysammen / und zwar in beeden bey Maubert Fontaine, en Ardennes, zu Ende solcher Länder / und nicht weit von der Maas / gefunden; aber weme solcher Orth eigentlich gehöre / nicht gesagt. Aber Nicolaus Sansonius, in deß Königs in Franckreich Geographus, referirt in seinen Anno 1644. außgegangenen Tabellis Geographicis, dieses Rocroy, sampt Donchery, und Mouson, außdrucklich / zu der Frantzösischen Landschafft Rethel / so ein Theil von der Champagne, welches dann allhie / wegen deß Ardenner Walds / zu vermelden gewest; wiewol sonsten Rocroy zu den Niederlanden nicht gehörig ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wan