Topographia Palatinatus Rheni: Brettheim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Brettheim (heute: Bretten)
<<<Vorheriger
Boxberg
Nächster>>>
Bruchsal
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 19–20.
Bretten in Wikisource
Bretten in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T7]
[19]
Brettheim / oder Bretta.

Ligt im Cräichgöw / und hat ein Ampt / so zwar klein / aber vor der Zeit eine Grafschafft gewesen / wie auß der Stifftung deß Closters Odenheim erscheinet / darinn solches in das Bisthumb Speyer / und die Craichgöwische Cent- und Grafschafft Brettheim gesetzt wird; davon die Historien melden / daß / nach dem es zuvor ein Wildnuß gewesen / darinn ein Cell / oder Gotteshauß / durch Käyser Heinrich den V. erbaut / seye dabey das Städtlein Brettheim / welches anfangs der Grafschafft Eberstein zugestanden / erwachsen; von dannen an Marggrafen von Baden kommen / und von ihme Chur-Pfaltz / mit aller jurisdiction, verkaufft worden. Und gehört nach der Zeit zur Pfaltz / und ist der Eingang / und Schlüssel zu derselben. Hat schöne / und bequeme Gelegenheiten / ein fruchtbares Land an Getraid / Weid / Wein / Holtz / und Wasser, herrliche Landstrassen / da die Wahren von Venedig / Augspurg / und Ulm / dardurch auff Franckfurt; wie auch die Posten auß Spanien / Teutsch- und Welschen Landen / gehen. Hat vor diesem Krieg einen reichen Spital / und schönes Rathhauß gehabt. Der Marcktbrunnen / so mit vier Röhren springet / hat einen Trog / oder Sarck / der sieben und siebenzig Fuder hält. Es ist diese Stadt auch mit Freyheiten / darzu mit vier Jahrmärckten / begabt. In dem Pfaltz-Bäyerischen Krieg Anno 1504. haben die von Brettheim / so von Würtenberg belagert waren / vest bey ihrem Herrn dem Pfaltzgrafen / gehalten; deßwegen ihnen zu Ehren / der tapffere Teutsche Ritter / Ulrich von Hutten / schöne Lateinische Verß gemacht hat / die zu Teutsch ohngefehr also lauten:

[20]

Ich grüß Bretten die wehrte Stadt /
     Die ihrem Herrn groß Treue that /
Als der Pfaltz Löw den Hirsch der Schwaben /
     Mit Forcht macht in die Flucht weg traben /
Zu dem Philippus Melanchthon
     Bleibt dieser Stadt ein Ehren Cron.

Also haben sich Anno 1525. die Brettheimer / in der Bauren Auffruhr / auch wol gehalten: Dann sie der Kauffleuth Wahren / den Bauren / wiewol sie ihnen sehr dräueten / nicht herauß haben geben wollen. Anno 1632. ist diese Stadt von den Käyserischen Soldaten eingenommen / und außgeplündert; die Pforten verbrennt / die Mauren zum Theil niedergeworffen / und 9. Personen nacher Bruchsal gefangen geführt worden. Anno ein tausend sechs hundert vierzig und vier / nahmen die Frantzosen Bretten / Deysel / oder Deydesheim / und andere Orth mehr hierumb / ein. Anno 1645. bekamen Bretten die Käyser- und Bäyerischen wieder / mit Gewalt / und haueten die Frantzösische Besatzung darinn nieder. Besihe Michael Heberers Egyptische Dienstbarkeit / Freheri part. 2. Origin. Palatin. cap. 2. Dav. Chytraei Oration vom Craichgöw / am 12. Blat; und Historischer Chronicken / Continuation Abelini fol. 551. Das übrige ist auß einer geschriebenen Verzeichnuß genommen worden.