Geschichte von Kloster Heilsbronn/Glaizendorf

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22. Glaizendorf,

Kirchdorf, Filial von Petersaurach. Das Kloster kaufte nach und nach die Gefälle von allen dortigen Höfen, damals sechs an der Zahl. Die Verkäufer waren Edelleute und nürnberger Patrizier. Die erste vom 13. Abt Heinrich von Hirschlach i. J. 1297 gemachte Acquisition bestand in 2 Sra. Korn, 11/2 Sra. Haber, 20 Käsen, 3 Hühnern und 2 Pfund Heller von einem Hofe. Der Verkäufer, Ritter C. Gunzlin, Lehensmann der Grafen von Oettingen, durfte ohne deren Zustimmung nicht verkaufen und bat daher um diese den Grafen Ludwig von Oettingen, welcher darauf urkundete wie folgt: In nomine etc. Nos Ludovicus, comes de Otingen etc. Cum dilectus nobis C. miles dictus Gunzlin curiam in Glizendorf, quam de manu nostra jure feodale tenuit, in religiosos in Halsprunn venditionis nomine transtulisset et, ut eandem venditionem nostris dignaremur confirmare litteris postulasset, nos pro favore tam ipsius C. militis fidelia servitia intuentes, quam bonorum operum, quae perdictos religiosos Deo exhibentur, participes fieri cupientes, eandem venditionem gratam et ratam approbamus, transferentes in saepedictos religiosos ob ampliorem nostri favoris gratiam, qua nos prae ceteris Deo famulantibus sincero affectu prosequimur, praefatae curiae jus [200] proprietatis etc. Datum in Dornberg 1295.“ Angehängt ist des Grafen Siegel. Zwei Söhne des Grafen hatten zu Frauen zwei Töchter Wolframs von Dornberg, welcher 1289 gestorben war, ohne Söhne zu hinterlassen, weßhalb seine Güter seinen Töchtern und ihren Ehemännern zufielen. Mitexekutor des Dornbergischen Testaments war der Käufer des Hofes in Glaizendorf, der 13. Abt Heinrich von Hirschlach (siehe dort und Beitr. S. 217).

Der Verkäufer des zweiten Hofes in Glaizendorf, Ritter Ramungus von Vestenberg[1], gleichfalls ein öttingischer Lehensmann, erhielt den lehensherrlichen Consens laut folgender Urkunde: „In nomine etc. Nos Ludovicus comes de Otingen. Cum Ramungus de Vestenberg bona sua in Glizendorf rite vendiderit religiosis in Halsprunne pro 62 libris hallensium et 46 denariis, supplicans, ut ipsa bona eisdem religiosis appropriare dignaremur, bona praefata religiosis supradictis appropriavimus etc. In cujus rei testimonium praesens scriptum saepedictis religiosis ad petitionem Ramungi dedimus. 1335.“ In diesem Briefe erklärt Ramungus, daß auch seine Frau, Sophia, in den Verkauf willige und daß er den Conrad von Vestenberg und seinen Bruder Craft von Vestenberg zu Bürgen stelle, welche sich verpflichteten, auf Erfordern in Windsbach zu laisten. Der Verkäufer des dritten Hofes in Glaizendorf, Ritter Craft von Vestenberg, verkaufte mit Zustimmung seiner Frau Agnese i. J. 1340 die Gefälle an den 16. Abt Gamsfelder für 73 Pfund Heller. Seine Bürgen: Herman von Bruckberg und Ramungus von Vestenberg, erklärten sich bereit, in Nürnberg zu laisten. Zeugen: Prior Friedrich von Hirschlach (nachmals Abt), Kellner Gottfried Büchelberger (später gleichfalls Abt) und Bruder Eckhard. Das verkaufte Objekt war öttingisches Lehen, daher urkundete der Oberlehensherr: „Wir Ludwig von Gottes Gnaden Graf zu Oettingen, der elter, genehmigen den Verkauf eines Hofes des Craft von Vestenberg [201] zu Glizendorf an das Closter, angesehen der Freundschaft, die wir haben zu denen von Halsprunn und haben ihnen geeignet das Gut.“ Verkäufer des vierten und fünften Hofes in Glaizendorf (1446 und 1454) waren Hans Eisenmann und Pangraz Imhof von Nürnberg, Vormünder der Barbara Köler, Tochter Sebald Kölers zu Nürnberg, nachmals verehelichte Pewrlein zu Nürnberg. Der 22. Abt Kötzler zahlte für beide Höfe 403 Gulden und ließ die Kaufbriefe durch Wernherr von Parßperg, Ritter und Schultheiß zu Nürnberg und die Schöffen ausstellen. Über die Acquisition des sechsten Gutes in Glaizendorf gibt folgender Eintrag im Anniversarienkalender am 1. Februar Aufschluß: Anniversarium Bertholdi Pfinzinger, civis Nurnbergensis et Gutte, uxoris suae, de bonis in Glitzendorff. Die genannten Eheleute schenkten dem Kloster Gefälle von dem dortigen Scherzershofe. Bulenhofer in Ketteldorf schenkte dem Kloster 1 Talent jährlich von einem Gute in Gleizendorf zur Feier seines Jahrtages.

Die St. Mauritiuskapelle in Glaizendorf betreffend bezeugen Pfarrer Pet. Lefflinger zu Petersaurach und Seytz Vitzheil, gesessen zu Vestenberg, in einem von ihnen besiegelten Pergamentbriefe von 1435: „daß die Herrschaft von Heideck gestiftet hat, daß in der Kirche daselbst in der Woche eine Tagmesse gehalten werde, für welche jeder Pfarrer zu Petersaurach aus dem Gottshaus zu Glaizendorf 1 Sra. Korn etc. erhalten soll.“ Der Rechnung von 1569 zufolge erhielt der Pfarrer von Petersaurach jährlich aus der glaizendorfer Kirchenstiftung 2 Sra. Korn, 4 Käse, 50 Pfennige und 30 Pfennige für Kirchweihwein, wofür er den Katechismus zu halten hatte. Die Kirchenkasse bezog Grundgefälle von Wikleskreut, Bruckberg etc. und bestritt damit die Baulichkeiten an der Kapelle. Aus dieser wurde zweimal der Kelch sammt etlichem Geld, auf 200 fl. geschätzt, gestohlen. Gleichwohl war der Vermögensstand erwünscht, der Kassebestand alljährlich über 100 fl. Im Jahre 1612 konnten 559 fl. ausgeliehen werden. Während der ersten 12 Jahre des 30jährigen Krieges trat bezüglich der Einnahmen und Ausgaben keine Störung ein. [202] Die erste Hindeutung auf den Krieg findet sich in der Rechnung von 1629/30, wo es heißt: „5 fl. ausgegeben an etliche Musketire, so mit Herrn Richter von Hailsbronn hinausgegangen um der Unterthanen Schutz willen, als sich etliche Reuter bei ihnen hatten einquartirt.“ Der Rechnungsrevisor bemerkte bei dieser Position: „Forthin ist dergleichen nicht mehr passirlich.“ Der Revisor ahnete nicht, daß in den nächsten Jahren größere Opfer „passirlich“ werden würden. Von der Zeit des Zirndorfer Lagers an lauten die amtlichen Berichte wie folgt: „In diesen 36 Jahren nichts auf das Kirchlein verwendet. Nur 3 fl. Einnahme und keine Ausgabe, als 3 fl. 30 kr. an den Schulmeister. Keine Heiligenpfleger mehr bestellt. Die Personen, welche kleine Kapitalien aus dem Gottshaus zu verzinsen hatten, sind während der 36 Jahre Alle gestorben, bis auf Einen, ihre Kinder, Erben und Bürgen zerstreut und verarmt, die Güter der Verstorbenen der Herrschaft heimgefallen und noch nicht an den Mann gebracht. Alle sechs Höfe in Gleizendorf öde, von ihren 6 Besitzern 5 todt, der sechste in der Fremde. Alles auf dem Einfall.“ Keiner der sechs Höfe brannte ab, aber alle standen Jahrzehnte lang unbewohnt und verfielen, wie wir es oben bei Weiterndorf gesehen haben.


  1. Vgl. Stillfried S. 206.
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