Topographia Sueviae: Blawbeuren

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Topographia Germaniae
Blawbeuren (heute: Blaubeuren)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 37–38.
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Blawbeuren.

Die alten Francken haben einen Wasserstromen / oder Runß / einen Rhonn geheissen / vnd etwan daher die Flecken an den Wassern gelegen / jhre Namen Byrhonn empfangen / als diese Statt Blawbyrhon im Land Würtenberg auch. Papst Urbanus II. nennet dz Benedictiner Kloster allhie / ausser der Statt gelegen / in seinem Diplomate, Buhrense, vnd Burrhonense, von welchem (so Oesterreichisch Lehen) dem Papst / als Schirmherrn / jährlich ein Bizantius, oder Goldgülden / ist gegeben worden. Das Wasser die Blaw genannt / so vnter Justingen entspringet / hernach sich verbergen solle / kompt allhie beym besagten Kloster / vnter dem Berg / auß einem Loch / so der blawe Topff genant wird / herfür / sihet blawlecht auß / vnd fält zu Vlm in die Thonaw; daher dann der besagte Nam entsprungen; wiewoln die Alten theils solchen anderswoher führen / vnnd die Statt einen blawen Bawren in jhrem Wappen hat / den jr Keyser Fridericus IV. geben. Es war / vor Erbawung gemelten Klosters / (so vmbs Jar 1095. die Pfaltzgrafen von Tübingen / Grafen zu Ruck vnd Herrn deß Schlosses Gernhausen / gestifftet) allhie ein kleine Capellen zu S. Johann dem Täuffer / auch von gemelten Pfaltzgrafen erbawet. Es ist in solchem Kloster ein herrliche grosse Kirch / vnd in derselben ein köstlicher Altar / so von den Frembden mit Verwunderung gesehen wird. Hat auch ein feines Cymbelwerck. An. 1447. hat Graf Conrad von Helffenstein / dem Graff Ludwigen von Würtenberg / diese Statt / oder vielmehr Stättlein / an dem Albgebürg / so sich allhie anfahet / gelegen / sambt den Schlössern Gernhausen / Ruck / vnd Blawenstein / vnd 13. Dörffern (darunter Papelaw / Wippinpen / Asch / ) auch die Collatur der Kirchen zu Ringingen / vnnd Asch / alles miteinander vmb viertzig tausendt Gülden / vnnd Jährlichen zu seiner Vnterhaltung zweyhundert Gülden (jedoch mit Vorbehalt der Zöll / vnnd dem Geleyt auff den Strassen) verkaufft. Vnnd haben hernach An. 1449. die Graffen Vlrich / vnd Conrad von Helffenstein / den Vlmern / auch den halben Theil vom Zoll vnd Geleyt allhie zu Blaubeuren: Item / zu Geißlingen / Siessen / Kuchen / Itzelberg / Natta / Gussenstatt / Stubersheim / Mercklingen / Wippingen / Machelsheim / Heydenheim / etc. verkaufft. Das [38] Schloß allhie / darauff der Obervogt wohnet / ligt ausser der Statt auff einem Berglein / vnnd gehet man neben der Blaw / zum Flecken Gerhausen / der zwischen 2. Schlössern / Rucka / vnd Gernhausen / (so auff einem wunderlichen Felsen erbawet / vnd darunter gar förchtige Löcher / vnd Hölen hat) gelegen ist. Anno 1637. ist diese Statt (so erst / nach obgedachtem Kloster / auffkommen / vnd deren Kirchen dem Käyser vnterworffen) von Würtenberg / an Tyrol kommen / als dessen Lehen dieses Ampt / sampt der Clausen Weyler bey der Statt nahend gelegen / ist. Vnd hat solcher Orth in diesem Krieg wol etwas außgestanden; seyn gleichwol die Bürger biß anhero bey jhrer Religion gelassen worden / allein das Exercitium publicum derselben / müssen sie ausserhalb der Statt suchen. Am Rathhauß hat es ein feines Vhrwerck / dessen Wahrzeichen ist / wie sich zween Böcke stossen. Joh. Stumpf. in der Schweitzer Chronick / Magerus de Advocatia armata, Felix Fabri in histor. Suevorum, Crusius in Annal. Suev. Bruschius in Chronolog. Monaster. German. & Acta Publica.

Diese Statt ist Anno 1649. dem Herren Hertzogen zu Würtemberg wider eingeraumt / vnd auch mit der Religion in den alten Stand / sampt dem Closter (dessen Abbt / vom Jahr 1630. Raimundus Remboldus, ein Patricus von Augspurg / vnder dessen gewest ist.) gesetzt worden. Dann der Anno 1648. gemachte General ReichsFriedens-Schluß vermag / daß Blaubeuren / sambt Göppingen / Achalm / vnnd Stauffen / (jedoch mit Vorbehalt deß Hauses Oesterreich / vnnd Würtemberg / an den Herrschafften Blaubeuren / Achalm / vnnd Stauffen / oder HohenStauffen (dahin Göppingen referirt wird /) geführten Rechten / dem Hauß Würtemberg zu restituiren. Vnd ist der Zeit Fürstlich Würtembergischer Ober-Vogt allhie / Juncker Johann Adam Schott / von Pirtzschenstein: VnderVogt aber H. Matthias Hafenreffer J C. hat auch wider einen der Augspurgischen Confession zugethanen Abbt / vnd ein FürstenSchul im Closter. Crusius part. 2. Annal. Suev. lib. 8. cap. 13. sagt / daß der erste Abbt / in dem obgedachten von Anshelmo, vnd seinen beyden Söhnen / Henrico vnd Hugone, den Pfaltzgrafen zu Tübingen / gestifftem Closter / Azelinus, von Theils Anshelmus genant werde so gestorben Anno 1101. deme Otho / vnnd Rudigerus, die Aebbte / succidirt haben; deren der letzte Anno 1122. gestorben: Vnd daß vnder diesen Aebbten das Stättlein seinen Anfang bekommen habe. Er erzehlet auch daselbst / was in dem Closter seiner Zeit denckwürdigs zu sehen gewesen.