Zum Inhalt springen

ADB:Bronckhorst und Gronsfeld, Jost Maximilian Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gronsfeld, Jobst Graf von“ von Carl von Landmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 726–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bronckhorst_und_Gronsfeld,_Jost_Maximilian_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 13:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Groos, Friedrich
Band 9 (1879), S. 726–728 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jost Maximilian von Bronckhorst-Gronsfeld in der Wikipedia
Jost Maximilian von Bronckhorst-Gronsfeld in Wikidata
GND-Nummer 116865636
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|726|728|Gronsfeld, Jobst Graf von|Carl von Landmann|ADB:Bronckhorst und Gronsfeld, Jost Maximilian Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116865636}}    

Gronsfeld: Jobst Graf v. G., kurbaierischer Feldmarschall im 30jährigen Kriege, der hervorragendste Mann seines Hauses, hat sich als Heerführer, wenn auch hier nicht vom Glück begünstigt, und in diplomatischer Verwendung bemerkenswerthe Verdienste um den Kurfürsten Maximilian und dann um den [727] Kaiser erworben und sich auch in wissenschaftlicher Beziehung einen Namen gemacht. Vom Beginn des 30jährigen Krieges im Dienste Baierns und der Liga, rückte er 1625 mit Tilly’s Heer nach Niedersachsen und ward bei dieser Gelegenheit auf den Kreistag zu Braunschweig geschickt, um die Entwaffnung der niedersächsischen Kreisvölker zu betreiben; nachdem er noch dem Kriege in seinem weiteren Verlaufe beigewohnt, fand er auch bei den Friedensverhandlungen Verwendung und erscheint dann, damals Oberst, als einer der Mitunterzeichner des Lübecker Friedens. Als der Krieg von neuem losgebrochen, rückte G. 1631 unter Tilly’s Oberbefehl abermals ins Feld, nahm Theil an der Belagerung von Magdeburg und hierauf an der unglücklichen Schlacht von Leipzig. Hierauf beordert, die Weserlinie gegen Georg von Lüneburg zu halten, errang er im Verein mit Pappenheim anfangs zwar einige Vortheile; doch als letzterer mit seinen Truppen zur Unterstützung Wallensteins bei Lützen abgezogen, mußte G. den Weserübergang bei Rinteln nach einem nachtheiligen Gefechte an des Herzogs von Lüneburg Heerhaufen überlassen. Im J. 1633 durch die Vereinigung mit dem kaiserlichen General Merode über 13000 Mann stark ergriff er die Offensive und beabsichtigte zunächst das belagerte Hameln zu entsetzen, wurde jedoch in diesem Versuche und zwar hauptsächlich durch Merode’s Verschulden von den Hessen und anderen Truppen unter Holzapfel im Juli bei Oldendorf geschlagen. Er zog sich nun südlich in Winterquartiere und unternahm im folgenden Jahre die Belagerung von Heidelberg, mußte dieses Unternehmen jedoch wegen heranrückenden französischen Entsatzes aufgeben. Im J. 1635 erscheint G. als Befehlshaber der Baiern im verbündeten Heere unter Gallas. Der unglückliche Ausgang dieses Feldzuges unter dem „Heerverderber“ war möglicherweise Anlaß, daß G. seine Entlassung nahm, um in den nächsten Jahren, zumeist in Köln sich aufhaltend, sich mehr wissenschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Im J. 1645 trat er jedoch neuerdings im baierischen Heere ein; zunächst erhielt er das Generalcommando in der Oberpfalz an Stelle des Generals von der Wahl und 1646 wurde er zum Statthalter von Ingolstadt ernannt. Die Allianzverhandlungen des Kurfürsten mit Frankreich gaben dem Feldmarschall abermals Gelegenheit, im diplomatischen Dienst verwendet zu werden, er wurde im Mai 1647 mit dem Geheimen Rath Krebs nach Paris geschickt, jedoch schon im August zurück berufen, da der Kurfürst sich inzwischen wieder auf kaiserliche Seite gewendet hatte. Nach Kündigung des Waffenstillstandes mit Schweden von Seite Baierns führte G., an Stelle des auf Ansuchen abgedankten Geleen, Oberbefehlshaber der Baiern, den größeren Theil des Heeres, 7000–8000 Mann mit 30 Geschützen, nach Böhmen. Zwischen Saatz und Kaden fand die Vereinigung mit dem 16000 Mann starken Heere unter dem inzwischen kaiserlich gewordenen General Holzapfel statt. Obwol von wegen des Gefechts bei Oldendorf eine gewisse Spannung zwischen beiden Führern bestand, so gingen die Sachen anfangs doch insoweit gut, als es dem vereinigten Heere gelang, die Schweden unter Wrangel aus Böhmen zu vertreiben. Holzapfel führte nun das kaiserlich-baiersche Heer nach Hessen, doch hier trat Uneinigkeit zwischen ihm und G. ein, infolge hievon trennte sich der letztere vom Heere und nahm mit seinen Truppen Winterquartiere in Franken. Im folgenden Jahre, als der Waffenstillstand zwischen Baiern und Frankreich ebenfalls abgelaufen, vereinigten sich Holzapfel und G. jedoch wieder, um gemeinsam das in Schwaben vordringende gegnerische Heer unter Wrangel und Turenne zu bekämpfen. Bei Zusmarshausen kam es zum Treffen, Holzapfel verlor Schlacht und Leben, und G. erhielt nun den Oberbefehl über das geschlagene Heer. In derselben Lage hinter dem Lech stehend wie Tilly 1632 gegenüber Gustav Adolf, fühlte G. mit seinem im Ganzen nur 14500 Mann starken Heere sich zu schwach, die Flußlinie zu [728] halten. Er gab den Lech auf und zog sich zurück. Wegen dieses Verhaltens wurde er vom Kurfürsten seines Commandos enthoben, auf dessen Befehl gefangen gesetzt und nach Ingolstadt verbracht. Wenn G. dennoch 1649 ohne weitere Strafe frei gegeben wurde, so hat er es wol der inzwischen eingetretenen Beendigung des Krieges und vielleicht auch der an maßgebender Stelle obwaltenden Einsicht zu danken, daß ihm mit der Vertheidigung der Lechlinie unter den gegebenen Verhältnissen eine Aufgabe gestellt worden, welcher sein Feldherrntalent eben nicht gewachsen war. Aus baierischem Dienst entlassen begab G. sich nun nach Wien, wurde in den nächsten Jahren noch zu verschiedenen Malen mit diplomatischen Aufträgen innerhalb des Reiches betraut, insbesondere um Streitigkeiten zwischen den einzelnen Reichsgliedern beizulegen, und starb am 16. Juli 1662. G. besaß wie wenige der damaligen Heerführer hohe wissenschaftliche Bildung: er ist Verfasser der trefflichen Bemerkungen zu Wassenberg’s Teutschem Florus.

Gauhen, Hist. Heldenlexikon, Leipzig 1716. Ersch und Gruber, Allg. Encyclopädie, 92. Theil, Leipzig 1872. Heilmann, Kriegsgeschichte von Bayern u. s. f., München 1868.