ADB:Dorsche, Johann Georg
Thummius und Osiander, in Jena Gerhard, Himmel und Major, in Leipzig Höpffner, in Wittenberg Balduin, Meisner und Martini kennen und empfing von ihnen seine Richtung. Seine Gelehrsamkeit war so gründlich und umfassend, daß ihm schon 9. Mai 1627 eine theologische Professur in Straßburg übertragen wurde. Nachdem er sich durch leidenschaftliche Hitze und Maßlosigkeit im calixtinischen Streit einen Namen im orthodoxen Heerlager gemacht, folgte er 1653 einem Rufe nach Rostock. Was ihn dazu bewog, war theils die Gunst, welcher er sich von Seiten des mecklenburgischen Fürsten schon während dessen Straßburger Studienjahre erfreut hatte, theils der Umstand, daß die endlosen Geldverlegenheiten, in welchen er sich befand, seinem Namen bereits einen Makel angehängt hatten. Am 30. September 1653 verließ er seine Vaterstadt; am 22. Februar 1654 ward er in Rostock als fürstlicher Professor Primarius der Theologie, Consistorialassessor und Kirchenrath installirt. In seiner Schrift „De unione collegiorum seu facultatum“ von 1645 hatte er eine Union der rechtgläubigen Facultäten als oberste Censurbehörde verlangt; berühmter noch machte ihn sein „Thomas Aquinas veritatis evangelicae confessor“ (Frankfurt 1655); am bedeutendsten sind seine Commentare über die Evangelien und den Hebräerbrief, jener von Mayer und Fecht mit einer Vita des D., dieser von Christoph Pfaff herausgegeben (1717). – Vgl. Tholuck, Das akademische Leben des siebzehnten Jahrhunderts, II. Halle 1854, S. 116 ff. 129 ff.
Dorsche: Johann Georg D. (Dorscheus, Dorschäus), lutherischer Streittheologe, geb. zu Straßburg 13. Nov. 1597, † 25. Dec. 1659, studirte Theologie zuerst in seiner Vaterstadt unter Gisenius, wurde 1622 Pfarrer zu Entzheim, besuchte von 1624–27 fremde Universitäten, lernte in TübingenFür Mecklenburg ward Dorsche von schlimmer politischer Bedeutung, weil Herzog Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin ihn (zuerst, wie es scheint, schon vor 1641) wegen der Erziehung seines ältesten Sohnes Christian Louis (regierte 1658–92) um Rath fragte und nach Dorsche’s, den Charakter des Prinzen ganz verkennenden[1] Rathe den trotzigen Sinn desselben in einer Weise zu beugen suchte, welche für die Entwicklung des jungen Fürsten und seine nachherige Regierung und Lebensweise verhängnißvoll wurde.
- Leichpredigt von Nic. Ridemanns[WS 1], gedr. zu Frankfurt a. M. 1660. Die histor. Daten daraus wieder abgedruckt im Rostocker „Etwas“ Th. VIII. 1744 S. 17 ff.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 363. Z. 6 v. u. l.: verkennendem. [Bd. 6, S. 795]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Nicolaus Ridemann (1610–1662), Prediger der Marien-Kirche zu Rostock.