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ADB:Dräxler, Karl

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Artikel „Dräxler, Karl“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 75–77, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dr%C3%A4xler,_Karl&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 14:12 Uhr UTC)
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Dräxler: Karl Ferdinand D., Dichter und Schriftsteller, ist am meisten unter dem Namen Dräxler-Manfred bekannt geworden, den er seit 1838 führte, während er in der ersten Zeit seiner schriftstellerischen Thätigkeit (seit 1828) der Censurverhältnisse wegen, und weil seine Familie nichts von seiner Schriftstellerei wissen wollte, sich nur Manfred nannte. Er wurde am 17. Juni 1806 in Lemberg als der Sohn eines österreichischen Staatsbeamten geboren. Obgleich die Eltern Deutsche waren, so überwog in seiner ersten Erziehung doch das slavische Element und zwar zuerst das polnische und später, als er mit seinem Vater nach Prag zog, das böhmische, sodaß er in seinen jungen Jahren der deutschen Sprache kaum mächtig war. Doch bald erwachte in dem Jünglinge, beeinflußt durch die Dichtungen eines Rückert, Platen und Heine, der Sinn für deutsche Wissenschaft und Kunst, und unter dem wohlthätigen Einfluß von bedeutenden Männern, wie Gerle, Marsano, Egon Ebert, Glaser u. a., die seine poetische Entwicklung in jeder Weise förderten, wurde er dem Slaventhum völlig entfremdet. Nachdem er seine Vorstudien in Prag gemacht, studirte er, dem Wunsche des Vaters folgend, ein Jahr lang [76] in Wien die Rechte, ging dann aber, durch den Tod seiner Großmutter materiell unabhängiger geworden, nach Leipzig, wo er sich philosophischen Studien zuwandte und 1829 auch die Doctorwürde erlangte. Noch als Student hatte er zwei Bände seiner Dichtungen und eine Sammlung seiner Erzählungen herausgegeben. Von 1829 ab lebte D. acht Jahre lang in Wien, wo er sich anfänglich um einen Lehrstuhl an einem Gymnasium bewarb, sich aber, als er sein Ziel nicht erreichen konnte, ausschließlich der schriftstellerischen Laufbahn zuwandte. Sein freundschaftlicher Verkehr mit A. Grün, Lenau, Bauernfeld, Seidl u. A. sorgte dafür, daß auch der Beschäftigung mit der Poesie – wenn auch in beschränktem Maße – ihr Recht wurde; denn seine äußeren Verhältnisse waren derart, daß er die rechte Stimmung zu selbständigen Arbeiten nicht finden konnte, da beinahe seine ganze Zeit von seiner journalistischen und redactionellen Thätigkeit (u. a. redigirte er 1834–36 das Brockhaus’sche Pfennigmagazin) in Anspruch genommen wurde. Daher trägt auch alles, was er damals veröffentlichte, das Zeichen der Hast und der drückenden Einflüsse. Im Jahre 1837 gelang es ihm endlich, sich davon zu befreien. Er verließ Wien für immer, bereiste das südwestliche Deutschland, Belgien, England, Frankreich, Norddeutschland und lebte dann abwechselnd in Mannheim, Frankfurt a. M., Meiningen, Köln und Wiesbaden. Nachdem er hier das von Dr. Adrian begründete „Rheinische Taschenbuch auf das Jahr 1845“ herausgegeben, ein Werk, das durch seine Kunstblätter – meist Stahlstiche der bedeutendsten Gemälde deutscher Künstler – einen kunstgeschichtlichen Werth besitzt, nahm er 1845 seinen bleibenden Wohnsitz in Darmstadt und leitete hier die Redaction der officiellen „Darmstädter Zeitung“, bis er 1852 durch das reactionäre Ministerium aus derselben verdrängt wurde. Doch gründete er alsbald „Die Muse. Blätter für ernste und heitere Unterhaltung“, die er bis 1858 herausgab. Im Jahre 1854 wurde er zum Dramaturgen des Hoftheaters in Darmstadt ernannt, welches Amt er bis an seinen Tod bekleidete, der am 31. December 1879 eintrat. Durch den Herzog von Meiningen war ihm schon 1846 der Titel eines Hofraths verliehen worden. – D. war ein Dichter von nicht gewöhnlicher Bildungsfähigkeit, dessen schönes Talent, vornehmlich durch Rückert beeinflußt, in verschiedenen Formen und Gattungen sich erprobt hat. Seine ersten Publicationen, „Romanzen, Lieder und Sonette“ (1826), „Des P. Ovidius Naso Lieder der Liebe, in gereimten Jamben übersetzt“ (1827) und „Neuere Gedichte“ (1829), tragen zwar noch das Gepräge der Jugendlichkeit und lassen noch eine gewisse Selbstständigkeit vermissen, auch fehlt es der Sprache und Form noch an Reinheit und Glätte; aber dennoch lassen diese Versuche schon das Talent erkennen, das sich später mit aller Entschiedenheit Bahn brach. Mit den reiferen Jahren wurde sich D. dieser Mängel bewußt, und die nächste Sammlung seiner „Gedichte“ (1838. 4. Aufl. 1861) bewies denn auch unzweifelhaft, daß er mit Hingebung und Liebe nach größerer Vervollkommnung gestrebt habe. Am glänzendsten offenbart sich die Formvollendung in seiner letzten, zwanzig Jahre später erschienenen Sammlung „Freud und Leid, Lieder und Bilder“ (1858). „Seine Darstellung ist frisch, lebendig und ungezwungen; die Strophenformen sind äußerst mannichfaltig und dem Inhalt angemessen, der Reim ungesucht und meist rein, die Sprache anmuthig und wohllautend. Vorzüglich glückt ihm der didaktische Ton der Orientalen in seinen poetischen Erzählungen; sie zeugen von Sicherheit und Fertigkeit in den Ansichten des Lebens, wie auch meistens in Erfindung und Gedanken von einem tiefen und edlen sittlichen Gefühl. Anerkennung verdient seine warme und kräftige Theilnahme an den Humanitätsbestrebungen, wie solche sich namentlich in seinem Romanzencyklus „Sonnenberg. Kunden [77] und Sagen“ (1845) kund giebt.“ Ergiebiger noch ist das Feld der Prosadichtung. D. bedient sich hierbei zuweilen auch des Namens K. L. W. v. Klinger. Der Novelle „Die Löffelritter“ (1826) und dem Roman „Das Kloster von St. Bernhard“ (1827) folgten die Sammlungen von Erzählungen „Glockenblumen“ (II, 1827–28), „Bunte Bilder“ (1830), „Gruppen und Puppen“ (II, 1836), „Herz und Ehre“ (II, 1839), „Fahrten“ (1840), „Vignetten. Portraits und Genrebilder“ (1845), „Geschichten aus und nach dem Leben“ (1853), „Pentameron. Geschichten aus dem Leben“ (1858). und „Wohlthaten. Aufzeichnungen für edle Herzen“ (1865. 2. Aufl. u. d. T. „Herzensspiegel“ 1868). In allen diesen Erzählungen und Bildern versteht es D., die im ganzen nur gewöhnliche Erfindung durch Frische und lebendige Darstellung zu heben. Außerdem übersetzte D. verschiedene Dramen aus dem Französischen und schrieb unter dem Namen F. C. Claudius einige niedliche Kinderschriften, wie „Welt und Ton. Bildungsbuch“ (1830), „Das Buch der Geschichten für die Jugend“ (1834) und „Präciosa. Unterhaltungsbuch für Kinder“ (1835).

Wurzbach, Biographisches Lexikon, Bd. 3, S. 374. – Ignaz Hub, Deutschlands Balladen- und Romanzendichter, Bd. 2, S. 397. – Heinrich Kurz, Geschichte der deutschen Litteratur, Bd. 4, S. 74. – Karl Goedeke, Grundriß, Bd. III1, S. 1000.