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ADB:Ebner, Hieronymus

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Artikel „Ebner, Hieronymus“ von Adolf Brecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 592–593, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ebner,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 16:51 Uhr UTC)
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Ebner: Hieronymus E.. erster Losunger und einflußreichstes Mitglied des Rathes in Nürnberg während der Reformationszeit, geb. 5. Jan. 1477, gest. 26. Aug. 1532 in Nürnberg, stammte aus einem der ältesten adelichen Geschlechter der Reichsstadt, dem der „Ebener“, „Ebnarii“, „Ebneri“, und war der Sohn des Rathsherrn und Septemvirs Matthäus E. und der Margarethe Schürstab. Um sich für den Dienst in seiner Vaterstadt vorzubereiten studirte er in Ingolstadt unter Leitung des Juristen Sixtus Tucher die Rechte, machte eine Reise nach Frankreich und begab sich dann an den Hof des Kaisers Maximilian. In der Begleitung desselben war er auf dem Reichstag zu Augsburg, ging mit ihm nach Nördlingen und wohnte, nachdem er mit seinem Bruder Anton ganz in den kaiserlichen Hofdienst übergetreten war, 1500 der Huldigung des Kaisers zu Nürnberg bei. Nachdem er so Land und Leute kennen gelernt und Erfahrungen für seine spätere politische Thätigkeit gesammelt hatte, nahm er seine Entlassung aus kaiserlichem Dienst und kehrte nach Nürnberg zurück. Hier verheirathete er sich 1501 oder 1502 mit Helena Fürer und begann die Thätigkeit für seine Vaterstadt 1502 als Genannter des größeren Rathes, wurde ein Jahr darauf Rathsherr und 1515 zum vordersten Losunger erwählt. – An der Spitze eines so bedeutenden Gemeinwesens stehend, wie das der blühenden Reichsstadt damals war, ausgestattet mit klarem und besonnenem Geiste, fielen ihm während seiner Amtsführung nicht nur eine Reihe der bedeutendsten staatlichen Aufgaben sondern auch entscheidende Mitwirkungen an den damaligen geistigen Bewegungen zu, die ganz Deutschland durchdrangen. Schon Leo X. hatte den Einfluß, welchen er auf die religiöse Richtung seiner Vaterstadt ausübte, erkannt und ihn in Anbetracht seiner Frömmigkeit und seiner Stellung als Pfleger der Kirche U. L. Frauen und des Klosters Engelthal durch eine Bulle vom 22. Aug. 1517, die ihm und seiner Familie viele Auszeichnungen und Vergünstigungen gewährte, für die Sache des römischen Stuhles zu gewinnen gesucht. Aber E., durch Christoph Scheurl für Luther gewonnen, entschied sich in der Folge für die Reformation und wurde in Nürnberg neben L. Spengler und Baumgärtner ihr energischster und treuester Beförderer. Auf den Wunsch Scheurl’s, der ihn in seinen Briefen als mel et deliciae vel certe margarita populi Nurnbergensis preist, dedicirte ihm [593] Luther unter dem 15. August 1518 seine Auslegung des 110. Psalms. Als dieser auf seiner Rückkehr von Augsburg im October 1518 kurze Zeit in Nürnberg verweilte, scharten sich um ihn alle seine Freunde, unter ihnen vor allen E. „totus quantus Martinianus“. Ebner’s Thätigkeit für die Ausbreitung des Evangeliums in Nürnberg ist im einzelnen nicht überall mit Sicherheit festzustellen; das aber läßt sich leicht erkennen, daß er für die Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse seiner Vaterstadt, wie sie sich 1525 vollzog, am einflußreichsten und entschiedensten gewirkt hat. Unter dem 26. April d. J. berief er als Bürgermeister mit seinem Collegen Christoph Tetzel, um der neuen Ordnung eine Stütze zu geben, Wenzeslaus Link als Prediger von Altenburg nach Nürnberg und richtete gegen Ende des Jahres in Gemeinschaft mit dem Rathsherrn Casp. Nützel an den Kurfürsten von Sachsen und die übrigen betheiligten Fürsten ein Schreiben, in dem er sie aufforderte, mit befähigten Personen und Predigern auf den zukünftigen Reichstag nach Speyer zu kommen, um die Sache des Evangeliums zu vertreten. Ueberhaupt war er es, der gegenüber der Zaghaftigkeit vieler Reichsstände jetzt und noch später dem energischen Festhalten an dem Erreichten trotz der Drohungen des Kaisers und der Gegner amtlich und privatim das Wort redete. So wirkte er, wenn er auch nicht persönlich an dem Reichstage von Augsburg 1530 Theil nahm, von Nürnberg aus eifrigst für furchtloses Eintreten für das Bekenntniß, das er von Melanchthon und seinen Begleitern durch allzugroße Nachgiebigkeit gefährdet sah. Nicht geringer waren die Verdienste, die er sich um Nürnberg durch seine kräftige Unterstützung der Errichtung des Gymnasiums 1526 und durch eine Reihe von Negociationen beim schwäbischen Bunde und beim Bischof von Bamberg in politischen und religiösen Angelegenheiten erwarb. Camerarius nennt ihn mit Recht eine bedeutende Persönlichkeit voll Würde, die aus dem Bewußtsein eines höheren Strebens, der redlichsten Gesinnung und unbestechlicher Gerechtigkeit hervorging, und Laz. Spengler klagte schmerzlich bewegt bei seinem Tode, daß dadurch sein Vaterland ein schwerer Verlust betroffen habe, „denn ich kann nit sehen, wie wir dieses ehrbaren tapferen Mannes Statt so geringlich widerum ersetzen werden“. Beide sowol als Luther, Wenz. Link, Christoph Scheurl, Staupitz, Eoban Hesse und, wie oben gezeigt, Luther dedicirten ihm zur Verehrung Schriften. – Eine 1524 geprägte Münze überliefert uns sein Bildniß.

Vgl. Will, Nürnberger Gelehrten-Lexikon und Nürnbergische Münzbelustigungen II, 289 ff. – L. Spengler, von Pressel. – v. Soden, Beitr. zur Gesch. d. Reform. – v. Boyneburg-Lengsfeld in Ersch und Gruber’s. Art. Ebner. – v. Soden und Knaake, Chr. Scheurl’s Briefbuch. – Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg. V. Bd. S. 800 ff. – P. v. Volckamer, Histor. geneal. heraldisches Handbuch der vormaligen Reichsstadt Nürnberg. 6. Fortsetzung 1869. s. v. Ebner.