ADB:Gerung, Mathis

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Artikel „Gerung, Matthias“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 75–76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerung,_Mathis&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:31 Uhr UTC)
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Gerung: Matthias G. (Geron?) aus Nördlingen, vielleicht zu den jüngeren Schülern Hans Burgkmair’s gehörig; ein ausgezeichneter Maler, dessen äußere Lebensverhältnisse ebenso wie der genauere Nachweis seiner Werke noch der Aufdeckung harren. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts findet sich derselbe zwischen Neuburg, Lauingen und Augsburg. G. lieferte die Cartons zu den in Zeichnung und Farbe gleich meisterhaften Tapeten, welche der prachtliebende Herzog Otto Heinrich von Pfalz-Neuburg für seine Neuburger Residenz in der ehemals so blühenden Tapetenfabrik zu Lauingen weben ließ. Dieselben stellten dar: 1) „Die Ahnentafel der Neuburger Herzoge“ (drei Stücke davon mit der Jahreszahl 1540 [76] im National-Museum zu München, das vierte leider im Privatbesitz; abgebildet im 4. Heft 1862 der von Freiherr v. Aretin herausgegebenen Alterthümer und Kunstdenkmale des baierischen Herrscherhauses); 2) „Ansicht der heiligen Stadt Jerusalem“, wohin Otto Heinrich 1521 eine Wallfahrt gemacht hatte, mit den Bildnissen des Herzogs und seiner Begleiter, welche im Vordergrunde knieen (im genannten National-Museum zu München); 3) „Die Belagerung von Wien 1529“, in welcher Otto Heinrichs Bruder, der Pfalzgraf Philipp, als kaiserlicher Obrist gute Dienste leistete (gemalt 1543, darauf befand sich auch der Name des Künstlers); 4) „Scene aus der Belagerung von Wien, mit Türken, welche eine Vorstadt plündern“; 5) „Das Treffen bei Lauffen“ (1534), wobei Pfalzgraf Philipp durch eine Falkonetkugel verwundet wurde; 6) „Ansicht der Stadt Bethlehem mit Umgebung“; 7) „Die große Ahnentafel des Kurfürsten Otto Heinrich“, 1557, im Vordergrunde die lebensgroße Figur des Stifters (1560, im National-Museum zu München); 8) „Drei große, 11 Fuß breite und 13 Fuß hohe Tapeten mit den Bildnissen Otto Heinrichs, seiner Gemahlin Susanna (Tochter Albrecht IV. von Baiern und Wittwe des Markgrafen Casimir von Brandenburg) und seines Bruders Philipp“. Sämmtliche Teppiche befanden sich noch zu Anfang dieses Jahrhunderts im Schlosse zu Neuburg, doch verschwanden davon 3, 4, 5, 6 und 8; die übrigen wurden in das National-Museum zu München gerettet. Vgl. Beitelrock, Geschichte des Herzogthums Neuburg, 1859, und Neuburger Collectaneen-Blätter, 1873; Das baierische National-Museum, 1868, S. 200. – Erhalten im Rathhause zu Lauingen ist eine treffliche, von G. auf Holz gemalte Tafel, darstellend das Lager Karl V. vor Lauingen mit der Huldigung des Rathes im kaiserlichen Zelte am 30. October 1546, ein figurenreiches Bild, bez. M G 1551 (vgl. über das geschichtliche Detail Ludwig Müller: Die Reichsstadt Nördlingen 1877, S. 91); im Mittelgrunde hat sich der Maler, im Pelzrock, mit Degen und Wehrgehäng abgebildet, die mit größter Treue wiedergegebene Stadt und Umgebung zeichnend. Das 1758 „von Joh. Anwander um 10 Gulden restaurirte Bild“ (vgl. B. Mayer: Geschichte von Lauingen, 1866, S. 267) erschien 1869 auf der Ausstellung von Gemälden älterer Meister zu München (Katalog Nummer 236 S. 53) und brachte den Namen des Malers zu Ehren, welcher seitdem unter den Besten seiner Zeitgenossen eine achtungsvolle Stellung einnimmt. Zwei Bilder, „Die Geschichte des Paris“ und „Die Zerstörung von Troja“ (bez. 1540) befinden sich nach Passavant’s Mittheilung (Kunstblatt 1851 S. 431) in der Gallerie des Duca Litta Visconti Aresi zu Mailand. Zwei Flügelbilder mit S. Laurentius und Cyriacus, Grau in Grau, im Städel-Museum zu Frankfurt werden ihm gleichfalls zugeschrieben (Kunstblatt 1841 S. 430). Außerdem kennt man von ihm eine Reihe von Darstellungen zur Apocalypse (1544 ff.), 13 Blätter satyrische Darstellungen (1546–48); auch lieferte G. die Zeichnungen zu den blattgroßen Holzschnitten (darunter das Prachtblatt mit der Madonna und dem heiligen Ulrich und Barbara) nebst den reichen Initialen in vierfacher Größe für das Augsburger Missale, welches (im Auftrag des Cardinalds und Bischofs Otto Truchseß von Waldburg) zu Dillingen 1555 bei Sebald Mayer erschien.

Vgl. Bartsch, Peintre-Graveur IX, 157. Naumann, Archiv f. zeichn. Künste 1856, II, 218–21 und Nagler, Monogrammisten IV, 569 ff. W. Schmidt in Lützow’s Zeitschr., IV. Bd. 1869, S. 359.