ADB:Grafenecker, Ulrich

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Artikel „Grafenecker, Ulrich“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 562–564, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grafenecker,_Ulrich&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 09:12 Uhr UTC)
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Grafenecker: Ulrich G. (kaiserlicher Söldnerführer, † 1487). Die einzige Nachricht über das Jugendleben dieses begabten Emporkömmlings, der den Waffen und der Gunst der Umstände seine spätere Geltung als angesehener Söldnerführer und reicher Adelsherr Oesterreichs verdankte, bietet uns der Hofcaplan [563] Kaiser Friedrichs III., später Bischof von Trient, Johann Hinderbach, in seiner Fortsetzung des Geschichtswerkes dieser Zeit aus der Feder des Aeneas Sylvius. Er sagt nämlich, der Schwabe Ulrich G. sei am Hofe Kaiser Friedrichs III. „von Jugend auf“ in Gesellschaft Andreas Baumkirchers zum tüchtigen Kriegsmanne herangewachsen, und während sein Genosse „gewaltiger an Körper“ wurde, ihm „weit voraus an Geist und volksthümlicher Beredsamkeit gekommen“. Beide Jugend- und Waffengenossen erscheinen seit 1455 in Diensten des Königs Ladislaus Posthumus und werden von dem gleichzeitigen Chronisten Ebendorfer unter jenen Adelsherren aufgeführt, welche die Güter des Kaisers in Oesterreich und Steiermark hart mitnahmen (1456), da dieser mit dem genannten Könige, seinem einstigen Mündel, in Zwist gerathen war. Nach dem Tode Ladislaus’, des letzten Habsburgers von der albrechtinischen Linie, kehrte G. wieder zum kaiserlichen Dienste zurück und wurde in Gemeinschaft mit seinem Freunde Baumkircher Söldnerführer Kaiser Friedrichs III. in dessen Fehden um die cillische Erbschaft gegen Witowec und den Grafen Hanns von Görz und statt baarer Bezahlung mit cillischen Pfandgütern in Croatien (Medve, Rakanak, Koproncza, Groß- und Klein-Kamnik, St. Georgen, Tschakathurn, Triga und Warasdin) ausgestattet. Wir finden auch Beide als kaiserliche Parteigänger Friedrichs, den die Gegner Mathias Corvinus’ in Ungarn (Februar 1459) zum Könige dieses Reiches ausgerufen hatten. Ebenso focht G. als kaiserlicher Feldhauptmann gegen den Fronauer und Erzherzog Albrecht VI., Friedrich’s ehrgeizigen Bruder, als dieser Wien bedrängte (1460–61). Im August 1462 erscheint G. auch als einer der Räthe des Kaisers auf dem Wiener Landtage, welcher dem Bruche zwischen der Stadt und seinem Dienstherrn voranging. Als der Kaiser von Wiener Neustadt nach Wien zog, befand sich G. in seinem Gefolge, und als jenen die Wiener in der Hofburg eingeschlossen hielten, ward G. einer der gefährlichsten Bedränger des Gebietes der kaiserfeindlichen Stadt. Den tapfern und emporstrebenden Söldnerführer entlohnte sein geldarmer Dienstherr mit der Pfandschaft der Städte Bruck a. d. L. und Haimburg in Oesterreich; ja er machte ihn zum Obergespan von Oedenburg, welche ungarische Grenzstadt der Kaiser als Pfandbesitz ansah. Ebendorfer klagt über die landesfeindliche, gewaltthätige Gesinnung Grafenecker’s. Der polnische Chronist Dlugosch bezeichnet ihn sogar als Aufstandsgenossen Baumkircher’s im J. 1469, aber irrthümlich; G. hatte mit der Baumkircherfehde nichts zu thun; die Wege der beiden Jugend- und Waffengenossen blieben nun geschieden bis zum tragischen Lebensende Baumkircher’s (1471). Wir wissen im Gegentheil, daß dieser beim Ausbruche der Feindseligkeiten zwischen Kaiser Friedrich und dem Böhmenkönig Georg und in der Fehde Jörgs von Stein gegen den Kaiser (1468–71) des Letztern Feinde bekämpfte. Mit dem J. 1476 trat aber ein neuer Wendepunkt im Leben des reichen und angesehenen Söldnerführers ein. Als unzufriedener Gläubiger des Kaisers und aufgehetzt von dem Ungarnkönige, verband er sich mit andern malcontenten Herren Oesterreichs, wie mit den Herren v. Puchheim, Potendorf, Polheim, Liechtenstein, Ebersdorf u. A., wider welche Kaiser Friedrich eine Bannbulle des Papstes Sixtus IV. erwirkte. Der Ausgleich des Kaisers mit dem G. (17. März 1476) war ein fauler Friede; dennoch gelang es ihm bald, den wichtigen Söldnerführer seinen Diensten zurückzugewinnen, was der Ungarnkönig durch den versuchten Handstreich wider G., als abtrünnigen Verbündeten, zu rächen suchte (1477). Fortan sehen wir G. als einen der Kaiserlichen, in den schweren Kämpfen, die sich an den Einbruch des Ungarnkönigs nach Oesterreich und an die Capitulation Wiens (1485) knüpften, unter dem Oberbefehle Albrechts des Kühnen, Herzogs von Sachsen, als kaiserlichen Feldhauptmannes. Diese Kämpfe wütheten besonderes um den Semmering; es galt [564] den Entsatz des von den Ungarn bedrängten Vororts Wiener-Neustadt. Unweit Schottwien, bei dem Sturme der Ungarn auf Burg Klamm, wurde G., dessen Sohn schon früher gefallen, von einer feindlichen Büchsenkugel getödtet (19. Juli 1487).

Vgl. o. die Litt. zu Baumkircher, ferner die zeitgen. Quellen: Bonfin, Unrest, Tichtl; Linck, Ann. Claravallenses II.; Preuenhuber, Ann. Styr.; Lichnowski, 7. Bd. (Regg.); Palacky IV. 1. 2, V. 1; Chmel’s Regg. K. Friedrichs, Materialien II. u. Monum. habsb. I. 2; Langenn, Herzog Albrecht der Beherzte (Leipzig 1838); Keiblinger, Geschichte Melks, I.