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ADB:Hofhaimer, Paul

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Artikel „Hoffheymer, Paul“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 569–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofhaimer,_Paul&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 13:33 Uhr UTC)
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Hoffheymer: Paul H., gehört unter die gefeiertesten Musiker des 15. und 16. Jahrhunderts; Kaiser Maximilian I. adelte ihn; der König von Ungarn machte ihn 1515 zum Ritter des goldenen Sporns und seine Zeitgenossen feierten [570] ihn in Prosa und in Versen. Dennoch ist von seinen Werken nur Weniges bis auf uns gekommen und von seinen einst berühmten Orgelcompositionen gar nichts. H. war den 25. Januar 1459 in Radstadt im Salzburgischen geboren (vgl. Monatsh. f. Musikgesch. X. 29). Er zeichnete sich ganz besonders als Orgelspieler aus und soll anfänglich in Diensten des Erzherzogs Sigismund von Tirol und später in denen des Kaisers Maximilian I. gestanden haben. Bestimmt wissen wir, daß er an der Stephanskirche in Wien Organist war, sich bei herannahendem Alter nach Salzburg zurückzog, sich daselbst ein Haus baute und um 1537 starb. Nach seinem Tode gaben seine Freunde einen Band vierstimmig gesetzte lateinische Oden heraus, betitelt: „Harmoniae poeticae Pauli Hofheimeri“ (Noribg. 1539), die mit zahlreichen Lobgedichten auf H. eröffnet werden und zugleich die einzige Quelle bilden, aus denen obige Nachrichten geschöpft sind. Die Oden sind neuerdings von Achleitner in Salzburg neu edirt worden, bieten aber zur Beurtheilung Hoffheymer’s nur geringen Stoff, da sie in der einfachsten Weise gesetzt und mehr declamatorisch behandelt sind. Wir besitzen aus derselben Zeit noch mehrere ganz ähnliche Versuche von Tritonius, Senfl u. a., eine Gattung Musik zu gründen nach den Silbenmaßen, in der sich das Tonmaß genau den Metren der Verse anschließen sollte. Durch den gelehrten Conrad Celtes erhielt sie zuerst Anregung und Pflege; bald aber schlug sie einen anderen Weg ein, auf dem sie dem protestantischen Chorale zu Gute kam. – Der musikalische Schriftsteller Luscinius (Nachtigall), ein Zeitgenosse Hoffheymer’s, gibt uns an verschiedenen Orten ein anziehendes Bild des Meisters; so sagt er über sein Orgelspiel: „Nie wird er durch Gedehntheit ermüdend, noch durch Kürze ärmlich, wohin er Geist und Hand richtet, führt ihn ungehindert ein freier Gang; da ist nichts Nüchternes, nichts Kaltes, nichts Mattes in dieser engelhaften Harmonie; in reichströmender Erfindung und sicherer Führung ist alles voll Wärme und Kraft. Die wunderbare Gelenkigkeit seiner Finger stört nie den majestätischen Gang seiner Modulation und es genügt ihm nie, etwas nur Gediegenes gespielt zu haben, es muß auch erfreulich und blühend sein. Es hat ihn keiner übertroffen, keiner auch nur erreicht.“ An anderer Stelle sagt er: „Was Rom seinem Romulus und Camillus verdankt, dasselbe schuldet das Reich der Töne seinem Paulus. Seine Tonschöpfungen, in denen er stets die rechte Mitte zwischen zu lang und zu kurz zu treffen weiß, sind bei aller harmonischen Fülle dennoch deutlich und klar, voll Anmut und nie ohne hohe Wirkung. Sein Stil ist nicht nur gelehrt, sondern auch gefällig, blühend, groß und dabei von vollkommener Reinheit des Satzes. Und dieser große Mann hat in einem Zeitraume von 30 Jahren keinen gefunden, der ihn überragt hätte, oder ihm auch nur gleich gekommen wäre.“ Auch über seine zahlreichen Schüler gibt er uns Kunde. (Siehe Luscinius’ Musurgia 1536.) Die letztere Aeußerung Luscinius’ ist sehr übertrieben, denn zu gleicher Zeit lebte ein Josquin Deprés, ein Heinrich Finck, Heinrich Isaac u. a., die ihm vollkommen ebenbürtig sind. Doch auch damals, wie noch heute, wird die Virtuosität auf einem Instrumente, verbunden mit Genialität, höher geschätzt, als die rein geistige Arbeit. Hoffheymer’s Leistungen als Componist liegen uns heute nur in einer Anzahl von mehrstimmigen deutschen Liedern vor (siehe meine Bibliographie der Musiksammelwerke S. 630), die allerdings zum Besten gerechnet werden müssen, was uns aus dieser Zeit erhalten ist, denn es vereint sich in ihnen eine zarte innige Empfindung mit dem größten Wohllaute der Musik. Dabei zeigen sie eine Einfachheit in Behandlung der Stimmen, die uns in Staunen setzt, wenn man sie mit den wahrhaft raffinirten contrapunktischen Künsten seiner Zeitgenossen vergleicht. Durch die Herauszgabe des Oeglin’schen Liederbuches von 1512 Seitens der Gesellschaft für Musikforschung im J. 1880 wird der größte Theil der noch erhaltenen Lieder Hoffheymer’s [571] wieder allgemein zugänglich werden und obiges Urtheil seine Bestätigung finden. (Im Mozarteum in Salzburg soll sich handschriftlich eine von A. Schmidt, Custos der Wiener Hofbibliothek, verfaßte Biographie Hoffheymer’s befinden.)