ADB:Hogenberg, Franz
Matth. Quad mit dem Bemerken berichtet, daß er „ins Velt auff den Acker der Protestanten begraben worden“. Er soll sich mit seinem Bruder Remigius um 1560 in England aufgehalten und für dortige Buchhändler gearbeitet haben. Dann kam er nach Köln, wo ihn L. Thurneisser, nachdem er in Berlin eine Buchdruckerei angelegt, um 1577 aufsuchen ließ; doch ist nicht bekannt, daß H. für einige Zeit in dessen Dienst gestanden habe. In Köln hat er viele Jahre die Kupferstecherkunst ausgeübt, sowol mit der Radirnadel, als mit dem Grabstichel, und Bildnisse, historische Darstellungen, Kriegsscenen, Städteprospecte, Landkarten u. a. geliefert. Eine Hauptarbeit Hogenberg’s sind seine zahlreichen Blätter zu dem Städtebuche von Georg Braun, [651] dessen Mitherausgeber er war. Vollständig besteht dasselbe aus 6 Folianten, wobei der Titel jedesmal verschieden lautet. Beim ersten Bande: „Civitates orbis terrarum“, ist die Dedication an Kaiser Maximilian II. unterzeichnet: „Georgius Bruin, Simon Novellanus, Franciscus Hogenbergius“. Derselbe erschien 1572 und in zweiter Ausgabe 1612; die übrigen Bände folgten von 1575–1618 und erhielten, mit Ausnahme des letzten, den Anton Hierat und Abraham Hogenberg herausgaben, ebenfalls jeder eine zweite Ausgabe. Von 1574 datirt eine deutsche und eine französische Uebersetzung des ersten Bandes. Die Zeichnungen wurden nach der Natur aufgenommen und von Georg Hoefnagel und dessen Söhnen besorgt. Dieses Städtebuch war ein Unternehmen, das der deutschen Nation zur Ehre gereicht und unter den älteren topographischen Werken die erste Stelle einnimmt. Matth. Merian hat eine Menge Blätter daraus für seine Topographien copirt. Von nicht geringerem Interesse ist die Bilderfolge ohne Titel, welche sich hauptsächlich mit den Kriegsbegebenheiten im Erzstift Köln und den benachbarten Niederlanden während des sogen. truchsessischen Krieges befaßt. Ursprünglich waren es mehrere getrennte Serien, deren eine die Begebenheiten aus den Religions- und Bürgerkriegen in Frankreich, England etc. von 1559–73 betrifft. Ganz vollständige Exemplare mit den bis nach 1620 reichenden Fortsetzungen zählen 429 nummerirte Blätter, während die erste Ausgabe von 1583 nur 112 enthält. Jedem Blatte sind unten deutsche Reime beigegeben, und nur wenige der frühesten tragen die Bezeichnung: „Colon. exc. F. Hogenberg 1583“. In Herm. v. Weinsberg’s Denkwürdigkeiten kommt mehrmals die Rede auf diese Kriegsbilder; so sagt er: „Anno 1585 den 7. Januarii hab ich lassen kaufen 21 figuren von des Erzstifts Köln Krieg und wie der Prinz von Oranien umgekommen, dafür 32 alb. current bezahlt, welche figuren Franciscus Hoichberger gar artig in Kupfer gestochen, sind verwahrens werth um der nachkommen willen“. Die Kupfer zu Aitsinger’s Werk De leone Belgico sind dieser großen Folge entnommen, die unten beigestochenen Nummern und Reime wurden jedoch durch Verdeckung des betreffenden Plattentheiles in Wegfall gebracht. Man hat Ausgaben von 1583, 85 und 96 mit jedesmal bedeutend vermehrter Bilderzahl. Nach der Vorrede Aitsinger’s läßt „Franciscus Hogenbergius Bibliopola“ eine Ansprache an den Leser folgen. Zu der 1587 von Graminäus herausgegebenen Beschreibung der in Düsseldorf am 16. Juni 1585 stattgehabten Hochzeitsfeier Johann Wilhelms, des Herzogssohnes von Jülich, mit der Markgräfin Jacoba von Baden hat H. 37 Kupfertafeln gestochen. Sie sind besonders wegen ihres heraldischen Interesses geschätzt. Zu nennen sind ferner: die zahlreichen Karten zu des Abrah. Ortelius Theatrum orbis terrarum. Antverpiae 1572 – „Der Kriegszug Kaiser Karls V. zur Wiedererhebung Mulei Hassans auf den Thron von Tunis“, 8 Blätter – „Der Leichenzug König Friedrichs II. von Dänemark 1588“, 21 Blätter, an denen Simon Novellanus betheiligt ist – „Res gestae Friderici II. Daniae regis“, 1589, 16 Blätter, ebenfalls mit Betheiligung des Simon Novellanus – „Die Kriegsthaten der Schweden vor dem J. 1589“, 11 Blätter, von Hartzheim angeführt – 25 Blätter zu M. Aitsinger’s (diesmal „Eyzinger“) Belgici leonis chorographia, 1587 – 31 Blätter: „Die Mythe der Psyche“, copirt nach A. Veneziano und M. di Ravenna, 1575. Fast unzählig sind die Einzelblätter des fleißigen Künstlers. Ein satirisches Blatt auf verschiedene Stände ist dadurch besonders interessant, weil es auch den Künstler selbst, bei seinen Arbeitswerkzeugen sitzend, darstellt mit der Ueberschrift: „Tota dies miseretur“ und unten mit dem Spruche:
Hogenberg: Franz H., Kupferstecher, geb. zu Mecheln, † zu Köln 1590(?), wie sein Zeitgenosse„Myn dingen maeck ick recht ende slecht
Daer om blyf ick een arm knecht“.
[652] Das von M. Quad angegebene Todesjahr Hogenberg’s (1590) erscheint um deßwillen nicht ganz zuverlässig, weil 1593 und 1594 in der ersten Ausgabe des 3. und 4. Bandes des Braun’schen Städtebuches die Dedicationen die Mitunterschrift Hogenberg’s tragen. Zwei etwas jüngere kölner Kupferstecher, Abraham und Johann H., stehen sicher in genealogischer Verbindung mit Franz H., vielleicht waren sie seine Söhne.