ADB:Ilberg, Hugo
*): Friedrich Theodor Hugo I., † am 30. November 1883, angesehener Gymnasialpädagog, zuletzt in Dresden. Hugo I. wurde am 24. Juli 1828 in Hohenmölsen, Kreis Weißenfels, geboren, wo der Vater, später Kreisrichter in Kölleda und Belgern, damals Gerichtsamtmann war. Bis dahin von einem Hauslehrer vorbereitet, trat der Jüngling 1843 in die seiner Heimath benachbarte, berühmte Schule zu Schulpforta ein, der er bis zur rühmlich bestandenen Reifeprüfung, Ostern 1849, angehörte. Tiefen Eindruck machten ihm die Lehrer Kirchner (Rector), Steinhart, der Platoniker, [744] Koberstein, der Litterarhistoriker, Karl Keil, der Epigraphiker; dieser zugleich sein besonderer Tutor. Der Jüngling entschied sich unter ihrem Einflusse für das Studium der Philologie, dem er zunächst drei Semester in Halle unter Bernhardy und dem jugendlichen Privatdocenten Heinrich Keil oblag. Herbst 1850 begab er sich nach Bonn, wo er Friedrich Ritschl, Fr. Gottlieb Welcker, Brandis, Dahlmann und wiederum zwei damals junge Docenten, Karl Schaarschmidt und Jakob Bernays, als Lehrer und Führer hatte. Zusammen mit seinem Schweizer Freunde Theodor Hug, späterem Professor zu Schaffhausen, errang er den zweiten akademischen Preis für Bearbeitung der Preisaufgabe: „Q. Ennii Annalium fragmenta praemissa de poëtae vita scriptis et arte disputatione disponantur emendentur illustrentur“. Den ersten Preis hatten die rüstigen Nebenbuhler dem jungen Johannes Vahlen lassen müssen. Bald darauf schloß I. das akademische Studium mit der Oberlehrerprüfung in Bonn (Herbst 1852) und begab sich über die neue Heimath Belgern a. d. Elbe nach Berlin, um im Januar 1853 unter Ferdinand Ranke am Friedrich-Wilhelmsgymnasium sein Probejahr anzutreten. Schon nach einem Vierteljahre folgte er jedoch dem Rufe an das Mariengymnasium zu Stettin und erwarb hier unter den Directoren Hasselbach und Karl Peter inmitten eines lebendigen und bedeutenden Lehrercollegiums, dem u. a. Hermann Rassow, Gustav Wendt, Franz Kern, Richard Volkmann gleichzeitig mit ihm angehörten, in vierjähriger Wirksamkeit den Ruf eines begabten und anregenden Lehrers, wie eines besonders glücklichen Lenkers der Jugend. In Stettin gründete er auch seinen Hausstand durch die Heirath mit Klara Weißwang, Tochter eines verstorbenen Gerichtsamtmannes zu Schwarzenberg im Erzgebirge, die ihn überleben und ihm die Augen zudrücken sollte (1. October 1855). Im J. 1857 führte das junge Paar ein neuer Ruf nach Magdeburg an Gymnasium und Convict des Klosters U. L. Fr.; und von da nach abermals vier Jahren holte ihn Rassow, inzwischen als Director an Sauppe’s Stelle von Stettin nach Weimar übergesiedelt, dorthin als Conrector. Wie sehr sich der junge Schulmann schon damals Ruf in weiteren Kreisen erworben hatte, obwol die Ansprüche der Praxis und der öftere Wechsel des Arbeitsfeldes hier wie später die lebhaft erfaßten litterarischen Pläne – die sich besonders um Plautus bewegten – immer wieder zurückdrängten, beweist der überraschende Ruf, den ihm wenige Monate später der kgl. sächsische Geheime Schulrath Gilbert persönlich brachte, und der ihn schon im April 1862 als Director von Weimar nach Zwickau entführte. Daß die Eltern nach dem Uebertritte des Vaters in den Ruhestand gleichzeitig nach dem Zwickau benachbarten Schwarzenberger Drahthammer, dem Wohnsitze von Hugo Ilberg’s älterer, dort verheiratheter Schwester, übersiedelten, wurde beiderseits als erfreuliche Fügung dankbar empfunden. Aber auch im sächsischen Schuldienste war I. noch mehrfacher Wechsel beschieden. In Zwickau wirkte er neun, in Meißen an St. Afra drei, in Dresden am königlichen Gymnasium der Neustadt wieder neun Jahre. In Zwickau durchlebte er die beiden großen Kriegsjahre, das für ihn als Preußen in Sachsen besonders schwere 1866, das erhebende 1870/71. In Dresden erweiterte sich 1879 sein Wirkenskreis noch durch die ehrenvolle Ernennung zum Geheimen Schulrathe im königlichen Ministerium des Cultus und des öffentlichen Unterrichtes. Aber recht froh konnte er dieser Ehre nicht mehr werden. Bald nachher überfiel ihn ein Gelenkrheumatismus, und die nachbleibende Schwäche des gesammten Organismus machte die starke Anspannung durch das Doppelamt, besonders in der österlichen Prüfungszeit nur noch beschwerlicher und gefährlicher. Seit 1880 kränkelte er mehrfach; nach der schweren Prüfungszeit 1883, am 24. März, dem Tage vor Ostern, traf ihn ein Gehirnschlag, und fortan siechte er. Nach [745] anscheinender Besserung wiederholte sich der Anfall Ende Juli zu St. Blasien im Schwarzwalde. An Wiederaufnahme der Berufsarbeiten war nicht mehr zu denken. Ein zweiter Rückfall ließ ihn daheim am 30. November sanft entschlummern. Der Ruf eines tüchtigen Gelehrten und Schulmannes, eines warmherzigen, frommen und patriotischen Erziehers der Jugend im Sinne des alten protestantischen Humanismus überlebte ihn in Sachsen, in dem er ganz eingewurzelt war, wie in den Kreisen seines früheren Wirkens.
Ilberg- Vgl. Friedrich Theodor Hugo Ilberg. Erinnerungen an sein Leben und Wirken, für seine Freunde und Schüler zusammengestellt von Johannes Ilberg. Leipzig 1885. (In den Beilagen Proben deutscher und lateinischer Schulreden, sowie lateinischer Poesie von Hugo Ilberg.)