Zum Inhalt springen

ADB:Lycosthenes, Conrad (1. Artikel)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lycosthenes, Konrad“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 727–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lycosthenes,_Conrad_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 00:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Lydius, Balthasar
Band 19 (1884), S. 727–728 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Conrad Lycosthenes in der Wikipedia
Conrad Lycosthenes in Wikidata
GND-Nummer 123403855
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|727|728|Lycosthenes, Konrad|Jakob Franck|ADB:Lycosthenes, Conrad (1. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123403855}}    

Lycosthenes: Konrad L.[WS 1], gelehrter Philolog und Theolog im 16. Jahrh. Sein Geburtsort ist das Städtchen Ruffach im Oberelsaß (deshalb Rubeaquensis), wo er um das Jahr 1518 seinem Vater, dem Schultheiß Theobald Wolfhart und seiner Mutter, Elisabeth, einer Schwester des Konrad Pellicanus (vgl. Jod. Gallus, Bd. VIII, 348) geboren wurde. Seinen Familiennamen gräcisirte er später, der Sitte der Zeit folgend, in den obigen, dessen sich auch zu Anfang des 17. Jahrhunderts der Sohn des Cyr. Spangenberg zu Straßburg, Wolfhart, als Schriftstellernamens bediente. Nachdem er mit Beihülfe seines Oheims Pellicanus den vorbereitenden Unterricht absolvirt hatte, bezog er siebenzehnjährig, die Universität Heidelberg, wo er sowohl Theologie und Philologie als auch besonders Geschichte studirte, zu welch’ letzterer ihn eine besondere Neigung zog. In diesen Studien zeichnete er sich durch Fleiß und Kenntnisse so sehr aus und machte so rasche Fortschritte, daß er bereits 1539 mit der philosophischen Doctorwürde beehrt wurde. Im J. 1542 ging er zugleich mit seinem Studiengenossen Heinrich Pantaleon nach Basel, und hier sogleich zum Lehrer der Grammatik und Dialektik ernannt, trug er diese Disciplinen drei Jahre vor, [728] worauf ihm das Amt eines Diaconus und Predigers bei St. Leonhard übertragen wurde, welches er bis zu seinem Tode bekleidete. Aber die geistige Ueberanstrengung, welche ihm sein Predigtamt verbunden mit der Abfassung und Veröffentlichung zahlreicher gelehrter und umfassender Werke verursachte, zog ihm einen Schlagfluß zu, der ihm die rechte Hand lähmte, so daß er genöthigt war, von nun an zum Schreiben sich der linken Hand zu bedienen. Er überlebte jedoch diesen Anfall noch sieben Jahre und starb endlich am 25. März 1561, erst 43 Jahre alt. Wir verdanken L. eine große Zahl sehr wichtiger und theilweise noch heute mit Nutzen zu gebrauchender Werke. Die vorzüglichsten derselben, sämmtlich zu Basel gedruckt, sind: „Commentaria in Plinium jun. de Viris illustribus“, 1547. 8°, eine Schrift, deren Verfasser bekanntlich Aurelius Victor ist, die man aber damals allgemein dem jüngeren Plinius zuschrieb; „Compendium Bibliothecae Gesnerianae“, 1551. 4°; „Gnomologia ex Aenea Silvio s. Pio II.“, 1551. Fol., wovon später Josias Simler (1574) und Jakob Fries (1583) vermehrte Ausgaben veranstalteten; „Julii Obsequentis liber de prodigiis“, 1552. 8°; „Ptolemaei Geographia“, 1552. 8°; „Officina J. Ravisii Textoris“, 1555. 4°; „Epitome sententiarum Stobaei“, 1557. 8°; „C. Dom. Brusonii facetiae“, 1559. 4°. Als seine beträchtlichsten Arbeiten sind jedoch ohne Widerspruch zu betrachten seine: „Apophthegmatum sive responsorum memorabilium … ex autoribus priscis pariter atque recentioribus collect. Loci communes“ … 1555. Fol.; in dem Quellenverzeichnisse der latinorum recentiorum begegnen auch Chytraeus, Seb. Münster, Vinc. Bellovacensis u. a. m.; „Parabolae s. similitudines ab Erasmo coll. in loc. comm. redact.“, 1557. 4° und „Prodigiorum et ostentorum chronicon“, 1557. Fol. m. Holzschn., ein merkwürdiges, seltenes und gesuchtes Buch, woraus noch im vorigen und diesem Jahrhundert Auszüge veranstaltet wurden; so erschienen: „Le livre des Prodiges par Conrad Lycosthènes“ in Athenae Rauricae, 1778, 256. 271. 335 (Abbildungen und Erklärungen der Originalausgabe) und im Mag. pittor. 1853, 231–32; 271–72; 327–28. 1854, 143–44. Unter den Ausgaben aber der Apophthegmata und Similitudines gaben auch die Jesuiten, weil dieselben vom Concil zu Trient verdammt worden waren, die ersteren 1618 in ihrer Weise verkürzt und verstümmelt wieder heraus, ohne jedoch des ursprünglichen Verfassers im mindesten Erwähnung zu thun „superiorum jussu, unius e Patribus Soc. Jes. studio accurate recognita, ab omni obscoenitate et impietate expurgata“. Im Manuscript hatte L. mehrere im Comp. Bibl. Gesner. angeführten Werke hinterlassen, u. a. eine Geschichte der Stadt Ruffach, von welcher Seb. Munster einen Auszug seiner Cosmographia einverleibte, und ebenso ein zahlreiches Material, das später durch seinen Stiefsohn Theodor Zwinger in dessen „Theatrum vitae humanae“ Verwendung fand. Sein Bildniß findet sich bei Freher a. a. O. p. 164 und in den Icones Boissardianae Tab. CXCVIII. – Ueber ein Buch eines Augsburgischen Geistlichen „Bonifacius Lycosthenes oder Wolfahrt“ (sic) um 1586 vgl. den Thesaurus libellorum (Leipz. 1870) S. 251.

Th. Zwinger, Praef. Theatr. vit. hum. Adami Vitae Theolog. Fol. 174a. Freheri Theatr. vir. erudit. p. 189–190. Clessius, Elenchus ſ, p. 430 bis 431. Niceron XXXI. Fabricius, Hist. Bibl. meae III, 106–107, IV, 330. Catal. Bunav. T. I. Vol. II. Jöcher II, 2619. Saxi Onom. III, 265. 634. Strobel, Gesch. d. Elsasses IV, 127. Grässe, Trésor IV, 310a. Zacher, Die deutschen Sprüchwörtersammlungen S. 14c. Wolf, Biographien I, 34, IV, 64. Theoph. Elychnius, Relatio ex Parnasso S. 30. 58. Der Verfasser ist der Straßb. Rathsreferent und Actuarius Gottlieb Dachtler.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 44 ein ergänzender Artikel.