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ADB:Mander, Karel van (Kunsthistoriker)

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Artikel „Mander, Karel van, sen.“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 174–175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mander,_Karel_van_(Kunsthistoriker)&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 12:31 Uhr UTC)
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Mander: Karel van M. sen., Maler und Kunsthistoriker, geb. 1548 im Dorf Meulenbeke in Flandern, † am 11. September 1606 in Amsterdam. Er stammte aus einer angesehenen und begüterten Familie, die dem Staate mehrere hohe Beamte und Kriegsleute, der Kirche auch einen Bischof gegeben hatte. M. erhielt darum eine sehr sorgfältige Erziehung; da er indessen für die zeichnenden Künste eine besondere Neigung zeigte, so wurde er zuerst dem Maler Lucas de Heere in Gent und dann dem Pieter van Vlerick in Courtray in die Lehre gegeben. Im J. 1569 war seine Lehrzeit vollendet, er kehrte ins Vaterhaus zurück, malte Bilder für Kirchen und befaßte sich mit der Dichtkunst. Er besuchte darauf 1574 Italien und hielt sich in Rom drei Jahre lang auf, studirte fleißig die Antike wie auch die Kunstwerke der Malerei, indem er nicht allein von dem, was ihm das wichtigste schien, eine Zeichnung entwarf, sondern seine Erfahrungen auch im Tagebuche durch den Text erklärte. Leider wirkte der Manierismus seines ebenfalls sich in Rom aufhaltenden Freundes Bart. Spranger verderblich auf seine Kunst ein. Man nennt ein Gemälde von ihm, das er in Italien für einen Grafen in Terni gemalt hat und das die Ermordung des Admirals Coligny zum Gegenstande hatte. Auch Bildnisse soll er daselbst ausgeführt haben. Auf seiner Rückreise 1577 berührte er Basel, wo er auf dem Friedhof ein Bild mit der Flucht Jacobs malte, zog darauf mit Spranger nach Wien und betheiligte sich daselbst an der Ausschmückung des Triumphbogens für den heimkehrenden Kaiser Rudolph. Zurückgekehrt in seine Heimath scheint er alsbald geheirathet zu haben, denn sein ältester Sohn war bereits 1579 zur Welt gekommen. M. malte nun fleißig; besonders werden zwei Compositionen rühmend erwähnt: „Adam und Eva im Paradiese“ und „Die Sündfluth“. Offenbar war ihm darum zu thun die Früchte seiner italienischen Reise, insbesondere die Technik des Nackten darzulegen. Die ausgebrochenen spanischen [175] Unruhen, die seiner Eltern Güter zerstörten, zwangen ihn zur Flucht; er kam mit Eltern, Weib und Kind nach Kortrijk, wo er im grauen Kloster Unterstand gefunden und demselben aus Dankbarkeit verschiedene Altarbilder ausgeführt hat. Darauf zog er 1582 nach Brügge, verließ es aber der herrschenden Pest wegen bald und wollte seinen Heimathsort wieder aufsuchen, wurde aber auf der Heimreise beraubt und ausgezogen. In größter Armuth wandte er sich Holland zu und landete 1583 in Haarlem, wo sich Goltzius und Corneliszen seiner annahmen, so daß er durch Arbeit wieder auf eigenen Füßen zu stehen im Stande war. Alle drei gründeten darauf eine Akademie, in welcher die Schüler nach dem Leben zeichnen lernten. Neben der Kunst betrieb M. auch die Poesie; er machte viele geistliche Lieder, die in holländischen Liederbüchern vorkommen; er übersetzte die Ilias, die Bucolica und Georgica (1597 erschienen). Zu seinen poetischen Werken gehört auch „De Nederlandsche Helicon“, 1610 und „De gulden Harpe“, 1627. Alle diese Werke sind heutzutage vergessen; dafür sichert ihm ein anderes Werk unsterblichen Ruhm, da es ihn würdig an die Seite des Italieners Vasari stellt; es ist sein „Schilderboek“ (1604 erschien die erste Ausgabe, 1618 die zweite, 1764 die dritte). Was er in diesem Werke von antiken und italienischen Malern sagt, ist wenig zu brauchen; der größte Theil seines Werkes befaßt sich aber mit niederländischen Meistern und für die hier gebotenen Nachrichten ist ihm die Kunstgeschichte zu großem Dank verpflichtet, wenn sich auch bei einer Arbeit dieser Art nothwendig Irrungen einschleichen mußten. Im J. 1604 zog M. nach Amsterdam, wo er zwei Jahre darauf starb und nachdem man einen Lorbeerkranz auf sein Haupt gelegt hatte, mit großem Pomp in der Oude Kerk bestattet wurde. Viele seiner Bilder und Zeichnungen wurden auch von namhaften Künstlern, wie de Gheyn, Saenredam, Hondius, Dolendo, Matham u. A. m. gestochen. Ob das ihm selbst zugeschriebene Blatt mit Ceres und Stellio ihm wirklich gehört, oder seinem gleichnamigen Sohne, kann nicht entschieden werden.

Vgl. van Mander, Schilderboek, 2. Ausgabe. – Sandrart. – Houbraken. – Immerzeel. – Kramm.