ADB:Passow, Arnold
Karl P. (s. S. 215) am 29. Dec. 1829 in Berlin geboren, erhielt seine Bildung, ohne je eine Schule zu besuchen, ausschließlich durch Privatunterricht, für einzelne Fächer (Mathematik, Französisch u. a.) dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen als Unterrichts-Genosse beigegeben, und bestand Ostern 1848 als Extraneer die Maturitäts-Prüfung am Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin. Zuerst studirte er in Bonn, wo Welcker ihn vorzugsweise anzog, dann in Berlin Philologie, löste hier 1851 eine Preisaufgabe, wurde 1852 zum Dr. ph. promovirt („de comparationibus Homericis“) und bestand 1853 die Lehramtsprüfung. Nach kurzer Lehrthätigkeit am Friedrich-Werder’schen und Joachimsthal’schen Gymnasium begleitete er einen jüngeren Freund auf einer längeren Reise durch Italien, die Schweiz und Frankreich und legte dann das pädagogische Probejahr 1854–55 am Gymnasium in Bonn ab, dessen Director Schopen er von seiner Studentenzeit her nahe stand. Im Herbst 1855 als Adjunct nach Schulpforta berufen, trat er dort besonders den Professoren Koberstein und Steinhart (s. d.) näher, deren fördernden Einfluß auf ihn er dankbar zu rühmen pflegte. 1858 wurde er an das Pädagogium U. L. Fr. nach Magdeburg versetzt und verheirathete sich hier mit der Tochter des 1843 in Athen verstorbenen Professors H. N. Ulrichs (s. d.), dessen litterarischen Nachlaß herauszugeben er nachher übernahm: 1863 erschien der zweite Theil von Ulrichs’ „Reisen und Forschungen in Griechenland“ mit einem Lebensabriß des Verfassers, nachdem P. bereits 1860 mit den „Carmina popularia Graeciae recentioris“ und 1861 mit der Uebersetzung der „Liebes- und Klage-Lieder des Neugriechischen Volkes“ hervorgetreten war. 1861 wurde P. als Oberlehrer an das Domgymnasium in Halberstadt berufen, hier 1866 zum Professor ernannt, bereits Ostern 1868 aber nach Lingen als Director des dortigen Gymnasiums versetzt. Mit der ganzen lebhaften Energie seines Wesens übernahm er die Pflichten dieses neuen Amtes, eifrig bemüht auch in weiteren Kreisen Sinn und Verständniß für Kunst und Alterthum zu erwecken. Ein früher Tod setzte seinem Wirken ein vorzeitiges Ende. Ein rasch sich entwickelndes Lungenleiden nöthigte ihn schon im April 1870 seine Thätigkeit einzustellen; nach erfolglosem Besuche verschiedener Heilquellen starb er am 12. Novbr. 1870 in Wiesbaden. Von seinen Schriften sind außer den bereits genannten noch zu erwähnen die „Sophokleischen Studien“ 1864.
Passow: Gottfried Thomas Arnold P., Philologe und Schulmann, 1829 bis 1870. Er wurde als der einzige Sohn von- B., Zur Erinnerung an Arnold Passow, in der Berliner Zeitschrift für Gymnasialwesen, 1870, Bd. XXIV, S. 930–33.