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ADB:Rabus, Johann Jakob

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Artikel „Rabus, Johann Jakob“ von Otto Schmid in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 95–97, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rabus,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:16 Uhr UTC)
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Rabus: Johann Jakob R., katholischer Polemiker, geb. zu Straßburg um 1545 als der Sohn des lutherischen Predigers Ludwig R. (s. u.), erhielt seine erste Bildung in seiner Vaterstadt unter dem gelehrten Schulrector Johann Sturm; als sein Vater nach Ulm als Prediger berufen worden war, studirte hier R. mehrere Jahre weiter, daher er häufig auch Rabus Ulmensis sich nannte. Von Ulm wurde R. nach Wittenberg gesendet, um hier dem Studium der Theologie zu obliegen. Daselbst rief die Lesung der Schriften Eck’s, des Convertiten Staphylus, des Petrus Canisius einen solchen Eindruck auf R. hervor, daß er damals schon der katholischen Kirche sich zuzuwenden beschloß. Von Wittenberg ging R. nach Tübingen, wo er zum Dr. der Theologie promovirt wurde. Einige Zeit darauf verließ er jedoch gänzlich den Protestantismus und begab sich nach Augsburg, um hier mit P. Canisius sich zu besprechen, der aber indessen nach Rom abgegangen war; deshalb wendete sich R. an die Jesuiten in Dillingen, wo er nach einer eingehenden Prüfung, besondets durch einen gewissen P. Pürker geleitet, am 30. November 1565 in die katholische Kirche aufgenommen wurde. Daß sein Schritt wirklich aufrichtig war, geht u. a. daraus hervor, daß er die im Protestantismus ihm sich darbietende gesicherte Zukunft ausschlug. R. studirte nun bei den Jesuiten in Rom im Collegium Germanicum, in Köln, Mainz und auch in Dillingen durch Unterstützung Herzog Albrecht’s von Baiern; auch P. Canisius sowie Martin Eisengrein waren seine Gönner. Bald darauf diente er dem Fürstbischofe von Trient, Ludwig Madruzzi, der ihn zu seinem Rathe ernannte. Im Herbste 1569 und Anfangs 1570 war er wieder in Köln, 1571 wurde er zum Priester geweiht, von Herzog Albrecht zu dessen Hofprediger und Theologen ernannt und erhielt zugleich ein Kanonikat am Collegiatstifte zu [96] Moosburg. Im J. 1573 treffen wir R. inscribirt an der Universität Ingolstadt (vgl. Mederer, Annales Ingolstad. II, 9). Im J. 1579 kam R. nach Straubing als Stadtprediger und wurde, nachdem er inzwischen den Titel eines Protonotarius Apostolicus erhalten, im October 1581 Stadtpfarrer und Kanonikus an dem nach St. Jakob zu Straubing übertragenen Collegiatstifte; 1583 resignirte R. seine Stelle als Stadtpfarrer, blieb aber noch Stadtprediger zu Straubing. Er scheint zwischen 1584 und 1587 gestorben zu sein. Die Nachricht bei Jöcher-Adelung, Zedler’s Universal-Lexikon u. a., R. sei 1583 von Herzog Ferdinand von Baiern in den Truchseß’schen Feldzug gegen Köln und dort betrunken von den Soldaten erschlagen worden, entbehrt urkundlicher Nachweisung. Die Schriften dieses gelehrten und beredten Mannes, der nicht selten mit dem polnischen Bibelübersetzer Rabus verwechselt wird, haben meist den Charakter von Controversschriften gegen verschiedene damalige lutherische Prediger, wie Nigrinus, Marbach u. a. und besitzen manche Aehnlichkeit mit den Werken des Convertiten Kaspar Franck, mit dem R. ohnehin sehr befreundet war. Die Schriften Rabus’ sind gründlich und überzeugend, hie und da im Tone jener Zeit etwas derb; doch verfuhren auch die Gegner sehr sarkastisch gegen R., wie z. B. Fischart in dem gegen R. herausgegebenen: Nycticorax, Nacht-Rab oder Nebelkräh von Retznem wider Geckel Rab. Die meisten Schriften Rabus’ sind selbständige Arbeiten, einige sind Uebersetzungen früherer Schriftsteller. Folgende sind die bekannteren:

„M. Jacobi Rabi, Ulmensis, Neophyti Professio catholica“, datirt aus dem Collegium German. zu Rom, 14. September 1566, dem Herzog Albrecht gewidmet, 1567 zu Ingolstadt gedruckt. – „Dubitantius. Drey Schöner Catholischer Gesprech zwischen einem zweiffelhafftigen vnd standthafftigen Christen Dubitantio vnd Constantio von dem rechten Weg zu der ewigen Seligkeit. Erstmaln durch den Hochwürdigen in Gott Herren Wilh. Lindanum, Bischouen zu Ruremund in Latein. sprach geschrieben vnd Jetzunder aus bit viler gutherzigen in die Teutsche Sprach trewlich verdolmetschet.“ Cöllen 1568, gewidmet dem Ulrich Ehinger v. Baltzheim, Statthalter zu Ulm. – „Kurtze vnd wolgegründte Antwort auff dise Frag: Ob ein Catholischer Christ auch mit gutem Gewissen offt zum Hochw. Sakrament des Altars gehen könne und solle, durch J. Rabus von Ulm, Ludo. F. C. C.“, Cöllen 1568, gewidmet der Herzogin Jacoba von Baiern. Diese Schrift beruht vorzüglich auf Christoph Madridius: De frequenti comunione, 1568 Coloniae. – „Athleteticum (richtiger Aletheuticus) pro veritatis (et) anatomiae Luthericae defensione adversus Porcos recentes Albimontios“, Colon. 1569. R. scheint eine Schrift unter dem Titel: Anatomia Lutherica verfaßt zu haben. – „Jo. Jac. Rabus etc. ad Ludovicum patrem v. clariss. etc. pro fide catholica ac suo ad eam accessu epistola apologetica,“ Colon. 1570. Der alte R. war über den Schritt seines Sohnes sehr erzürnt und ließ trotz dieser rührenden Schrift sich nicht mehr versöhnen. – „Christliche und treuherzige Vermanung an seine lieben Landsleute, alle katholische Ulmer, daß sie sich von der Heiligen, Allgemeinen, Apostolischen und Päpstlichen Kirche nicht abwendig machen laßen etc.“ Köln 1570. – „Christliche und bescheidene Ablehnung der vermeinten Bischofspredigt, so jüngst … den 26. Jenner dieses laufenden 1569. Jahrs im Münster zu Straßburg gehalten etc.“ Köln 1570, gerichtet gegen Joh. Marbach, der gegen die Wahl des Straßburger Bischofs Johann IV. in einer Predigt heftig geeifert hatte. – Wider das Buch Marbach’s: De miraculis veris et falsis dijudicandis ex verbo Dei (gegen P. Canisius, Eisengrein) schrieb R.: „Christl. und wohlbegründeter Gegenbericht von Mirakeln und Wunderzeichen, wie man dieselbigen aus Gottes Wort urtheilen solle.“ Dillingen 1573. Auf diese weitläufige Schrift verfaßte der Ingolstädter Professor der Poesie Engerd ein Gedicht. – Aus Anlaß der vorhergehenden Schrift des R. wurden [97] in Straßburg Theses gegen die Verehrung der Heiligen u. dgl. öffentlich vertheidigt. Gegen diese schrieb nun R.: „Jacobi Rabi … adversus theses a°. 1574 publice disputatas contra sacrarum reliquiarum miracula velitatio succincta.“ Argentinae 1574, Monachii 1575. – „Kurtzer, doch christl. Unterricht, Wo die rechten Apostaten und Mameluken … zu finden“, 1574; gegen die Schmähschrift, welche Georg Nigrinus, Prädicant zu Gießen gegen Kaspar Franck erlassen hatte. – „J. Rabi ad Joannis Sturmii Antipappos amica σοζήτησις. In Formulam Concordiae“, Ingolstadt 1580. Rector Sturm in Straßburg wurde im Kampfe gegen die Verfechter der Concordienformel Pappus und Marbach seines Amtes entlassen; R. sucht ihn durch die obige Schrift für die kathol. Kirche zu gewinnen. – „Kurtzer Bericht von dem hh. Sacrament zu Deckendorff,“ München 1584. – „Christl. Instruktion vnd Vnderweysung, weß sich Vatter, Mutter, Priester vnd Geuatter bey der heyligen Tauff, jhres Ampts vnd Beruffs halben eygentlich verhalten sollen. Vor 80 Jahren in der Churfürstl. Stadt Leyptzig Predigsweiß gehalten durch den Ehrw. H. Andream Proles, Vicarien deß Ordens der Einsidlern S. Augustini vnd jetzo zu gemeinem trost widerumb vbersehen durch J. J. Rabus“, Straubing 1584 und 1585. – „Christlich’s Manual oder Handtbüchlein. Von Rechtem Nucz vnd frucht deß Walfartens. Vnd Mit was Christlicher Andacht, Weiß vnd Maß fromme Kirchfahrter Die Gedechtnussen vnd Gottsheuser der gebenedeyten Mutter Gottes Maria vnd anderer Heyliger besuchen sollen. Eines thaills auß dem Italienischen ins Teutsch, anders thails aber, mit vilen andern nothwendigen Puncten gemehrt vnd verbessert“. Straubing 1585. – In der kgl. bair. Hof- und Staatsbibliothek zu München befindet sich die Handschrift 1280 (Cod. german.): Beschreibung der Reise J. J. R. nach Rom zum Jubiläum a°. 1576. –

Vgl. Agricola, Historia provinciae S. J. Germaniae super. Decad. III. Nr. 146. – Mayer, Thesaurus novus juris ecclesiastici, Ratisbonae 1793. tom. III. p. 392. 394. 447. 453. – Kobolt, Bayrisches Gelehrten-Lexikon S. 533–534. – A. Räß, die Convertiten seit der Reformation I, 494 bis 577. – Sammelblätter zur Geschichte der Stadt Straubing. IV, 472 ff. – Hurter, Nomenclator I, 32, wo aber die Notiz: natus Memmingae 1525 auf den Vater unseres R., nicht aber auf letzteren zu beziehen ist.