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ADB:Reimer, Nicolaus Theodor

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Artikel „Reimer, Nicolaus Theodor“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 714, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reimer,_Nicolaus_Theodor&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 16:42 Uhr UTC)
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Reimer: Nicolaus Theodor R., Mathematiker. Er war geboren am 23. Februar 1772 in Rendsburg, wo sein Vater Hauptpastor an St. Marien († 23. October 1804) war. Vorbereitet auf der Gelehrtenschule der Vaterstadt unter dem wackern Rector Bertram, bezog er 1788 die Universität Kiel und widmete sich hier zuerst dem theologischen Studium, hörte zugleich doch auch philosophische und historische Vorlesungen und selbst juristische. Die Theologie genügte ihm nicht und die Rechtswissenschaft ebensowenig. Doch unterwarf er sich 1792 dem theologischen Amtsexamen in Glückstadt und bestand dasselbe. Darauf aber zog er auf die Universität Göttingen und studirte nun Philologie und Mathematik. Heyne und Kästner waren hier insbesondere seine Lehrer. 1796 ward er hier Dr. phil. und dann Adjunct der philosophischen Facultät daselbst. Er veröffentlichte darauf seine „Historia problematis de cubi duplicatione“, Göttingen 1798, die von seinen philologischen, wie mathematischen Kenntnissen Zeugniß giebt, und damals von Fr. Jacobs und Klügel günstig, später von Bernhardy wohl zu hart beurtheilt worden ist; sie verdient in der That noch heute zu Rath gezogen zu werden. Als Assessor der Societät der Wissenschaften schrieb er 1799 die Abhandlung über ein epigramma Metrodai ineditum. Mitscherlich in seiner Ausgabe des Horaz II, p. 696 theilt Reimer’s Auseinandersetzung des Astrologischen in Horatii Carmen II, 17 V. 17 mit. Zu Michaelis 1800 siedelte er nach Kiel über und hielt nun hier mathematische Vorlesungen, ward auch Adjunct der philosophischen Facultät mit einem kleinen Gehalt. Gegen Ende 1801 ward er außerordentlicher Professor. Er übersetzte Bossut, Geschichte der Mathematik, Hamburg 1804, 2 Bde., und fügte der Uebersetzung eine Reihe gelehrter Anmerkungen und Zusätze hinzu. 1804 ward ihm die Aufsicht der mathematischen Instrumente und der Sternwarte in Kiel anvertraut. 1810 avancirte er zum prof. ordinarius. 1813 übernahm er zugleich den Unterricht im königl. Forstinstitut. Bald darauf trat er in die Direction dieses Forstinstituts und übernahm die Rechnungsführung desselben und im September desselben Jahres ward er zum Quästor und Aedilis der Universität ernannt. 1817 kam zu seinen übrigen Geschäften noch die Mitadministration und Rechnungsführung des akademischen Krankenhauses und des botanischen Gartens. Er starb am 23. Januar 1832. Auf seine Vorlesungen verwandte R. die größte Sorgfalt. Klarheit, Gründlichkeit, strenge Ordnung zeichneten dieselben aus. Seine Vorlesungen über reine Mathematik fanden stets zahlreiche Zuhörer, wohingegen die für höhere Zweige der Mathematik, wie das auch natürlich, nur von Wenigen gehört wurden. 1824 ward er zum königl. Etatsrath ernannt. In jüngeren Jahren trat er gern als Gelegenheitsdichter auf, doch ist davon wol nichts weiter in Druck gegeben, als ein Gedicht in Aschenberg’s Bergischem Taschenbuch für 1801. Er war auch sehr musikalisch. Von ihm ist componirt Halem’s Trinklied: Das Leben gleichet etc. und Salis’ Fischerlied: Das Fischergewerk giebt rüstigen Muth etc.

Pütter, Gelehrtengesch. von Göttingen III, 267. – Poggendorff, biogr.-litterar. Handwörterbuch II, 596. – Ratjen in Falk’s N. staatsb. Magazin III, 2. 353 ff. – Lübker-Schröder und Alberti, Schriftstellerlexikon s. v.